Gurkenkönig

... dann hast du sie Montag Morgen um halb sieben mit diesem Duft geschockt.

Vermutlich nicht der klassische Büroduft, hat man doch etwas von einem Rumfass, auch der leicht esoterische Weihrauch-Zeder-Sandel-Mix mit einem Hauch Patchouli ist nicht Jedemanns Sache. Meine aber schon
Deswegen habe ich eine größere Menge eingelagert, sodass mich etwaige Produktionsstops bis zu meinem Ableben nicht stören brauchen.
Kurzum: Für mich ist das mein Brot und Butter Duft, so mag ich mich jeden Tag riechen. Ich finde es wichtig, dass man sich selbst auch riechen kann, erst dann wirkt es auch auf die Umwelt. Deswegen tue ich mir auch keine vermeintlichen "Date-Düfte" mehr an, sofern sie für mich nichts sind.

Leider, und da sind wir beim Massenduft, kennt man den Bentley Intense mittlerweile. Von daher hoffe ich, dass mich mein Vorrat auch wieder in Zeiten träft, in denen man ungläubig gefragt wird, was das denn für ein ungewöhnliches Parfum ist. Denn am Ende will man ja auch ein bisschen auffallen und nicht nur eines von vielen ledrigen Rumfässern mit Sandelholzapplikation und Bergamotte-Köpfchen sein.
In einem Satz zusammengefasst würde ich den Duft wie folgt beschreiben: Stell dir vor, du bist im 17. Jahrhundert auf einem Rum-Kutter aus der Karibik in Richtung Europa, gehst unter Deck und läufst am alten, wettergegerbten, rauchenden Käptn vorbei. Das riechst du. Wichtig: Der Käptn ist zwar keine 20 mehr, aber 40 Jahre hat er auch noch nicht auf dem Buckel.

Der Duft war ein halber Blindkauf. Ich habe mal zufälligerweise den Tabac Deostick genutzt und fand den Duft sehr angenehm und so habe ich mir dann das Eau de Cologne dazu geholt.

Und was soll ich sagen, an unentschlossenen Abenden ist das genau mein Ausgehduft. Heute war einer dieser Abende. Nach langer Abstinenz sollte es ein Biergarten in München sein, am Ende wurde es mit einigen mitgebrachten Bieren der Flaucher.
Dort mit einigen kurzfristig kennen gelernten Menschen herumsitzend kam sehr schnell die Frage, was ich denn hier für einen Duft tragen würde, da er scheinbar schwer zuzuordnen war, inmitten der üblichen Düfte an solche einem Abend. Vermutlich hat sich die ein oder andere Begleiterin auch an ihren Vater oder gar Großvater - bewusst oder unbewusst - erinnert gefühlt. Jedenfalls war durchweg Gefallen an meinem Duft gefunden, manch einer der anderen Anwesenden mag sich da gekränkt gefühlt haben, dass hier der günstige Duft das Gesprächsthema war und nicht ihr Special.

Für mich persönlich besticht vor allem die Frische, gleichzeitig vermitteln Moschus und Sandelholz Seriosität und einen gediegenen Blick auf den Alltag. Eile mit Weile oder aber: Alles unter Kontrolle.

Ich habe lange nach einem passenden Duft für mich gesucht. Keine Sportumkleide (hallo Abercrombie), keine Kaugummibengel (hallo Invictus). Und dann kam Tabac. Danke.

Wow! Direkt nach dem Auftrage, trifft mich die Kokosnuss so, als ob sie mir von der Palme direkt auf den Schädel gefallen wäre. Das ist heftig. Ein Sprühstoß reicht völlig aus, um den halben Tag in einer synthetisch-karibischen Duftwolke zu verbringen - I like.

Definitiv kein Herrenduft zum vor die Tür gehen, wenn man jedoch auf süßes, klebriges Kokosfeeling steht, dann ist auch Mann hier richtig. Zur Kokosnuss gesellt sich gerade zu Beginn noch ein bananig-stechender Duft, der die ersten Minuten unangenehm ist, sich aber dann immer mehr hinter der Kokosnuss zurückfällt und sich schließlich mit ihr harmonisiert. Pure Kokosnuss ist es jedenfalls nicht.

Alles in allem ein anstrengender aber angenehmer Duft, den man mögen muss. Mag man ihn, ist er eine Wucht, wenn auch eine synthetische Wucht.