Ichamia

Ichamia

Rezensionen
Ichamia vor 7 Tagen 4 2
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Sharazan...oder Makassar?
Ein Traum oder eine Erinnerung aus vergangener Zeit umweht mich. Nachdrücklich, gepflegt, chyprig, grünwürzig, hell. Deutlich wahrnehmbar aber nicht aufdringlich. Nicht wie alle anderen.
Ein Traum von Romina Power, es war zu Hochzeiten von "Albano & Romina Power" ihr Duft. Für mich passt er zu dieser elfengleichen schönen Frau aus einer anderen Zeit. War doch grade erst, die späten 70er und frühen 80er...
Eine Erinnerung an diese Zeit, meine Kindheit. Mir scheint, es war damals alles irgendwie besser ;-) Viele Probleme waren unbekannt. Trotzdem lebte man tief im Fortschritt der modernen Zeit. Ich erinnere mich an immer gepflegte Frauen...nicht alle gleich operiert und gestylt, aber doch individuell gepflegt. Lackierte Fingernägel, in Ehren gehaltener Schmuck, lange Haare, man ging "gut angezogen" raus, man flog im Jackett in den Urlaub, nicht im Jogging-Anzug. Im Hotel zum Abendessen Dinner-Jacket statt Bermudas im Restaurant.
Leichtigkeit des Seins...und doch mehr Etikette, mehr Benimm. Vielleicht. So kommt es mir in der Erinnerung vor. Bunt, sorgenfrei, leicht, gepflegt. Ewiger Sommer. Duft von Regen.
Dieser Duft bedeutet für mich das Geborgenheit gebende Zuhause (Sharazan) und das Abenteuer im Urlaub in Makassar.
Es umweht mit Selbstbewusstsein, Nostalgie, Gepflegtheit. Nicht Einheitsbrei. Stark aber feminin.
Ich trage es dieser Tage mit Coco Vanille. Vielleicht ein Stilbruch.
2 Antworten
Ichamia vor 12 Monaten 9 6
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
London by night...
London irgendwann in den 2010er Jahren. Ich war zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder in der Stadt, die ich immer geliebt habe, die mein Papa mir als kleines Mädchen gezeigt hat. Diese Stadt, die immer einen besonderen Zauber aus Britishness, Altehrwürdigkeit, Tradition und auch moderner Großstadt hat. Heimat von Sherlock Holmes und Paddington Bear. Mit wunderschöner Architektur, gemütlichen und gleichzeitig so schicken Straßenzügen, uralten Parks. Wo Afternoon Tea, Maßanzüge und der Klavierspieler früher im Harrods-Restaurant so einen besonderen Flair schaffen.
Ein Duft schien mich an diesem Abend in die Nacht zu begleiten…durch die regennassen Straßen, in die London Cabs und durch schicke Hotellobbys. Der Duft begleitete den Blick an mir herunter, schwarzer Mantel, brünettes Haar. Klack-klack der Stiefel auf feuchtem Asphalt. Für mich war es der Duft Londons an diesem Abend. Es war mir ein wichtiger Abend, eine Mission führte mich durch die Stadt, mein Herz hämmerte.
Der Duft war ein mysteriöser, für mich dunkelblau-minzig-kühler Puls der Stadt…aufgeregte kleine pinke Explosiönchen hier und da. Süchtig machend, unheimlich, wunderschön. Vielleicht die innere Aufgeregtheit, der Regen, gemischt mit den Düften der Stadt…? Der Asphalt, in dessen Pfützen sich die wunderschönen Straßenlaternen spiegelten? Vielleicht der Buzz, der in London immer herrscht, sogar in Nebenstraßen, sogar in der Dunkelheit der Nacht. Das Leuchten der Themse. Embankment. Die Schatten der alten Gebäude. Knightsbridge. Harrods begrüßt mich. Ich fühle mich wehmütig. Mayfair, die Art Deco-Persönlichkeit des Clardige’s Hotels. Eine Champagner-Bar, der Blick hinaus in die Nacht. Ich fühle mich verwegen. Und immer dieser Duft. Betörend mysteriös, gleichzeitig regenfeucht, schwarzblau wie die Nacht. Schwer wie ein Tweedmantel. Detailreich und verziert wie ein luxuriöses Seidenkleid von Prinzessin Catherine. Vintage und doch lebendig und modern - wie der schnelle Herzschlag dieser Stadt.
London by night eben, sagte ich mir. War es für mich. Zeit, wirklich zu überlegen, woher dieser Duft kam, hatte ich nicht.
Die Erinnerung an diese Nacht in London und ihren Duft blieb mir nahe, jahrelang. Und irgendwann blitzte in meiner Erinnerung unvermittelt ein Bild auf. Das Hotelzimmer, das ich mit meiner Jugendfreundin teilte. Ein schwarzer, seltsamer Parfum-Flakon…
Auf einmal erinnerte ich mich an ihre Worte von damals.
Es war ihr „Glücksflakon“, ein Duft, in den sie sich zu wichtigen Anlässen hüllte. Passend, waren wir doch beide auf wichtiger Mission in London, jede auf ihre Weise. Das Parfum, ein Erbstück von ihrer ehemaligen Chefin, der verstorbenen Isabella Blow…
Ein paar Clicks später – Fracas! Das war der Flacon.
Dann quälendes Warten bis er endlich geliefert war. Schon beim Auspacken hörte ich das „Schwick-Schwack“ des Elixiers im Innern des schweren Flacons.
Ich kannte Fracas natürlich schon immer, Parfums sind meine Leidenschaft. Gerochen hatte ich ihn nur nie, die Beschreibung spricht mich nämlich überhaupt gar nicht an und so hatte ich nie das Bedürfnis, ihn zu testen. Bandit allerdings steht schon länger in meinem Regal.
Fracas also.
Herzklopfen. Ich zog den Deckel ab und hob die Flasche an meine Nase…was erwartete mich? Nächtliches London oder lautblumige Filmdiva? Unheimlich nächtlich oder drückend exotisch?
Sofort waren die Bilder wieder da. Ja, Mitternacht in London. Mysteriös, einzigartig, vibrierend.
Seit 10 Jahren also begleitet mich dieser Duft, mittlerweile mein x-ter Flakon.
Für mich wird der Duft nie zu den Beschreibungen von ihm passen – weißblumig, schwer, schwülstig gar. Er hat für mich nichts Lautes, Süßes oder Überwältigendes, ich sehe keine blonden Filmgöttinen mit roten Lippen und erhitzter Haut. Für mich keinesfalls ein Duft mit dem man auffallen wollen, selbstsicher oder eine Diva sein muss. Kein großer Auftritt für mich.
Für mich ist Fracas in seiner schwarzen Art-Deco-Flasche der Duft des nächtlichen Londons. Dunkel, mysteriös, einzigartig. Die dunkle grünäugige Fee auf geheimer Mission, mit schnellem Herzschlag huscht sie durch die Schatten der regenfeuchten Stadt und ihr Duftschleier belegt alles um sie herum mit einem schwarzblauen, grün-minzigen Bann. Ab und an blitzt ein pinkes Sternchen in der Nacht. Ihre Aura liegt über der Stadt, wird eins mit ihr. Kriecht in die Cabs, wird vom Nebel in alle Winkel getragen.
London by night.
Wie gesagt rieche ich hier keine Duftnoten heraus und kann sie auch nicht beschreiben. Der Duft ist für mich sehr eigen, sehr mysteriös und einzigartig. Schwarz, spitz und weich, Gegensätze machen ein harmonisches Ganzes, ein bisschen minzig, ein bisschen Bubblegum (ja, hier ist sie wohl, die Tuberose…). Eine Aura, ein Schleier. Kühl und warm zugleich. Ein Duft, der sich ergibt und einfach „ist“ - eher als nur „ein Parfum“ das jeder einfach aufsprühen kann.
Und für mich ganz anders scheinbar als für alle andern! Da sieht man mal wieder, wie individuell Duft und Wahrnehmung sind.


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