JaneAmber

JaneAmber

Rezensionen
JaneAmber vor 3 Jahren 16 7
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Im Bann der Flüche
Nahezu unmöglich in den letzten Jahren, bei all den, gefühlt monatlich, neu erscheinenden Varianten der Jil Sander Düfte den Überblick zu behalten.

Inflationär viele, zum Verwechseln ähnliche Parfumgeburten, die da mit einem geschäftstüchtigen Klaps auf den gläsernen Po, nach Beachtung greinend, die stetig nach Neuem trachtende Käuferschar, beglücken möchte.
Dazu kommen dann noch limitierte Auflagen, damit das Chaos gänzlich perfekt ist, und der liebe Kunde auch ohne Sehstörung seine Jil Sander Sammlung , sofern er sie artig ergänzt, doppelt und dreifach sieht.
Fast scheint es, als entstünden diese Kompositionen im Harry Potter Universum, in dem, unter einem bestimmten Fluch, jeder Gegenstand bei Berührung kurz aufglüht, um sich anschliessend unendlich zu duplizieren.

Dennoch stechen immer wieder einmal, meist die Originale, aus diesem Vervielfältigungswahn heraus und glänzen mit einer hohen Originalität.
Jil ist eines davon.
Der wohlig würzige Lavender beruhigt das unausgeglichene Gemüt, vermischt sich mit lieblicher Iris und Heliotrop und sorgt für ein wenig Romantik, ohne zu verspielt zu werden. Vor allem der Moschus schafft die gewisse Extravaganz, ganz ohne Allüren.
Ein Duft für viele Gelegenheit, unaufdringlich, aber gegenwärtig.
Gelegentlich werde ich auf dieses Parfum angesprochen, häufiger als bei manch exklusiverem Wässerchen in meiner Sammlung. Wie wunderbar es duften würde...
Es hat eine richtig gute Aura, dieses Jil, soviel steht fest.

Vielleicht liegt ja doch ein Hauch Magie über der Sanderschen Duftschmiede, wer weiß.
Im Positiven, als auch im Negativen.

7 Antworten
JaneAmber vor 3 Jahren 29 10
10
Flakon
7
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft
Ein Spaziergang
Nein, ich werde sicherlich keine sachliche Abhandlung verfassen.

Keine Seziertische um Geheimnissen auf die Spur zu kommen, vielmehr ein kleines Stelldichein, eine Begegnung zweier Unverhoffter.
Bereits von Bloom beeindruckt und angelockt von diesem herrlich grünen Flakon,
probierte ich damals, kurz nach seinem Erscheinen, den neuen Duft aus dem Hause Gucci.
Es war die pure Enttäuschung
Ein zartes Nichts, welches mich in meinem Unglauben dazu verleitete ein paar ordentliche Sprühstöße auf Haut und Kleidung zu verteilen. In der Hoffnung, fernab von dominanten Fremdgerüchen, träte seine Seele schon in Erscheinung, blieb Mémoire stumm, als verweigerte es mir die Konversation.
Folglich unterliess ich den Erwerb, aber irgendetwas hatte dieses Parfum in mir ausgelöst, was mich immer wieder erneut seine Nähe suchen ließ.
Heute glaube ich zu wissen das es die anfängliche Kamille war. Als Polster bildende Staude hatte ich sie vor Jahren einmal zwischen alte Natursteinplatten gepflanzt, und typisch für Kräuter, entfaltete sie bei leichten Berührungen einen wunderbar aromatischen Geruch. Ein bisschen wie in den alten Apotheken mit ihren dunklen Holztheken und steinernen Mörsern, in denen manch Heilsames zermahlen wurde.

Der Zufall beschenkte mich mit ein paar Proben und ich beschloss Mémoire konkurrenzlos die Zeit und Aufmerksamkeit zu geben, die nötig waren um einander kennen zu lernen.
Diese neue Art der Begegnung ließ mich die Komposition zwar nicht wirklich in ihren Einzelheiten wahrnehmen, aber als Gesamtkonstrukt nach und nach verstehen lernen.
Allmählich ergab sich ein tieferer Sinn, wenn auch mit nicht gelüfteten Geheimnis.

Dieses Parfum ist wahrlich nichts für Ungeduldige, kein Partyfeger, kein nett und adrett täglich im Büro, kein Frischekick an heissen Tagen.
Dieser Duft verlangt nach einer Verabredung, nach langen Spaziergängen mit dem faszinierenden Unbekannten, danach die Zeit nicht mit der Uhr zu messen.

Gleich einer Seele wird es nie ganz zu fassen sein.
Wie wundervoll.
10 Antworten
JaneAmber vor 3 Jahren 31 7
An einem Regentag im Museum
Immer werde ich diesen Duft mit jenem Tag in den frühen 90er Jahren verbinden.
Mein damaliger Freund und ich beschlossen aufgrund des Dauerregens an jenem Sonntag einen Besuch ins Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu unternehmen.
Ein paar Tage zuvor hatte ich diesen neuen, aufregenden Duft von ihm geschenkt bekommen, doch mir fehlte noch der Anlass ihn zu tragen.
Ein Nachmittag im Museum zwischen all dem Alten und Ehrwürdigen, schien mir passend zu sein für dieses, für mich bislang undefinierbare, schwere Parfum.

Ich sehe mich noch durch die einzelnen Räume schreiten, ungewohnt still und andächtig, in Gedanken versunken über Epochen und einzelne Schicksale.
Mein Freund und ich verloren uns dabei ein wenig aus den Augen, doch allein war ich nicht, obwohl das Museum nur mässig besucht war.
Mein treuer Begleiter war Angel.
Jede Sekunde, seit dem morgendlichen Auftragen, ummantelte mich dieser sinnlich-süsse Duft, dieses verwirrende und doch so beruhigende blaue Wunder auf Schritt und Tritt.
Gleich einer Aura aus reifem Obst, weit aufgeblühten Blumen, Gewürzen und wohligem Harz.

Zuletzt stand ich vor einem Porträt von Max Liebermann und hatte den Eindruck, dass Angel problemlos in die Zeit ,als es gemalt wurde, gepasst hätte.
In andere Epochen sicher ebenso.
Ein magisches, sternförmiges Kleinod, dessen Inhalt ausgiebige Reisen in meine Gefühls- und Gedankenwelt, statt oberflächliches Wohlgefallen, in mir auslöste.

Seitdem war ich viele Jahre fasziniert, bis es irgendwann einmal aufgebraucht und der Flakon ein wenig lieblos entsorgt wurde.
Anderes war eingezogen und hatte seinen Platz eingenommen.
Heute schnuppere ich gelegentlich in Parfümerien daran, aber es bleibt eine Erinnerung , und ein Neuerwerb könnte nicht noch einmal die gleiche betörende Kraft jener Zeit entfachen.
Jedoch, ich bin mir sicher, dass sogar heute noch ein schwacher Hauch von Angel durch das besagte Museum weht. Untrennbar damit verbunden.
Immer an Regentagen, und am intensivsten vor einem bestimmten Porträt...
7 Antworten