Karjala

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Rezensionen
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6 - 8 von 8
Karjala vor 5 Jahren 32 5
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Advocatus diaboli
...bin ich heute und sage: Ich mag Chance Eau Vive.

Und damit oute ich mich in den Augen einiger Leser wahrscheinlich als Banause. Ich muss zugeben: Ein klassischer Chanel-Duft ist Chance Eau Vive tatsächlich nicht. Viele meiner Vorredner sagen sogar, er sei nicht nur kein Klassiker, sondern überhaupt nicht Chanel, und diese Kritik ist absolut berechtigt. Wer No. 5, Coco Mademoiselle, Allure etc. etc. kennt und liebt, fragt sich bei diesem zitrischen Duft tatsächlich, wie um alles in der Welt er es ins Programm des Hauses Chanel geschafft hat. Für mich ist er der Jon Snow dieses Hauses: Fast jeder um ihn herum findet, dass er nicht dazugehört, ja sogar an der Ehre des Hauses kratzt - durch seine bloße Anwesenheit. Aber ich mag ihn.

Denn gegen den Vorwurf, dass Chance Eau Vive billig rieche, muss ich ihn dann doch verteidigen. Und es gibt durchaus zitrische Düfte, die für mich keinen olfaktorischen Unterschied zu Spüli oder preiswertem Duschgel erkennen lassen. "Light Blue" zum Beispiel. Bei Light Blue bin ich der Meinung, dass die Qualität des Dufterlebnisses nicht mit dem aufgerufenen Preis zusammen passt. Aber Chance Eau Vive hat diese frische Leichtigkeit, die gerade im Sommer eine reine Wohltat ist. Denn auch wenn er kein klassischer Chanel ist, ist er nicht niveaulos. Er ist nicht die Grande Dame auf dem Opernball, sondern das junge Mädchen, das im Sommer die Füße im Bach kühlt.

Auf dem Opernball ist das barfüßige Mädchen mit nassen Füßen natürlich deplatziert. Der Grund, warum ich es trotzdem mag, ist nicht, dass ich eine Abneigung gegen die Grande Dame hege. Im Gegenteil, ich kenne, besitze und schätze mehrere Chanel-Klassiker.* Aber Ballkleid bei 30°? Uff. Da gehören die Füße in den kühlen Bach, und Chance Eau Vive auf die Haut.


*Wer jetzt meine Sammlung ansieht und keine findet: Ich bin neu hier und meine Sammlung laut Parfumo ist noch unvollständig. Gemach, gemach ;-)
5 Antworten
Karjala vor 5 Jahren 26 18
2
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
0.5
Duft
Sie finden Alien schlimm? Probieren Sie Angel!
...denn Angel schafft es, noch schlimmer zu sein.

Als ich einer Freundin beim gemeinsamen Parfum-Stöbern aus purer Lust am Elend einen Spritzer auf den von ihr bereitgehaltenen Tester sprühte und sie den Tester an die Nase hielt, rief sie: "Uah, das riecht ja giftig!"

Und das ist eine ziemlich perfekte Beschreibung von Angel. Man fragt sich bei diesem Duft unfreiwillig, ob Thierry Mugler diesen Duft nur deshalb schuf, weil er den Preis für den synthetischsten Duft aller Zeiten gewinnen wollte. Dass es einen solchen Preis nicht gibt, weil kein Mensch ihn anstreben würde, geschenkt. Ich für meinen Teil würde Angel auch höchstens einen Anti-Preis im Stile der Golden Raspberry verleihen.

Normalerweise schätze ich es sehr, wenn ein Duft sich nicht gegenüber dem Tester-Eindruck grundlegend verändert, nachdem man ihn auf die Haut gesprüht hat. Also, vorausgesetzt, ich mochte den Duft auf dem Tester. Wie oft habe ich schon enttäuscht vom Kauf eines Parfums abgesehen, weil es auf meinem Handgelenk einfach nicht das hielt, was es auf dem Teststreifen versprach. Und ausgerechnet ein Duft, der vom ersten Spritzer bis zum (ungefähr anderthalb Tage später eintretenden) Nachlassen genauso bleibt, wie er schon auf dem Tester war, ist mein Albtraum-Duft. Angel gefällt mir nicht nur einfach nicht. Dieser künstlich-süß-beißende "Duft" ist wirklich der Inbegriff dessen, was ich nicht auf der Haut haben möchte.

Da ich auch bei Düften, die mir absolut quer stehen, der Ehrlichkeit halber die positiven Eigenschaften benennen will, seien sie benannt: Die "Authentizität" auf der Haut und die Haltbarkeit. Die sind tatsächlich überdurchschnittlich. Insoweit könnten sich viele andere Düfte von den beiden Mugler-Schöpfungen Alien und Angel mehr als eine Scheibe abschneiden. Aber wie so oft im Leben scheint zu gelten: Man kann nicht alles haben. Entweder die unübertroffene Haltbarkeit und Sillage, oder einen wohlriechenden Duft.

Bei Thierry Mugler muss man sich eben für ersteres entscheiden.
18 Antworten
Karjala vor 5 Jahren 25 13
2
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
0.5
Duft
Nein. Einfach nein.
Es gibt Düfte, die Fragen aufwerfen. Meistens in dem Sinne, dass sie einem ja grundsätzlich gefallen, doch es bleibt die Frage: Wann soll ich diesen Duft tragen? Wo, zu welchem Anlass? Bei einem Treffen mit wem?

Alien hingegen provoziert bei mir eine ganz andere Frage, und diese lautet: Warum? Warum um alles in der Welt ist dieses aufdringliche Pudermonster nicht totzukriegen? Seit Jahren riecht man es immer wieder, in der U-Bahn, auf der Straße, an der Verkäuferin im Dessousgeschäft, und ich bin seit dem ersten Schnuppern mit diesem Duft kein bisschen warm geworden. Alien ist einfach zu viel. Wovon? Von...sich selbst. Wenn ich Alien rieche, fühle ich mich betäubt, abgelenkt, aber das nicht, wie bei vielen Kommentatoren, auf eine positive Art. Das einzige, was man an Alien loben könnte, nämlich die überragende Sillage, ist genau das, was ihn zu meinem Albtraum macht. Er erschlägt alles um sich herum. Meinen Geruchssinn, und meine gute Laune gleich dazu.

Ich sage das nur widerwillig, aber neben der Sillage ist auch die Haltbarkeit des Dufts außergewöhnlich. Für jeden, der ihn mag, ist das ein tolles Kaufargument. Ich hingegen befürchtete nach dem ersten und letzten Auftragen, dass eine handelsübliche Seife nicht ausreicht, um Alien abzuwaschen, ohne dass die eigene Haut dabei massiven Austrocknungsschaden erleidet.

Des Weiteren habe ich festgestellt, dass die Menschen in meinem Umfeld, denen ich einen guten Parfumgeschmack attestieren würde, Alien durch die Bank genauso untragbar finden wie ich. Ich weiß, über Geschmack lässt sich (nicht) streiten. Aber "Alien" ist für mich der Lackmustest, ob ich jemandes Parfumgeschmack auch nur halbwegs nachvollziehen kann oder nicht.

Um also die Frage "Alien?" zu beantworten: Nein. Einfach nein.
13 Antworten
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