Loverdosed

Paris – ein Duft, den ich niemals missen möchte. Auch wenn ich ihn nie selbst tragen würde.

Meine Oma ist eine kleine Frau. Sie verlässt das Haus nicht, ohne zurecht gemacht zu sein. Schuhe immer nur mit Absatz. Feine Pullover in allen Pastelltönen, am liebsten aber in mausgrau. Schmuck ist ein Muss und ohne Lidschatten und Lippenstift geht für sie sowieso nichts. So war sie schon immer.

Bevor man ihr Erscheinungsbild überhaupt wahrnehmen kann, ist ihr eines schon lange voraus: Paris. Als Kind war ich oft mit meiner Mama in unserer Heimatstadt unterwegs. Mehrfach vernahmen wir in der Drogerie oder im Kaufhaus diesen einen bestimmten Duft und wussten: Oma kann nicht weit entfernt sein. Schließlich fanden wir sie ein paar Regale weiter. Manchmal zog sich ihre Duftspur bis zu ihr nach Hause. Solange ich denken kann, ist Paris der Signaturduft meiner Oma. Und er passt so gut zu ihr.

Wenn meine Oma mir Socken strickt, riechen sie nach Paris. Wenn sie mir eine Karte schickt, riecht sie nach Paris. Leiht sie mir ein Buch, riecht es nach Paris. Auch Jahre später noch nehme ich etwas in die Hand, was sie mir mal gegeben hat und seitdem in meinem Besitz ist, und rieche immernoch Paris.

Ein üppiger Strauß aus eintausend frischer süßlicher Rosen, gespickt mit ein paar anderen Blüten, eingehüllt in Moschus. Elegant, blumig, feminin, sauber. Ein bisschen altmodisch, aber zeitlos. Wie eine innige Umarmung. Und für mich riecht er wie meine Omi.