Lucinia

Lucinia

Rezensionen
Lucinia vor 4 Jahren 5 2
Weißt du, was sie getan hat? Alice?
Sie hat gerülpst, um Mitternacht. Im Keller!
Welch Frevel!
Seit ich 20 bin kenne und liebe ich dieses Parfum. Eines nehme ich vorab weg: Der Name ist nicht Programm. Zumindest nicht so, wie man es vermuten könnte.
Aber es stellt sich mir auch die Frage, was man sich unter einer „Alice“ vorstellt.
Meine Gedanken: lieb, nett, angepasst, allenfalls frech. Aber hat nicht jeder eine dunkle Seite, die verborgen ist? Ich erspare hier die philosophische Interpretation über „lebe deine dunkle Seite“ aus ;), wer sich dann doch spontan dazu inspiriert fühlt, geht bitte in den Keller).
Denn ich könnte mir sogar einen reinen, wunderschönen, himmlischen Duft an einer Psychopathin vorstellen… denn es ist ja nicht der Duft, der den Charakter macht, der Duft kann den Charakter unterstreichen.
Soviel zur Abschreckung, ich hoffe du liest weiter.
So stand ich also Anfang 20 im Parfumladen und ließ mir von einer netten Mittvierzigerin „Alice“ vorstellen, damals gab es Cheeky und Naughty als Set.
Sie meinte damals, Naughty Alice sei eher ewas für "Damen" in ihrem Alter, denn naughty bedeutet so etwas wie unanständig, verrucht oder schmutzig.
Cheeky roch sehr hell, froh und positiv. In Naughty Alice roch ich auf dem parfumgetränkten Tuch etwas, das mich von Anfang an fing. Ich schloss die Augen und dachte an eine Wolke…
Das war wohl der Moschus. Die schwarze Rose (es gibt keine schwarze Rosen…) weilt für mich im Hintergrund als rote Rose, das Veilchen kommt meinem Empfinden nach sanft und fröhlich, betörend gut zur Geltung. Nach Ylang Ylang muss ich suchen, aber vernehme ihn…irgendwo.
Das Ende vom Lied war, ich entschied mich für Cheeky Alice und kaufte Naughty Alice ein paar Monate später. Zehn Jahre später mag ich ihn immer noch.
Silage und Haltbarkeit finde ich nur mittelmäßig, da kenne ich ganz anderes Kaliber.
Insgesamt finde ich den Duft sehr gelungen. Er ist hell und jetzt nicht unbedingt das, was ich mir unter „naughty“ vorstelle. Er ist für mich elegant und auch sexy.
Aber es ist ja die Interpretation und das, was man mit Etwas verbindet, was das Etwas dann für einen selbst ausmacht. Zu Guter Letzt, es ist immer der Träger und die Trägerin, die das Parfum macht, begonnen mit der Hautchemie.
Aber wer weiß, was Alice sonst noch anstellt, in ihrem Keller. Um Mitternacht!
2 Antworten
Lucinia vor 7 Jahren 6 1
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Böse Rosen
Es war Sommer. Gerade hatte ich ein ziemlich abgefahrenes Filmprojekt am Laufen, als das neue Parfum endlich mit der Post ankam.
Ein zylinderförmiger, schwarzer, bedruckter Flacon. Sehr einfach, aber ansehnlich. Er hat etwas retromäßiges, finde ich, worauf ich ja stehe.
Nebenbei bemerkt, der Deckel erinnert mich an den Schornstein einer Spielzeuglok, meiner eigenen, lang ist es her…so viel zu Retro.
Kennt ihr das, wenn ihr einen Duft aufsprüht und euch dann sofort richtig gut fühlt? So ein Attraktivitäts- Booster? So war das bei als ich mich das erste Mal einnebelte.
Den Auftakt finde ich sehr hart und herb, ich rieche primär Lavendel, Bergamotte nur wenig, im Hintergrund, weeeit weg, kündigt sich die Rose an, „juhuuuuu“, jubelt sie. „Juhuuuuu, ich komme!“
Im Verlauf der Duftentwicklung kommt die Rose in den Vordergrund und macht sich divenmäßig breit. Schön pudrig. Vom Patschuli dürfte etwas mehr dabei sein, finde ich.
Ich kann machen was ich will, die Vanille rieche ich auch nicht, dafür ein wenig den Moschus und das synthetische Gedröhne, was ich bisher selten unter der Nase hatte, hier passt es in die Konstellation. Charakter eben. Mag ich.
Der Duft hält an mir gute 8 Stunden, wird aber, je mehr Zeit verstreicht, immer weicher.
Lady Vengeance hat im Gesamtbild schon etwas Kratziges, Raues. Aber um Rache auszuüben sollte man ja nicht nett sein, hab ich mal gehört, fragt mich nicht…bremst ansonsten das Vorhaben vielleicht, nur ne Vermutung.
Zurück zum Sommer, Tag und Nacht war ich damit beschäftigt, die Requisiten anzufertigen, stand mit Leuten meiner Crew bei 30 Grad in der Sonne und modellierte Gips, besprühte Rosen mit Farbe. Natürlich mit meinem neuen Duft in der Nase. Dann kam der Tag, an welchem gedreht wurde. Es dämmerte gerade und das gesamte Team stand auf einer Wiese mit Blick ins Tal, wo die ersten Lichter angingen. Mit ein paar Änderungen könnte man aus einem Ausschnitt…
An einem Tisch sitzen zwei Personen ( P1 und P2) und Scarlett nähert sich.
Scarlett(lacht): Komme gerade aus dem Dorf. Keine Party sondern Blut!
P1 (flüstert): Na sie wollte es wissen. Vermutlich ihr Verflossener.
P2 (flüstert): Machen wir sie lieber nicht wütend.
P1 (flüstert): Oh nein, das könnte ungesund sein.
Scarlett setzt sich.
Scarlett: Ich hab hier etwas phänomenales, das müsst ihr euch ansehen.
(zeigt den Flakon)
Lady Vengeance, Juliette Has a Gun. Im Nu verströmt man einen wunderbaren, unverwechselbaren herb-pudrigen Rosenduft. (Schaut stolz in die Runde)Ich meine, ist das nicht phantastisch? Darauf haben wir Liebhaber der Rosen gewartet. Geht es denn besser?
P1: Das weiß keiner!
Scarlett: Wer weiß.
P2: Kann man damit jemanden vergiften?
Scarlett: Bestimmt.
P1 + P2: Uiiiiiiiiii.
Scarlett sprüht das Parfum auf.
Scarlett: Ja, Verführerisch.
Zweiter Sprüher.
Scarlett: Schwarz blüht die Liebe.
Dritter Sprüher.
Scarlett: Rosen!
Vierter Sprüher.
Scarlett: Herb…und doch noch weich…Manche Dinge sind einfach zu eigensinnig um sie zu beschreiben, man muss es erlebt haben.
P2: (nimmt hörbar einen tiefen Atemzug) Oh ja, vielversprechend.
P1: Sparsam bist du damit echt nicht!
Scarlett: Was dachtest du? Ich bin süchtig…

Testet, Leute :D Die Erfahrung ist es wert.
1 Antwort
Lucinia vor 7 Jahren 5 2
when the light begins to fade...
“I am the one who walks alone
And when I’m walking a dark road
At night or strolling through the park…”

Singst du leise vor dich hin, den Kopf in den Nacken gelegt siehst du das Lichtspiel des Mondes durch die Blätter, hin und wieder knackt es leise im Unterholz. Für Angst ist keine Zeit.
Noch ein paar Schritte, dann lichtet sich der Wald und schließlich trittst du auf freies Feld und siehst es. Vor dir liegt sein imposantes Schloss.
Die Urgroßmutter hatte Recht, es existiert wahrhaftig…
Fledermäuse im Licht des Mondes über dir, als du versuchst, das eiserne Gitter, das den Vorgarten markiert, zu öffnen.
Der einfachste Weg ist die Türe. Freilich ist er das, aber welcher Narr überlässt sein Schloss des Nachts schutzlos den Geistern der Dunkelheit, jemandem wie dir? Entweder muss er sich seiner Wehrhaftigkeit sicher sein, er hat nichts zu verlieren oder es ist eine Falle.
Anstandslos, ohne Knarren öffnet sich das alte Tor, schwingt majestätisch ins Schwarz, als bitte ihn selbst persönlich ins finstere Foyer.
Jetzt hast du es geschafft, du betrittst Schloss Ressing. Die Anspannung in dir wächst, jetzt musst du schnell handeln.
Deine Augen gewöhnen sich gerade an die Dunkelheit und erspähen eine Treppe, im Obergeschoss flackert ein kleines Licht. Garantiert hält er es dort versteckt, wo er es am besten überwachen kann.
Du musst über die Treppe nach oben, denn du willst es, es ruft nach dir, lauter als in deinen Träumen bisher.
So schnell wie möglich und so leise du kannst erklimmst du die Treppe, hinter der ersten Türe links ein mittelgroßer Raum. Alte Gemälde sind an der Wand angebracht, der Luftzug, den du mitgebracht hast lässt die Kerze, die vor dem offenen Fenster auf einem alten Holztisch steht erneut flackern und die Schatten der Spinnweben in jeder Ecke des Zimmers an der Wand auf und ab hüpfen. Eine silberne Vase thront darauf, darin ein Strauß dunkler, frischer Rosen.
Daneben liegt es, du kannst es kaum fassen! Es liegt einfach auf dem Tisch, das sagenumworbene Elixir des ungelüfteten Geheimnisses.
Dass es so schnell gehen sollte…das ist doch sonderbar. Es ist mehr als nur das. Just in dem Moment als es dir dämmert, durchbricht eine leise, samtige Stimme die Stille. „Ihr habt vergessen, die Gittertüre zum Schlossgarten zu schließen, Teuerste.“
Gut vernehmbar schließt sich die Türe, das Geräusch lässt dich zusammenfahren wie einen Anfänger.
Langsam ziehst du die Hand, die du dem kostbaren etwas, das sich nicht einen Meter vor dir befindet zurück und drehst dich um.
Vor der Türe steht er. Eine große, schwarze Gestalt tritt langsam aus dem Schatten.
„Keine Bange, ich habe soeben gespeist.“ Sagt er, im Kerzenschein siehst du sein süffisantes Lächeln, das sich in seinem makellosen Gesicht ausbreitet. Er kommt langsam näher. Offensichtlich genießt er es, dich auf frischer Tat ertappt zu haben. So lange verweilt er schon auf dieser Erde, aber an Attraktivität hat Lord Tenebra nichts eingebüßt. Und er weiß es.
„Was habt Ihr nun vor?“ Fragst du ihn, bemüht, entspannt zu bleiben doch er sieht es dir an, wie unwohl du dich gerade in deiner Haut fühlst.
„Die jungen Leute haben es immer so eilig. Bremse dich, solch ein verheerendes Missgeschick wäre dir dann auch nicht passiert. Du dachtest, du könntest hier herein marschieren, an mir vorbei, wie auch immer um dir das zu stehlen, was du besitzen möchtest, scheinbar um jeden Preis?“ Er entblößt zwei makellose, weiß strahlende Zahnreihen und letztendlich seine übergroßen, spitzigen Eckzähne. Der Anblick seiner Waffen lässt dir für den Moment das Blut in den Adern gefrieren.
„Du dachtest, du schaffst es, mich zu täuschen? Oh nein, ich muss mich irren, das wäre ja fast niedlich!“ Höhnt er, bewegt sich geschmeidig auf dich zu und lässt sich katzenhaft in dem barocken Sessel neben dem Tisch nieder. Von da aus taxiert er dich mit seinen hellblauen Augen, die nicht wie die menschlichen, zu blinzeln hatten.
„Ich schließe nie ab musst du wissen, die Menschen, die sich ab und an hier her verirren, sind dem Tode geweiht alsbald sie den Garten betreten.“ Erklärt Lord Tenebra in einer nüchternen Selbstverständlichkeit.
„Es existiert also.“ Stellst du seine Possen ignorierend fest, allein dass er solch ein Brimborium veranstaltet deshalb, deutet zweifellos darauf hin.
„Nichts für junge, unerfahrene, törichte Gören.“ Spottet er vergnügt weiter.
„Wahrhaftig ist es das nicht.“ Hält er ein und fährt mit leiser Stimme fort. “Es schwächt das Urteilsvermögen, vernebelt die Sinne, berauscht!“ Eindringlich sieht er dich an.
„Damit kannst du nicht umgehen.“ Urteilt er, entschlossen und fröhlich lächelnd. Wie schlecht er dich doch einschätzen kann, provozieren lässt du dich davon keineswegs.
„Euer flegelhaftes Betragen gegenüber einer Dame lässt Euch in keinem günstigen Licht erscheinen, Lord Tenebra.“ Konterst du. Der Lord grinst einfach weiter, seine Augen mustern dich von Kopf bis Fuß.
„Manieren sind wie Dekoration. Nett, aber nicht unbedingt zielführend.“ Lässt er dich nüchtern wissen.
Du musst handeln.
Flink streckst du deinen Arm aus und ergreifst die violette, gläserne kleine Flasche. Sie hat die Form einer Büste, um die ein wallender Stoff drapiert ist. Um den Hals ist eine schwarze Schleife gewickelt, die Dohlengrube wird mit einer goldenen Rose bedeckt. Verstecktes Geheimnis, denkst du dir.
„Beim Inkubbus! Nicht!“
Lord Tennebra springt entsetzt auf, doch du sprühst schon einen Stoß des Inhalts auf deinen Unterarm.
Der Auftakt ist scharf und etwas stechend, aber harmonisch und spannend und er lässt dich nicht los. Du bist begeistert. Die Aldehyde verfliegen schnell, die Bergamotte dunkelt die Kopfnote elegant ab.
Es ist eine Rose, die die du vernehmen kannst und…
„Veilchen?“ Fragst du verächtlich. Dass in solch einem Gebräu diese violette Unschuld Teil hat, ist fast nicht zu glauben. Der Lord hält respektablen Abstand von dir. Leise schnüffelt er.
„Es verleiht Charakter!“ Protestiert der . Er hat Recht, du sprühst noch einmal, es ist wunderbar, stechend, sanft zugleich und zu einem gewissen Grad fruchtig und eine Spur bitter. Nicht liebreizend fruchtig. Verführerisch und giftig.
Gelohnt haben sich alle Bemühungen, um an diese Flasche zu kommen. Du siehst auf zu Lord Tennebra.
In seinem Gesicht hat sich etwas geändert. Verflogen ist der überlegene Ausdruck, vergangen der Hohn und Spott.
Seine Pupillen sind geweitet, sein Mund ist schief verzerrt, wie in Trance schaut er dich an. Du hoffst inständig, er möge nicht sabbern.
Die Sinne vernebelt. Freilich, wie könnte es auch anders sein.
Der Vampir wurde gerade mit seiner eigenen Waffe geschlagen.
Du atmest auf und gehst langsam an ihm vorbei :“Wer zuletzt lacht, lacht am besten, leise.“ Flüsterst du ihm in sein Ohr.
Als du durch den Wald gegangen bist, kommen auch die Herztöne deiner neuen Errungenschaft heraus. Weihrauch, Moschus und Patschuli offenbaren sich deiner Nase. Sehr weich und sanft, aber nicht lieblich. Verführerisch.
Nach etwa 5 Stunden wird es schwächer aber nachsprühen solltest du erst, wenn du in Sicherheit bist.
Nun hast du es und kannst dich daran machen, das Geheimnis zu lüften, vielleicht ein Spitzenpunkt deiner Karriere.Lord Tenebra jedoch wird dich bestimmt nicht so leicht entkommen lassen. Er wird dich suchen und finden. Doch du wirst vorbereitet sein.

Der Duft ist einer meiner liebsten, dass er speziell ist macht ihn für mich noch besser.
Ich kann ihn nur empfehlen und ja, er ist auch alltagstauglich, wenn frau es nicht übertreibt.
2 Antworten