MCPS

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11 - 15 von 15
MCPS vor 3 Jahren 24 11
9
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Olfaktorischer Boho-Glam, Nostalgie mit Weichzeichner
In heiterer Ferienlaune habe ich das erlesene Geschäft von Jovoy beim eleganten Place Vendôme betreten, und war überwältigt von der Auswahl. Deswegen habe ich mich auf die raren, schwer erhältlichen Marken konzentriert, und da besonders auf die hauseigene Marke.

JOVOY Paris wurde 1923 durch Blanche d’Arvoy gegründet. Deren Spitzname Jo und die zweite Hälfte des Namens ihres britischen Ehemanns waren Inspiration für den Firmennamen. JOVOY geriet dann aber in Vergessenheit. 2006 hat der Globetrotter François Hénin, der als adretter Student sein Herz an Vietnam verloren hatte, der Marke neues Leben eingehaucht.

Francois Hénin wollte jedoch nicht die Parfüms der goldenen zwanziger Jahre wieder auflegen und als Pseudo-Vintage verkaufen. Stattdessen sind JOVOYs Kreationen modern, wecken Erinnerungen und Assoziationen, mit höchsten Ansprüchen an die Ingredienzien.

Der provokative Name fällt auf: Psychédelique. Peace and love forever…

Psychédelique ist eine moderne Interpretation von Patchouli. Hier empfinde ich Patchouli nicht als erdig, roh oder muffig, sondern weich und gekonnt eingebettet in Zitrusfrüchte, Rosen und Vanille. Boho-Glam sagt die Marke, und das trifft durchaus zu. Nicole Richie oder Kate Moss, nicht Janis Joplin oder Joan Baez.

Nostalgie mit Weichzeichnereffekt, ein Duft für einen entspannten Spaziergang ebenso wie zum Ausgehen, meines Erachtens absolut unisex (auch wenn auf Parfumo nicht mal 30% der Besitzer:innen weiblich sind). H/S hervorragend.

Unbedingt empfehlenswert, nicht nur für Patchouli-Liebhaber.
11 Antworten
MCPS vor 3 Jahren 24 12
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Baudelaires Einladung
Charles Baudelaire dichtete 1857 an seine geliebte Marie Daubrun eine Einladung zu einer Reise in ein ideales Land (offenbar inspiriert durch Holland). Der Refrain lautet:

Là, tout n’est qu’ordre et beauté,
Luxe, calme et volupté.

(Dort ist alles Ebenmaß in schönem Fluß,
Luxus, Stille, schwelgender Genuß.)

Der poetische, sinnliche Name passt hervorragend zu der eleganten, fruchtig-floralen Komposition mit grünen Noten.

Der Duft eröffnet mit Bitterorange, Mandarine, Galbanum und entwickelt sich zu einem reichhaltigen Herz mit Ylang Ylang, Iris und tropischen Früchten. Die typische Bianchi DNA entwickelt sich dann in der ausgewogenen, sexy Basisnote.

Sommerlich, sinnlich, schwelgend… Luxe, calme et volupté!

L'INVITATION AU VOYAGE

Mon enfant, ma sœur,
Songe à la douceur
D’aller là-bas vivre ensemble !
Aimer à loisir,
Aimer et mourir
Au pays qui te ressemble !
Les soleils mouillés
De ces ciels brouillés
Pour mon esprit ont les charmes
Si mystérieux
De tes traîtres yeux,
Brillant à travers leurs larmes.

Là, tout n’est qu’ordre et beauté,
Luxe, calme et volupté.

Des meubles luisants,
Polis par les ans,
Décoreraient notre chambre ;
Les plus rares fleurs
Mêlant leurs odeurs
Aux vagues senteurs de l’ambre,
Les riches plafonds,
Les miroirs profonds,
La splendeur orientale,
Tout y parlerait
À l’âme en secret
Sa douce langue natale.

Là, tout n’est qu’ordre et beauté,
Luxe, calme et volupté.

Vois sur ces canaux
Dormir ces vaisseaux
Dont l’humeur est vagabonde ;
C’est pour assouvir
Ton moindre désir
Qu’ils viennent du bout du monde.
— Les soleils couchants
Revêtent les champs,
Les canaux, la ville entière,
D’hyacinthe et d’or ;
Le monde s’endort
Dans une chaude lumière.

Là, tout n’est qu’ordre et beauté,
Luxe, calme et volupté.
12 Antworten
MCPS vor 3 Jahren 8 5
8
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Eleganz auf Zehenspitzen
Wie auch "Satori | Parfum Satori" von der selben Parfumeurin Satori OSAWA ist "Iris Homme | Parfum Satori" eine sehr subtile, zarte Komposition. So sehr, dass ich schon zum dritten Mal nachsprühe, um den Duft zu beurteilen.
Zuerst zart-zitrisch, dann zart-blumig, schliesslich zart-würzig, zart-holzig und zart-pudrig. Jeweils mit Betonung auf zart.
Durchaus unisex, auch wenn der Name anderes vermuten lässt. Ich mag gellend laute Düfte mit Hammersillage nicht. Aber der ist mir dann doch zu schüchtern und leise.
5 Antworten
MCPS vor 3 Jahren 22 18
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Stilvolles Understatement, subtile Raffinesse
Satori (wörtlich: „Verstehen“) bedeutet Erleuchtung im Zen-Buddhismus – die Erkenntnis vom universellen Wesen des Daseins.

„Parfum Satori“ ist das 2000 gegründete Haus von Satori OSAWA, einer in Japan von Kenji MARUYAMA ausgebildeten Parfumeurin. Besonders beeindruckend ist ihre hervorragende Ausbildung in mehreren traditionellen japanischen Künsten. Neben Kodo (Kunst der Weihrauch-Zeremonie) beherrscht sie auch Kado (Ikebana, also die japanische Kunst der Blumenarrangements) und Sado (Teezeremonie).
Satori OSAWA kreiert Parfüms mit der Überzeugung, dass die japanische Ästhetik global ansprechend ist ("Things with Japanese identity is valid to global standard").

Satori ist ein subtiler, raffiniert komponierter Gourmand-Duft. Zimt, Gewürznelke, Kakao und Vanille nehme ich sehr deutlich wahr, ohne dass der Duft schwer oder süss wäre. Weihrauch ist für meine Nase nur angedeutet.
Die Sillage ist sehr körpernahe, was dazu passt, dass Japaner sich typischerweise sehr zurückhaltend parfümieren.

Ein Duft für den Alltag ebenso wie für einen eleganten Anlass, für das ganze Jahr. Stilvolles Understatement.
18 Antworten
MCPS vor 3 Jahren 27 18
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Harmonie, Respekt, Reinheit, Stille...
An diesem Parfum spricht mich alles an:
- der Name, nach einer malerischen eleganten Strasse im 14e Arrondissement unweit vom Friedhof Montparnasse, wo die Marke früher ihr Stammhaus hatte
- die überirdisch schönen Visuals mit der aus China stammenden, in Japan oft anzutreffenden roten Spinnenlilie (Lycoris radiata)
- vor allem aber die Duftnoten: Weihrauch, (weisse) Lilie (ihre extravagante tiefrote Schwester duftet kaum), Sandelholz, Jasmin und Vanille absolue. – Die ersten drei Noten lassen mich an japanische Tempel denken und wecken die Sehnsucht nach meiner zweiten Heimat.

Da ich „Passage d’Enfer“ von 1999 von der selben Schöpferin, Olivia Giacobetti, nie probiert habe, kann ich die beiden nicht vergleichen. Ein Blick auf die Duftnoten lässt vermuten, dass die Extrême-Version eine Reduktion auf das wesentliche ist.

Das Resultat ist bezaubernd und lässt sich am treffendsten mit den Prinzipien der japanischen Teezeremonie zusammenfassen: Harmonie (wa), Respekt (kei), Reinheit (sei), Stille (jaku).
18 Antworten
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