Macaron

Macaron

Rezensionen
Macaron vor 2 Jahren 9 1
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Irgendwo in Kalifornien
Die Sonne strahlt auf die Küste, der Asphalt ist brennend heiß.
Ich kann ihn hören, bevor ich ihn sehen kann, Motorengeräusche betäuben meine Ohren.
Ein tiefschwarzes Sportmotorrad flitzt über die Avenue entlang der Küste Kaliforniens, gesteuert von einem Mann mit Fliegerbrille.

Gekonnt parkt er das Zweirad am Wegesrand, der Blick auf den pazifischen Ozean ist perfekt.
Der Motorradfahrer steigt lässig von seiner Maschine und schlendert zu dem Obststand auf der ansprechenden Strandpromenade. Die Verkäuferin? Eine bildhübsche Frau in ihren Zwanzigern.
Hier werden frische Äpfel, saftige Zitrusfrüchte und vor allem süße Birnen angeboten. Gekühlt, versteht sich. Diese frisch-fruchtig-süßen Akkorde vermengen sich mit einer aquatischen Brise direkt vom Pazifik. Ein Wahnsinn von olfaktorischem Auftakt.
Er darf die Wassermelone probieren, welche allerdings keinen intensiven Geschmack aufweisen kann.
Der Mann lässt sich sämtliche Früchte einpacken und bezahlt mit einem großzügigen Trinkgeld. Als kleine Geste bekommt er eine zuckersüße Pflaume in die Hand gedrückt.

Die Luft scheint nach Zimt zu riechen, das bemerke ich erst jetzt. Ist das das Parfum von dem Motorradfahrer? Zimtig und trotzdem frisch, fruchtig.

Der mit Lederjacke und Rayban ausgestatte Mann geht direkt auf das Wasser am Strand zu. Die Wellen schlagen Schaum und spülen Hölzer an den Sandstrand. Er hebt das Gehölz auf und kann dreierlei riechen: Amberholz, Sandelholz und Zedernholz. Diese angenehm duftenden Stücke steckt er sich in die Jeanshose. Somit wird seine Aura von frischen Früchten und süßen Pflaumen perfekt abgerundet.

Auf dem Weg zurück zu seinem Motorrad kommt er an einem kleinen grünen Strauch vorbei, der verdächtig nach Patchouli aussieht. Während er sich auf die Kawasaki mit knisterndem 4-Zylinder-Motor schwingt, um noch pünktlich zu seinem heutigen Date zu kommen, zwinkert ihm die süße Verkäuferin vom Obststand zu. Die Andeutung quittiert er gelassen mit einem zufriedenen Lächeln.

Es ist 1986 irgendwo in Kalifornien. Es ist Tom Cruise. Ein freches Lachen umspielt seine Lippen als er den Motor anspringen lässt und er ist umgeben von einer fantastischen Duftwolke. Der Duft hält genau wie er den ganzen Tag pausenlos durch und er ist bereit für den nächsten Nervenkitzel.
1 Antwort
Macaron vor 2 Jahren 3 1
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Der Gewürzmann
Ich befinde mich auf einem Basar im Orient und möchte feilschen.
Mittlerweile setzt die Abenddämmerung ein, eine frische Brise streichelt mir über die Haut, am Horizont bleibt nur ein heller Streifen Orange. Nachts wird es selbst in dieser Wüstenregion eiskalt.

Ich schlendere weitere und stehe nun vor einer riesigen, aber nicht überladenen Auslage. Der Händler in seinem Reiseumhang lächelt mich genau so an wie seine offerierten Produkte.

Als allererstes fällt mir der Pfeffer ins Auge, was für eine Wucht! Das getrocknete Pfeffergewächs strotzt vor Kraft. Der Händler erzählt mir, dass es sich bei dieser Sorte um eine spezielle Art der Zubereitung aus unreifen Früchten handele. Sein Geheimnis: er mischt frischen Grapefruitsaft mit dazu. Ich nehme die duftenden Körner in die Hand, von Grapefruit kann ich beim besten Willen nichts vernehmen. Aber dadurch wird die wahrhaft extreme Pfeffernote bestimmt abgefedert. Mir gefällt diese Sorte und ich lasse mir eine ordentliche Portion abwiegen.

Während der Geschäftsmann beschäftigt ist, fällt mein Blick auf ein kleineres Behältnis, welches mit wunderbarem Zinnamon gefüllt ist. Die knusprigen Zimtstangen duften weihnachtlich, laut der Aufschrift auf dem Schild wurden sie aus dem Ceylon-Baum gewonnen und zeichnen sich durch die hohe Haltbarkeit aus. Auch davon wandern einige ausgewählte Stangen in meinen Warenkorb.

Der Kaufmann freut sich über mein Interesse an seinen weiteren Offerten. Für einen Obulus möchte er mir Safran verkaufen. Das bitter-herb-scharfe Gewürz hätte er in einem Sonderposten erworben und könne mir daher einen sagenhaften Preis machen. Ich rieche an den roten Fäden und... rieche nicht viel. Ich lehne mit einem Lächeln ab, trotzdem wird eine kleine Portion zu meinem Einkauf hinzugegeben. Als Dankeschön, sagt mir der Händler freundlich.

Ich verharre schon länger an diesem von Düften leuchtenden Stand, die anderen Händler packen mittlerweile ein. Ich möchte mir noch schnell das letzte Produkte ansehen, welches ich hier bekommen kann: Es gibt noch einen Korb mit losem Tabak. Den Duft habe ich vorhin doch schon gerochen, denke ich mir, aber nun ist er stärker denn je. Es ist ein süßlicher Vanilletabak, den man in einer orientalischen Pfeife bei niedrigen Temperaturen glimmen lässt. Das ist wirklich Tabak? Ich koste einen tiefen Zug und schmecke überwiegend die Vanillenoten heraus. Wow, der gefällt mir sehr gut! Das passt richtig gut zu den Zimtstangen. Im Abgang spüre ich den angenehmen Tabakton, der die MIschung gekonnt abrundet.

Ich nehme meinen Beutel mit den Gewürzen und dem Tabak entgegen, bezahle dem Gewürzmann einen fairen Lohn und schreite durch die kühle Abendluft zu meiner Unterkunft. Der Einkauf war nicht günstig, durch die lange Haltbarkeit und die intensiven Gerüche ist der Preis jedenfalls mehr als gerechtfertigt! Das Potpourri in meiner Tragetasche zieht eine starke Duftnote hinter sich her, die den Menschen rechts und links von mir in die Nase steigt.
1 Antwort
Macaron vor 2 Jahren 21 2
In die Jahre gekommen
Da steht er also endlich wieder vor mir und lehnt mit einem Arm lässig an der Kneipentheke.
Sein Outfit? Schlicht. Aber trotzdem schick, eine Lederjacke, darunter ein weißes T-Shirt. Die Aufschrift: Cedrat Boise.

Ich kenne ihn noch aus früheren Jahren, er war vor nicht allzu langer Zeit noch ein großer Boxprofi. Er war bekannt für seine unfassbare Ausdauer im Ring. Ein Mal in Fahrt gekommen, konnte er locker 8 bis 10 Stunden performen; wahrgenommen wurde er dann in der ganzen Halle. Das waren richtige Geberqualitäten.

So wie ich ihn da stehen sehe, mit Zigarette in der Hand, ist von seiner alten Größe nicht mehr viel zu erkennen.
Klar, auch heute erkennt man ihn an seinen typischen Charakterzügen: erfrischende Ausstrahlung zu Beginn,
eine Lederjacke die man deutlich riechen kann und ein wenig Rauch hängt in der Luft.
Ist das die Tischplatte, die hier so unterschwellig nach Holz riecht?
Eine tolle Mixtur, die sich da gemeinsam ergibt.

Der alte Boxer… er geht ab und an noch in die Halle und trainiert. Wirklich wettbewerbsfähig gegen die aktuelle Konkurrenz ist er nicht mehr. Nach 3 Stunden Schattenboxen ist der Spaß wieder vorbei, dann hat er einfach keine Kraft mehr, um weiter zu machen. Im Boxclub wird er von den anderen nun kaum noch vernommen, obwohl er eigentlich noch anwesend ist.

Dieser Jungspund aus dem Hause Montblanc macht ihm das Leben schwer, den Entdecker nennen sie ihn. Dieser Junge begeistert die Zuschauer, denn die Karten für die Vorstellung sind deutlich günstiger und dafür erhält man eine längere Show, als es bei unserem in die Jahre gekommenen Exemplar der Fall ist.

Beide orientieren sich an ihrem Idol aus dem Hause Creed, der Boxstil, die Nuancen, ja den gesamten Körper haben sie abgekupfert. Es gibt noch etliche weitere, die in dieselbe Kerbe schlagen. Ob das die feine Art ist, zu gewinnen? Sicher nicht.
Aber am Ende zählt nur, wer der Gewinner ist (und wer am besten bei den Mädels punkten kann).

Was das anbelangt, wurde unser alter Boxer seinerzeit als zu rauchig empfunden. In seiner aktuellen Verfassung allerdings riecht man den alten Tabakduft kaum noch, er wirkt ruhiger, nicht mehr so laut, frisch.

Summa summarum wurde Manceras Cedrat Boise deutlich verwässert. In der alten Rezeptur konnte er Kopfschmerzen verursachen und war im heißen Sommer untragbar.
Zwar finde ich die mangelnde Performanz schade und werde daher nicht mehr nachkaufen, doch kann man den Duft nun als unproblematischen Sommerduft benutzen.
2 Antworten