Marky

Marky

Rezensionen
Marky vor 13 Jahren 20 5
5
Haltbarkeit
10
Duft
Some things never change...
Um diesen Duft zu verstehen, ist es unerlässlich, sich mit dem Zeitalter seiner Entstehung zu beschäftigen. Seinen Namen verdankt er Blenheim Palace, dem größten nicht königlichen Adelssitz Großbritanniens, der als Belohnung für John Curchill, den ersten Duke of Marlborough, erbaut wurde, der sich in Schwaben bei der Schlacht von Blindheim nahe Dillingen für das britische Empire verdient gemacht hatte. Berühmtheit erlangte das Schloss auch als Geburtsort von Winston Churchill, der hier zur Welt kam, als im britischen Empire die Sonne niemals unterging.

Auch wenn Queen Victoria zum Zeitpunkt seiner Entstehung schon ein Jahr tot war, ist und bleibt Blenheim Bouquet ein durch und durch viktorianischer Duft. Enstanden zu einer Zeit, als Zitrusdüfte noch nicht Markenzeichen von Spülmittel und Erfrischungtüchern waren, sondern als ihnen das Flair der kolonialen Exotik anhaftete, verströmt Blenheim Bouquet auch heute noch genau dieses: Zitrusdüfte. Die Kopfnote hat nicht sonderlich viel mehr zu bieten, aber man kann diesen Duft eben nicht an heutigen Designerdüften messen, sondern muss sich im Klaren sein, dass Zitrusdüfte damals Ausdruck von Reichtum und Weltoffenheit waren.

Es spricht für Penhaligon's, dass man bis heute das konservative Publikum bedient, das sich dieser Tradition bewusst ist. Die Idee britischen Konservatismus ist nunmal, Dinge nicht zu ändern, nur weil der Zeitgeist andere, scheinbar überlegene Ideen entwickelt. So wird man in Blenheim Bouquet vergeblich nach Vanille oder Bergamotte suchen. Es bleibt bei Zitrone und Limette und das reicht auch. Wer mehr will, ist gemäß dieser Philosophie ein Blender - Blenheim Bouquet hingegen ist straightforward und steht zu seinem Wort - so wie der britische Gentleman es auch tut. Und wer ein feines Näschen hat, der wird auch durchaus bemerken, dass die zitirischen Noten hier eindeutig anders und natürlicher riechen als in Pril, dem General oder Wick.

Was danach kommt, ist nichts mehr, was einen vom Hocker reißt, aber das ist auch nicht die Idee hinter diesem Duft. Den benutzt man schließlich nicht dazu, andere zu beeindrucken, sondern um sich selbst daran zu laben und zu erfreuen. Er muss nur genau solange halten, wie man die Gäste zur Garden Party begrüßt und wenn das Fest im Gang ist, darf man noch einen Hauch Kiefer erahnen, aber auch nur, wenn man dem Hausherr zu nahe kommt - Projektion wird hier eher als unangebracht empfunden, schließlich grenzt sich dieser Duft bewusst von den aufdringlichen floralen Dandy-Parfums des Fin-de-siècle ab.

Da ich selbst Blenheim Bouquet als äußerst angenehmen Begleiter empfinde, habe ich mir neben dem Eau de Toilette auch das Duschgel und das Badeöl zugelegt (letzteres besitzt übrigens eine leicht modifizierte Pyramide; "Top Note - Citrus; Middle Notes - Pine; Base Notes - Spices") und genieße das subtile Understatement und die geringe Projektion.

Wer also in seiner Sammlung noch einen eingelagerten Double Six in der Garage hat, sollte Blenheim Bouquet probieren. Wer mit dem TT ins Fitnessstudio fährt, sollte die Finger davon lassen und bei One Million bleiben.
5 Antworten
Marky vor 13 Jahren 11 3
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Wie mit Bonnie Tyler in der Wanne liegen
Meine Aufmerksamkeit fiel auf diesen Duft durch die überwiegend positiven Reviews auf Basenotes. Nachdem ich ihn blind ersteigert hatte, war ich vom ersten Test auf Papier vollkommen entsetzt.

Die Kopfnote verströmt den Duft der 80er Jahre. Vor meinen Augen entstehen Bilder von Limahl und Gianna Nannini, von A-Ha und Pia Zadora, grauenvolle Frisuren und Flashdance. Die Mischung aus Bergamotte und Lavendel (den ich schon in der Kopfnote wahrnehme) erzeugt einen seifigen Geruch, der an die Popper-Klassenpartys meiner Jugend erinnert, bei denen der ganze Raum nach Seife stank. Diese Kopfnote ist wirklich etwas überholt und mächtig aufdringlich. Das Testpapierchen hatte ich noch einen Tag in meinem Arbeitszimmer liegen und bei jedem Betreten des Raums nahm ich den Duft erneut wie einen Faustschlag wahr. Die Herz- und Basisnote konnten sich bei diesem ersten Papiertest anscheinend überhaupt nicht entfalten.

Ganz anders der Test auf der Haut. Die Wahrnehmung der Kopfnote ist identisch, aber nach 2-3 Stunden weicht diese fast vollständig und gibt eine angenehme klassich-holzige Süße frei, die nur dezent und unaufdringlich wahrnehmbar ist. Dieser Trend setzt sich fort und der bissige Seifengeruch ist nur noch gelegentlich wahrzunehmen, dann aber nicht mehr so aufdringlich, sondern lediglich als Reminiszenz des brutalen Auftakts.

Inzwischen ist dies für mich ein Duft, den ich gerne benutze, wenn ich direkt aus der Badewanne komme und das Gefühl des Frisch-Gewaschen-Seins und In-der-Wanne-Liegens noch einige Zeit bei mir haben möchte. Später dann umgibt einen nur noch ein Hauch angenehmer Süße und man wird sich der Tatsache bewusst, dass man nicht mehr in der angenehm warmen Wanne liegt.

Sicherlich nicht jedermanns Geschmack, vor allem, wenn einen die seifige Kopfnote stört, aber ohne Zweifel ein sehr spannender Duft.
3 Antworten