Marquis

Der Löwe von Chanel (inspiriert von Reiner Maria Rilke)

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Düfte
so müd geworden, dass ihn nichts mehr anhält.
Ihm ist, als ob es gäbe tausende Düfte
und hinter tausenden Düften keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich hier im allerkleinsten Kreise zeigt,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
aus der ein schöner großer Duft entsteigt.

Nur manchmal zeigt die Industrie den Wille
Dann zieht was besonderes vorbei und
geht durch der Glieder angespannte Stille
und fängt im Herzen an zu sein.

Fin.

Meinen ersten Kommentar wollte ich eigentlich informativ und aufschlussreich schreiben; ehrfurchtsvoll bewundere ich seit Jahren die Menschen, die sich hier nicht nur trauen in langer Form zu schreiben, sondern dabei auch geniale Beschreibungen finden. Das obige sollte wieder einmal nur ein Statement werden, weil mir die Zeit und vor allem der Mut fehlen, es den Kommentarschreibern gleich zu tun.

Viel zu selten werden wir Parfum-Liebhaber von neuen Düften überrascht, die wirklich Emotionen auslösen und eine Geschichte erzählen. Oftmals gehen auch gute Düfte in der Masse unter. Deshalb möge man es mir verzeihen, nun einen wenig informativen Kommentar geschrieben (eigentlich ja nur übernommen und abgewandelt) zu haben. Doch für mich steckt in der Beschreibung Rilkes alles drin, was ich beim Tragen von Le Lion erlebt und welch ganze Welt ich vor meinem inneren Auge gesehen und gespürt habe. Ein elegantes Raubtier, nur teilweise gezähmt, voller Anmut und Kraft. Und ich hoffe, ihr alle nun auch.