Mcgeitner

Wer jetzt einen pappsüßen Duft erwartet wird sicher enttäuscht. Am Start findet man einen grünen säuerlichen Apfel vor mit zitrischen Noten, die aber von dem Efeu ausgebremst werden. Dann kommt auch gleich die Praline zum Vorschein, welche eine feine belgische ist, die von Pflaume (keine Trockenpflaume), Jasmin und Apfel umspielt wird. Süß und säuerlich sind hier ausgeglichen zusammengefügt. So bleibt der Duft dann auch im weiteren. Er ist recht hautnah mit einer guten Haltbarkeit, perfekt für den Alltag, wenn man nicht jeden mit seiner Duftwolke erschlagen will. Für diesen Zweck absolut empfehlenswert.

Ich muß Profumo in vieler Hinsicht recht geben, was aber für diesen Duft spricht ist sein hoher Wiedererkennungswert. Er riecht sehr frisch und angenehm und hat eine gute Haltbarkeit. Heute habe ich ihn an einem männlichen Wesen in meinem beruflichen Umfeld erschnuppert und finde das ist ein Duft mit positiver, freundlicher Ausstrahlung. Für den Alltag perfekt. Zum Duft selbst ist ja weiter unten schon alles gesagt. Ich finde er ist unisex und einen Test wert.

Ich fahre aufs Land. Es ist heiss und stickig, der Wagen zieht eine große Staubwolke hinter sich her, denn es hat ewig nicht geregnet und der Feldweg wird nur selten genutzt. Auf dem halbverfallenen Hof angekommen, verlasse ich verschwitzt den Wagen und eine Welle heisser staubiger Luft schlägt mir entgegen. Niemand ist zu sehen, es ist sehr still. Ich habe nichts zu trinken mitgenommen und fühle schon einen leichten Anflug von Kopfschmerz. Es riecht nach Kompost, altem Gerümpel, Gummireifen liegen herum. Schnell hole ich den Schlüssel heraus der schon seit 50 Jahren in meiner Schublade liegt und gehe zum Nebengebäude. Ein Fachwerkhaus - die Balken ausgeblichen, den Gefachen fehlt z.t. der Putz, man kann die Zweige und das Stroh sehen. Die schwere ausgeblichene Tür, an der im oberen Bereich noch ein wenig dunkelbrauner Lack zu erkennen ist, lässt sich nur schwer öffnen. Ich trete ein. Im Halbdunkel sehe ich an den Wänden schwere Eichenschränke stehen. Die Luft ist trocken und kratzt im Hals, der Staub tanzt in einem Sonnenstrahl der durch eines der kleinen Fenster fällt. Die Schränke sind ausgelegt mit alten Zeitungen. Jackie Kennedy mit Baby auf dem Arm im Winter 1960, John F. lächelt. Mäuse rascheln in den Ecken. In einer Ecke finde ich den Pappkarton voller Schwarzweissbilder von meinen Grosseltern, Opa in Uniform. Den Karton unter dem Arm schliesse ich die Tür wieder ab. Im Auto höre ich "This is the end" von den Doors während ich mich wieder auf den Weg in die Zivilisation zurück begebe.

Verglichen mit allen anderen Ouddüften die ich bisher getestet habe, ist dieser der anstregendste, da er eben keine Ablenkung durch andere Komponenten bietet. Ich kann da nur in den ersten Sekunden nach dem Aufsprühen etwas Organisches riechen, danach bleibt einfach nur staubtrockenes Oud übrig. Interessant wäre es den Duft mal als Unterlage für andere zu verwenden (in ganz niedriger Konzentration). Im Vergleich zu "Cuir Noir" riecht das Oud hier ganz anders, dieser schweißige Aspekt fehlt hier ganz. Ein spannender olfaktorischer Ausflug - vielen Dank an Apicius!

Ich habe mir ein 3er Set mit No. 4,7 und 9 zugelegt. No. 4 ist sehr empfehlenswert. Hier gehts aber um die Nr. 9. Ich habe die Orange als etwas künstlich empfunden, für mich riecht sie exakt wie Infusion de Fleur d'Oranger von Prada. Ich würde es auch eher als Mandarine einordnen. Kurz nach der Orange(Mandarine) tauchen angenehme Holznoten auf und Vanille, die Zitrusfrucht hält sich etwas im Hintergrund und wirkt nun auch nicht mehr künstlich. Der Duft bleibt eher köpernah hat aber eine recht gute Haltbarkeit (bei mir so etwa 8 Stunden). Der Duft zeigt keine wirkliche Entwicklung sondern bleibt dann mit der Zitrus/Holz/Vanille-Mischung bestehen, was durchaus kein Nachteil sein muss. Für den Sommer ein netter Tagesduft.

Opus VI - ein schlichter Name für eine ganz und gar nicht schlichte Duftkreation. Beim Umfüllen meiner Abfüllung in einen Zerstäuber ist ein Tropfen im Waschbecken gelandet, seitdem liegt dieser Zauber über dem Haus.

Anfangs ist der Duft ziemlich herb und streng, was wohl dem Weihrauch und Lorbeer geschuldet ist. Vor allem ganz hautnah hatte ich Assoziationen von trockenem ausgebleichtem Holz, Teer und Lakritze, so dass ich dachte der geht doch wohl nur für einen Mann. Befiehlt man aber seiner Nase ca. 15cm Abstand vom Handgelenk zu halten wird man von dem Zauber eingehüllt. Ich würde ihn fast als gourmandig bezeichnen, obwohl keine Vanille angegeben ist, riecht er ausgesprochen lecker. Man denkt an sowas wie weißen Nougat, aber nicht süß oder penetrant einfach nur weich und cremig. Und sehr haltbar ist er, vom "Eindieseln" ist abzuraten. Ich werde ihn tragen, kann mir den aber genauso gut an einem Mann vorstellen.

Jetzt habe ich mich doch getraut einen Kommentar zu schreiben. Also an alle die hohe Ansprüche haben - weiterklicken. Der Duft ist einfach so schön und ungewöhnlich, dass ich ihn allen hier ans Herz legen wollte. Unbedingt testen!