Metalfan

Kaum einem anderen Duft trauere ich so hinterher, wie Noir de Réminiscence. Als ich ihn vor einigen Jahren blind bestellte, konnte ich nicht ahnen, was für ein Schätzchen bei mir landet. Schon beim Auspacken staunte ich nicht schlecht über den wunderschönen Flacon. Duch die Verzierungen auf der Rückseite und die Schrift auf der Vorderseite entsteht ein edles und beinah episches Bild.
Ja, so stand er da, im Regal unseres Badezimmers. Als Blickfang - viel zu schade für den täglichen Gebrauch, und kippte noch bevor das letzte Drittel aufgebraucht war. Als ich ihn nachbestellen wollte wurde er bereits aus dem Programm genommen.
Für mich war Noir de Réminiscence weder ein Alltags - noch ein Ausgehduft. Vielmehr trug ich ihn, wen meine Stimmung mal im Keller war. Er war also mein "Antidepressivumsduft". Er hatte etwas märchenhaftes - war dabei doch Reif und Erwachsen.
Als ich Noir de Réminiscence bei Parfumo entdeckte, stand er in der Top 100 - Liste ziemlich weit oben. Ob es vielleicht Torandots Kommentar war, der ihn zu Fall brachte? Ich hätte mir den Duft nicht blind bestellt wenn ich ihn vorher gelesen hätte. Wieder einmal wurde mir klar, wie individuell verschieden Duftwahrnehmungen sein können. Selbst mit größter Mühe kann ich bei der für mich edlen und dezenten Eukalyptusnote, im Gegensatz zu Torandot, kein WICK VAPORUB empfinden.
Dabei muss ich zugeben, dass sich meine Nase schon mal irrt. Ich hätte schwören können, Tabak zu riechen. Einen feuchten und herben Tabak, der sich im Duftverlauf zusammen mit einer dunklen maskulinen Vanille langsam hervorhebt. Und genau diese wundervolle und charismatische Tabakvanille ist es, welche bei mir einen Suchtfaktor auslöst.
Wenn mir meine Nase einen Streich spielt, der solch eine Euphorie auslöst, bin ich gerne bereit, mit einer Lüge zu leben.

lg Metalfan

... unparfümiert versteht sich! 11 Punkte also für ihren Duft und nochmal 11 für den Flacon.

Natürlich hab ich auch noch andere Duftvorlieben, und oft sind diese mit etwas sehr persöhnlichen verbunden. Mein Onkel Karl z.B. paffte Zigarren mit einem derartig grandiosen Duft, an welchen ich mich nach nun ca. 40 Jahren immer noch glaube, zu erinnern. Ob ein Duftgedächnis wohl ähnlich wie ein Sehgedechnis ausgeprägt ist? Wahrscheinlich ist das individuell verschieden. Ich jedenfalls bin durch und durch ein "Nasenmensch".

Mein erster Kommentar dreht sich nun um Carons Yatagan. Als ich ihn vor ca. 10 Jaheren im AEZ in Hamburg entdeckte, war ich überrascht, dass ein EdT dazu in der Lage ist, solch ein "Potential von Persöhnlichkeit" zu vermitteln. Gerade so, als würde man etwas "lebendiges" auf seine Haut sprühen. Ähnliches erlebte ich bei Zino oder Habit Rouge. Doch kein Duft war so !!Echt!! wie Yatagan. Seine Natur ist sagenhaft selbstbewusst, stark, unbesiegbar und dabei großmütig und fair. Er ist der Fänger am Trapetz, der Bodyguart.
Kein Abenteurer, kein Macho. Dafür ist er viel zu Bodenständig. Ein Zuhälter? Vielleicht. Dann aber einer mit Herz (auch sowas gibt es). Gesetzestreu? Niemals! Er marschiert nicht in der Reihe. Er ist ehr der Einzelgänger. Er ist frei!

Leider neigt sich mein letzter Flacon dem Ende. Nun hab ich die Befürchtung, dass Yatagan, wie so zahlreiche andere Helden, einer "Kastration" zum Opfer gefallen ist. In dem Falle tröste ich mich mit der Zuversicht, dass die "Duftweld" irgendwann auch wieder bunter wird. Und Yatagan hat sich in mein Duftgedächnis, wie Onkel Karls Ziggarren, tief eingegraben.

Gruß Metalfan