03.08.2023 - 06:48 Uhr
Ponticus
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Ponticus
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82
Nase voll !
Kurz vor Ende der umfangreichen Corona-Schutzmaßnahmen vor gut einem Jahr hatte ich die Nase gestrichen voll. Das passierte zu jener Zeit recht oft und ich ärgerte mich über mich selbst, denn für die unerfreuliche Situation gab es ja niemanden, den ich hätte verantwortlich machen können. Die ganzen Regeln, Vorschriften, auch die Impfungen sah und sehe ich ein und fand fast alles irgendwie notwendig, schließlich war und bin ich persönlich nah dran an den Risikogruppen zu Corona. Irgendwann läuft aber jedes Fass über und der sich damals erneut andeutende Ausfall unseres Urlaubs war ein weiterer, herber Schlag. Mir stank es gewaltig und noch hatte es nichts mit Parfüm zu tun.
Um etwas herunterzukommen und mich zu beruhigen beschloss ich mein jungfreuliches, also noch verpackt bereitstehendes „Urlaubsparfüm“ zu öffnen, um ein wenig Abstand vom Alltag zu gewinnen. Dies ging gründlich schief. Ordentlich aufgesprüht bemerkte ich plötzlich eine stechende Minznote und neben reichlich Komposthaufen, insbesondere zu früh umgesetzten Komposthaufen roch es vor allem nach nassem Fuchs in der Ranz und das muss man nun wirklich nicht haben. Hundebesitzer können sicher ein Leidenslied davon singen, wenn sich „Lumpi" beim Waldspaziergang wieder einmal genüsslich auf dem Boden gewälzt hat. Obendrein lief meine Frau vorbei und rief, ich möge endlich das alte, zum Düngen angesetzte Brennnesseljauchefaß vom Vorjahr reinigen, aus dem Garten röche es gerade sehr anrüchig.
Als ob ich es geahnt hätte beim Kauf des Parfüms Yatagan der Marke Caron. Was soll das überhaupt bedeuten, ein Parfümname mit Y. Ypsilon kann ich ohnehin nicht leiden, ein Buchstabe als Wort. Kann Y nicht yp heißen oder yps so wie all die anderen Laute ce, de, em, ka, vau, zet ...., aber ypsilon? Und dann diese faulig-braune Farbe im Flakon, meine Frau hat wohl doch recht! Ja, wenn schon aufregen, dann richtig.
Ein paar Tage später, die Dramatik war gewichen, das Wetter sonnig und ich saß entspannt auf der Terrasse. In den vorangegangenen Tagen war Yatagan mehrmals zur Anwendung gekommen und auch gerade eben wurden nochmals zwei ordentliche Sprühstöße zur entgültigen Duftbeurteilung bemüht. Wie schon in den vorherigen Versuchen gab es keine stechende Minznote mehr, weiß der Kuckuck was man in der Erregung so riecht. Kräuterkräftig geht’s aber schon los, Küchenkräuter satt ob mit oder ohne Sellerienote mag ich nicht entscheiden, dazu weiche, humusreiche Erde, Waldboden und Harziges von Kiefernadeln. Alles recht herb und dunkelbraun wie das torfige Wasser für den Whisky und Yatagan selbst. Das für mich Gelungenste an diesem kraftvollen, herbalen, lavendelwürzigen und derb männlichen Beginn ist aber das Fehlen der ansonsten oft üblichen zitrischen Eröffnungsorgie. Frische Zitrik ist belebend, aber hier wäre sie eindeutig zu viel.
Das Aufkommen der sinnlich-ledrigen und auch leicht tierischen Aromen im Parfüm Yatagan geschieht im weiteren Verlauf fließend. Sie verführen dabei wie Don Giovanni die arme Zerlina: mit großer Raffinesse, etwas Eleganz und ebenjenem animalisch-würzigen Timbre, das einen kleinen Bonaparte zum Kaiser macht. Rustikales Walkleder, etwas harziger Rauch und faunale Noten reihen sich harmonisch ein in die beständige, erdig-krautige und provokante Grundidee des Parfüms. Dem Duft liegt eine kräftige, animalisch-ledrige und sehr maskuline Projektion zugrunde, die auch deutlich wahrnehmbar ist. Das ist großes Kino, sehr gelungen und gereicht dem Hause Caron zur Ehre, auch wenn der Duft nicht meiner bevorzugten Richtung entspricht.
Yatagan ist ein Draußen-Parfüm mit einem gewissen Alleinstellungsmerkmal und keine grün-waldige Rauchbombe mit zitrischem Herrenfrisörtouch, die sonst des öfteren als würzig-holziger Duft präsentiert wird. Der Mann sollte sich für Yatagan entsprechend kleiden, Understatement, naturbelassen, Landhausstil, country style, schottisch. Bequemes Sakko, Weste, Hose (auch Kniebund), Schiebermütze, sehr gern und passend aus Tweed, vielleicht Oliv-Fischgrät, feste Schuhe, sogar Gummistiefel wären in Ordnung, aber ich schweife ab und komme ins schwärmen. Yatagan ist ein Duft der bemerkt wird, aber dennoch sehr gut zu klassischer, landadliger Bescheidenheit passt. Nur die wilden, osmanischen Reiterhorden mit ihren Krummsäbeln, nach denen das Parfüm benannt wurde, wollen nicht so recht in mein eigenes Yatagan-Bild passen.
Allen Mitlesern ein Dankeschön sowie einen entspannten Urlaub wann und wo immer dieser auch sein mag!
Um etwas herunterzukommen und mich zu beruhigen beschloss ich mein jungfreuliches, also noch verpackt bereitstehendes „Urlaubsparfüm“ zu öffnen, um ein wenig Abstand vom Alltag zu gewinnen. Dies ging gründlich schief. Ordentlich aufgesprüht bemerkte ich plötzlich eine stechende Minznote und neben reichlich Komposthaufen, insbesondere zu früh umgesetzten Komposthaufen roch es vor allem nach nassem Fuchs in der Ranz und das muss man nun wirklich nicht haben. Hundebesitzer können sicher ein Leidenslied davon singen, wenn sich „Lumpi" beim Waldspaziergang wieder einmal genüsslich auf dem Boden gewälzt hat. Obendrein lief meine Frau vorbei und rief, ich möge endlich das alte, zum Düngen angesetzte Brennnesseljauchefaß vom Vorjahr reinigen, aus dem Garten röche es gerade sehr anrüchig.
Als ob ich es geahnt hätte beim Kauf des Parfüms Yatagan der Marke Caron. Was soll das überhaupt bedeuten, ein Parfümname mit Y. Ypsilon kann ich ohnehin nicht leiden, ein Buchstabe als Wort. Kann Y nicht yp heißen oder yps so wie all die anderen Laute ce, de, em, ka, vau, zet ...., aber ypsilon? Und dann diese faulig-braune Farbe im Flakon, meine Frau hat wohl doch recht! Ja, wenn schon aufregen, dann richtig.
Ein paar Tage später, die Dramatik war gewichen, das Wetter sonnig und ich saß entspannt auf der Terrasse. In den vorangegangenen Tagen war Yatagan mehrmals zur Anwendung gekommen und auch gerade eben wurden nochmals zwei ordentliche Sprühstöße zur entgültigen Duftbeurteilung bemüht. Wie schon in den vorherigen Versuchen gab es keine stechende Minznote mehr, weiß der Kuckuck was man in der Erregung so riecht. Kräuterkräftig geht’s aber schon los, Küchenkräuter satt ob mit oder ohne Sellerienote mag ich nicht entscheiden, dazu weiche, humusreiche Erde, Waldboden und Harziges von Kiefernadeln. Alles recht herb und dunkelbraun wie das torfige Wasser für den Whisky und Yatagan selbst. Das für mich Gelungenste an diesem kraftvollen, herbalen, lavendelwürzigen und derb männlichen Beginn ist aber das Fehlen der ansonsten oft üblichen zitrischen Eröffnungsorgie. Frische Zitrik ist belebend, aber hier wäre sie eindeutig zu viel.
Das Aufkommen der sinnlich-ledrigen und auch leicht tierischen Aromen im Parfüm Yatagan geschieht im weiteren Verlauf fließend. Sie verführen dabei wie Don Giovanni die arme Zerlina: mit großer Raffinesse, etwas Eleganz und ebenjenem animalisch-würzigen Timbre, das einen kleinen Bonaparte zum Kaiser macht. Rustikales Walkleder, etwas harziger Rauch und faunale Noten reihen sich harmonisch ein in die beständige, erdig-krautige und provokante Grundidee des Parfüms. Dem Duft liegt eine kräftige, animalisch-ledrige und sehr maskuline Projektion zugrunde, die auch deutlich wahrnehmbar ist. Das ist großes Kino, sehr gelungen und gereicht dem Hause Caron zur Ehre, auch wenn der Duft nicht meiner bevorzugten Richtung entspricht.
Yatagan ist ein Draußen-Parfüm mit einem gewissen Alleinstellungsmerkmal und keine grün-waldige Rauchbombe mit zitrischem Herrenfrisörtouch, die sonst des öfteren als würzig-holziger Duft präsentiert wird. Der Mann sollte sich für Yatagan entsprechend kleiden, Understatement, naturbelassen, Landhausstil, country style, schottisch. Bequemes Sakko, Weste, Hose (auch Kniebund), Schiebermütze, sehr gern und passend aus Tweed, vielleicht Oliv-Fischgrät, feste Schuhe, sogar Gummistiefel wären in Ordnung, aber ich schweife ab und komme ins schwärmen. Yatagan ist ein Duft der bemerkt wird, aber dennoch sehr gut zu klassischer, landadliger Bescheidenheit passt. Nur die wilden, osmanischen Reiterhorden mit ihren Krummsäbeln, nach denen das Parfüm benannt wurde, wollen nicht so recht in mein eigenes Yatagan-Bild passen.
Allen Mitlesern ein Dankeschön sowie einen entspannten Urlaub wann und wo immer dieser auch sein mag!
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