Michl49

Michl49

Rezensionen
Michl49 vor 5 Jahren 7 6
7
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Meisterlich dumpfe Mischung mit Kuhstallnote
Ich bin Naturliebhaber und begeisterter Wanderer. Sehr oft kraxle im Schwarzwald herum. Jetzt mache ich eine Tour mit Robert Piguets Oud-Duft:

Auf Zwergengröße verkleinert, streife ich bei Nieselregen im Dunkel durch das tiefste Unterholz. Dort, wo uralte Tannennadeln und verschimmelndes Laub in den feuchten Boden übergehen, suche ich meinen Pfad durch Pilzgeflecht und Moose. Vor und hinter mir huschen Asseln und Hundertfüßer. Hier unten in dieser dumpfer Bodenfeuchte riecht man fast nichts von der wohlriechenden grünen Note frischer Tannennadeln. Plötzlich öffnet sich das tiefe Unterholz, auf einer Lichtung ruht ein einsamer alter Schwarzwaldhof. Durch seine offenen Stallfenster wabert warmer Kuhstallgeruch in die Feuchte ringsum.

In der Duftnotenbeschreibung ist „Tannenbalsam“ hervorgehoben. Aber in diesem Waldduft fehlt mir ein balsamisches Schmeicheln, wie ich es in einem anderen Waldduft spüre, in „He Wood Rocky Mountain Wood“ von Dsquared. Den rieche ich viel lieber.

Ich weiß, das Parfüm ist hier hoch bewertet. Meine Ansicht dazu ist eine Minderheitsmeinung.

Jetzt stecke ich in einem Bewertungsdilemma. Der Duft ist sicher ein komplexes Meisterwerk, aber ich möchte ihn nicht tragen. Für die Komposition würde ich 9 geben, nach meinem persönlichen Geschmack 5. Geschmäcker sind nicht zu objektivieren. Die einen lieben Spätzle, die anderen Knödel und die dritten Pommes. Wer hat recht?

Die Haltbarkeit ist fast nicht zu übertreffen. Auch die Sillage ist sehr gut.
6 Antworten
Michl49 vor 5 Jahren 25 5
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Orangenhain am Mittelmeerstrand
Wenn meine Frau Prodigieux trägt, erinnere ich mich sofort an unsere oftmaligen Besuche bei türkischen Freunden im schönsten Dorf der Türkei: Die Freunde wohnen in Cirali, das innerhalb von Orangenhainen direkt am Mittelmeer liegt, im Nationalpark, deshalb ohne Bettenburgen und sehr ruhig. Bei der Orangenblüte im Frühling wabert ein betörender Duft durch das ganze Dorf. Nachts, das Fenster ist geöffnet, möchte man beim Zirpen der Zikaden und diesem Wunderduft gar nicht einschlafen. Morgens, wenn man durch das Krähen der vielen Dorfhähne aus dem Schlummer gerissen wird, umhüllt einen wieder dieser Paradiesgeruch.

Genau dieser starke Duft strömt mir entgegen, wenn, jetzt im heimischen Schwarzwald, meine Frau mit Prodigieux neben mir geht oder steht. Dazu kommt eine Sonnencreme-Note, die genau zu den am Strand Liegenden in Cirali passt. Im Hintergrund ahne ich noch andere Blumendüfte, aber ich kann sich nicht voneinander unterscheiden. Und ja, auch das Meer meine ich zu riechen, das kommt wohl durch die mineralischen Noten.

Besonders schön wirkt das Parfüm an grauen, kalten Februar- und Märztagen in Deutschland. Dann träumt man sich besonders gern in mediterrane Orangenhaine.

Eine Entwicklung kann ich nicht feststellen, das Parfüm riecht bis zum Schluss gleich.

Ein super Plus: Das unglaubliche Preis-Leistungsverhältnis.
5 Antworten