Mien

Dank Michelangela durfte ich "Must" testen und tat dies wohl etwas voreilig (mit einem winzigen Tröpfchen! Ich schwöre!) frühmorgens vor der Arbeit ...

Überraschung Nr. 1 war - er duftet für mich fast exakt wie "Obession"! Die Ähnlichkeit ist frappierend, laut Pyramide finden sich ja auch einige Parallelen und sogar die Flakons sehen sich, zumindest von der Farbigkeit, ein wenig ähnlich. Naja, 80er Jahre halt!

Überraschung Nr. 2 war die umglaubliche Strahlkraft des Winztröpfchens. Trotz mehrmaligen Lüftens schwebte den ganzen Tag eine fulminante Wolke im 5 Meter Umkreis um meinen Schreibtisch, was mir etwas unangenehm war. Es erging mir wie mit Obsession - ich hatte diesen Duft jahrelang in meiner Jugendzeit getragen, als ich noch (starke) Raucherin war. Dann nach Jahren des Nicht-mehr-Rauchens und Jahren der Obsessionabstinenz trug ich ihn - genau, mit einem Winztröpfchen - morgens mal wieder vor der Arbeit auf. Und wurde daraufhin irritiert von den Kollegen angesprochen, es ist ja doch ein ganz schöner Abendwummser, das hatte ich nur all die Jahre mit vom Rauch gedämpften Näschen nicht gewusst! Dachte immer, der sei "doch ganz dezent"!

Ich empfinde "Must" nicht als Businessduft, dafür ist er mir zu sinnlich und erotisch - ein handfester Orientale für's abendliche Amusement, zu mehreren oder zu zweit! Hätte ich das an dem Morgen geahnt, hätte ich mich bestimmt nicht in Jeans und T-Shirt geworfen ...

Oh nein!
Nun habe ich den Duft mehrfach getestet und eben ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen, warum ich den Duft so gerne behalten würde, er mir aber leider sofortige Übelkeit verursacht: die Passionsfrucht! Genau die gleiche Note ruft im wunderschönen "Kiki (Eau de Parfum)" von Vero Profumo diese heftige körperliche Reaktion bei mir hervor. Eine Note wie in der Sonne verfaulende Früchte - ansonsten wäre "Fleurs des Comores" ein schöner Sommer-Sonne-Sorglos-Duft: übertrieben, schwülstig und fröhlich - wie ein Besuch im Tropenhaus im botanischen Garten, wenn es draußen heiß, drinnen aber noch viel heißer (und vor allem feuchter) ist! Wer keine Probleme mit der Passionsfruchtattacke hat: unbedingt testen. Ich würde die blöde Gammelfrucht am liebsten herausextrahieren, dann könnte ich ihn behalten ...

Ich hatte den Duft schon 2, 3 Mal am Papierstreifchen getestet und empfand ihn immer nur als fürchterlich künstliche, stechende Pampelmuse. Neulich habe ich ihn mir aber vor dem samstäglichen Einkaufen bei einem kleinen Schlenkerer durch die Parfumabteilung auf's Handgelenk gesprüht und dort entwickelt er sich völlig anders! Mein Einkauf gestaltete sich dann recht hektisch, da ich ihn unbedingt noch vor Ladenschluss haben musste ...

Als Kind versuchte meine Mutter mir das Pampelmusenessen schmackhaft zu machen, indem sie die frisch aufgeschnittene Frucht mit Zucker bestreute. Damals hat's geklappt, war zwar nicht sehr zahnfreundlich, aber die Vitamine haben's bestimmt wieder wett gemacht! Pamplelune erinnert mich immer an diese gleichzeitig sauren und süßen Pampelmusen meiner Kindheit ... der Duft ist frisch und warm zugleich und unheimlich heimelig. Für mich immer eine kleine Kindheitsreise, wunderschön!