Mouscat

Mouscat

Rezensionen
Mouscat vor 9 Jahren 8 4
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Weiß-grünes Blütenmeer...
Hach, was ist das schön..

Ich bin kürzlich auf dieses Schätzchen gestoßen und kann gar nicht fassen, dass es hier so schlecht bewertet und noch gar nicht kommentiert ist. Das muss sich ändern, here we go:

Vor einigen Tagen wehte mir beim Öffnen der Bürotür ein Duft entgegen (dezent, aber präsent), der mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Wie der Lockruf einer Sirene: süß und lieblich und leicht und hypnotisch. Ich hab mich also erstmal quer durch alle Kolleginnen geschnüffelt und ihn dann an einem ägyptischen Kollegen entdeckt. (Und die nun auch schnuppernden Kolleginnen wie ein Rudel Spürhunde auf der Fährte hinter mir hergeschleppt... ;) )
Dieses Parfümöl kommt im simplen Mini-Glasfläschchen mit Roller zur besseren Dosierung und wird unter anderem in Moscheen verkauft. Es ist geradezu lächerlich günstig, nichtsdestotrotz allerdings ein extrem feines, leckeres Ding.

Die liebe Jasmin ist hier kein schwüles, pappsüßes, schweres Ding (so zeigt sie sich zumindest bei mir normalerweise und verursacht mir gern Kopfschmerzen), sondern eine ganz leichte, grüne, klare Nymphe, die mir sofort Bilder von Blumenwiesen, Frühlingsluft, Sonne und reiner, strahlender Natur in mein Kopfkino schickt. Eben nicht die übliche reife, volle Version, sondern die jugendliche.

Die Sillage ist auf jeden Fall da (auch im Großraumbüro), aber keinesfalls penetrant. Sie bringt die überraschte Nase eher dazu, ständig nach einem offenen Fenster zu suchen und sich überrascht am Kopf zu kratzen, ob denn nun plötzlich der Frühling ausgebrochen ist, mit all seiner Pracht und Frische.
Einen Duftverlauf gibt es nicht wirklich, im Laufe der Stunden (ja, die Gute bleibt und bleibt und bleibt) wird es lediglich ein bisschen ruhiger und wärmer und verschmilzt mit der Umgebung (ich vermute da einen sauberen Moschus, der den lauten Auftakt weichzeichnet).
Durch diese Geradlinigkeit kann ich mir das Öl auch gut zum layern vorstellen, wenn einem diese reine Blumigkeit mal zuviel oder zu simpel sein sollte.

Diese frische Jasmin ist allen zu empfehlen, die einen feinen Frühlingsduft suchen, auf weiße Blüten und grüngrüngrün stehen oder sich einfach mal davon überraschen lassen möchten, dass arabische Düfte auch ganz anders können als schwülstig und würzig.

P.S.: Erklären kann ich mir die bisherigen schlechten Bewertungen allerhöchstens noch mit der Hautchemie. Bei meiner Kollegin "entwickelte" sich die Gute zu einem pappig-süßen Kaugummi.
4 Antworten
Mouscat vor 12 Jahren 17 11
7.5
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Jedes Mal ein bisschen mehr... oder: Der Widerspenstigen Zähmung
Wir hatten keinen leichten Start, Maroussia und ich.

Angespornt von Euren Kommentaren bin ich losgezogen und wollte sie mögen, genau hinschnüffeln, gewarnt und gewappnet. Und es war furchtbar. Stechend, kratzig, billig, alt und modrig. Was war ich enttäuscht. Wieder zu Hause habe ich mich dann irgendwann dabei ertappt, wie ich immer wieder an meinem Handgelenk roch. Ich mochte es immernoch nicht (auch die weichere, blumige Herznote, ich roch irgendwie nur Seife), aber lassen konnte ich es auch nicht.
Beim nächsten Mal in meiner Lieblingsdrogerie dasselbe Spiel. Aufgesprüht (BÄÄÄÄÄÄÄÄÄH), nach Hause und hinterhergeschnüffelt. Irgendwann (nach der 3. oder 4 Wiederholung des Vorgangs) fiel dann der Groschen und ich musste mir eingestehen, dass ich das "widerliche Zeug" mag. Sehr sogar. Ich bin SÜCHTIG danach. Also hab ich die Waffen gestreckt und sie beim nächsten Mal tatsächlich mitgenommen. Und war sogar ein bisschen nervös.
Inzwischen kann ich nicht mehr ohne, ich sprühe morgens wenn ich aufwache, ich sprühe nach, wenn ich sie nicht mehr rieche. Gerade der anfangs verhasste kratzige Auftakt macht mich jetzt glücklich. Wobei sich meine Wahrnehmung dieses Schätzchens auch mit jedem Mal noch ein bisschen intensiviert, und jedes Mal ist es wieder ein bisschen anders.

Maroussia fühlt sich an, als würde man einen Pelzmantel auf nackter Haut tragen. Von aussen opulent, dekadent, vielleicht auch übertrieben, zuviel Tier und zuwenig Eleganz schafft sie erst einmal Distanz. Aus der Nähe merkt man dann, wie weich sie ist, erahnt die Wärme und Tiefe und bewundert die Geschmeidigkeit. Und trägt man sie erstmal auf der Haut verschmilzt sie mit den eigenen Gerüchen, ist gleichzeitig verrucht und kuschelig, sehr bald verfliegt die anfängliche Kühle und weicht einem unglaublichen Wohlgefühl, das man niemandem beschreiben kann, der Understatement, französische Eleganz oder klare Schlichtheit braucht.

Ob sie nun mich gezähmt hat oder ich sie kann ich nicht sagen.
Maroussia musste ich lieben lernen, ich brauchte Zeit, um sie zu verstehen.
Weil sie nicht so ist, wie ich es erwartet habe und sie mit nichts vergleichbar ist, das ich je gerochen habe.
Vielleicht musste auch sie sich an mich gewöhnen, da sie mit jedem Mal noch schöner wird und mehr von sich zeigt.
Sie will nicht gefallen. Und tut es doch.
Sie ist stolz. Und ich bin es auch!
11 Antworten
Mouscat vor 12 Jahren 23 7
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Meine (früh)reife erste große Liebe....
Dieser Duft...
Heute habe ich meine kostbare winzige Original-Miniatur bekommen und sofort ist alles wieder da.

1997 (ich war gerade 15) in Paris, im Paradies, genauer: im Sephora auf den Champs Elysees. Ich wusste nichts von Düften, von Kompositionen, ich kannte 4711 und Tosca und CKOne von meiner großen Schwester. Düfte waren also etwas, wofür Leute aus unverständlchen Gründen viel Geld ausgeben, damit sie so riechen wie alle Anderen.
Und dann kam "Die Weiblichkeit der Wälder".
Ich weiß bis heute nicht, wie ich genau zu ihr gekommen bin, sie war der einzige Duft, den ich dort getestet habe (und auffällig ist der Flakon ja nicht gerade).
Jedenfalls war es um mich geschehen. Sofort. Heftig. Unwiderruflich.
Umso tragischer die Einsicht, dass ich sie würde stehenlassen müssen, war sie mir doch viel zu teuer. (Und versteht mich nicht falsch, wäre es irgendwie möglich gewesen, hätte ich sofort mein Zugticket, Klamotten und alles andere verkauft um SIE zu besitzen.)
Stattdessen fuhr ich nach Hause, mit dem Duft in der Nase und auf der Suche nach IHR, dieser unglaublichen Weiblichkeit, für die nächsten 2 Jahre.
Bis ich sie wiederfand, an Weihnachten 1999. Mein gesamtes Geld ging dafür drauf und von da an war sie um mich, diese Wolke, das Holz, die Wälder, die Würze, die Tiefe, die Schwere, die Wärme, die Süße und diese wunderbare Geborgenheit. Mag sein, dass ich noch zu jung dafür war, aber ich habe sie mit Stolz getragen.
Ich wurde älter, es kamen andere Düfte, aber nie war es so wie bei ihr.
Die Düfte waren nett, frisch, manchmal beeindruckend und alle austauschbar.
Und innerlich dachte ich doch nur immer an SIE, die Weiche, Schöne, Geheimnisvolle, Liebliche, die aus meinem Leben verschwunden war und mich für alle Anderen verdorben hat.

Nun habe ich sie wieder, wenn auch nur gaaaaaaanz wenig und ich habe jetzt schon Angst, wenn sie weg ist.
Ob ich ihre kleine Schwester, die Neuauflage mal probieren soll?
Wie schön wäre es, einen ganzen Flakon voll von dieser Weiblichkeit zu haben, und zu wissen, dass sie wieder ganz bei mir ist..
7 Antworten