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vor 7 Jahren - 15.08.2017
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Schlafzimmer vs. Beziehung

Und da war er wieder.

Dieser Ausruf, gepaart mit einem absolut schockierten Gesichtsausdruck:

“Wie, ihr schlaft getrennt!!!!!!“

Diesmal ergänzt durch: “Ihr seid aber schon zusammen, oder?!?!“ Beifallheischendes Entsetzen für die Umsitzenden.

Zuerst einmal - danke der Nachfrage.

Danke für die Besorgnis, unsere Beziehung könne an separaten Schlafplätzen scheitern.

Für die Annahme, das fehlende nächtliche Schnarchen meines Holden erschüttere mich im Glauben an unser gemeinsames Leben.

Für das Anzweifeln unserer tiefen Verbindung, weil ich lieber warme Biberbettwäsche benutze und er alles mag, was kühlt.

Für das Erkennen des herannahenden Endes, weil bei ihm das Fenster auf und bei mir das Fenster zu sein muß.

Keine Sache in einer Partnerschaft scheint soviel Unverständnis zu ernten wie getrennte Schlafzimmer. Von ungläubigen Blicken bis hin zu purem Entsetzen ist alles dabei. JEDER teilt zu diesem Punkt seine (ungefragte) Meinung mit.

Nach dem Satz: “Schatz, hier ist Wasauchimmer nicht, guck mal bei dir im Zimmer.“ kann man die berüchtigte Stecknadel fallen hören. Die Sehnen im Hals der Außerfamiliären scheinen förmlich zu quietschen, wenn sie sich dann gaaaanz langsam zu uns umdrehen und es wie ein Hauch über ihre Lippen kommt: “Wie.....dein Zimmer.....?“

Ja, wir schlafen getrennt. Und das finden wir gut. Ich, weil ich durch sein infernalisches Schnarchen und sein karussellartiges Bettverhalten nicht zur Ruhe komme und generell beim Schlafen keinen Körperkontakt abkann. Er, weil ihm seine 2x2m Matratze noch zu klein ist (Stichwort Karussell) und ihm bei jeglicher Bettgemeinschaft umgehend zu heiß wird. Geöffnete und geschlossene Fenster erwähnte ich schon. Ich brauche ein Nachtlicht, er absolute Dunkelheit.

Statt unsere Beziehung also dadurch zu festigen, daß immer mindestens einer von uns nicht schlafen kann, haben wir uns für den Beziehungskiller namens “Eigene Schlafzimmer“ entschieden. Wahrscheinlich bemerken wir nur nicht, daß wir leiden. Unsere Kinder sind vermutlich auch todunglücklich - daß unsere Kleine die Wahl hat, bei wem sie heute Nacht mit ins Bett krabbelt, kann nur schwere psychische Schäden nach sich ziehen.

Was wir erst gar nicht erwähnen, sind Weggehen/Wochenenden/Ferien allein.

Oder daß wir mindestens genauso oft “Ich/Du“ wie “Wir“ sagen.

Daß wir nur wenige gemeinsame Interessen haben.

Daß Heiraten auch nach fast 10 Jahren noch keine Option ist und vielleicht nie sein wird.

Was aber, verstellt durch den Blick auf die getrennten Zimmer, niemand sieht bzw. nur wenige bemerken:

Wir sind Freigeister. Wir benötigen beide viel Raum für uns allein. Wir brauchen nicht viele gemeinsame Interessen, sondern haben Verständnis für die des anderen. Je weiter wir uns manchmal räumlich voneinander entfernen, umso stärker wachsen wir zusammen. Wir müssen uns kein Bett teilen, um uns nah zu sein.

Wir lieben uns, weil wir Ich und Du sind.

Und weil wir Wir sein möchten.

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