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vor 5 Jahren - 26.07.2019
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Klassiker - nein danke?

Es gibt eine Seite an mir, die meine Mutti bis heute in den Wahnsinn treibt.

Meine immer schick gekleidete, fleckenlose und gebügelte Mama, die am liebsten, dezent geschminkt, manikürt und immer geföhnt, Stoffhosen, Seidentücher und Blusen trägt, kann nicht verstehen, womit sie eine Tochter wie mich verdient hat.

Ich kann zwar bügeln, habe aber vor etlichen Jahren beschlossen, dass jegliche Bügelutensilien überflüssiger Krimskrams sind.

Blusen sind fiese, fleckenanziehende Monster mit Eigenleben - sie wandern auf mannigFALTIGE Art um meinen Körper herum, die Knöpfe öffnen sich wie von Zauberhand und nach 5 Minuten sehen sie aus, als hätte ich sie schon 2 Wochen an.

Stoffhosen und Seidenschals: siehe Blusen!

Sie schämt sich also bis heute immer ein bisschen für mich, die ich am liebsten in T-Shirt und Jeans in jeglicher Beinlänge rumlaufe, nach 5 Minuten wie gesagt jedesmal aussehe, als würde ich meine Sachen schon wochenlang anziehen, es bis heute nicht gelernt habe, eine Mahlzeit einzunehmen, ohne hinterher Flecken jeglicher Coleur mit mir herumzutragen und nach einmal Hinsetzen den Po voller Falten habe. Meine Haare sind sturmfrisiert und meine Nägel kurz.

Düfte von Chanel und Guerlain hätte ich nie von allein getestet - sie sind für mich die Blusen unter den Parfums.

Viel zu edel, viel zu schick, schienen sie immer hochmütig auf mich herabzusehen und mich ob meines leicht abgerissenen Äußeren zu verurteilen. Als müssten sie sich schämen, sich mit mir sehen zu lassen.

So lebte ich blusenduftfrei vor mich hin, bis doch der eine und dann der andere Chanel und Guerlain in Form von Proben und Abfüllungen bei mir eintrudelte.

In dieser Verpackung ihrer Hochmütigkeit beraubt, traute ich mich nun, in der Heimlichkeit meiner 4 Wände, zu versuchen, ob mir so ein edles Stöffchen nicht doch stehen würde.

Und dann entdeckte ich, dass Düfte manchmal wie Menschen sind - die Verpackung mag arrogant und voreingenommen wirken, bis man merkt, was für eine warmherzige, offene, zugängliche Person man hier eigentlich vor sich hat.

Ganz langsam verliebte ich mich in diese Düfte, diese angeblich arroganten, von sich eingenommenen, denn da war so viel mehr als ihr Äußeres.

Nicht sie waren voreingenommen - ich war es.

Es ist ihnen egal, wie du aussiehst, wer oder was du bist - wenn du dein Herz für die Weichheit, die Schönheit dieser Düfte öffnest, dann möchten sie von dir getragen werden.... als liebten sie dich auch.

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