Nerolic

Nerolic

Rezensionen
Nerolic vor 3 Monaten 4 1
6
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Turnstunde meets Eurodance
oder „Ein ganz normaler Freitag im Jahr 1993“...ähm oder „Wenn Opa aus der Kaufhalle kam“. Diese drei Titel fallen mir spotan zu Active Bodies (kurz AB) ein.

Vorab, ich habe AB nie besessen, ich war damals eher so die Fraktion Gammon und Axe. Später bin ich dann direkt mit der Granate JOOP! Home in die Parfümwelt eingestiegen. Als ich AB vor ein paar Tagen bekam und das erste Mal sprühte erlebte ich aber einen krassen Flashback in die 90er. Ich muss den Duft also damals definitiv schon mal wo gerochen haben. Ich vermute hier kommt Opa ins Spiel, der sich nämlich damals bei einem Einkaufsbummel immer ziemlich eingedieselt hat in den Drogerieabteilungen der entsprechenden Geschäfte und Kaufhäuser. Vielleicht hat er ihn sogar selbst besessen, ich kann das heute nicht mehr genau sagen. Auf jeden Fall katapultierte mich der erste Eindruck von AB direkt in die frühen 90er Jahre.

Und diesen Eindruck möchte ich kurz beschreiben. Wie gesagt, es ist das Jahr 1993, ich bin auf meinem „schulischen Höhepunkt“ mit all den typischen Dingen wie Mädels, blöde Lernerei und Sport. Ich höre hier ganz deutlich die akustischen Eindrücke aus der Turnhalle, Stimmen, quietschende Böden und die Umkleide nebst der Duschen.
Ebenso wie ich meinen Schulischen, erlebte eine von den einen geliebte und von den anderen verhasste Musikrichtung, zumeist in Deutschland und Italien produziert ihren Höhepunkt, Eurodance. Ich höre beim Einatmen der Silage die schneidenden Synthesizer Leadsounds von Culture Beat oder Captain Hollywood, die - zumeist sehr gutaussehenden – singenden Damen sowie die Stimme der obligatorischen Rapper. Heute liebe ich diesen Sound, damals war es für mich lediglich normale Diskothekenmusik.

Kommen wir so langsam zum Duft an sich, zum Verlauf etc. Und da sind wir bei einem normalen Freitag im Jahre 1993, quasi von der Dusche nach der Sportstunde abends auf die Party (wo dann Eurodance läuft). Genauso empfinde ich nämlich den Verlauf von AB. Frisch aufgesprüht verströhmt er zunächst eine holzig/zitrische Frische, die man heutzutage wohl als „oldschool“ bezeichnen kann. Hier kommt auf jeden Fall die Zitrone und der Lavendel zum Vorschein. Der aufgeführte Kümmel und Kassia steuern wohl ein bisschen ätherische Holzigkeit bei. Danach schlägt schon die relativ grüne Herznote durch, vertreten durch Kiefer bzw. Nadelhölzer. Sogleich kommt auch das in der Basisnote aufgeführte Eichenmoos zum Vorschein. Jetzt sind wir definitv bei einem fougeren, barbershop-artigen (und für viele daher auch oldschooligen) Duft angekommen. Auch schwingt hier eine Haarwassernote mit.

Bis hier hin waren wir noch beim Duschpart nach der Sportstunde. Jetzt geht es ab zur Eurodance-Party. AB hält nämlich relativ lange durch, wenngleich die Silage natürlich nach 3-4 Stunden schon merklich abnimmt, aber der Duft ist präsent. Genauer gesagt die Basisnote und die wird mit jeder Stunde pudriger. Klar, denn laut Pyramide sind hier ja auch einige Harze angegeben. Ich denke Tonka und Strayrax dominieren hier den Ausklang des Duftes, welcher nun ein typischer warm, pudriger 90er ist. Er erinnert zu diesem Zeitpunkt, also nach ca. 6-8 Stunden ein bisschen an Davidoff Relax (nicht falsch verstehen, er ist kein Ersatz für Relax, aber er schlägt in die Richtung mit seinem Drydown).

Fazit: Ein wirklich krasser Duft, wenn man sich vorstellt, dass das damals lediglich ein Drogerieduft war und das die von mir getestete (Coty-)Version noch nicht mal die Alte von Astor in Mainz mit der vollen Power ist. Ich kenne eigentlich keinen Duft, der ähnlich AB ist. Ggf. sind da Inhaltsstoffe drin, die in Deutschland nicht mehr erlaubt sind und er ist hier daher nicht mehr erhältlich sondern nur noch in z.B. Polen. Ich weiss es nicht.

Für mich ist es ein schöner Erinnerungsduft an meine Jugendzeit, Schule, Großeltern und...ja, auch an Eurodance.
1 Antwort
Nerolic vor 5 Jahren 5 3
6
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Die zwei Gesichter des Panama 1924 (+ aktualisierte Rezension aus 2023)
Auf der Suche nach einem (zweiten) Signaturduft neben meinem Acca Kappa "Muschio Bianco", welches leider nicht lange durchhält, bin ich auf das italienische Haus Boellis mit seinem Klassiker "Panama 1924" gestoßen. Ich habe eine Schwäche für italienische Dufthäuser bzw. Marken. Am sympathischsten sind mir kleinere sowie familiengeführte Unternehmen. Vor einigen Jahren stieß ich, nicht zuletzt aufgrund der Parfumokommentare, auf die Marke Rancé 1795 mit ihrem damals tollen Duft "Francois Charles" welcher mir aufgrund einer totalen Rundumerneuerung irgendwann um 2016 vermiest wurde. Leider hatte der neue Duft mit dem Alten so gar nichts mehr gemein. Ich war schockiert und traurig zugleich, dass man ein so toll duftendes Produkt unter gleichem Namen komplett ändert. Wie auch immer, die Suche nach einem neuen Signaturduft startete. Es kamen und gingen ein paar Düfte (u.a. das wunderbare Reflection Man, welches mir ehrlich gesagt etwas zu teuer war, von der Qualität ist es m.E. aber sehr gut) und irgendwann landete ich bei Acca Kappas "Muschio Bianco Parfum". Sehr guter Duft, sympathisches Unternehmen. Leider stellte ich schnell fest, dass der Duft sehr flüchtig ist, bzw. man sehr viel sprühen muss, um längere Zeit etwas davon zu haben. Dies ärgerte mich irgendwann und ich begab mich erneut auf die Suche nach einem weiteren Signaturduft (ohne dabei den Acca Kappa aufgeben zu wollen, da ich den Duft liebe).

Ich landete am Ende also bei "Panama 1924" von Boellis, dies aufgrund der Kommentare hier bei Parfumo, nachdem immer wieder der Vergleich zu Le Male zu lesen war. Leider bin ich auch ein Kind der damaligen Le Male-Zeit und der Duft fesselte mich damals. Ich fand ihn genial, nicht zuletzt aufgrund dessen weil er so anders war als die ganzen Boss, Armani und Calvin Klein Düfte. Dennoch trennten sich irgendwann unsere Wege, der Duftrichtung als solches blieb ich jedoch aufgeschlossen. Lange Rede kurzer Sinn, laut der Kommentare hier wie auch generell im Netz sollte der Duft wohl in die Le Male Richtung gehen. Somit war mein Interesse geweckt und ich bestellte mir bei einem Shop eine Probe. Was soll ich sagen, ich war hin und weg. Bei dieser Probe ging es tatsächlich recht heftig in Richtung des türkisfarbenen Matrosen, allerdings viel edler und erwachsener, dazu noch aus italienischem (Nischen)hause. Kurzum, der perfekte Duft für mich. Sodann bin ich gleich losgezogen um Panama 1924 in der Parfümerie zu kaufen. Als ich zuhause war sofort gesprüht und ja, da war er.......der bekannte Duft.........leider aber nicht Le Male sondern der andere Bekannte. Wie hieß er doch gleich, der fruchtig-süße Zimthammer in Form eines Goldbarrens? Genau, "One Million"! Ich traute meiner Nase kaum als ich das roch und dachte, ich hätte evtl. eine andere Version von Panama erwischt. Es gibt da noch diverse andere, wie z.B. eine Sportversion usw. Aber nein, es war das normale Panama. Nun recherchierte ich, fand aber nichts Brauchbares, außer dass die Duftpyramide hier bei Parfumo optimal auf die von mir gerade gekaufte Version passte (ich roch Mandarine/Lavendel, Zimt und etwas Rose). Ernüchterung und etwas Ärger stellte sich ein. Ich bestellte mir sogar nochmals eine Probe des Duftes bei einem anderen Onlineshop, wieder der selbe geniale Le Male-Vibe.

Nach einiger Recherche über Suchmaschinen stieß ich auf die damals gelistete Duftpyramide (bis ca. 2015/2016) hier bei Parfumo die da war:

Kopf: zitrische Noten
Herz: Tabakblüte
Basis: Vanille

Bäm! Nun war es mir klar, der Duft wurde komplett verändert vom Le Male-Vibe in den One-Million-Vibe. Dennoch alles sehr hochwertig und fein. Trotzdem konnte ich mit der One-Million-Richtung noch nie viel anfangen (evtl. liegts am Zimt). Wieder einmal wurde ich "Opfer" einer Totalreformulierung, wie schon damals bei Rancé. Das ist schon ärgerlich, vorallem wenn man eine entsprechende Duftprobe erhält und sich aufgrund dieser dann den Originalflakon für teures Geld kauft, welcher aber dann völlig anders riecht.

Aber lasst mich nun zu meiner Duftbeschreibung kommen. Nun alles in allem stellt sich Panama 1924 als eine sehr hochwertige Interpretation der angesprochenen One-Million-Duftrichtung dar (vergleichbar mit der alten Version und Le Male, die war ebenfalls sehr fein und edel). Im Kopf startet der heutige Duft mit einer Mischung aus Lavendel/ Mandarine im Verhältnis 70/30, also hier überwiegt der Lavendel und steuert in Verbindung mit etwas Zimt hier eine gewisse Süße bei. Die 30% Mandarine evtl. auch in Verbindung mit der gelisteten Zitrone geben dem Duft etwas an spritziger Fruchtigkeit im Auftakt. Nach ca. 10-20 Min. wird es blumig-würzig, man merkt da wie Rose und Kreuzkümmel ein wenig angreifen, ggf. auch Koriander und Thymian. Das bleibt alles in Allem dann auch so eine würzig-süße Mischung bis zum Drydown mit Sandelholz, welcher mir sehr gut gefällt. Da geht es von würzig-süß in süßlich-holzig mit ein wenig Puder über. Der Duft hält bei mir ca. 4 Stunden durch, die pudrige Holzigkeit kann ich mit Nase auf der Haut ca. 6 Stunden wahrnehmen.

Objektiv muss ich dem Duft eine hohe Qualität bescheinigen, alles riecht sehr hochwertig und gut abgestimmt. Subjektiv bin ich immer noch angefressen, dass man den vormals genialen Duft, welcher auch viel langanhaltender war (zumindest die mir zugeschickten Proben) komplett geändert hat. Nachdem ich die Plastikversiegelung geöffnet habe, kann ich den Originalflakon ja nicht mehr zurückgeben und muss nun versuchen, mich doch noch mit der neuen Version anzufreunden.

Fazit:
Alter Duft mit Le Male-Vibe bis ca. 2016 (frisch-pudrig-süß)
Neuer Duft mit One Million-Vibe seit 2016 (leicht fruchtig-würzig-süß-holzig)

...drei Jahre später...

Wir sind im Jahre 2023 und ich besitze Panama 1924 immer noch, ja es ist mein Signaturduft geworden. Aber es haben sich ein paar Dinge verändert. Zunächst sei gesagt, der Duft ist jetzt ein Eau de Parfum und kein Eau de Toilette mehr. Des Weiteren hat sich beim Namen ein wenig verändert, da "Boellis" jetzt nicht mehr so prominent auf dem Flacon auftaucht, sondern nur noch das Logo mit dem "B" und der Duft als Solches jetzt nur noch "Panama 1924" heisst.

Nun kommen wir aber zum Duft an sich im Jahre 2023. Ich wurde damals ja nicht müde, immer wieder zu betonen, dass der Duft als ich ihn 2020 erworben habe eine deutliche "One Million" Note hatte. Heute, drei Jahre und Flaschen später kann ich sagen, dass seit der Umstellung auf das Eau de Parfum nun wieder die vormalige barbershopähnliche Duftrichtung vorhanden ist, wie ich sie damals von den Proben von Panama kannte. Von diesem zimtigen (und fruchtigen) One Million Eindruck ist Gott sei Dank nichts mehr da. Ich schätze man hat zur damaligen Zeit ein wenig mit den Duftnoten gespielt und diese verändert, als ich 2020 den ersten Flacon kaufte. Könnte also am damaligen Batch gelegen haben.

Nun, was kann ich sagen...Der Auftakt ist definitiv lavendellastig, was mir sehr entgegenkommt, da ich Lavendel liebe. Auch nehme ich deutliche Zitrusnoten und etwas Minze wahr, da dem Lavendel eine leicht grün/spritzige Richtung beiwohnt. Im Herz sagt die Pyramide ja etwas von Rose, Thymian und u.a. Kümmel. Auch dies kann ich nachvollziehen, wenn ich dem weiteren Verlauf des Duftes folge. Zur Basis hin wird es holziger/pudriger.

Der Duft wird von anderen wahrgenommen, ist aber kein Sillagemonster. Die Haltbarkeit an sich geht in Ordnung (Basis noch am nächsten Tag auf der Kleidung wahrnehmbar).

Fazit: Süßfrischer Italo-Barbier!
3 Antworten
Nerolic vor 7 Jahren 10 2
8
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Ein Hauch von Frische und Moos
Eines vorweg, ich lernte diesen wunderbaren Duft über Parfumo kennen und schätzen. Dafür zunächst ein großes Dankeschön. Das familiengeführte Unternehmen Acca Kappa aus Italien ist mir generell sehr sympatisch. Grundsätzlich ja ein Bürstenhersteller mit langer Tradition erfolgte irgendwann auch die Herstellung von Düften, Seifen etc. Nach eigener Recherche, wird wohl sehr auf natürliche Inhaltsstoffe geachtet und jegliche Art von Tierversuchen abgelehnt. Sehr sympatisch wie ich finde. Über kurz oder lang werde ich garantiert auch die anderen Düfte dieses Hauses testen. Nun soll es heute jedoch gänzlich um "Muschio Bianco/ White Moss" gehen, im Speziellen um die Eau de Parfum Version.

Diese ist, verglichen mit dem Eau de Cologne, etwas tiefer und moosiger. Ein Blick in die Duftpyramide verrät, ja es ist Moos im Eau de Parfum aufgeführt, im Cologne hingegen nicht. Gefällt mir sehr gut, da es den Duft etwas tiefgrün(d)iger macht.

Aber fangen wir mit den ersten Minuten nach dem Aufsprühen an, da haben nämlich die Kopfnoten ihren großen Auftritt. Und der ist phänomenal! Frisch, zitrisch (keine "Toiletten-Zitrone") und durchaus etwas grün Krautiges, welches wahrscheinlich dem Wacholder und dem Lavendel geschuldet ist. Leider, ich betone leider hält diese geniale Frische nicht sehr lange an, nach etwa 20-30 Minuten geht die Duftreise in eine leicht seifige Richtung. Verantwortlich dafür ist natürlich der aufgeführte weiße Moschus. Spätestens zu diesem Zeitpunkt stellt sich der hier schon mehrfach aufgeführte Waschmittelcharakter des Duftes ein. Sehr rein und seifig frisch. Nach einer Stunde befinden wir uns dann auf der Basisebene, welche natürlich ebenfalls weiterhin vom Moschus dominiert wird. Daneben ist es aber meiner Meinung nach das eben vorhandene Moos, welches dem Duft im Drydown eine leicht feuchte Kühle, um nicht zu sagen eine frische Modrigkeit verleiht. Dies ist jedoch bitte nicht negativ gemeint, ich finde gerade diese Moosnote macht den Duft auch bei hohen Temperaturen sehr gut tragbar, da er eine gewisse Kühle verströmt und man sich ein wenig wie in einem dunklen feuchten Wald mit sehr viel Moos befindet.

All das macht diesen Duft so wahnsinnig schön, wenn...tja wenn da nicht diese schwache Haltbarkeit bzw. Sillage wäre. Grundsätzlich ist der von mir beschriebene Drydown oftmals sogar einen Tag auf der Kleidung haltbar (wenn auch nur sehr schwach), auf der Haut, zumindest auf meiner jedoch keine Chance. Darüber hinaus ist er sehr sehr körpernah, was ja evtl. in gewissen Augenblicken auch nice sein kann.

Alles in allem werde ich meinem Muschio Bianco natürlich treu bleiben und möchte noch kurz darauf verweisen, dass eine leichte Ähnlichkeit zu "CK Be" nicht von der Hand zu weisen ist. Diese ist höchstwahrscheinlich dem Wacholder geschuldet. Jeder der also in den 90er Jahren (oder auch noch heute) dem Calvin Klein Duft positiv aufgeschlossen war/ist, sollte unbedingt Acca Kappas MB testen, welches deutlich hochwertiger, natürlicher und etwas seifiger sowie moosiger ist.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! :)
2 Antworten