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vor 8 Monaten - 04.09.2023
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Wie der Sommer riecht

Das Quecksilber im Röhrchen zittert, kratzt an der 38. Die Sonne brennt um die Mittagszeit. Die Luft steht still und auch sonst rührt sich nichts. Nicht die Autos, sie träumen vom Fahrtwind, nicht die Katzen im Schatten der Autos, wovon sie träumen weiß ich nicht. Nicht einmal die Mücken bewegen sich.

Die Luft über dem Asphalt flimmert, das Bitumen wird zäh. Die Steine der Häuser schauen gleichgültig zu. Die Bäume krallen sich an die Felsen, tasten mit ihren Wurzeln nach den letzten Resten von Feuchtigkeit. Sie schwitzen Harztränen, die trocknen, bevor sie den Boden erreichen.

Das Meer ist ein azurblauer Spiegel, man riecht es hier oben kaum, nur das Salz ist allgegenwärtig. Rosmarin haben sie hier als Hecken und die Feigen platzen an den Bäumen auf oder dörren unbeachtete auf heißem Schotter.

Über den Bergen ziehen die ersten Wolken auf. Sie kommen näher, dunkel und unheildrohend. Sanfte Winde kräuseln die Wasseroberfläche. Dann fallen die ersten Tropfen, dick und schwer. Blitze zucken und die aufgestaute Energie der letzten Wochen entlädt sich. Es riecht nach Ozon.

Jetzt prasselt der Regen nieder wie eine weiße Wand, Böen peitschen das Wasser fast waagerecht durch die Gassen. Der Asphalt zischt und dampft, die Steine der Häuser schauen gleichgültig zu, knacken nur kurz wohlig, es muss ja keiner mitbekommen. Die knorrigen Bäume recken sich freudig dem Regen entgegen.

Der Quecksilberspiegel fällt, 10 Grad, 15 Grad, und plötzlich riecht es grün und frisch und nach feuchter Erde, wo zuvor alles trocken und braun roch. Jeder atmet befreit auf, die Autos schütteln sich vergnügt im Regen und die Mücken machen sich bereit auszuschwärmen. Nur den Katzen gefällt es nicht…


Krk, Kroatien, August ´23

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