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vor 3 Monaten - 14.01.2024
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Im Winterwald

Im Winterwald


7 Grad zeigt das Thermometer des Autos an. Minus. Schattig ist der Parkplatz und vereist, lädt nicht unbedingt zum Aussteigen ein, zumal die Sitzheizung echt kuschelig ist. Aber ich bin ja nicht eine Stunde hergefahren, nur um im Warmen zu sitzen, also raus an die frische Luft.

Und frisch ist sie schon, auf dem Weg glitzern Eiskristalle in den wenigen Sonnenstrahlen, die es durch die Bäume schaffen. Frisch, aber gar nicht mal so eisig, dafür klar und sauber. Schon schöner, als in der diesigen Stadt, die die letzten Tage wie unter einer Eisglocke verbracht hat. Etwas Rauch ist wahrzunehmen, von den Kaminen der im Wald versteckten Häuser. Und auf einmal ist frisches Nadelgrün in der Luft, frühlingshaft, verwirrt die Sinne, bevor ich bemerke, dass es aus meinem Kragen aufsteigt.

Zum See hin lichtet sich der Wald, es wird sonnig und fast schon mild, wenn auch nicht warm, zumindest nicht so warm, als dass man nackt oder in Badehose in ein Eisloch springen müsste. Das scheint ein neuer Trend zu sein, am Steg stehen sie Schlange und links daneben hackt einer mit dem Beil das Ufereis frei. Wieder ein Trend, der ohne mich auskommen muss. Der Geruch nach frühlingshaftem Wald wird  intensiver; frisch geschlagenes Holz und Harz liegt in der Luft. Vielleicht ruft der (nebenbei bemerkt: nackte) Typ mit dem Beil die Assoziation hervor? Ach nein, ich hab die Jacke aufgemacht, mittlerweile ist es wirklich
fast warm.

Dann doch lieber ein bisschen auf‘s Eis, ist zwar nicht sonderlich dick, aber Schlittschuhläufer sind unterwegs, wird also schon gehen. Das Eis ist schwarz und klar, der Grund nach wenigen schritten nicht mehr zu sehen. Nach ein paar weiteren Schritten gibt es ein lautes Knistern und ein Riss bildet sich unter dem Schuh. Waren über Weihnachten vielleicht doch zu viele Leckereien, jedenfalls beschließe ich, dass
mein Gottvertrauen für diese Eisdicke nicht ausreicht. Ich betrachte das Treiben lieber vom Ufer aus mit einer Tasse Kräutertee. Und genieße meinen Westentaschenfrühlingswald.


Auf dem Spaziergang war ich mit Yatagan unterwegs, einem Duft, den ich für mich für wärmere Temperaturen im Frühling oder Herbst gespeichert hatte, auch wenn die Mehrheit hier den im Winter verordnet, ist er doch für meine Begriffe bei aller würzigen Holzigkeit auch tendenziell frisch. Aber ich bin ja lernfähig und finde den jetzt im Winter auch ganz fein.

Allen noch einen schönen Start in 2024!

Aktualisiert am 14.01.2024 - 10:07 Uhr
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