Olinehexchen

Die Besucher der Kirmes starren gebannt auf das Feuerwerk und merken nicht, dass ein blaugekleideter Matrose mit einer Tüte in der Hand suchend zwischen den Ständen herumschleicht. Ja, jetzt hat er den Stand gefunden, den er gesucht hat. Er blickt sich um, niemand sieht ihn. Schnell schüttet er das Pulver aus seiner Tüte in die Zuckerwattemaschine und gibt noch ein paar grün-weiße Ringe dazu. Es fällt nicht auf, die Zuckerwatte wird sowieso farbig sein. Diese Menge Zucker, dazu noch das magische Pulver, das im Mund immer mehr wird... Der Matrose grinst schelmisch und verschwindet in der Dunkelheit...

Stellt euch vor, ihr esst diese mit Apfelringen und Brausepulver versetzte Zuckerwatte und versucht, den Geschmack mit lauwarmen Cidre aus der Dose wieder loszuwerden, weil es das einzige sofort greifbare Getränk ist...

Schnell loswerden ist nicht, denn die Mischung hat die Haltbarkeit von Pattex.

Ich weiß nicht, was mich schneller in's Delirium gebracht hat, der Geschmack oder der Alkohol?

Lange hab ich auf ihn gewartet und hab ihn blind bestellt, denn die Düfte, die eine Ledernote haben, machen mich neugierig. Voller Erwartung ausgepackt, aufgesprüht... Und war enttäuscht. Stechend, typisch Trésor. Einpacken, zurückschicken? Nein, so schnell gebe ich nicht auf...

Die Dame hat eine Einladung zu einem Candlelight-Dinner in einen schönen Restaurant. Sie kennt den Herrn nur aus dem Internet. Was erwartet sie? Was erwartet er? Erst einmal die Unschuldige spielen, nicht zu freizügige Kleidung, Rosenduft mit etwas Pfirsich ist perfekt dafür.

Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch, die Unterhaltung beim Essen wird privater. In die Rose mischen sich warme Gewürze, man kommt sich näher und vergißt die Zeit. Nach dem Dessert die obligatorische Frage: "Kommst du mit zu mir?"

Sie hat ihn sehr schnell überzeugt, mit zu ihr zu kommen. Sie schließt die Tür auf, ihre Wohnung ist in schwaches Licht getaucht. In der Luft liegt der leichte Duft von Vanille, gemischt mit etwas Patchouli, die Luft knistert. Die Rose, die ihr der Herr geschenkt hat, hat sie im Taxi vergessen. Sie geht in die Küche, um den Champagner aus dem Kühlschrank zu holen. Als sie wieder erscheint, stockt dem Herrn der Atem. Sie hat ihr hochgeschlossenes Kleid gegen ein Lederkorsett getauscht... Was der Abend wohl noch bringen mag?

Wer genug Geduld aufbringt wird von dem Duft überrascht. Aussitzen lohnt sich wirklich, denn die warme Ledernote hält sich sehr lange gut versteckt.

Wer kennt sie nicht, die Ouzo-Werbung im Fernsehen. Genau den hab ich mir bestellt, beim Griechen, der direkt neben der katholischen Kirche ist. Nicht der Billigfusel, den es im Supermarkt gibt, nein, der Echte muss es sein, wenn schon, denn schon...
Es ist warm auf der sonnigen Terrasse, der kühle Ouzo tut gut. Langsam trinken und genießen, sonst steigt er bei der für das Frühjahr ungewohnten Wärme zu Kopf. Endlich hat der Kulturbanause am Nebentisch seinen Pfefferminztee ausgetrunken. Wie kann man nur... Bei der Wärme und dann auch noch beim Griechen!
Schön ist sie, die Terrasse, der Grieche hat sie so vom Italiener übernommen, der aus seiner Heimat Kalabrien einige Bergamottepflanzen mitgebracht hatte. Auch die Rosensträucher passen sehr gut hierher.
Der laue Wind bringt immer wieder einen Hauch Weihrauch herüber, wenn jemand die Kirchentür nebenan geöffnet hat. Ich bestelle mir noch einen Ouzo und lehne mich entspannt zurück...

Ganz lieben Dank an die liebe Lolita für dieses beschwingte Dufterlebnis.

A Drop of Rose? Nein, es ist die riesige Rosenplantage in der Türkei. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Rosen wiegen sich sanft im warmen Wind, überall blüht und duftet es. Eine schöne Vorstellung, dort durch die Felder zu laufen...

Ich liebe Rosen und ihren Duft, aber im Garten, nicht als Parfum. Hier ist es einfach zuviel, nur Rose, Rose, nichts als Rose. Irgendwie empfinde ich den Duft als altbacken, es fehlt das gewisse Etwas, das ihn modern macht. Rosenduftfreunde sollten sich von meinem Kommi aber nicht abschrecken lassen und ihn testen, denn die Haltbarkeit ist enorm.

Vanille Cuir hat einge Zeit gebraucht, um mein Herz zu erobern. Nach dem ersten Test war ich enttäuscht, denn das Leder hatte sich nicht blicken lassen. Der Duft war krautig, mit unsüßer Vanille, aber nicht uninteressant. Aber ich wollte doch Leder...

Irgendwie ging mir der Duft aber nicht aus dem Kopf. Wo Leder draufsteht, sollte doch auch Leder drin sein. Aufgeben ist nicht mein Ding, also kam der nächste Test. Leder? Nein, wieder nicht, aber die unsüße, krautig-holzige Vanille ließ mich nicht mehr los. Je mehr ich mich mit dem Duft beschäftigte, desto interessanter wurde er. Ja, der hat was!

Und irgendwann war sie da, die ersehnte Ledernote! Nicht laut, so wie ich es erwartet hatte, sondern eher hautnah, aber dafür sehr sinnlich. Ein weiches Leder, aber nicht elegant, sondern leicht animalisch. Es kommt auf leisen Pfoten daher, aber ohne das Tier zu verbergen.

Gut Ding braucht Weile und ich war in diesem Fall lange Zeit nicht sehr entscheidungsfreudig, ob ich Vanille Cuir haben muss, aber ich hab es nicht bereut, auf die Wirkung dieses Duftes zu warten.

Nochmal ganz lieben Dank für deine unendliche Geduld, lieber Gerry...