Rien Intense Incense 2014

Rien Intense Incense von Etat Libre d'Orange
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7.5 / 10 258 Bewertungen
Rien Intense Incense ist ein limitiertes Parfum von Etat Libre d'Orange für Damen und Herren und erschien im Jahr 2014. Der Duft ist rauchig-würzig. Haltbarkeit und Sillage sind überdurchschnittlich. Es wird noch produziert.
Aussprache Limitierte Edition
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Duftrichtung

Rauchig
Würzig
Ledrig
Harzig
Animalisch

Duftnoten

AldehydeAldehyde LederLeder WeihrauchWeihrauch ZistroseZistrose IrisIris KreuzkümmelKreuzkümmel PatchouliPatchouli AmberAmber EichenmoosEichenmoos RoseRose schwarzer Pfefferschwarzer Pfeffer
Bewertungen
Duft
7.5258 Bewertungen
Haltbarkeit
9.1218 Bewertungen
Sillage
8.7221 Bewertungen
Flakon
8.2204 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.792 Bewertungen
Eingetragen von Apicius, letzte Aktualisierung am 05.04.2024.

Rezensionen

16 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 42  
Die Weihrauchblumen-Mission
Professor Dr. sonst.was Meggi war einige Schritte vor dem hohen Portal stehen geblieben. Das war er nun, der sagenhafte Tempel der verborgenen Dinge. Ob er darin fündig werden würde? Sein Neffe hatte neuerdings eine fixe Idee von einer Weihrauch-Blume. Und als erfahrener Abenteurer lässt man sich die Suche nach einem Mysterium schließlich nicht zweimal dezent nahelegen.

„Herzlich willkommen!“, sagte eine Stimme und aus dem Schatten der Türöffnung schritt ein Priester in wallendem Ornat heran. „Herzlich willkommen im Tempel der verborgenen Dinge. Allein die, die wahrhaftig suchen, können uns finden. Treten Sie ein.“

Im Inneren fielen zunächst zahlreiche hohe Regale auf, dicht an dicht gefüllt mit dicken Aktenordnern. Das weckte sogleich die Neugier des Professors und er deutete darauf: „Was verbergen Sie denn da an Unterlagen?“

„Ach, die unterschiedlichsten Dinge. Dort zum Beispiel stehen die Nebenkostenabrechnungen von Atlantis. Der gesamte vordere Bereich ist damit belegt. Unser zweitgrößter Posten.“

„Und der größte?“

„Die Spesen-Quittungen von Kardinal Tarcisio Bertone. Die sind alle bei uns archiviert. Was meinen Sie, weshalb der Vatikan das Gerücht von den verschollenen Akten in die Welt gesetzt hat? Die hatten keine Lust, über Perlmutt-Luxus-Klos zu diskutieren wie die Limburger. Jetzt bitte hier entlang, wir wollen die Weisen von Zion nicht stören! Seit gut hundert Jahren blockieren die unser größtes Bernsteinzimmer, hängen da in wechselnder Besetzung rum und protokollieren irgendwas. Aber die werden und werden nicht fertig. Nach denen hat bestimmt seit siebzig Jahren keiner mehr gefragt. Und seien Sie da vorne um Himmels willen vorsichtig mit den Bundesladen. Nicht anfassen, das mögen die gar nicht. Wir wissen schlichtweg nicht, wohin mit den ganzen Dingern.“

„Wurde und wird danach nicht seit Tausenden Jahren gesucht? Warum gelangen die Leute dafür nicht zu Ihnen?“

„Die meisten Leute suchen nicht das, was sie wollen. Die glauben bloß, dass sie etwas suchen wollen müssten. Oder sie suchen eine Sache nicht als Zweck, sondern als Mittel. Solche finden uns nicht. Wir kriegen das sehr schnell raus; wir wissen, was die Leute wirklich wollen.“

„Dann…wissen Sie bereits, was ich suche?“

„Natürlich. Sie suchen nach…der Weihrauchblume, und zwar - wie nett! - für jemand anderen.“

„Stimmt!“

„Und für sich selbst suchen Sie…einen Moment…nach…ääääh…geilen, knalligen Düften!“

„Ich bin beeindruckt…“

„Hmmm…. An Ihrem Denkabular könnten Sie bei Gelegenheit arbeiten, aber immerhin wissen Sie, was Sie wollen….“

„Und…nun?“

„Keine Chance. Die Weihrauchblume gibt es nicht. Wir können keine Wunder bewirken. Wir hatten schon Leute da, die nach originellen Creeds gefragt haben - einfach lächerlich. Leider können wir Ihrem Neffen nicht helfen. Und für Sie haben wir Nichts.“

„Wie…nichts?“

„Genau: Nichts.“ Der Priester kramte in einer Schublade. Nach wenigen Augenblicken zog er eine kleine Flasche hervor. „Hier: Nichts. Präziser: Hammerhartes Weihrauch-Nichts. Im Originalsprech ‚ Rien Intense Incense‘ genannt. Eher geeignet als das normale ‚Rien‘, zumindest speziell für Sie. Also, besser als Nichts, könnte man sagen, höhö. Probieren Sie!“

Sogar der behemoth-furz-gestählte Professor musste husten. Der beißende Geruch frischen Asphalts bohrte sich in sein Riechorgan einschließlich sämtlicher Nebenhöhlen. Dazu heller, kalter Weihrauch.

„Jaha, das hat ordentlich Schmackes, das Zeug! Ich weiß. Kommt einem vor, als müsse man sich durch eine frisch geteerte Straße wühlen, nicht wahr? So geht’s üblicherweise nur den Jungs von den Stadtwerken, denen stets ein paar Sekunden nach Ende der Tiefbau-Arbeiten einfällt, sie müssten noch mal flugs an die Gasleitung ran.“

„Ich beschwere mich doch überhaupt nicht!“

„Ich weiß. Warten Sie die metallische Note nach ungefähr einer Stunde ab. Die piekt erst richtig rein.“

„Ich habe Erfahrung mit brutalem Kreuzkümmel.“

„Ich weiß. Ab der dritten Stunde bekommen Sie es mit Leder zu tun. Es wird Ihnen, allemal im Vergleich, überraschend sanft und veilchen-halspastillig scheinen. Nachmittags gibt es finster-teeriges, verrauchtes Leder mit nur noch einer Idee Halspastille. Eichenmoos- oder johannisbeerkrautgrün-verkratzt, nahe der Boshaftigkeit. Zistrose wird eine Idee Milde beisteuern, die Herr Tauer nicht schmerzlicher herbeisehnen könnte. Nach der Rose werden Sie vergeblich suchen. Belassen Sie es bei einer diffusen floral-fruchtigen Note, die alles Mögliche sein mag - na gut, meinetwegen auch Rose. Gegen Abend werden Sie von einer Schuhcreme-Attitüde verblüfft. Derb-ledrig ballert es daneben weiter, an Knize Ten werden Sie sich von Ferne erinnert fühlen. Sie werden sich über den Duft nicht beschweren.“

„Ich weiß.“

Als der Professor den Tempel verließ, fiel ihm auf, was gefehlt hatte. Er hatte den Heiligen Gral nicht gesehen. Wie seltsam. Na ja, vielleicht ließen den gerade diese Weisen kreisen. „Macht nix“, dachte er, „dieses sogenannte ‚Nichts‘ ist jedenfalls nach meinem Geschmack.“
16 Antworten
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Nowevee

1 Rezension
Nowevee
Nowevee
Top Rezension 21  
Rien Intense Incense in peinlich...
Ich glaube zwar aus verschiedenen Gründen, daß ich nicht wirklich gut Düfte beschreiben kann, aber mein erster Test von Rien Intense Incense fiel so peinlich-skurril aus, daß ich nicht widerstehen kann, dieses Erlebnis mitzuteilen. Und peinlich-skurril könnte man manchmal auch ein bißchen mit der Marke ELdO verbinden, was ich nicht unbedingt negativ meine.

Also, als Highlight des Tages war mal wieder einer dieser üblichen, praktischen Zerstäubersticks, gefüllt mit Rien Intense Incense , auf welches ich schon lange sehr gespannt war, im Briefkasten. (Lieben Dank an WoodyBree). Natürlich zog ich gleich neugierig die Kappe ab und ein heller, stechender, intensiver Geruch schwallte mir sofort entgegen, obwohl ich gar nicht gesprüht hatte. Oioioi, der hat aber ordentlich PS, dachte ich mir, steckte die Kappe wieder auf und verschob bedauernd den Test auf später, da ich zwischen 13 und 14 Uhr einen Gutachter der Hausverwaltung erwartete, der mein renovierungsbedürftiges Badezimmer inspizieren sollte. Ein netter, freundlicher Mensch, den ich schon von früheren Reparaturarbeiten her kannte, und den ich natürlich nicht quälen wollte.

Die Zeit verstrich und da er kurz vor 14 Uhr immer noch nicht da war, meinte ich, daß ihm wohl etwas dazwischen gekommen wäre und er entweder viel später oder gar nicht mehr käme. Ich schnappte mir also gierig die Abfüllung und sprühte. Sekunden später klingelte es. Oje, schoß es mir durch den Kopf und, husch, husch, kippte ich noch schnell alle Fenster der Wohnung und ließ ihn ein.
Ich dachte dann nicht mehr an den Duft und wir standen nebeneinander in meinem fensterlosen, natürlich vorher noch geschruppten und frisch geputztem Bad, während er mit ernstem Blick das 27 Jahre alte, etwas abgenudelte Waschbecken und die Wanne inspizierte und sich Notizen machte. Plötzlich fiel mir sein etwas gequälter Gesichtsausdruck auf, und als er dann auch noch husten mußte, ging mir ein Licht auf. Öh...., dachte ich und trat ein paar Schritte zurück aus der Badezimmertür hinaus, um den Durchzug auszunutzen. Ich murmelte sowas wie „entschuldigung, hier riechts etwas nach Weihrauch“, worauf er aber nichts erwiderte. Ich hoffte, daß der Durchzug die Situation retten würde und die Begutachtung wendete sich dem (auch sorgfältig geschruppten und gereinigtem) Klo zu, dessen Deckel ich immer geschlossen halte, und welches er mißtrauisch beäugte. Ich wunderte mich schon, daß er sich das Ding nicht genauer angucken wollte, da ein neues die Hausverwaltung ja immerhin Geld kosten würde. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, da mir in dem Moment ein Hauch des Parfums in die Nase stieg. Mit bösem Willen oder unbedarfter Nase kann man nämlich einen Aspekt dieses Weihrauchs wie Ammoniak wahrnehmen. Und abgestandener Urin riecht nach Ammoniak. Also dachte er wohl, das da jemand vergessen hatte, sein kleines Geschäft wegzuspülen.
Naja, was solls, auf alle Fälle freue ich mich trotzdem auf eine neue Wanne, Waschbecken und Kloschüssel.

Zum Duft versuche ich natürlich jetzt auch noch was zu schreiben.
Am Anfang riecht meine Nase etwas sehr intensives, etwas stechendes, grün, hell, weihrauchiges. Diese weihrauchige Phase hält längere Zeit an und wenn ich tief einatme, hat es wirklich was berauschend spaciges, strahlendes und ich fliege durch einen weiten grünen Raum. Der eventuelle minimale Ammoniakanklang stört mich nicht und man braucht sich auch nicht auf diesen konzentrieren. Irgendwie ist mir dazu auch zwischendurch mal Youth Dew eingefallen.
Dann fängt es für mich irgendwann an, zu etwas mentholigem, minzigem zu changieren. Das gefällt mir auch sehr, bis auf das es manchmal einen Dreh ins künstliche springt. Aber selbst das hat möglicherweise was, obwohl es mir persönlich nicht ganz so gefällt. Später ändert es sich zum würzigen, ledrigen, holzigen hin und ich muß manchmal ein bißchen an Au Cour du Desert denken. Auch das changiert dann aber manchmal etwas zum schweißig, bitteren hin.
Zum Schluß hin kommt dann etwas für mich unwiderstehlich süßlich harziges würziges auf, das dann aber wiederum auch manchmal ins kaugummikugelautomatige hüpft. Genau diese harzig, liebliche Note hält sich dann auch in meinen Kleidern etc. und gefällt mir sehr gut.

Der Duft ist für meine Nase eigentlich die ganze Zeit eine Gratwanderung zwischen überwiegend angezogen und fasziniert sein und hin und wieder aber auch unangenehm berührt und genervt sein.
Außerdem macht immer wieder mal meine Nase für ein paar Minuten dicht.
Aber im großen und ganzen mag ich Rien Intense Incense und finde es sehr interessant weil es irgendwie die ganze Zeit changiert und hüpft, springt und flirrt. Und es hat auf mich eine gleichzeitig beruhigende aber auch anregende Wirkung und hüllt mich angenehm ein. Ich finde es passt zu einem verregnetem Tag.
Ich habe es erst einmal auf meine Wunschliste gesetzt, aber ganz sicher bin ich mir noch nicht. Außerdem denke ich, daß es mir auch nicht wirklich gut steht, aber das ist mir eh meist schnuppe.

Auf alle Fälle ist noch mehr als genug im Röhrchen zum weiteren testen. Ach ja, und die Haltbarkeit ist ziemlich gut.
7 Antworten
8
Preis
8
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Kovex

29 Rezensionen
Kovex
Kovex
Top Rezension 19  
Stark - Schwarz - Böse
Etat Libre D´Orange war mir bisher gänzlich unbekannt bis der liebe Parfumo-Kollege Valdo (Danke nochmals!) mich mit ein paar wenigen Tropfen Tom of Finland angefixt hat. 4 Wochen später zog er (also der Tom, nicht der Valdo) bei mir ein und mein Interesse an Eldo war nicht zuletzt durch das tolle Interview mit Etienne de Swardt hier auf dieser Seite geweckt. Oder sollte ich besser sagen: das Feuer wurde entfacht?

Die bisher von mir getesteten Parfüms von Eldo haben mich nicht enttäuscht. Wenn auch nicht alle meine volle Zustimmung finden, interessant und besonders sind sie allemal. Genau das Richtige für jemanden, der das Außergewöhnliche sucht und sich auch traut, dies zu tragen.

Um Rien Intense Incense zu tragen, gehört eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein. Der Name – welch ein Wortspiel: eine Steigerung (Intense) von Nichts (Rien), die jemanden empören kann (to incense somebody). Allerdings kann mit „to incense“ auch „Weihrauch verbrennen“ gemeint sein, was hier wohl zutreffender ist. Empören kann Rien Intense aber auch und zwar bei unsachgemäßer Dosierung.

Wie bei einigen Eldo-Düften fällt es mir schwer, hier bestimmte Duftstoffe wahrzunehmen, so neu so anders riecht das alles. Die Kopfnote wird bestimmt durch einen Cognac-, vielleicht auch Weinbrand-Auftakt, der nach 3-5 Minuten verschwindet. Weihrauch - ja, ganz klar, eingehüllt in einen Duftcocktail aus harzig-holzigen Duftnoten. Für mich ein sehr würziger, aber auch lieblicher Duft (keineswegs süß!) mit einigen synthetischen Anleihen, was hier durchaus positiv gemeint ist. Die Sillage erschlägt einen erst mal (ja bitte, hau mich).
Bevor es an die Öffentlichkeit geht, sollte man erst mal lieber mindestens eine halbe Stunde für sich alleine bleiben und genießen, dann wird’s sanfter. Wen dann der Mut noch nicht verlassen hat, darf sich nach draußen wagen, in dem Bewusstsein das jede Reaktion möglich ist. Ein Duft der sicherlich polarisiert.

In erster Linie kaufe ich Düfte für mich selbst. Was meine Umwelt davon hält, ist mir erst mal egal. Aber man möchte ja nicht immer anecken und von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Jetzt im Sommer bei diesen Temperaturen kann ich ihn mir nicht vorstellen. Kommt man ins Schwitzen entwickelt sich eine motorölige Facette, die mir nicht so gut gefällt. Auch im beruflichen Alltag kann ich mir RII nur selten vorstellen. Aber was soll´s, dann diesel ich mich im Herbst / Winter großzügig ein, kuschle mich mit einer Decke auf die Couch, zünde ein Kaminfeuer an und ergebe mich still dieser Köstlichkeit, welche stundenlang anhält und auch am nächsten Morgen noch wahrnehmbar ist.

Rieche ich tags darauf an einem Kleidungsstück, welches mit Rien in Kontakt gekommen ist, umschleicht mich ein wohlig-wissendes Grinsen und die Vorfreude auf das nächste Tragen ist sofort wieder da. Aber zum Glück haben wir alle ja einen verschiedenen Geschmack.

Nie gesucht, aber trotzdem gefunden. Ein klasse und ganz besonderer Duft.
10 Antworten
7
Preis
9
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Bob1

3 Rezensionen
Bob1
Bob1
Sehr hilfreiche Rezension 21  
U-Bahn-Schacht, und ein Hauch Bahnhofsklo
So, das ist meine erste Rezension hier, und dann gleich zu so einem polarisierenden Duft. Schauen wir mal...

Der Titel klingt schon ziemlich derb, aber gleich vorweg: das ist genau das, was ich empfinde, wenn ich diesen Duft aufsprühe. Warum sollte man so riechen wollen? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht, vielleicht finden wir es ja gemeinsam heraus.

Aller Warnungen zum Trotz habe ich mir Rien Intense Incense als Blindkauf zugelegt. Ich habe etwas wirklich forderndes erwartet, und in sofern wurde ich auch schon mal nicht enttäuscht.

Der Flakon fühlt sich schwer und wertig an und liegt gut in der Hand. Besonders der Zerstäuber gefällt mir, er vernebelt schön fein und es lässt sich damit auch gut dosieren, was bei der Stärke des Duftes sicher kein Nachteil ist.

Einzelne Duftnoten aus der Pyramide hier herauszuriechen fällt mir etwas schwer. Der namensgebende Weihrauch? Naja, Rauch schon, dann aber von verbranntem Gummi. Das sind dann die U-Bahn-Bremsen. Die Assoziation habe ich mir übrigens aus einer anderen Rezension geklaut, danke dafür. Dieser Gummibrand hält sich tapfer vom Anfang bis zum fernen Ende.

Wenn Leder zu riechen sein sollte, dann ein ziemlich dreckiges, verschwitzt säuerliches, und auch erst nach den ersten Stunden. Ich glaube, ich hatte mal eine Schuhcreme, die mich an diese Note erinnert.

Rose und Zistrose bekomme ich hier überhaupt nicht, da sind nicht mal ansatzweise blumige Noten. Vielleicht etwas pudriges, das wird die Iris sein, die sich aber erst nach etwa 3-4 Stunden zunächst zaghaft, dann etwas deutlicher hervorkämpft. Glück gehabt, denn ich kann Rosenduft wenn überhaupt nur sehr sparsam dosiert ertragen.

Machen wir mal mit den Gewürzen weiter. Kreuzkümmel und schwarzer Pfeffer sollen es also sein. Ich rieche direkt nach dem Aufsprühen etwas prickelndes, schon leicht scharf beißendes, das sogar den Gummibrand überlagert. Das ganze geht dann aber schon nach wenigen Minuten erst einmal auf Tauchstation, bevor diese würzig kribbelnden Noten nach 4-5 Stunden interessanterweise wieder erscheinen. Sie kühlen den Duft für mich auf eine spannende Weise herunter, geben ihm einen doch deutlich wahrnehmbaren metallischen Touch, eben die funkensprühenden Bahngleise... es könnten aber auch einfach nur die Aldehyde sein. Die sind es wahrscheinlich auch, die diese leicht fäkalische Note beisteuern - oh mein Gott, warum beschäftige ich mich überhaupt mit etwas, das sich so beschreiben lässt?

Zu Sillage und Haltbarkeit wurde hier ja schon einiges gesagt. Ich kann dem nur zustimmen. Zwei oder drei Spritzer, und man füllt damit ganze Räume. Zwar nicht gleich beim Betreten, aber nach 30 Minuten ist die U-Bahn-Schacht-Atmosphäre perfekt. Dabei werde ich selbst nach einiger Zeit leider etwas duftblind, denn meine Mitmenschen scheinen RII intensiver wahrzunehmen, als ich selbst. Insgesamt ist er eher einer, der sich gemächlich aber nachhaltig im Raum aufbaut, statt einen direkt mit voller Kraft anzuspringen. Gut ausstrahlen tut der Duft bei mir locker 6-8 Stunden, und meine Haut ist in dieser Hinsicht eigentlich recht kompliziert. Am nächsten Tag ist er immerhin noch ganz leicht direkt auf der Haut zu riechen. Von dem Shirt, das ich am ersten Tag getragen und probehalber mal ungewaschen liegen gelassen habe, kam nach zwei Wochen noch immer eine leichte RII-Brise.

Zum Thema Jahreszeit kann ich bisher nur sagen, dass ich ihn sowohl in der Wohnung als auch draußen bei 28-30 °C getestet habe und dazwischen keine wirklichen Unterschiede feststellen konnte. Ich gehe aber davon aus, dass er sich aufgrund seiner Intensität auch zuverlässig durch winterliche Lufttemperaturen arbeiten wird.

Tja, und nun wundert ihr euch sicher, warum ich diese Duftbewertung vergeben habe. Jetzt beim Schreiben dieses Textes tue ich das auch. Ich finde Rien Intense Incense aber einfach sehr angenehm, ohne sagen zu können, warum! Das ist ein wirklicher Love-or-Hate-Duft, ein geniales Stück Parfumeurskunst, und trotz der irritierenden Assoziationen, die er in mir weckt, würde ich ihn wohl öfter tragen, wenn... ja, wenn da nicht meine bessere Hälfte wäre, die eindeutig zur letzteren Fraktion gehört. Als sie den Raum betrat, in dem ich ein paar Minuten zuvor zwei Spritzer RII auf meinen Handrücken aufgetragen hatte, blieb sie buchstäblich wie angewurzelt stehen und hielt die Luft an, bevor sie dann ganz aufgeregt fragte, ob nicht irgendwo ein Elektro-Schwelbrand ausgebrochen wäre, bevor ich ihr dann ganz stolz meine neuste Errungenschaft präsentierte.

Sie meinte dann zwar etwas geknickt, dass sie ja versuchen könne, sich daran zu gewöhnen, wo ich den Duft ja so mag, aber den ganzen restlichen Tag wollte sie möglichst nicht in meiner Nähe sein, und als sie es dann beim Abendessen nicht mit mir an einem Tisch aushielt, machte ich dem Spuk schweren Herzens erst einmal ein Ende.

Was ich auf Dauer mit dem Flakon mache, weiß ich noch nicht. Aufgrund der guten Haltbarkeit wird es wohl schwer, den Duft nur mal eben zwischendurch zu tragen, wenn ich außer Haus bin, aber die eine oder andere Gelegenheit wird sich bestimmt finden.

So, das ist die schöne aber traurige Geschichte meiner Begegnung mit Rien Intense Incense. Wir sind wohl wie die zwei Königskinder, die einfach nicht zueinander finden durften.

EDIT 03.08.2021: So schnell kann's gehen! Mir wurde heute per Beschluss der Regierung gestattet, Rien Intense Incense auch zu Hause zu tragen. Ich zitiere: "Hmmm, riecht irgendwie gut, ist das ein neues Parfum?" Wie sehr uns unsere Nasen doch einen Streich spielen können... jetzt darf er ganz sicher bleiben!
5 Antworten
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Mamski

12 Rezensionen
Mamski
Mamski
Sehr hilfreiche Rezension 13  
Durch Raum und Zeit ...
... katapultiert mich dieser Duft, schon lange bevor er in feinem Nebel aus der Flasche strömt. Die Reste, die noch an Sprühknopf und Deckel kleben und auch von weitem wahrnehmbar sind, lassen erste Ahnungen aufkommen: Dies wird eine ungewöhnliche Duftreise werden! Bitte anschnallen!

Ich schließe die Augen, sprühe. Im selben Augenblick werde ich in den Stuhl gedrückt, der Geruch beißt in der Nase und unweigerlich nehme ich etwas Teerartiges wahr, jedoch keinen Straßenteer, sondern es muss etwas ähnliches sein. Es riecht älter. Pech? Pechfackeln? Aber nicht nur das, dazu gesellt sich etwas, dass ich in Verbindung mit Paraffin bringe? Oder Kerosin? Ich hab keine Ahnung … es riecht synthetisch und nicht sonderlich naturverbunden, es vermittelt mir den Eindruck, ich sitze in einer Maschine. Einer Zeitmaschine? Denn so schnell dieser Eindruck gekommen ist, so viele Assoziationen er auch in einem kurzen Augenblick gebracht hat, der sich jedoch wesentlich länger anfühlte, so schnell ist der Spuk auch schon wieder vorbei.

Der Duft schreitet weiter voran und ich mit ihm weiter zurück in die Vergangenheit. Weihrauch tritt in den Vordergrund. Ein schmutziger, dunkler Weihrauch. Vielleicht hängen noch Drecksklumpen getrockneter Erde in den Harzen. Der Duft ist überwältigend, mächtig, dicht und scharf. Messerscharf? Nein, es ist kein Messer, es ist die lange, im Laufe der Zeit stumpf gewordene Klinge eines Schwertes. Eine einzelne kleine Rose ist am Ende der matt schimmernden Waffe eingraviert, weit weg vom Leder, welches um den Griff gewickelt wurde.

Plötzlich sehe ich ihn: Im Schein der vielen dicken, weißen Kerzen, die durch seine Bewegungen hektisch hin und her zucken, die im ganzen Gewölbekeller verteilt sind und diesem etwas Wärme verleihen, kämpft der Ritter im weißen Gewand mit rot besticktem Kreuz auf der Brust wild um sein Leben. Den metallenen Helm mit dem Nasenschutz hat er längst in eine Ecke gepfeffert. Verwegen wirbeln seine dunkelbraunen, halblangen Haare umher. Seine Gesicht ist braungebrannt. Die lederne Scheide des Schwertes baumelt umher, gehalten von einem Ledergürtel, die Hände stecken in Handschuhen aus Leder, die Füße in ausgetretenen Lederstiefeln. Ein Sack mit frisch geerntetem, unbehandeltem Cumin steht in einer Ecke des leicht patchouly-geschwängerten Raumes, durch einen Riss quellen die getrockneten Früchte auf den blanken Boden, Moos blitzt zwischen den einzelnen Steinen hervor. Er ist alleine, im Kampf mit dem Geist in seiner geschundenen Brust, sein Schwert gleitet schwer und bestimmt durch die orientalische Luft, seine Kraft wirkt ungebrochen, zäh.

„Gott will es!“ knurrt er leidenschaftlich, sich windend. Um so näher ich dem Duft komme, um so unbändiger wird er. Ziehe ich mich zurück und lasse in auf mich zukommen, beruhigt er sich nicht nur, sondern wirkt fast geschmeidig und wachsweich. „Wer will es?“ hauche ich ängstlich in den Raum hinein.

Der ungezügelte Geist einer anderen Zeit vermischt sich und teilt verborgenes Wissen mit, weiht in die Geheimnisse eines neuen Testamentes ein. Sein Augen weiten sich. Erst ungläubig, dann zweifelsfrei erkennend und letztendlich verständnisvoll und demütig. Die Läuterung, die Wandlung ist vollbracht, das Schwert in der Hand wandert in den Mund, in die Sprache.

Stundenlang lausche ich seinen Worten, die mit der verstreichenden Zeit zwar leiser, jedoch nicht weniger kraftvoll werden. Viel Zeit verbringen wir gemeinsam und lernen uns kennen. Dabei brennen die weißen Kerzen sacht und stimmungsvoll vor sich hin, immer wieder nehme ich mal mehr, mal weniger den wachsigen Geruch wahr, den sie verströmen. Irgendwann sinke ich in den Schlaf und am nächsten Morgen wache ich in meinem Bett auf. Noch immer hängt ein leichter Schleier des Duftes auf meiner Haut, weich, ambratisch angehaucht. Ich lächele.

Ich mag diesen Duft, was er mit mir macht und wo er mich hinführt SEHR und danke von ganzem Herzen den zwei (eigentlich drei) edlen Spendern, die mir diese Erfahrung ermöglicht haben. Und das für eine lange Zeit! Wieder lächele ich dankbar vor mich hin.

„Was ist?“ werde ich gefragt. „An was denkst du?“
„Ach, an… nichts! Es ist wirklich nichts!“ antworte ich.
5 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

59 kurze Meinungen zum Parfum
PinseltownPinseltown vor 2 Jahren
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Weihrauchdampfendes Ross
Galoppiert auf ledermoosig sakralem Erdboden
Durch pechschwarze Nacht
Nüstern versprühen glühend kleine Rosenfunken
44 Antworten
FloydFloyd vor 4 Jahren
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Der Duft Deines Leders
Welches Du liebtest
In der Hitze des Sommers
Im Rauch Deines Zimmers
Vergangene Nacht
10 Antworten
Rieke2021Rieke2021 vor 12 Monaten
5
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
6
Duft
Die Hells Angels mit Kippe in derbem Lederdress beim Ölwechsel in der moderigen Keller-Werkstatt. Eine Dusche wär mal nötig….Nicht meins.
10 Antworten
KollerlKollerl vor 3 Jahren
The subtile art of giving a shit.

Rottweiler mit weichem Herzerl.

Nichts für Feiglinge.
Wild aber schön.
10 Antworten
ClimberClimber vor 3 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Meine Frau hat sich bekreuzigt als sie den gerochen hat. Ob aus Angst oder aus religiöser Erleuchtung kann ich euch nicht sagen...:-)
6 Antworten
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