09.05.2020 - 11:44 Uhr

Sniffsniff
23 Rezensionen

Sniffsniff
Top Rezension
47
Spiel mir das Lied vom Scheitern ...
Wenn man, so wie ich in einem früheren Leben, mal einen Gesellenbrief im Tischlerhandwerk erworben hat, ist einem das zweifelhafte Vergnügen des wöchentlichen Berufsschulbesuchs nicht fremd. Dort trifft man dann auf allerlei Leidensgenossen (die Genossinnen sind eindeutig in der Unterzahl) aus den verschiedensten Gewerken, die sich in den viel zu kurzen Pausen in den Raucherecken drängen und sehr darauf bedacht sind, dass Zimmermann A bei Zimmermann B bleibt und Maurer C auf keinen Fall zu lange mit Dachdecker D redet. Damit dieses Relikt des Zünftedünkels auch das 21. Jahrhundert unbeschadet übersteht, wurden die (natürlich im Vergleich zum eigenen gottesgleichen Handwerk deutlich minderwertigeren) Nebengewerke in metronomhafter Regelmäßigkeit mit eher semi-kreativen Spitznamen versehen. Ich vermute, dass (fast) allen Beteiligten die Anwendung eines ähnlich fragwürdigen Humors in Lebensbereichen außerhalb dieses Mikrokosmos abgrundtief peinlich gewesen wäre. Wir waren die Holzwürmer, es gab Pfannenwender, Rohrverleger und natürlich Kabelaffen. Dass man sich später täglich auf verschiedenen Baustellen begegnen wird und miteinander klarkommen muss, schien kaum vorstellbar. Eines hatten sie aber dennoch gemein, die jungen Herren, die so lässig auf den Pflanzkübeln hockten und ihre Kippen auf das Pflaster schnippten. Sie rochen nicht gut. Wenn ich mir meinen Weg in die Cafeteria bahnte, durchschritt ich tonnenschwere, duschgellastige Deowolken, deren pseudo-maskulines Aroma sich unvorteilhaft mit dem Gestank des halb brennenden Aschenbechers mischte - im direkten Vergleich muss der Gang nach Canossa ein Sonntagsspaziergang gewesen sein.
Wie riecht also ein Parfum, das den übergewichtigen Elektrikern dieser Welt gemidmet zu sein scheint? Die Bilder in meinem Kopf lassen mich lange zögern, diesen Duft zu testen. Ich assoziiere lustig im Wind wehende Bierfahnen, kalten Schweiß und Zigarettenatem. Keine guten Vorzeichen. Aber dieser Name. Gutes Marketing ist bares Geld. Und leider trifft die Marketingabteilung mit ihrer Namensgebung direkt in mein schwarzes Herz. Zumindest vorerst. Die Pyramide verspricht einen Duft, der mir durchaus gefallen könnte. Maronencreme klingt sehr verlockend. Dazu Myrrhe und Vanille. Ein wenig Harz und Vetiver. Nun gut, Vetiver habe ich schon häufig als Note wahrgenommen, die bei mir einen veritablen Fluchtreflex auslösen kann, aber in der Kombination mit den anderen Ingredienzien könnte das Ganze durchaus seinen Reiz haben. Ein Gourmand ohne zickig-zuckrige Attitüde.
Und der fette Elektriker löst sein Versprechen ein. Er ist eben ein Pragmatiker und begrüßt mich mit einer satten Ladung Vetiver, die mich aber glücklicherweise nicht allzu staubtrocken und bitter überfällt. Kurz darauf kommt die Maronencreme ins Spiel, welche wirklich gut getroffen wurde und mit ihrer nussigen Cremigkeit dafür sorgt, dass der Elektriker seine weiche Seite offenbart. Von nun an gibt es keinen nennenswerten Verlauf mehr, der Duft changiert zwischen Marone und Vetiver, alle anderen Duftnoten halten sich diskret zurück und unterstützen eher die Wahrnehmung der Marone, als sich selbst in den Vordergrund zu drängen. Wie ein guter und aufmerksamer Lehrling, der zur rechten Zeit den Akkuschrauber anreicht und ansonsten einfach die Klappe halten kann. Ich nehme den Duft lange satt an mir selbst wahr und auch die Projektion ist stattlich - denn selbst über die Coronadistanz hinweg hat meine Freundin ihn deutlich riechen können. Sie sprach übrigens von angenehm herber Cremigkeit. Wenn der Duft ab der fünften Stunde hautnah wird, kommt die Vanille prominenter ins Spiel und lässt das Vetivergras noch weicher wirken.
Dass der Duft von ELDO für die Herrenwelt gegendert wurde, habe ich nur durch Zufall bemerkt. Ich hätte ihm das Etikett Unisex verpasst, aber vermutlich bin ich mit meiner Vorliebe für herbe Düfte diesbezüglich keine besonders gute Referenz für andere Frauen, die damit liebäugeln, mit dem fetten Elektriker auf Tuchfühlung zu gehen.
Ich mag den Duft sehr, denn er ist spannend, vielseitig und passt eigentlich in jede Jahreszeit, da er trotz seiner Intensität nicht zu schwer aufträgt.
Aber vielleicht hätte ich es dabei belassen sollen und mir die Tonbotschaft des fetten Elektrikers auf der ELDO-Homepage nicht zu Gemüte führen dürfen. Denn seit ich dieses stolz-beklemmende Statement des übergewichtigen Unbekannten kenne, manifestiert er sich beim Tragen des Duftes vor meinem inneren Auge und sinniert mit mir über das Scheitern als Geisteshaltung. Was haben sie den Marketingleuten bei ELDO da bloß in den Kaffee getan?
Wie riecht also ein Parfum, das den übergewichtigen Elektrikern dieser Welt gemidmet zu sein scheint? Die Bilder in meinem Kopf lassen mich lange zögern, diesen Duft zu testen. Ich assoziiere lustig im Wind wehende Bierfahnen, kalten Schweiß und Zigarettenatem. Keine guten Vorzeichen. Aber dieser Name. Gutes Marketing ist bares Geld. Und leider trifft die Marketingabteilung mit ihrer Namensgebung direkt in mein schwarzes Herz. Zumindest vorerst. Die Pyramide verspricht einen Duft, der mir durchaus gefallen könnte. Maronencreme klingt sehr verlockend. Dazu Myrrhe und Vanille. Ein wenig Harz und Vetiver. Nun gut, Vetiver habe ich schon häufig als Note wahrgenommen, die bei mir einen veritablen Fluchtreflex auslösen kann, aber in der Kombination mit den anderen Ingredienzien könnte das Ganze durchaus seinen Reiz haben. Ein Gourmand ohne zickig-zuckrige Attitüde.
Und der fette Elektriker löst sein Versprechen ein. Er ist eben ein Pragmatiker und begrüßt mich mit einer satten Ladung Vetiver, die mich aber glücklicherweise nicht allzu staubtrocken und bitter überfällt. Kurz darauf kommt die Maronencreme ins Spiel, welche wirklich gut getroffen wurde und mit ihrer nussigen Cremigkeit dafür sorgt, dass der Elektriker seine weiche Seite offenbart. Von nun an gibt es keinen nennenswerten Verlauf mehr, der Duft changiert zwischen Marone und Vetiver, alle anderen Duftnoten halten sich diskret zurück und unterstützen eher die Wahrnehmung der Marone, als sich selbst in den Vordergrund zu drängen. Wie ein guter und aufmerksamer Lehrling, der zur rechten Zeit den Akkuschrauber anreicht und ansonsten einfach die Klappe halten kann. Ich nehme den Duft lange satt an mir selbst wahr und auch die Projektion ist stattlich - denn selbst über die Coronadistanz hinweg hat meine Freundin ihn deutlich riechen können. Sie sprach übrigens von angenehm herber Cremigkeit. Wenn der Duft ab der fünften Stunde hautnah wird, kommt die Vanille prominenter ins Spiel und lässt das Vetivergras noch weicher wirken.
Dass der Duft von ELDO für die Herrenwelt gegendert wurde, habe ich nur durch Zufall bemerkt. Ich hätte ihm das Etikett Unisex verpasst, aber vermutlich bin ich mit meiner Vorliebe für herbe Düfte diesbezüglich keine besonders gute Referenz für andere Frauen, die damit liebäugeln, mit dem fetten Elektriker auf Tuchfühlung zu gehen.
Ich mag den Duft sehr, denn er ist spannend, vielseitig und passt eigentlich in jede Jahreszeit, da er trotz seiner Intensität nicht zu schwer aufträgt.
Aber vielleicht hätte ich es dabei belassen sollen und mir die Tonbotschaft des fetten Elektrikers auf der ELDO-Homepage nicht zu Gemüte führen dürfen. Denn seit ich dieses stolz-beklemmende Statement des übergewichtigen Unbekannten kenne, manifestiert er sich beim Tragen des Duftes vor meinem inneren Auge und sinniert mit mir über das Scheitern als Geisteshaltung. Was haben sie den Marketingleuten bei ELDO da bloß in den Kaffee getan?
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