19.12.2014 - 14:27 Uhr

Meggi
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Meggi
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50
Jetzt spricht der Durchschnitts-Hetero
Von unserem schillernden Herrn Tom habe ich neulich im Laden ein Pröbchen mitbekommen. Zu Hause habe ich mir dann nichtsahnend Kommis sowie Hintergrund-Infos durchgelesen, Bilder angesehen und bei Letzterem ziemlich große Augen gekriegt. Ich inne mich hiermit mal als Durchschnittshetero, wie ihn Ergo in seinem Auftakt-Kommentar (siehe unten) erwähnt; ja ich bin regelrecht ein Typus-Exemplar davon. Und überhaupt: Kaufmännischer Beruf, verheiratet, zwei Kinder (Tochter spielt Cello, Sohn Lego), Häuschen im Grünen… Noch Fragen? Mein dunkelstes Geheimnis ist wahrscheinlich, dass ich mir mit meinen Kindern zusammen „The Voice of Germany“ ansehe. Na ja, womöglich regen sich nun vereinzelte Stimmen, die derlei für mittlerweile ausgefallen, wenn nicht gar bereits pathologisch halten….
Ein bisschen bange war mir folglich schon, als ich jetzt dieses mit-aller-gewalt-dazu-erklärte Flaschen-Teufelchen testen sollte. Aber wir sind bei Parfumo ja schließlich nicht nur zum Spaß unterwegs, also rauf damit. Abwarten… Erste Feststellung: Weder an doppelt („…der Rolli in Größe 48 passt unverändert.“), noch an bloß einfach vorhandenen Körperteilen („…keine nostalgische Rückbesinnung auf die 80er-Karottenhosen erforderlich.“) stellen sich unkontrollierte Schwellungen ein.
Was nehme ich denn nun wahr und was nicht? Angeschmortes Plastik wurde erwähnt. Rieche ich nicht. Der Tonkabohne schließe ich mich insoweit an, als im zweiten Teil, um die sechste, siebente Stunde, eine deutliche Cumarin-Säuerlichkeit erscheint. Einen Hauch von Harzig-Amberigem bemerke ich; Zypresse, sofern man’s gelesen hat.
Apropos säuerlich: Meine Lieblingskollegin diagnostizierte bereits in der dritten Stunde derartiges. Möglicherweise das, was andere als Schweiß-Note wahrnehmen. Sie meinte aber – ich zitiere: „Irgendwie mehr würzig-säuerlich. Senf? Hm… Nicht so säuerlich, wie wenn ein Kind kotzt. Nee: Gurkensud mit Senfkörnern darin!“ Bei dieser Meinung blieb sie selbst nach Enthüllung des zugehörigen Marketing-Geschwurbels.
Und Leder? Ja klar, jede Menge, fast sofort ab dem bei mir nahezu kopfnotenfreien Start. Auch schwarzes, glattes meinetwegen (ich besitze eine sowas von bürgerliche, schwarze Herren-Tasche, in der ich immer meine Stullen fürs Büro mitführe). Neben dem Leder nehme ich zudem eine spezielle marzipan-nahe Note wahr, die manche Pflegemittel von sich geben. Es gab vor Jahrzehnten eine Schuhcreme, deren bittermandeligen Geruch ich geliebt habe. Ein schwarzes Ledersofa kommt mir in den Sinn. Du meine Güte! Einfach ein Ledersofa! Ohne sich lüstern darauf räkelnde Gestalten, zumindest nicht jetzt. Zu guter Letzt macht sich bei mir nach rund acht Stunden eine recht süßliche, kaum noch ledrige Basis aus vornehmlich iris-pudrig-lippenstiftiger Vanille breit. Falls irgendwelches Viehzeugs im Spiel sein sollte, fiele mir allenfalls eine zahme Spur Castoreum ein.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich finde unser Tommilein im Kern kuschelig. Und ich glaube keineswegs, dass ich besonders – äh – originelle Vorstellungen von „kuschelig“ habe. Eher im Gegenteil. Ich war mit meiner Frau vor Jahren zu einem Musical mitten auf dem Hamburger Kiez. Wir Provinz-Pomeranzen haben uns aneinandergedrückt wie ein betagtes Ehepaar und ganz schnell gesehen, dass wir von dieser schrecklichen Straße voller abgeschmackter pseudo-erotischer Kaschemmen, Absteigen und Geschäfte wegkommen. Ich vermute ohnehin, dass viele Kiez-Gänger sich bloß verrucht fühlen wollen – um jeden Preis, nicht nur einen in Geld: Mein Schwager (der Bruder meiner Frau und nicht der Mann meines Bruders, um das in diesem ToF-Kontext klarzustellen) hat da mal mächtig auf die Fresse gekriegt und ist kein Einzelfall. Das Kollegium meiner Frau hatte dorthin tatsächlich einen Weihnachts-Betriebsausflug angesetzt, dem sie selbstverständlich fernblieb. Tagsüber geht es übrigens einigermaßen; trotzdem wusste meine Tochter errötet-kichernd von ausgefallenen Produkten in den Schaufenstern zu berichten, nachdem sie mit ihrer vierten Grundschulklasse (!) auf einem Schulausflug die Reeperbahn entlanggelaufen war.
Mir kommt die Diskussion um den Duft ein wenig sexuell überladen vor. Oversexed but underkuschelt. Wer’s mag, soll natürlich gerne entsprechende Assoziationen genießen, naheliegend finde ich persönlich sie rein vom Duft her gesehen nicht, obschon – und damit wären wir wieder am Ausgangspunkt angelangt – mir dafür die einschlägige Erfahrung fehlt. Mein Fazit zum Duft fällt seltsam unentschlossen aus. Phasenweise finde ich ihn klasse mit seinem Spannungsfeld aus Leder und Bittermandel und der Zeigefinger zuckt Richtung Wunschliste. In der nächsten Minute kommt er mir arg pappig-süßlich vor und ich lasse es bleiben. Mal sehen. Langweilig ist er jedenfalls nicht.
Liebe Mit-Durchschnitts-Heteras/-os: Weiterkuscheln!
Ein bisschen bange war mir folglich schon, als ich jetzt dieses mit-aller-gewalt-dazu-erklärte Flaschen-Teufelchen testen sollte. Aber wir sind bei Parfumo ja schließlich nicht nur zum Spaß unterwegs, also rauf damit. Abwarten… Erste Feststellung: Weder an doppelt („…der Rolli in Größe 48 passt unverändert.“), noch an bloß einfach vorhandenen Körperteilen („…keine nostalgische Rückbesinnung auf die 80er-Karottenhosen erforderlich.“) stellen sich unkontrollierte Schwellungen ein.
Was nehme ich denn nun wahr und was nicht? Angeschmortes Plastik wurde erwähnt. Rieche ich nicht. Der Tonkabohne schließe ich mich insoweit an, als im zweiten Teil, um die sechste, siebente Stunde, eine deutliche Cumarin-Säuerlichkeit erscheint. Einen Hauch von Harzig-Amberigem bemerke ich; Zypresse, sofern man’s gelesen hat.
Apropos säuerlich: Meine Lieblingskollegin diagnostizierte bereits in der dritten Stunde derartiges. Möglicherweise das, was andere als Schweiß-Note wahrnehmen. Sie meinte aber – ich zitiere: „Irgendwie mehr würzig-säuerlich. Senf? Hm… Nicht so säuerlich, wie wenn ein Kind kotzt. Nee: Gurkensud mit Senfkörnern darin!“ Bei dieser Meinung blieb sie selbst nach Enthüllung des zugehörigen Marketing-Geschwurbels.
Und Leder? Ja klar, jede Menge, fast sofort ab dem bei mir nahezu kopfnotenfreien Start. Auch schwarzes, glattes meinetwegen (ich besitze eine sowas von bürgerliche, schwarze Herren-Tasche, in der ich immer meine Stullen fürs Büro mitführe). Neben dem Leder nehme ich zudem eine spezielle marzipan-nahe Note wahr, die manche Pflegemittel von sich geben. Es gab vor Jahrzehnten eine Schuhcreme, deren bittermandeligen Geruch ich geliebt habe. Ein schwarzes Ledersofa kommt mir in den Sinn. Du meine Güte! Einfach ein Ledersofa! Ohne sich lüstern darauf räkelnde Gestalten, zumindest nicht jetzt. Zu guter Letzt macht sich bei mir nach rund acht Stunden eine recht süßliche, kaum noch ledrige Basis aus vornehmlich iris-pudrig-lippenstiftiger Vanille breit. Falls irgendwelches Viehzeugs im Spiel sein sollte, fiele mir allenfalls eine zahme Spur Castoreum ein.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich finde unser Tommilein im Kern kuschelig. Und ich glaube keineswegs, dass ich besonders – äh – originelle Vorstellungen von „kuschelig“ habe. Eher im Gegenteil. Ich war mit meiner Frau vor Jahren zu einem Musical mitten auf dem Hamburger Kiez. Wir Provinz-Pomeranzen haben uns aneinandergedrückt wie ein betagtes Ehepaar und ganz schnell gesehen, dass wir von dieser schrecklichen Straße voller abgeschmackter pseudo-erotischer Kaschemmen, Absteigen und Geschäfte wegkommen. Ich vermute ohnehin, dass viele Kiez-Gänger sich bloß verrucht fühlen wollen – um jeden Preis, nicht nur einen in Geld: Mein Schwager (der Bruder meiner Frau und nicht der Mann meines Bruders, um das in diesem ToF-Kontext klarzustellen) hat da mal mächtig auf die Fresse gekriegt und ist kein Einzelfall. Das Kollegium meiner Frau hatte dorthin tatsächlich einen Weihnachts-Betriebsausflug angesetzt, dem sie selbstverständlich fernblieb. Tagsüber geht es übrigens einigermaßen; trotzdem wusste meine Tochter errötet-kichernd von ausgefallenen Produkten in den Schaufenstern zu berichten, nachdem sie mit ihrer vierten Grundschulklasse (!) auf einem Schulausflug die Reeperbahn entlanggelaufen war.
Mir kommt die Diskussion um den Duft ein wenig sexuell überladen vor. Oversexed but underkuschelt. Wer’s mag, soll natürlich gerne entsprechende Assoziationen genießen, naheliegend finde ich persönlich sie rein vom Duft her gesehen nicht, obschon – und damit wären wir wieder am Ausgangspunkt angelangt – mir dafür die einschlägige Erfahrung fehlt. Mein Fazit zum Duft fällt seltsam unentschlossen aus. Phasenweise finde ich ihn klasse mit seinem Spannungsfeld aus Leder und Bittermandel und der Zeigefinger zuckt Richtung Wunschliste. In der nächsten Minute kommt er mir arg pappig-süßlich vor und ich lasse es bleiben. Mal sehen. Langweilig ist er jedenfalls nicht.
Liebe Mit-Durchschnitts-Heteras/-os: Weiterkuscheln!
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