28.06.2020 - 06:07 Uhr

SchatzSucher
107 Rezensionen

SchatzSucher
Top Rezension
58
Zum 100. ein paar Gedanken über Faune und ELdO
Die Marke Etat Libre d´Orange hat gerade einmal 14 Jahre auf dem Buckel und weist doch schon ein recht beachtliches Duftspektrum auf. Derzeit sind 43 Düfte hier gelistet, ich kenne immerhin 11 von ihnen. Diese Marke habe ich erst hier in meiner aktiven Zeit auf Parfumo kennengelernt.
Etat Libre d´Orange wurde im Jahre 2006 regelrecht proklamiert durch Etienne de Swardt, der das Jahr als das Jahr Null der Parfumkunst bezeichnet hat. Man betrachtet sich als virtuelle Nation, als Staat, in dem Duft-Freigeister ihre Kreationen völlig als Kunst auffassen und ihre Werke einfach ihren Inspirationen folgend erschaffen. Das unterscheidet sie doch sehr von den austauschbaren Reißbrettdüften, die sich im Designerbereich immer mehr ausbreiten.
Der Name des Dufthauses leitet sich vom Oranje-Freistaat ab, eine unabhängige Burenrepublik in Südafrika, die zwischen 1854 und 1902 existierte. Etienne de Swardt ist in Pretoria zur Welt gekommen, daher ist der Name nicht ganz zufällig gewählt.
Über die leidvolle Geschichte Südafrikas möchte ich mich nicht auslassen, das würde hier den Rahmen sprengen und hier ist auch nicht die richtige Plattform dafür.
Diese Marke macht mit sehr unkonventionellen Düften mit ebenso unkonventionellen Namen auf sich aufmerksam. Dem Vernehmen nach soll Sécrétions Magnifiques einer der schrecklichsten Düfte überhaupt sein. Ich kenne ihn nicht, habe aber schon so einiges über ihn gelesen. Er wäre kein Duft, den ich mir unbedingt auf die Merkliste setzen müßte.
Nun kam mir vor kurzem eine kleine und sehr interessante Testreihe in die Hände und ich nutzte die Gelegenheit, mich ausgiebig mit den Düften zu beschäftigen.
Von den getesteten Düften hat The Afternoon of a Faun am meisten Eindruck auf mich gemacht.
Und ich dachte ich könnte ein paar Zeilen zu dem Duft schreiben.
Der Duft ist ganz um die Immortelle aufgebaut. Die Immortelle oder Strohblume gehört zu den Korbblütengewächsen und zeichnet sich durch einen charakteristischen Duft aus. Ich möchte den Duft als kräftig würzig, aromatisch und curryähnlich bezeichnen. Ich empfinde den Duft auch als sehr trocken, etwas angestaubt und medizinisch. Auf jeden Fall recht eigenwillig und nicht jedermanns Sache.
Die Immortelle bleibt auch den gesamten Verlauf hindurch tonangebend. Wer mit dieser Duftnote nichts anfangen kann, wird mit diesem Duft auch nicht glücklich.
Zur Strohblume gesellen sich noch einige andere florale Noten, die aber nur sparsam eingesetzt sind und im Hintergrund bleiben. Harzige Würze bringt sich noch mit ein und verleiht dem Duft einen warmen Unterton. Grünlich wird es auch, Moos bringt einen gewissen dumpfen und knarzigen Hauch mit. Und eine Spur Zimt gibt eine bittersüße Note dazu.
Das alles ist sehr gekonnt miteinander verwoben, denn ich kann bei diesem Duft keine wirkliche Kopf-, Herz- oder Basisnote ausmachen. Die Noten fügen sich alle zusammen und umspielen die Hauptakteurin Immortelle und geben ihr einen spannenden Rahmen.
Der Duft zeigt leichte Anklänge eines Chypreduftes, eine Richtung, der ich nach wie vor sehr gewogen bin.
Im Laufe verändert sich der Duft nur noch ein wenig, er wird etwas tiefer und eine Note, die mich an Maggi erinnert, bringt sich ins Spiel. Das ist jetzt nicht direkt unangenehm, doch sind Düfte, die mich zu sehr an Küchengewürze oder -kräuter erinnern, nicht so ganz meine bevorzugte Richtung.
Insgesamt ist der Duft nicht schwer oder düster, auch wenn ich seine Sperrigkeit nicht verleugnen kann.
Die Haltbarkeit ist mit gut 10 Stunden sehr gelungen, im Laufe der ersten Stunde wird der Duft allerdings recht hautnah. Die etwas leiseren Töne, die hier angeschlagen werden, finde ich hier aber sehr passend.
Was hat das Ganze jetzt mit einem Faun zu tun? Ein Faun ist eine Gottheit der Natur und des Waldes, Beschützer von Bauern und Hirten, des Viehs und der Äcker. Im Auftreten als Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock soll er über die Fruchtbarkeit von Mensch, Tier und Pflanzen schützend überwachen.
The Afternoon of a Faun hat man dem gleichnamigen Gedicht von Stéphane Mallarmé nachempfunden, welches von Claude Debussy zu einem Musikstück verarbeitet wurde. Dieses wiederum ist 1912 als Ballett uraufgeführt worden. Furios choreografiert und getanzt von Vaslav Nijinsky wurde es zu einem Skandalerfolg, da es mit sexuellen Anspielungen nur so gespickt war. Undenkbar zu der damaligen Zeit.
Dieses Stück erzählt von einem Faun, der aus seinem Nachmittagsschlaf erwacht und davon erzählt, was er tagsüber erlebt hat. Möglicherweise waren es auch nur Träume.
Mit diesem Duft möchte man an dieses Werk erinnern. Das ist recht gut gelungen, wie ich finde. Der Duft tritt insgesamt ein wenig bockbeinig auf und mit diesem Mix aus herben, floralen, würzigen und leicht animalisch anmutenden Noten interpretiert er diese etwas surreale Stimmung des Stückes recht gut, auch wenn ich ihn nicht als skandalös empfinde.
Ein Kaufkandidat wird der Duft allerdings nicht, da er zwar sehr gut ist, aber er wäre ganz sicher einer dieser Düfte, die kaum getragen werden. Somit bleibt es eine sehr interessante und bereichernde Testerfahrung und ich danke Ergoproxy sehr für die Testmöglichkeit.
Und mit dem 100. Kommentar wollte ich gern über einen sehr beeindruckenden Duft berichten.
Danke für die Aufmerksamkeit bis hierhin!
Etat Libre d´Orange wurde im Jahre 2006 regelrecht proklamiert durch Etienne de Swardt, der das Jahr als das Jahr Null der Parfumkunst bezeichnet hat. Man betrachtet sich als virtuelle Nation, als Staat, in dem Duft-Freigeister ihre Kreationen völlig als Kunst auffassen und ihre Werke einfach ihren Inspirationen folgend erschaffen. Das unterscheidet sie doch sehr von den austauschbaren Reißbrettdüften, die sich im Designerbereich immer mehr ausbreiten.
Der Name des Dufthauses leitet sich vom Oranje-Freistaat ab, eine unabhängige Burenrepublik in Südafrika, die zwischen 1854 und 1902 existierte. Etienne de Swardt ist in Pretoria zur Welt gekommen, daher ist der Name nicht ganz zufällig gewählt.
Über die leidvolle Geschichte Südafrikas möchte ich mich nicht auslassen, das würde hier den Rahmen sprengen und hier ist auch nicht die richtige Plattform dafür.
Diese Marke macht mit sehr unkonventionellen Düften mit ebenso unkonventionellen Namen auf sich aufmerksam. Dem Vernehmen nach soll Sécrétions Magnifiques einer der schrecklichsten Düfte überhaupt sein. Ich kenne ihn nicht, habe aber schon so einiges über ihn gelesen. Er wäre kein Duft, den ich mir unbedingt auf die Merkliste setzen müßte.
Nun kam mir vor kurzem eine kleine und sehr interessante Testreihe in die Hände und ich nutzte die Gelegenheit, mich ausgiebig mit den Düften zu beschäftigen.
Von den getesteten Düften hat The Afternoon of a Faun am meisten Eindruck auf mich gemacht.
Und ich dachte ich könnte ein paar Zeilen zu dem Duft schreiben.
Der Duft ist ganz um die Immortelle aufgebaut. Die Immortelle oder Strohblume gehört zu den Korbblütengewächsen und zeichnet sich durch einen charakteristischen Duft aus. Ich möchte den Duft als kräftig würzig, aromatisch und curryähnlich bezeichnen. Ich empfinde den Duft auch als sehr trocken, etwas angestaubt und medizinisch. Auf jeden Fall recht eigenwillig und nicht jedermanns Sache.
Die Immortelle bleibt auch den gesamten Verlauf hindurch tonangebend. Wer mit dieser Duftnote nichts anfangen kann, wird mit diesem Duft auch nicht glücklich.
Zur Strohblume gesellen sich noch einige andere florale Noten, die aber nur sparsam eingesetzt sind und im Hintergrund bleiben. Harzige Würze bringt sich noch mit ein und verleiht dem Duft einen warmen Unterton. Grünlich wird es auch, Moos bringt einen gewissen dumpfen und knarzigen Hauch mit. Und eine Spur Zimt gibt eine bittersüße Note dazu.
Das alles ist sehr gekonnt miteinander verwoben, denn ich kann bei diesem Duft keine wirkliche Kopf-, Herz- oder Basisnote ausmachen. Die Noten fügen sich alle zusammen und umspielen die Hauptakteurin Immortelle und geben ihr einen spannenden Rahmen.
Der Duft zeigt leichte Anklänge eines Chypreduftes, eine Richtung, der ich nach wie vor sehr gewogen bin.
Im Laufe verändert sich der Duft nur noch ein wenig, er wird etwas tiefer und eine Note, die mich an Maggi erinnert, bringt sich ins Spiel. Das ist jetzt nicht direkt unangenehm, doch sind Düfte, die mich zu sehr an Küchengewürze oder -kräuter erinnern, nicht so ganz meine bevorzugte Richtung.
Insgesamt ist der Duft nicht schwer oder düster, auch wenn ich seine Sperrigkeit nicht verleugnen kann.
Die Haltbarkeit ist mit gut 10 Stunden sehr gelungen, im Laufe der ersten Stunde wird der Duft allerdings recht hautnah. Die etwas leiseren Töne, die hier angeschlagen werden, finde ich hier aber sehr passend.
Was hat das Ganze jetzt mit einem Faun zu tun? Ein Faun ist eine Gottheit der Natur und des Waldes, Beschützer von Bauern und Hirten, des Viehs und der Äcker. Im Auftreten als Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock soll er über die Fruchtbarkeit von Mensch, Tier und Pflanzen schützend überwachen.
The Afternoon of a Faun hat man dem gleichnamigen Gedicht von Stéphane Mallarmé nachempfunden, welches von Claude Debussy zu einem Musikstück verarbeitet wurde. Dieses wiederum ist 1912 als Ballett uraufgeführt worden. Furios choreografiert und getanzt von Vaslav Nijinsky wurde es zu einem Skandalerfolg, da es mit sexuellen Anspielungen nur so gespickt war. Undenkbar zu der damaligen Zeit.
Dieses Stück erzählt von einem Faun, der aus seinem Nachmittagsschlaf erwacht und davon erzählt, was er tagsüber erlebt hat. Möglicherweise waren es auch nur Träume.
Mit diesem Duft möchte man an dieses Werk erinnern. Das ist recht gut gelungen, wie ich finde. Der Duft tritt insgesamt ein wenig bockbeinig auf und mit diesem Mix aus herben, floralen, würzigen und leicht animalisch anmutenden Noten interpretiert er diese etwas surreale Stimmung des Stückes recht gut, auch wenn ich ihn nicht als skandalös empfinde.
Ein Kaufkandidat wird der Duft allerdings nicht, da er zwar sehr gut ist, aber er wäre ganz sicher einer dieser Düfte, die kaum getragen werden. Somit bleibt es eine sehr interessante und bereichernde Testerfahrung und ich danke Ergoproxy sehr für die Testmöglichkeit.
Und mit dem 100. Kommentar wollte ich gern über einen sehr beeindruckenden Duft berichten.
Danke für die Aufmerksamkeit bis hierhin!
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