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vor 2 Jahren - 04.03.2024
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Manakara, Néa, Anamcara: Süße mit Dreck

Süße und fruchtige Düfte liebe ich schon lange - also genau die Duftrichtung, die hier auf Parfumo häufig nicht so gut wegkommt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass viele Düfte, die den Massengeschmack bedienen, zu eben dieser Kategorie gehören. Außerdem kann überbordende Süße auf die Dauer ganz schön nerven, das gebe ich zu. Insbesondere, wenn man ihr, beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln, ungewollt ausgeliefert ist. Jeder, der schon einmal in der Bahn Opfer eines heimtückischen „La Vie est Belle“-Anschlags wurde, weiß, wovon ich rede ….  Dass es unter den fruchtig Süßen allerdings durchaus auch interessante Düfte mit unverhofftem Twist gibt, zeigen die oben genannten Beispiele. Alle drei sind  für  mich besondere Lieblinge und Herzensdüfte, die ich nicht missen möchte.

Manakara von Indult, benannt nach einer Stadt in Madagaskar, repräsentiert für mich den Zauber der Tropen, wohl auch, weil neben den Hauptdarstellerinnen Litschi und Rose ein Hauch Kokoswasser enthalten ist. Er ist so süß, wie Litschis nun mal schmecken, wenn sie reif sind. Begleitet von einer pinkfarbenen, voll erblühten Rose. Es ist allerdings noch etwas anderes drin, was dem Duft einen ganz leicht dreckigen, um nicht zu sagen unanständigen, Unterton verleiht. Ich rieche Kreuzkümmel, obwohl der nicht gelistet ist. Und dieses minimal Dreckige, das einen reizvollen Gegenpart zur Süße der Kopfnote bildet, macht den Duft besonders und hebt ihn aus der Masse der nur süßen Fruchtdüfte heraus. Francis Kurkdjian versteht eben sein Handwerk…

Néa von Luca Maffei für Jul et Mad ist ebenso süß wie Manakara und wie dieser ein Rosenduft. Er hat jedoch durch die Datteln und andere Trockenfrüchte unübersehbar orientalische Anklänge. Für meine Nase wirkt er prachtvoller und ausbalancierter als Manakara, zum Glück fehlt jedoch auch hier nicht die entscheidende Prise Gegenwind, die den Duft unverwechselbar macht. Bei Néa ist es eine trocken-würzig-krautige Note, die gleich beim Aufsprühen da ist und von der Davana oder dem Palmblatt stammen könnte. Sie bildet ein wunderbares Gegengewicht zur Süße der Datteln und Rosen. Dadurch erhält der Duft genau die Spannung, die er braucht, um im Gedächtnis zu bleiben. Darüber hinaus ist Néa, wie Manakara und Anamcara auch, zwar gut wahrnehmbar, aber nicht laut. Es dürfte trotz der Süße schwer werden, ihn überzudosieren. Eine anmutige Schönheit, die es nicht nötig hat, ständig auf sich aufmerksam zu machen…

Bleibt noch Anamcara von Dusita, der „Seelenfreund“, kreiert von Pissara Umavijani, welcher ganz ohne Rose auskommt und für mich mit Pfirsich, Aprikose und üppigen Weißblühern den europäischen Kontinent repräsentiert. Hier empfängt einen neben den süßen Früchten (auch Blutorange ist dabei) gleich eine deutlich animalische Note, die ich dem indischen Jasmin zuschreibe. Sie verhindert zusammen mit der markanten Blumigkeit der Tuberose, dass der Duft zu gefällig wird und zu sehr ins Shampoo-Artige abdriftet. Denn wie ein gemeines Pfirsich-Shampoo riecht er für meine Nase keineswegs. Eher wie Sonne auf der Haut mit einem kleinen, schmutzigen Hintergedanken. Er hält seine Versprechen (ich rieche ihn ganz zart noch am nächsten Morgen), ist dabei aber nicht halb so unschuldig, wie er zunächst tut…

Letzteres haben alle genannten Düfte gemeinsam: Sie wirken mit ihren anschmiegsamen Blumen- und Fruchtaromen auf den ersten Blick bezaubernd feminin und lieblich, haben es in Wahrheit aber faustdick hinter den Ohren. Das macht sie für mich so besonders und erfreut mich beim Tragen jedes Mal aufs Neue.

Welche Düfte vereinen für euch ähnlich spannende Kontraste in sich? Kennt ihr noch mehr „Süße mit Dreck“-Düfte? Freue mich über jeden neuen Vorschlag.

5 Antworten
LeniKiLeniKi vor 1 Jahr
Anamcara habe ich erst letztens getestet und fand ihn ziemlich interessant (im positiven Sinne) aber irgendwie schwer greifbar bzw. beschreibbar.
Du findest äußerst passende Worte zum Dufteindruck, wo ich gleich dachte - Ja, genau so kommt Anamcara rüber.
XyzXyzXyzXyz vor 1 Jahr
Mensch,jetzt hab ich doch hier neulich keinen Pokal dagelassen, weil ich „La Vie Est Belle“ eigentlich sehr schön finde und du danach geschnappt hast ^^
Nuh kriegst du ihn aber, nach nochmal Lesen. Ich empfehle dringend PK-Parfüms; mindestens eins, das ich als Probe besitze, dürfte der Inbegriff von „Süße mit Dreck“ sein. Wenn man einen ganzen Flakon kauft, pflanzen die sogar 10 Bäume im Rahmen des Eden-Projects (das ich schon gegoogelt hab)
Hab bereits angefragt, ob die auch nach Germany verschiffen: Ja. Und: SIe bieten Discovery Sets an. Liebe Zeit, wie heißt das Zeug nochmal. Irgendwas mit Oscuro, warte, ich guck nochmah
PollitaPollita vor 2 Jahren
Ich liebe ja Blüten- und Moschusdüfte mit einem Hauch Dreck. Ich vermute mal, bei Kriglers Extraordinaire Camelia 209 hätten wir vielleicht sogar eine Schnittmenge, da der durch die Vanille in der Basis auch Süße mitbringt.
PollitaPollita vor 2 Jahren
Das sind tatsächlich Deutsche :)))
OlympiaOlympia vor 2 Jahren
Ja, der steht (u.a. wegen deiner Rezension! ) schon auf meiner Merkliste. Aber der Preis!
Die spinnen, die Amis…

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