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vor 2 Jahren - 06.04.2022
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"Fokussiert auf den Entstehungsprozess" - Ein exklusives Interview mit Ethan Turner von MOI Fragrances

Ethan Turner ist ein afro-amerikanischer Parfümeur und Sommelier. Während seiner Zeit am Court of Master Sommeliers entwickelte er sein Interesse für Düfte und begann im Alter von 19 Jahren mit dem Studium der Parfümerie, des Weins und der Düfte. Bis heute hat er über 250 einzigartige, maßgeschneiderte Kreationen entwickelt und ist die Nase hinter Anuri à La PlageAnuri à La Plage. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.

Jede Marke hat oft eine interessante Geschichte zu erzählen. Wie kam es zur Gründung von MOI Fragrances?

Nachdem ich fast ein Jahrzehnt in der Restaurantbranche tätig war, wünschte ich mir Veränderung. Ich machte mich also auf den Weg, um eine neue Karriere und einen neuen "Lebensstil" zu finden. Während dieser Zeit der Suche, wünschte ich mir auch einen neuen Duft. Seit vielen Jahren suchte ich ein rauchiges, torfiges, erdiges und kräftiges Parfum. Da ich mit dem Angebot von Nischen- und Luxusmarken unzufrieden war, beschloss ich, meine eigenen Düfte zu kreieren.

Mein Freund Emeka Ukaga bot an, mir bei meinem Vorhaben zu unterstützen, wenn ich auch für ihn ein individuelles Parfüm herstellen würde. Damit wusste ich, dass sich daraus etwas machen lässt. Der Name MOI war geboren, und die Idee, jedem Menschen die Möglichkeit zu geben, ein individuelles Parfum zu besitzen, wurde zum meinem Gründungsprinzip.

Welche kreativen Herausforderungen gab es und wie wurden sie schließlich gemeistert?

Eine der größten Herausforderungen war der Spagat zwischen Auftragsvolumen und Fachwissen. Die Marke begann zunächst mit Duftölen und ätherischen Ölen und ich hatte keine Ahnung, was es bedeutet, Chemikalien zu verwenden. Mit der Zeit stieg die Nachfrage, aber ich hatte den Wunsch, mein Handwerk besser zu beherrschen. Ich begann also, meine Duftöle durch chemische Duftstoffe zu ersetzen und übte mich täglich im Aufbau. Ich erreichte schließlich einen Punkt, an dem mein Bestand an Inhaltsstoffen fast 300 betrug.

Wie setzt du deine Leidenschaft in jedem deiner Düfte um?

Meine Leidenschaft ist es, Geschichten zu erzählen und anderen Menschen zu helfen, dass ihre eigene gehört wird. Meine Leidenschaft konzentriert sich immer auf den Entstehungsprozess, während die Leidenschaft meiner Kunden das eigentliche Rückgrat der Düfte ist, die ich herstelle. Ich habe es schon immer geliebt, Menschen dabei zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und das spiegelt sich direkt in meiner Marke wider.

Wir würden gerne mehr über deinen persönlichen Duftfavoriten erfahren! Was macht ihn so besonders?

Mein persönlicher Favorit ist Anuri à La PlageAnuri à La Plage. Die Geschichte hinter dem Duft ist sehr persönlich und das Ergebnis ist wunderschön. Er ist einzigartig, saftig und doch aquatisch, frisch und doch holzig, weich und doch scharf. Wenn ich das Parfum rieche, merke ich, wie es etwas erzählen will. Es erzählt die Geschichte von verschiedenen Kulturen innerhalb derselben Welt, die unterschiedliche Erfahrungen in derselben Sphäre machen.


In der nahezu unendlichen Welt der Düfte herrscht oft ein harter Wettbewerb. Welche Kriterien muss ein Parfümeur erfüllen, damit er als erfolgreich gilt?


Ich denke es gibt drei Faktoren, die ein Parfümeur erfüllen muss, um erfolgreich zu sein. Ich glaube, der erste Schritt ist die Selbsterkenntnis. Erfolg ist eine Frage des Erreichens der Ziele, die man sich selbst gesetzt hat. Wenn ein Parfümeur oder eine Parfümeurin das Ziel hat, einen massentauglichen Duft zu kreieren, dann ist das wunderbar. Das Wichtigste ist jedoch zu wissen, was du von der Parfümerie erwartest und das ist eine Frage der Selbsterkenntnis.

Der zweite Punkt ist das Einfühlungsvermögen. Du musst deine Kunden und deinen Markt verstehen. Wer sind sie, was wollen sie, wo gehen sie hin, was sind die Sorge, was ist das Potential der Person. Ich liebe es zu wissen, welche Art von Musik sie hören, wie sie aufgewachsen sind und woher sie kommen, welche Farben sie bevorzugen und welche Duftkategorien ihnen gefallen. Mit einer einfühlsamen Perspektive kannst du Düfte kreieren, die Geschichten erzählen, in die sich deine Kunden und dein Markt einfühlen können. Es geht nicht nur um Düfte, sondern auch darum, dass das "Spray wirklich Spaß macht" und jedes Mal Erinnerungen weckt.

Die letzte Komponente ist die Handwerkskunst. Dein Handwerk ist der Schlüssel dazu, wie du Geschichten erzählst. So wie sich ein Maler um die Beschaffenheit der Farbe kümmert, sollte sich auch ein Parfümeur um seine Materialien, den Ort und die Art ihrer Verarbeitung Gedanken machen. Es braucht Übung, um alle Materialien zu verstehen und zu wissen, wie sie unabhängig voneinander und in ihrer Gesamtheit funktionieren. Manchmal ist es die Beherrschung der Wissenschaft und manchmal die Beherrschung der Kunst. Ich glaube, viele Parfümeure und Parfümeurinnen konzentrieren sich sehr auf das Handwerk und vergessen dabei, dass das Fachliche den Zweck hat, fesselnde Geschichten zu erzählen. Maler und Schriftsteller wollen mit einem Duft Erfahrungen teilen und das sollten Parfümeure auch tun. Eine Geschichte ist erfolgreich, wenn sie erzählt, gehört, gelesen, oder in unserem Fall gerochen wird. Ich glaube, mit allen drei Komponenten kannst du dein Handwerk meisterhaft beherrschen und jeder kann auf dich schauen und sagen: "Das ist ein erfolgreicher Parfümeur."

Aktualisiert am 06.04.2022 - 06:50 Uhr
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