Von unnötigen Ausgaben und einem kranken Häschen…

Vor ein paar Jahren, wenn ich im Leben gefragt wurde welche denn meine Leidenschaften seien, antwortete ich spontan : Parfum…und Kaninchen. Was meistens für überraschtes Lächeln…und gute Gespräche sorgte.
Das ist heute immer noch so. Natürlich habe ich auch viele andere Interessen aber die häufigsten meiner Gedanken drehen sich doch um diese 2 Themen: wohlriechende Düfte und fluffige Häschen. Beides katapultiert mich auf Wolke Sieben…Na ja, alles hängt von den Umständen ab. Und beide haben viele Gemeinsamkeiten, im Guten wie im Schlechten.

Keine Sorge…heute werde ich dieses Thema nicht in aller Breite und Ausführlichkeit erörtern…wir sind schliesslich hier um über Vanille Planifolia Extrait 21 zu sprechen.
Aber der Zusammenhang ist auch hier eindeutig…gleich werdet ihr es verstehen. ;-) Für alle, die keine Geduld haben (das Gegenteil ist heutzutage wohl auch eher die Ausnahme…(nehmt euch bloss kein Häschen!)), könnt ihr direkt zu meinen Dufteindrücken…rutschen. ;-)

Vor 1 1/2 Monaten hatte ich die Gelegenheit alle 6 Extraits von Guerlain zu testen. Und um ehrlich zu sein…anfangs, war ich etwas « underwhelmed » wie man so sagt. Sie schienen mir etwas einfach gestrickt…UND zu horrenden Preisen angeboten! Für mich war klar…bei mir zieht da keiner ein! Guerlain Liebe hin oder her!
Wie das Leben so ist, die Meinung ändert sich…wenn schwaches Durchsetzungsvermögen der Vernunft und grosser Stress im Leben zusammen kommen. Eine verheerende Mischung für den Geldbeutel…aber Guerlain grinst sich eins ins Fäustchen. ;-)

Ich habe eine besonders grosse Liebe in meinem Leben: mein Kaninchen. Es ist wie mein Kind. Ein extrem goldiges Wesen das ich beschütze, das ich hege und liebe und…für das ich genauso horrende Summen ausgebe wie Guerlain es von uns « verlangt ».  Um ehrlich zu sein, von meinen Prinzipien her, finde ich es moralisch vertretbarer Unsummen für ein lebendes Wesen auszugeben als für ein paar Tropfen Duft…so gross der Stellenwert für Parfum auch in meinem Leben ist. Schliesslich ist Duft für mich viel mehr als nur wohlriechendes Accessoire.
Der Grund warum ich hin und wieder trotzdem so viel Geld für Duft ausgebe ist ganz einfach…nein, ich bin nicht reich, ganz im Gegenteil…ich bin schwach ;-), und mein Häschen hat eine lebenslange Krankheit die mich konstant unter hohem Druck und grossen Stress versetzt. Da hilft nur eins :Yoga? Meditieren? JA! Aber auch…Schokolade und Parfum!.
Für mein Häschen habe ich innerhalb ein paar Wochen über schlappe 1200 Euros ausgegeben! Reine Tierarztkosten! Also das Äquivalent von etwas mehr als 2 der neuen Guerlain Extraits! Ein Schnäppchen kurzgesagt!
Da hab ich mir gedacht…dann muss so ein Extrait aber auch her! ;-) Uuuund….mein Geburtstag war vor ein paar Tagen das ist doch Grund genug mir etwas zu gönnen, oder?!
Schwups gedacht (na ja, ich hab schon laaange gezögert!), schon den Trigger gezogen und die Black Card gezückt…nein, weder Black Friday noch die Premium Kredit Karte…sondern den Gang in die (Duft-)Hölle…zum Glück ist sie durch Kerzenschein erhellt. ;-)

Lange Rede kurzer Sinn…ich bin stolze Besitzerin von Vanille Planifolia 21.
Wie der Duft denn nun riecht?! Wie nach ganz viel ausgegebenen Geld…und  würzigem Kerzenschein!
Ich finde den Duft schwer zu beschreiben…(hängt auch damit zusammen dass ich seit Jahren kaum noch Deutsch spreche…geschweige denn schreibe ;-))
Es handelt sich hier nicht um meine typische Lieblingsvanille…sprich eine würzig-holzige, rumgetränkte Vanilleschote.
Wenn ich Vanille Planifolia rieche, sind meine Eindrücke eher visueller und taktiler Art. Goldener Kerzenschein, eine Ladung Gewürze, ein dickflüssiger Fluss aus Vanillecreme, ein goldener Samtschal…Der Duft ist einfach linear und doch facettenreich. Mal empfinde ich ihn rauchig und würzig…meist aber sanft, cremig, balsamisch, buttrig und vanillesüss…ohne mich in seiner Süsse jedoch zu ertränken.
Etwas pudriges und wachsiges meine ich auch zu vernehmen. Da auch das Bild der Kerze. An Diptyque’s Kerze Vanille muss ich dabei denken. Ich liebe diese Kerze. Sie ist sehr würzig und doch auch cremig-sanft. Sehr einhüllend und beruhigend…wie dieses Extrait. Dabei ist die Sillage des Parfums keineswegs raumgreifend. Sehr hautnah wabert der Duft. Dafür Stunden lang. Wie ein Extrait eben.

Wenn ich Vanille Planifolia trage, fühle ich mich beschützt…geborgen vor dieser teils so furchtbaren Welt. Wie ein zarter Schleier und doch auch ein dicker Samtschal umgibt mich das Parfum. Eingehüllt sogar umschlungen von einer gezähmten Vanilleorchidée mit langen Lianen fühle ich mich. Aber nie erdrückt. Der Duft hat auch den Anstand sich zurückzuziehen…um dann plötzlich wie aus dem Nichts mit Donner und Krach wie eine Operndiva zu erscheinen. Feurig und wild von meiner Haut erwärmt, erweckt er mich zuweilen des Nachts. Und hat dann nichts unschuldiges, linear oder gar simples an sich. Und genau das liebe ich bei diesem Duft. Seine scheinbare Einfachheit tagsüber und seine tiefere Komplexität zu später Stunde. Dann gleicht er auch den Vanille Düften die ich liebe. Mona di Orio’s Vanille und die frühere Version von Guerlain’s Spiritueuse Double Vanille als sie noch dunkel, reich, würzig und leicht verrucht daherkam.

So wird er dann auch zu dem Duft der mich in höhere Ebenen oder traumreichen Gefilden entführt…so wie Parfum für mich Phantasie und imaginäre Reisen bedeutet. Eine reiche innere Welt voller Entdeckungen, Abenteuern und Genüssen. Und wenn der Traum zu Ende geht, verbleibt noch ein leichter Hauch von ausgekratzter Vanilleschote in meinen Haaren…und ich komme wieder ins Schwelgen…und möchte weiterträumen.
Und so verkrafte ich auch etwas besser die hohen Summen die ich für ihn ausgeben musste…