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Von Parfumo empfohlener Artikel
vor 1 Jahr - 03.05.2023
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Oud als Öl und Holz - ein Guide für Anfänger

Oud - eine Duftnote welche aus der Parfümwelt gar nicht mehr wegzudenken ist. Von Düften wie Oud Wood (Eau de Parfum)Oud Wood Eau de Parfum über natürlichen Oud Ölen bishin zu tatsächlichen Oud Chips, wie sie ursprünglich vor dem Distillieren aussehen. Man hört immer und immer wieder von diesem mysteriösen Holz, die Formen sind dabei endlos, einen Überblick hat man insbesondere als Anfänger schon lange nicht mehr, und was alles mit Oud möglich ist, darum soll es heute in diesem Blog gehen. Es geht um den Ursprung von Oud, hauptsächlich jedoch um die Verbrennung von Oud Holz (Chips), Oud Attars (also Öl) und Oud Düfte aus dem arabischen Raum. Viel Spass!

Disclaimer: Das hier ist ein vereinfachter Guide für jene, welche ein wenig über Oud lernen wollen - wie das Ganze funktioniert, was es zu beachten gilt und was es da draussen alles für Möglichkeiten gibt. Dies hier ist kein Guide für Experten oder eine Richtlinie, an welche man sich zwingend halten muss. Ich möchte das hier einmal erwähnen, da ich selbst kein Profi in der Oud Verbrennung/Gewinnung bin und sich bei dem Thema immer wieder Meinungen unterscheiden.



Was ist Oud eigentlich?

Bei Oud handelt es sich um infiziertes Holz des Aquilaria Baumes. Dieser wächst in Südostasien, also Ländern wie den Philippinen, Thailand, Indonesien oder Kambodscha. Wächst dieser Baum im Wald, so besteht eine geringe Chance, dass dieser auf verschiedenste Art und Weise infiziert wird. So können sich beispielsweise Insekten in das Holz des Baumes boren, woraufhin dieser sich selbst schützt und ein Harz produziert. Dieses zieht, teils über Jahre oder gar Jahrzehnte, immer tiefer in das Holz des Baumes hinein. Übrig bleibt ein wunderschönes, gar traumhaftes Aroma, von welchem bereits vor Jahrhunderten in verschiedensten Büchern berichtet wurde. Oud ist also keineswegs neu und wurde bereits vor langer Zeit verwendet, und hat nicht nur Anwendung im Kosmetikbereich, sondern auch in heiligen Tempeln, verschiedenen Religionen und sogar chinesischer Medizin. Selbstverständlich endet die Geschichte hier noch lange nicht und es gibt deutlich mehr, worüber man berichten könnte, dies würde jedoch den Rahmen ein wenig sprengen.



Oud in der westlichen Welt

Zwar wurde Oud schon vor langer Zeit entdeckt, jedoch kam es erst vor kurzem so richtig in der westlichen Welt an. Anfang der 2000er fingen dann auch bekanntere Marken an, Oud in ihren Düften zu verbauen und es entstanden Düfte wie Oud Wood (Eau de Parfum)Oud Wood Eau de Parfum oder Oud IspahanOud Ispahan, welche von vielen Menschen geschätzt werden und sich auch nach vielen Jahren noch einer enormen Beliebtheit erfreuen. Und auch wenn diese Düfte Oud im Namen tragen, so ist die Verwendung und auch das Duftprofil ein ganz anderes, denn die Mengen an Oud sind oftmals äusserst gering und kaum wahrnehmbar. Es handelt sich hierbei also eher um Düfte, welche möglicherweise Oud enthalten, jedoch nicht als Hauptkomponente, und welches Oud in welchen Mengen verwendet wurde, scheint ein Rätsel zu sein. Offengelegt werden diese Geheimnisse von den Marken nicht.
Aufgrund der enormen Beliebtheit der letzten Jahre ist wildes, im Wald entstandenes Oud äusserst rar und teuer geworden. Die Preise sind nahezu explodiert, die Bäume mittlerweile vom Aussterben bedroht und wildes Oud ist in den heutigen Wäldern kaum bis gar nicht mehr zu finden, da die Gewinnmargen so hoch waren und die Suche sich als so lukrativ herausstellte, dass man davon ausgeht, es sei bereits alles aus den Wäldern entnommen worden. Doch die Nachfrage wurde nicht geringer, ganz im Gegenteil sogar - sie steigt noch heute immer weiter an. Ein neues Verfahren musste her. Eins, welches Oud in hohen Mengen garantieren konnte, dabei möglichst wenig Aufwand benötigte und die Preise so in eine Richtung schieben konnte, welche für den Endverbraucher bezahlbar und somit weiterhin attraktiv sein würde. Es entstanden künstliche Plantagen. Bäume wurden gepflanzt und statt sie nun über Jahrzehnte im Wald stehenzulassen und auf eine Infektion zu hoffen, wurden sie ganz einfach künstlich mit verschiedensten Methoden infiziert, um so eine reproduzierbare Oud Quelle zu erhalten. Heutzutage findet man dieses Plantagen Oud nahezu überall, und es macht einen grossen Bestandteil des Marktes aus. Da wildes Oud nun immer seltener und schwieriger zu finden ist, steigt es im Preis - teils so sehr, dass Menschen, die noch etwas von diesem Oud besitzen, es lagern und weder verbrauchen noch verkaufen. Für viele Menschen ist diese Art des wilden, alten Ouds unbezahlbar, denn reproduzieren kann man dieses nicht, auch nicht auf entsprechenden Farms.



Oud als Öl und sprühbarer Duft

In Ölform findet man Düfte im Westen zwar hin und wieder mal, aber doch eher selten. Anders ist das in arabischen Ländern. Hier sind Duftöle bekannter und erfreuen sich enormer Beliebtheit, und auch Oud wird dort als Öl verkauft. Da das fertige Material sich nicht immer sprühen lässt, sind Öle oftmals die einzige Alternative. Dabei gibt es ganz verschiedene Anbieter und Marken, welche alle ihren Fokus auf unterschiedliche Öle legen. So findet man bei Abdul Samad al Quarshi beispielsweise verschiedenste Arten teurer Oud Öle, sowohl pur als auch vermischt mit anderen Stoffen, oder verschiedenen Ouds. Die Preise variieren hierbei stark - wo man teilweise mehre Milliliter Öl für schlappe 30 Euro bekommt, so reicht das Sortiment bis in die 1000er für einige wenige Milliliter. Und auch die Verfügbarkeit schwankt enorm. Wenn man also einen Duft so toll findet dass man gar nicht ohne ihn kann, sollte man sich möglicherweise etwas mehr kaufen, denn wenn er erst einmal weg ist, ist er weg - nachmachen unmöglich!
Marken wie Swiss Arabian, Ajmal und Al Haramain bieten ebenfalls Oud Öle an, hier findet man häufiger Blends, also Mischungen von verschiedenen Ouds und/oder Stoffen, welche dem Oud beigefügt wurden um einen komplett neuen Duft zu kreieren. Da Oud oftmals der mit Abstand teuerste Bestandteil in einem Duft ist, ist jede Beimischung etwas, was den Duft tendenziell günstiger, nicht teurer, macht. Dennoch gibt es auch hier unglaublich schöne Düfte, welche sich gerade als Anfänger oftmals als erschwinglich und freundlich herausstellen. Düfte wie "Dehn el Ood Shaheen | Swiss Arabian" oder Dahn Oudh Al ShamsDahn Oudh Al Shams kann ich hier nur immer wieder empfehlen. Zwar sind diese keine puren Oud Öle in höchster Qualität, jedoch bieten sie dem interessierten Einsteiger eine wunderbare Möglichkeit, in die Thematik einzusteigen und einmal das "richtige" Holz zu riechen, auch wenn es von einer Plantage kommt.



Oud in Holzform, Oud Chips und Verbrennungsmethoden

Natürlich gibt es Oud auch in reiner Holzform, wie es gewonnen wird, quasi vor der Destillation. Dieses kann man vielseitig verwenden, die gängigste Methode wird hier wohl die Verbrennung sein, wobei es auch für Ketten, Armbänder und Hausdekoration genutzt wird. Wenn man ein besonders wertvolles Stück hat, ist es einfach zu schade, dieses für immer zu verbrennen. Stattdessen schnuppert man dann einfach hin und wieder an seiner Kette.
Für die Verbrennung braucht man im Prinzip nur drei Dinge: Einen Verbrenner, das Holz und etwas Kohle. Hat man sich für einen elektrischen Verbrenner entschieden, so fällt die Kohle weg, dazu aber später mehr. Das Prinzip ist sehr einfach: Man nehme die Kohle, zünde sie an, lege sie auf den Verbrenner, Holz obendrauf, zack, fertig. Und diese Methode ist prinzipiell auch gut, wenn da nicht die wirklich teuren, filigranen Chips wären. Hat man es nämlich erst einmal in die Oud Welt geschafft und ein bisschen Gefallen daran gefunden, begibt man sich in ein tiefes, immer teurer werdendes Loch, bis man an dem Punkt angelangt ist, an welchem man sein teures, nur in geringen Mengen verfügbares Holz nicht einfach auf seine Kohle werfen möchte, und genau hier kommen elektrische Verbrenner ins Spiel. Diese lassen einen nämlich die Temperatur deutlich präziser regulieren als es bei Kohle der Fall ist. Man kann so nun also genau anpassen, wieviel Hitze man benötigt und diese auch im Verlauf anpassen. Profis, oder jene die es werden wollen, verwenden solche Verbrenner meist für ihre aller wertvollsten Hölzer mit dem höchsten Harzgehalt, aber selbstverständlich geht das auch bei günstigeren Varianten. Ich persönlich nutze aktuell einen "klassischen" Verbrenner, mit Kohle betrieben, und dieser funktioniert ganz wunderbar. Ein elektrischer Verbrenner ist bereits auf dem Weg zu mir, teures Holz allerdings bislang noch nicht, aber auch dieses wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.. ohje


Bezugsquellen von Öl und Holz

Einige Marken habe ich bereits genannt und diese sind auch hauptsächlich meine persönlichen Favoriten. Da ich selbst noch am Anfang meiner Reise stehe, gibt es auch für mich viel zu entdecken, dennoch habe ich bereits einige Bekanntschaften machen dürfen und einige tolle Marken kennengelernt, welche mir den Einstieg in diese tolle, gut riechende Welt ermöglicht haben.
Für Öle, sowohl pur als auch Mischungen, greife ich persönlich am liebsten zu Swiss Arabian, Arabian Oud, Al Haramain, Ajmal, Abdul Samad al Quarshi, Acacia Oud und Khas Oud. Auch Taif al Emarat hat hier einige schöne Angebote, leider konnte ich diese aber noch nicht persönlich testen. Mein Holz habe ich bislang bei Al Haramain, Arabian Oud und Rasasi gekauft, jedoch bieten auch die anderen hier genannten Marken Holz an, wovon ich jedoch keines selbst getestet habe. Die Preise variieren stark, nicht nur lokal in entsprechenden Läden, auch online, weshalb man unbedingt Ausschau halten sollte bevor man einen Kauf wagt. Verschiedene Qualitätsstufen gibt es natürlich auch, hier wird sicher nochmal ein gesonderter Blog kommen, denn das würde sonst zu viel werden.



Schlusswort

Abschliessend gibt es für mich nur eins zu sagen: Wer sich für Oud begeistern kann, dem offenbart sich eine ganz neue Duftwelt. Und wer sich nicht begeistern kann, der verpasst vermutlich auch nichts - es ist und bleibt etwas, das, wie alle anderen Sachen auch, nicht jedem gefällt. Ich für meinen Teil liebe Oud und finde die Prozesse dahinter äusserst spannend. Sowohl die verschiedenen Infos als auch die kleinen Läden und winzigen Batches, welche man immer wieder entdeckt - das Kennenlernen und Testen macht unglaublich Spass und ist wirklich aufregend. Ich möchte hier noch einmal betonen, dass ich selbst noch lange nicht alles kenne und mich selbst noch hier und da ein wenig durchtesten und einlesen muss. Dennoch wollte ich einen kleinen, überschaubaren Guide für diejenigen bieten, die gar nicht so richtig wissen, wo sie überhaupt anfangen sollen.

Vielen Dank für's Lesen!


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