Henry Jacques - Teil 1: Paris Boutique

Nachdem ich nun einige verschiedene Boutiquebesuche bei Henry Jacques hinter mir habe, möchte ich euch nun endlich die Marke ein wenig näher bringen und über meine Besuche erzählen. Dies ist Teil 1 der Reihe. Da es diese Stores nur in vergleichsweise wenigen Städten gibt und diese teilweise auch noch sehr weit weg sind, ist es durchaus schwierig diese zu besuchen. Dennoch ist bereits jetzt ein Teil 2 in Planung und weitere werden folgen, sobald ich die Möglichkeit habe, diese zu besuchen.

Was genau ist Henry Jacques und was macht die Marke besonders?
Henry Jacques war ursprünglich eine Marke, welche ausschliesslich Bespoke Düfte hergestellt hat. Dafür wurde der Kunde persönlich in seinem Anwesen besucht. Nachdem eine grobe Idee entstanden ist, machte sich die Marke an die Arbeit und kreierte einige Prototypen, bis letztendlich drei Düfte in der engeren Auswahl standen. Aus diesen drei Düften suchte sich der Kunde nun den besten aus. Dieser Duft wurde dann in der Datenbank gespeichert. Die anderen zwei Düfte landeten ebenfalls in der Datenbank und endeten als Eigentum von HJ, während der vom Kunden ausgewählte Duft einzig und allein das Eigentum des Besitzers wurde, und auch die Duftkomposition durfte in dieser Form nicht mehr von HJ verkauft werden. Namensgebung und (mit entsprechendem Budget) Flakondesign wurden dem Kunden überlassen. So entstanden teils sehr exklusive und einzigartige Flakons

Vor einigen Jahren entschied Henry Jacques sich dazu, die Türen auch für die breite Bevölkerung zu öffnen. Boutiquen wurden eröffnet und zuletzt entstand dann auch die Boutique in Paris, welche der Flagship Store der Marke ist. Es wurden insgesamt 50 der über 3000 erstellten Düfte ausgewählt und in die Les Classiques Linie aufgenommen. Diese Düfte sind nicht nur in allen Boutiques zu haben, sondern auch im Onlineshop. Insgesamt gibt es hier drei Optionen: 15ml Parfümöl, 30ml Parfümöl & 75ml "Les Brumes" - ein sprühbares Extrait de Parfum. Die Namen der jeweiligen Düfte sind die Namen, die ursprünglich vom Kunden für diesen erstellten Duft ausgewählt wurden. Jeder Duft trägt also eine spannende Geschichte mit sich, die man wohl nie zu hören bekommen wird. Spannend ist auch sich zu überlegen, wie wohl der eigentliche, vom Kunden ausgewählte Duft riecht, denn der bei HJ verkaufte ist letztendlich nur einer der nicht ausgewählten Prototypen.

Konzept & Beratung
Das ursprüngliche Konzept von HJ war, dass man Bespoke Düfte, angepasst an die jeweilige Person, anbietet. Diese werden dann gespeichert, sodass der Kunde sie immer und immer wieder nachbestellen kann. Dies hat sich nun geändert. Zwar bietet die Marke weiterhin Bespoke Düfte an (Einstiegspreis liegt hier bei etwa 50.000 Euro mit keinen Limits nach oben), jedoch kann man auch als "normalsterblicher" einen dieser vorgefertigten Düfte erwerben. Zwar sind auch diese nicht günstig, der Einstiegspreis liegt hier bei etwa 700 Euro (inkl. MwSt), jedoch deutlich erschwinglicher als ein individuell erstellter Duft. 

Die Beratung ist hier das, was die Marke besonders herausstechen lässt. Sie ist wahnsinnig individuell, stressfrei und wird an den jeweiligen Kunden angepasst. Es ist völlig egal ob man ein reicher König ist, eine Person die sich einfach nur für Düfte interessiert, oder ein ahnungsloser Kunde, welcher einfach nur gut riechen möchte. Das Personal ist unglaublich anpassungsfähig - hier findet man Menschen, die sich für Düfte begeistern können, aber auch eine nötige Professionalität mitbringen, sollte man hier diskreter behandelt werden wollen. Besonders wichtig scheinen hier Sitzmöglichkeiten zu sein - überall in den Boutiques wird einem ein Sitzplatz angeboten. Manchmal ein Stuhl, manchmal ein Sessel, sogar Sofas gibt es. Die Räume sind nach dem Konzept gestaltet worden, eine Art "Wohnzimmer" zu erschaffen. Man soll sich wohlfühlen und in guter Umgebung, während man mit den Verkäufern wie mit Freunden redet, Düfte testen können. Auch wird hier häufig betont, man sollte doch heute nichts kaufen und lieber erst testen und dann nächstes Mal wieder kommen. Wasser und Kaffee werden ebenfalls angeboten. Preise werden nur auf Anfrage genannt, ansonsten liegt der Fokus eindeutig auf dem Testen und Reden.

Kollektionen
Henry Jacques hat viele Kollektionen. Wir beginnen mit den Les Classicuqes. Diese kommen, wie schon weiter oben genannt, in insgesamt drei Varianten. 15ml Parfümöl, 30ml Parfümöl und 75ml "Les Brumes" (sprühbar). Die 15ml kosten immer genau so viel wie die 75ml "Les Brumes". Man findet diese Kollektion in allen Boutiquen, im Onlineshop und ohne Limitierung. 
Etwas stärker limitiert sind die City Exclusives. Diese sind, wie der Name schon sagt, exklusiv in der jeweiligen Stadt zu testen und zu erwerben. Die Boutiquen besitzen immer nur die Düfte ihrer jeweiligen Stadt, und auch wenn man ganz lieb fragt, bekommt man die anderen nicht zu testen, denn es gibt sie dort ganz einfach nicht. Man muss also zur jeweiligen Stadt reisen, wenn man dort einen Duft testen möchte. Der Flagship Store in Paris hat die meisten City Exclusives, unter anderem "1995" und "Fragrance", welche hier nicht gelistet sind. 
Nach den City Exclusives folgen die "Les Toupies". Diese Flakons wurden von der selben Person entworfen, welche auch die Boutiquen entworfen hat. Insgesamt gibt es 6 von ihnen, welche als Paar konzipiert wurden, also drei Paare. Mr. H und Mrs. Y sind bis heute die Signaturdüfte der Besitzer. No. 16 und No. 81 haben ein futuristischeres Konzept. Die Flakons sind eckig, die Flächen sehr glatt. Erinnern sollen sie gewissermassen an die Zukunft, die Düfte sind sehr grün mit einer Menge Vetiver. Die letzten zwei Les Toupies sind "Galileo" und "Fanfan", welche ein Paar repräsentieren, das einen besonders schnellen und gefährlichen Lebensstil hatte und letztendlich auf den Boden zurückgeholt wurde. Die Flakons haben daher keinen "Stopper" am unteren Ende des Flakons und liegen daher einfach nur. Die Düfte sind besonders stark und projezieren vergleichsweise stark. 
Es folgen dann noch die soliden Düfte und die Bespokes. Hierzu in Zukunft mehr.

Paris Boutique & Schlusswort
Besonders schön an der Paris Boutique ist, dass sie so unglaublich gross ist. Es gibt einen Garten, in welchem man die Blumen findet, welche in den Düften verwendet werden. Die Rohstoffe sind in der Boutique ebenfalls ausgestellt, und man bekommt sie sogar zu riechen. Die Boutique funktioniert wie eine Art Museum, in welchem man testen, sich umschauen und fachsimpeln kann, ohne Kaufzwang und ohne Stress. Im Sommer soll im Garten wohl Musik laufen und es soll kleinere "Feiern" geben. Wer als Kunde kurz vor Ladenschluss kommt, wird nicht gebeten zu gehen, sondern so lange beraten bis er zufrieden ist. Die entsprechenden Überstunden werden in Kauf genommen. 

Henry Jacques hat mich bislang nahezu restlos begeistern können. Es macht Spass sich beraten zu lassen, es macht Spass die Hintergründe zu erfahren - so hat bspw. die königliche Familie aus dem Oman über 300 Bespoke Düfte bestellt. Die Atmosphäre ist einzigartig und bietet einen starken Kontrast zur schnellen Abfertigung bei bekannten Ketten oder überheblichen Nischenshops, welche auf die nächste Provision aus sind. Buzzwords gibt es hier quasi nicht und Worte wie "das hier ist unser Bestseller" oder "darauf stehen die Frauen am meisten" sucht man hier vergebens. Stattdessen bekommt man eine wirklich angenehme, angepasste und nette Beratung, welche, zugegeben schlau umgesetzt, dafür sorgt, dass man sie nicht mehr missen möchte und immer und immer wieder kommt. 

Ich habe nach insgesamt vier Besuchen (2x Dubai und 2x Paris) den Laden mit Soudain L'Hiver (übersetzt plötzlicher Winter) verlassen. Was sich der ursprüngliche Kunde dabei gedacht hat? Keine Ahnung, schön ist er trotzdem. In der Galerie finden sich nochmal alle Bilder, welche von mir geschossen wurden. Ein kleines Update kommt die Tage nochmal, wenn ich Zuhause bin.