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vor 6 Monaten - 25.10.2023
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Bakhoor zum Selbstmachen - ein Guide für Anfänger

Bakhoor zum Selbstmachen - ein Guide für Anfänger

Bakhoor - Was genau ist das eigentlich?
Vielen hier ist der Begriff sicher neu, einigen Experten und Weltenbummlern sicher mittlerweile nicht mehr. Bei Bakhoor handelt es sich um Hölzer, gemischt mit Duftölen und verschiedensten Stoffen, welche traditionell auf einem Stück Kohle verdampft werden und so das Zuhause angenehm beduften. Mittlerweile gibt es ganz verschiedene "Verbrenner" bzw. "Verdampfer", sowohl jene mit Kohle als auch welche die elektrisch betrieben werden. Hierzu kommt möglicherweise irgendwann ein detaillierter Guide, heute soll es aber erst einmal um die Herstellung zuhause gehen. 

Da auch ich kein Experte bin und auch in keinem Teil der Welt aufgewachsen bin wo Bakhoor traditionell genutzt wird, kann auch ich leider nur von meinen persönlichen Erfahrungen, Tipps und meiner eigenen Recherche berichten, welche ich auf meinen Reisen durch die Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi Arabien aufgeschnappt habe. Ich unterteile deshalb für mich selbst Bakhoor in zwei bzw. drei "Hauptkategorien". Zum einen gibt es da natürlich das klassische, natürliche Oud, welches sowohl "wild" im Wald gefunden werden kann als auch auf Farms angebaut werden kann. Dieses wird so verdampft wie es kommt, es wird nichts hinzugefügt, keinerlei Öle oder andere Stoffe. Da es sich dabei eben einfach nur um natürliches Oud handelt, ist es auch eigentlich kein Bakhoor im klassischen Sinne, trotzdem wollte ich es einmal erwähnt haben. Die zweite Art ist eine Art "Kugel" oder "Ball", welche aus Holzpulver, Zucker und anderen Materialien nach dem Aufkochen aufgerollt wird und dann anschliessend auf Kohle "gebröselt" werden kann. Für diese Art von Bakhoor findet man auch online die meisten Rezepte. Ich möchte mich heute jedoch auf eine andere Art konzentrieren: Bakhoor mit grösseren Holzstücken, welcher sowohl Sandelholz als auch Post-Destilliertes Oud (also Oud, welchem das Öl bereits entzogen wurde und welches somit deutlich günstiger im Kauf ist) enthalten kann. Da ich es persönlich lieber mag ein kleines Stück Holz auf meine Kohle zu legen als Pulver, werde ich mich daran versuchen und euch dabei mitnehmen. Natürlich ist das Ganze wie immer Geschmackssache. Fangen wir an!

Zutaten:
Bei den Zutaten wird's schwierig - vieles bekommt man nur in bestimmten Teilen der Welt oder muss es sich irgendwie zusammensuchen. Im Prinzip wird nicht viel gebraucht, aber so wirklich gute Läden oder Onlineshops im deutschen Raum sind mir leider nicht bekannt, auch wenn es sie sicherlich gibt. Ich empfehle daher, sich die Sachen entweder mitbringen zu lassen oder ein wenig online zu recherchieren. "Offline", also in Läden, dürfte das schwierig werden.

Benötigt wird:
- Holzchips (entweder Oud nach der Destillation oder Sandelholz, ich verwende hier Sandelholz aus Saudi Arabien)
- Rosenwasser (normales funktioniert auch, Rosenwasser kann man auch ganz einfach selbst herstellen)
- Zucker
- Weihrauch
- Parfümöl je nach Geschmack
- Holzpulver

Ich empfehle ausserdem eine Pfanne welche ihr nicht mehr benötigt und gute Luftzirkulation (Fenster offen, Abzugshaube), da hier gleich viele Düfte zusammengemischt werden und es sehr schnell sehr stark riechen kann.

Zubereitung
:
Wir fangen an mit dem Rosenwasser und dem Zucker. Beides in die Pfanne, Mischverhältnis 2:1. Also doppelt so viel Zucker wie Wasser. Der Grund dafür ist, dass wir einen schönen, klebrigen Sirup wollen, welcher sich später gut an unsere Holzchips kleben kann, dazu dann noch die anderen Duftstoffe mitnimmt und und so hoffentlich einen schönen Bakhoor zaubert. Ist das geschafft und wir haben einen schönen, klebrigen Sirup, so können wir alle anderen Zutaten hinzugeben. In meinem Fall ist das einmal Weihrauch (die gelben Steine auf dem Bild), welchen man entweder direkt so hinzugeben kann ohne dass dieser schmelzen wird, oder man macht ihn mit einem Mörser klein. Ich empfehle grundsätzlich eher die zweite Variante, da sich die kleinen Krümel so besser über die gesamte Pfanne verteilen können und so einen gleichmässigeren Duft erzeugen. Da ich aber auch hin und wieder gerne Weihrauch verdampfe, gebe ich heute die grossen Steine hinzu, welche so vom Duftöl und Zucker bedeckt werden und so einen schönen Duft erzeugen, welcher zwar nicht jedermanns Sache ist, mir aber sehr gut gefällt. Achtung: Weihrauch ist äusserst potent, daher gilt hier: Weniger ist mehr! Ich empfehle eine geringere Dosierung, denn es sollen letztendlich ja die Öle im Vordergrund stehen und nicht der Weihrauch. Nachlegen kann man immer! 
Zum Schluss gebe ich noch eine Mischung aus verschiedensten Duftstoffen zu, welche ich in Saudi Arabien gefunden habe. Was da genau drin ist, weiss ich selbst gar nicht so genau - vermutlich eine Mischung aus Hölzern, ein paar Duftstoffen und etwas Weihrauch. Wir rühren nun alles gut um, geben unser Holz hinzu und rühren immer weiter, bis alles bedeckt und verklebt ist. 

Wie bei anderen Rezepten auch, können wir hier Kleinigkeiten anpassen, wenn etwas nicht perfekt geworden ist. Bei zu viel Flüssigkeit hilft etwas Zucker, Puderzucker funktioniert auch super. Bei zu wenig Flüssigkeit bzw. zu viel Holz empfiehlt es sich ein wenig mit Wasser und Zucker nachzuhelfen. Ich empfehle, erst wenig Holz und dann immer mehr und mehr hinzuzugeben.
Haben wir das alles geschafft, stoppen wir die Hitze, stellen die Pfanne idealerweise auf einer anderen Herdplatte ab, welche bereits kühl ist und geben nun alle unsere Öle hinzu, welche wir in unserem Bakhoor haben wollen. Ich habe hierfür extra in Saudi Arabien eine Ölmischung anfertigen lassen, welche sich aus Safran, Rose und Oud zusammensetzt, da ich diese Kombination einfach besonders gern mag. Dieser Teil ist natürlich euch überlassen. Ich habe ausserdem eine kleine Flasche Moschus hinzugegeben, das ist relativ üblich bei Bakhoor und da ich Moschus ohnehin sehr gern mag, durfte dieser natürlich nicht fehlen. Auch Sprühparfüm ist im Prinzip kein Problem, jedoch rate ich deshalb davon ab, weil der Alkohol verdampfen wird und der Ölgehalt bei Sprühdüften nun einmal nicht so hoch ist, man benötigt also rein vom Volumen her deutlich mehr. Öle gibt es auch in Deutschland zu kaufen, ich habe viele in arabischen Läden gesehen, nur getestet habe ich diese bislang noch nicht. 
Achtung: Duftstoffe können sich unter starker Hitze verändern und unangenehm riechen, deshalb ist es wichtig diese erst ganz zum Schluss hinzuzugeben, wenn der Herd bereits aus ist! Einige Stoffe sind davon besonders stark betroffen, beispielsweise Vanilleextrakt, welches auch bei Fortgeschrittenen oft zu unangenehmen Gerüchen führt, da es sich auch schon bei geringer Hitze stark verändert.

Nachdem wir nun alles schön verrührt haben und sich die Masse nun langsam abkühlt, muss sie für etwa 2-3 Tage trocknen. Ich habe meine über etwa eine Woche getrocknet, da mein Zuhause unglaublich kalt ist und ich leider ein falsches Mischverhältnis beim Zubereiten verwendet habe, sodass mein Bakhoor am Ende etwas zu flüssig geworden ist. Wir nehmen nun also unsere Pfanne und geben unseren Bakhoor auf etwas Wachspapier. Da das Ganze eine klebrige Angelegenheit ist, ist es wichtig kein normales Papier zu nehmen, damit wir am Ende kein Papier an unseren Holzchips haben.


Nach einigen Tagen sieht der Bakhoor nun etwa so aus - erinnert ein Wenig an Schokocrossies! Die erkennbaren Zuckerkristalle sind dabei gar kein Problem. Wir müssen uns nun darum kümmern diese doch relativ grossen Stücke zu zerbrechen, luftdicht abzufüllen und sie so gross zu machen, dass sie auf ein kleines Stück Kohle passen. Das sollte auch mit der Hand funktionieren, wer dabei aber Schwierigkeiten hat, kann auch einen Hammer oder ähnliches verwenden. Die Grösse der Stücke ist erneut Geschmackssache. Ich habe eine Kleine Wohnung und kriege von zu viel Duft auf einmal Kopfschmerzen, daher bevorzuge ich kleinere Stücke und werde mich daher um kleine Stücke bemühen. Wer jedoch grössere Mag, sollte auch das gut hinbekommen. 

Zum Abfüllen habe ich mir im Onlineshop des Vertrauens ein paar Gewürzgläser bestellt. Hier funktioniert eigentlich alles - von Tupperdosen über Gewürzgläser bishin zu irgendwelchen Kartons. Da mir diese am besten gefallen, verwende ich die von Ankerkraut.

Wie bereits erwähnt, gibt es hier kein Richtig und kein Falsch. Alles ist funktioniert, alles ist erlaubt, wichtig ist nur, dass es gefällt. Ich habe diese hier gewählt, da ich auch meine originalen, natürlichen Ouds darin verstaue und sie einen super Job machen. Der einzige Nachteil: Sie sind etwas klein. Bei grösseren Batches braucht man also durchaus einige Gläser, um alle seine Chips am Ende verstauen zu können.
Hier ein kleiner Einblick in mein kleines "Oud Lager":

Genug abgeschweift, kommen wir nun zum Ende. Wir füllen unsere Oud Chips ab, lagern sie irgendwo und können sie nun problemlos verwenden, selbst wenn diese noch etwas feucht sind. Beim Zerbrechen lohnt es sich kaum besonders vorsichtig zu sein, nichts muss perfekt sein. Sowohl grosse als auch kleine Stücke sind akzeptabel, denn letztendlich ist es ohnehin tagesformabhängig, ob man nun ein grosses oder kleines Stück verdampfen möchte. Eine gewisse "Auswahl" ist daher gar nicht so verkehrt. Und je kleiner die Stücke, umso einfacher kann man am Ende nachlegen, wenn es letztendlich doch nicht reicht. Ich habe meine nun erfolgreich abgefüllt. Für meinen Batch (welcher unbeabsichtigt sehr sehr gross geworden ist) habe ich folgendes verwendet:

- 300ml Rosenwasser
- 300g Zucker (600 wären korrekt gewesen)
- 50ml Parfümöl
- 5ml Moschus 
- etwa 20g Weihrauch
- etwa 250g Holz

So richtig abgemessen habe ich hiervon nichts, das war alles eigentlich Augenmass. Vieles habe ich auch erst später herausgefunden, weshalb ich diesen Blog schreibe. Ich habe bewusst im Rezept keine Mengenangaben gemacht - vieles ist Geschmackssache und situationsabhängig. Mit diesem Batch habe ich etwa 12 Gläser füllen können. Ich hoffe, mit diesem Tutorial konnte ich einigen hier helfen, sich an diese Art von Duft heranzutasten. Es macht wirklich unglaublich Spass und auch wenn's am Ende nicht perfekt ist, so macht ein kleiner Ausflug in eine andere Duftkultur einfach unglaublich Spass, vor Allem dann, wenn man zum Schluss noch mit wirklich wunderbar riechendem Holz belohnt wird, welches wirklich unfassbar lange hält und sich auch super zum Verschenken an Freunde und Familie eignet, Vorausgesetzt sie sind offen für diese Art von Geschenk. Meine Chips sind nun alle abgefüllt. Vielen Dank für's Lesen und viel Spass bei der eigenen Zubereitung! 

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