Rene72

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Rezensionen
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11 - 15 von 37
Rene72 vor 4 Jahren 6 1
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Der Hoflieferant, der zum Freund des Hauses wurde
Seit 2017 widmet Penhaligons in der Portrait-Serie exklusiv Harrod einen Charakterduft. Neben vielen Mitgliedern und Freunden der Familie um Lord George findet der Lieferant des Hochadels Eingang in die Geschichte um eine sehr interessante und sehr englische Familienaufstellung.
Zweifelsohne ist der Duft dem Kaufhausgründer Charles Henry Harrod gewidmet, der es tatsächlich zum Hoflieferanten schaffte und eines der erfolgreichsten und bekanntesten Luxus-Kaufhäuser der Welt aufbaute. Wie kommt der bemerkenswert erfolgreiche Kaufmann, der es zu einem beachtlichen Vermögen brachte, nun in die Geschichte um Lord George und dessen Familie?
Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Mr. Harrod wird auf der wieder wundervoll gestalteten Parfum-Box als elegant gekleideter, schnauzbärtiger Mann besten Alters dargestellt mit seinem Avatar, einem großen Braunbären. Sowohl aufgrund seiner Zuverlässigkeit als Lieferant edelster Waren, als vermögender Bürgerlicher mit feinsten Manieren und fast aristokratischen Zügen wird er ein gern gesehener Gast im Hause des Lords geworden sein. Vor allem den Damen des Hauses, besonders Lady Blanche gefällt die Gesellschaft dieses erfolgreichen charismatischen Mannes, der ja immerhin auch das Königshaus ausstattet mit allen Warengruppen, die ein solches Haus nun einmal benötigt.
Sehr schön dargestellt ist im Hintergrund das nach einem Brand des Vorgänger-Gebäudes um 1900 im Stil des Eklektizismus errichtete Stammhaus im gehobenen Londoner Viertel Knightsbridge. Neben tropischen Gewächsen im edel eingerichteten Salon finden sich Südfrüchte, heimisches frisches Obst, ein Fässchen besten Tabaks, Taschen und Lederwaren, edle Leuchter und ausgewähltes Silbergeschirr. Überall wird der Salon aufgefrischt durch Blüten, vor allem Weißblüher und bunte Tagfalter.
Es soll wohl einen Teil der Waren darstellen, die Mr. Harrod so erfolgreich an die Abnehmer aus Hochadel und Großbürgertum bringt.
Warum aber der Bär? Dies kann wohl weder mit dem ihm zugeschriebenen Charakter in Fabeln erklärt werden, in denen er nett, freundlich, gutmütig, ein wenig naiv und einfältig erscheint. Nicht gerade das, was man sich unter einem erfolgreichen Kaufmann vorstellt.
Noch kann es die Rolle des Bären an der Börse sein, denn der Bär greift von oben nach unten an und beschreibt einen sinkenden Kurs, und genau dies war sicher nicht mit Mr. Harrods Erfolg vereinbar.
Vermutlich ist es der Mut, die Stärke, die Beharrlichkeit, die Mr. Harrod diesen Avatar einbrachte.
Und so nähern wir uns dem Duft. Ich muss zugeben, dass ich angesichts des Avatars, des Braunbären, einen ganz anderen Duft erwartet hätte. Wie riecht Erfolg und Vermögen? Hingegen möchte ich ganz ehrlich nicht wissen, wie Bär riecht. Zu meiner Überraschung ist der Duft eindeutig fruchtig-blumig gestaltet.
Der Duft greift die in seinem Salon ausgestellten Früchte auf, Pflaumen, Himbeeren. Ich könnte auch schwören, dass ich Ananas und vielleicht auch Pfirsichanklänge rieche. Die Früchte und eine leichte Zimtnote, die gut zu den Pflaumen passt, geben den Start vor. Riecht es so vielleicht in den Food Halls im Erdgeschoss des Harrods, wo erlesene Lebensmittel angeboten werden?
Ohne dass die Früchte sich merklich zurückziehen, gesellen sich edle warme Hölzer und Weißblüher dazu. Und ich rieche nicht nur Jasmin, da ist zumindest auch ein Hauch von Maiglöckchen oder eines anderen Frühblühers zu spüren.
Der Duft wird süßlicher und harmonisch abgerundet. Oud und Tabak sind sehr sparsam verwendet und treten nicht deutlich hervor.
Ich hätte mir gerade diese deutlicher gewünscht. Auch hätte ein wenig Kakao, Kaffee oder auch Tee das Sortiment veredeln können, vielleicht sogar eine edle Ledernote.
Aber hier bleibt das Parfum seiner Zeit im 19. Jahrhundert treu, als Männer selbstbewusst Blüten im Knopfloch trugen und das Tuch um den Hals oder das Einstecktuch mit Blütenextrakten bespritzt wurden.
Elegant und stilsicher ist dies allemal. Es verdreht den Damen des Hauses den Kopf und schmeichelt der Nase. Für mich ist der Duft auch unisex. Er wird am elegant gekleideten Herrn genauso gut wahrgenommen wie an einer Dame, die keine Angst vor Bären hat.
Der Duft hat eine überragende Performanz und sollte sparsam dosiert werden.
Der Flakon ist wie die gesamte Portrait-Serie mit dem goldenen Tierkopf sehr edel, etwas verspielt, aber sehr detailgetreu gestaltet, für mich ein Must-have in der Sammlung.
Leider nur exklusiv bei Harrod´s direkt zu bekommen, weswegen er wohl etwas unbekannt geblieben ist.
1 Antwort
Rene72 vor 4 Jahren 6
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Rosenkavalier in edler Lederjacke
Dieser Armani Privé reiht sich ein in einige Dufterfolge mit Leder-Rose- Oud- Kombinationen. Aber er tritt sofort aus dieser Reihe hervor. Er trägt zu Recht das Attribut Majesté. Es ist ein majestätischer Duft.
Ein Kavalier, bekleidet mit einer edlen weichen Lederjacke, steht mit frisch erblühten Rosen im Arm, noch ein paar Züge eines edlen Zigarillos nehmend, vor einem romantischen Date.
Selten sind Rauch, Rose, Leder und Oud so fein aufeinander abgestimmt. Es dominiert nichts, so dass man den ganzen Abend in diesen edlen Duft gehüllt ist, als hätte man die Lederjacke nicht abgelegt, als verströmten die Rosen noch immer ihren Duft und als bliebe ein leichter rauchiger Hauch im Atem.
Ich sehe ihn eher an Romantikern, eher am Mann über 30. Er ist wegen seiner weichen harmonischen Art aber auch für die Damen interessant.
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Rene72 vor 4 Jahren 11 2
1
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Interessante Geschmacklosigkeit
Ich hatte kaum Erwartungen an diesen Duft. Kennenlernen ja, aber nimmer für 350 EUR. Dann machte ein Sharing es möglich.
Die Klamotten von Philipp Plein sind für mich untragbar, durchgehend, was zum einen am Alter liegt, denn ich bin dem ganzen Totenkopf-Blinkblink längst entwachsen. Zum anderen haben die Stoffe und das Leder zwar eine hohe Qualität, durch die ganzen Nieten und Metallplatten hingegen wirkt es einfach prollig und da stehe ich eher für Understatement in der Garderobe.
Der Flakon ist derart geschmacklos, dass ich wohl in jeder Parfümerie grinsend daran vorbeigelaufen wäre.
Nun aber der Duft selbst:
Ich bin überrascht. Es gibt Assoziationen, aber alles Verwandte ist nicht so intensiv. Ich mag die leicht stechende Note aus Kardamom und Pfeffer. Die Beimischung eines warmen weichen Leders überzeugt. Der Duft entwickelt sich allerdings nicht. Er ist für mich recht linear. Vanille und Amber versuchen die Schärfe zu zähmen. Und dieses Wechselspiel macht ihn so reizvoll. Ich mag es, wärmend-süßlich versus scharf-stechend. Die Aquatik rieche ich nicht deutlich heraus.
Ich bin oft auf den Kanaren in den Boutiquen von The Mint Company, in denen ich Philipp Plein-Klamotten das erste Mal bewusst wahrnahm. Der Duft versetzt mich sofort in diese Boutiquen, was möglicherweise auch an dem ähnelnden Raumduft in den Boutiquen liegen könnte. Wie gesagt, das wenigste ist tragbar für mich, dennoch gut sortiert und kein Ramsch.
The $kull ist ebenso kein Ramsch. Ich bin mir noch nicht im Klaren, ob er wie die Klamotten für Möchtegern-BadBoys kreiert wurde, die dank des spießigen Vorstandsjobs von Papa derartiges kaufen können und wollen, oder ob er sogar für mich tragbar ist.
Selbst wenn ich ihn kaufte, ich würde den 350 € - Duft in anderen Flakon abfüllen und den geschmacklosen Originalflakon direkt im Laden lassen.
2 Antworten
Rene72 vor 4 Jahren 5 2
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Niagarafälle auf mediterran
Dank Parfumo konnte ich noch eine Abfüllung vom Niagara bekommen und etwas später sogar einen Flakon. Ich musste nicht lange zögern, weil mir bereits die Abfüllung sehr gut gefiel.
Es ist schon kommentiert worden, dass man hinsichtlich des Erscheinungsjahrs schnell daneben liegt. Frühestens Anfang 1980er Jahre, eher früher, hätte ich erwartet.
Der Duft startet zitrisch-würzig und für mich interessant: intensiv beerig. Die schwarze Johannisbeere gibt für mich den Ton an und bleibt über 2-3 Stunden präsent. Sehr stimmig ist der frisch-würzige Start. Thymian gibt schnell zu verstehen, dass dies eher mediterranes Wasser ist und keines aus dem nordamerikanischen Fluss oder gar Wasserfall.
Die Nadelholznoten sind an warmes Holz im Sonnenlicht angelehnt. Es sind keine im Schatten stehenden saftgrünen Kiefern oder Zypressen.
Minigolf hat in ihrem Kommentar schon eine zutreffende schöne Landschaft in der Provence skizziert.
Während sich der Duft in eine beerige Holznote wandelt, bereiten Zistrose und Vetiver einen für mein Empfinden herben Ausstieg vor. Immernoch rieche ich Beeren, ich rieche Holznoten und eine warme herbe Note.
Dies über 5 Stunden, danach nur noch direkt auf der Haut.
Ich rieche (sehen wäre ja der falsche Begriff) den Duft eher an Herren über 40 oder jüngere Gentlemen.
Es ist bedauerlich, dass er nicht mehr produziert wird, ich kenne nichts vergleichbares, bin aber auch noch kein Profi-Parfumo.

Der Flakon ist zeitlos schön. Aber auch hier denkt man schnell an 1960er oder 1970er Jahre. Mitte der 1990er waren gewöhnlich deutlich mehr Plastik und modernere Formen prägend.

PS: Beim letzten Test des Niagara trug ich diesen links und am rechten Arm den Ho-Hang, einen ganz anderen eingestellten Klassiker. Das war eine Offenbarung. Ich werde jetzt nicht so verrückt sein, diese Raritäten zu layern, aber das Zusammenspiel war beeindruckend!
2 Antworten
Rene72 vor 4 Jahren 7 2
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die Vanille-Orchidee - Reinheit in den sündigen 1920ern?
In der Noble Serie kreiert Clive Christian stets eine Variante für den Herren und eine für die Dame. Die Nummer XXI ist der Epoche des Art déco gewidmet. Einer Epoche der Dekadenz, der Leidenschaft, der stilistischen Formvollendung.
Die Herren-Variante Cypress konnte ich schon testen. Heute dann die Damen-Variante Vanilla Orchid.
Der Duft startet frühlingshaft mit frisch geschnittenem Grün und duftender Hyazinthe. Sehr blumig, keinesfalls jedoch anstrengend. Wer Hyazinthe schon einmal in einem geschlossenen Raum stehen hatte, weiß, was blumig anstrengend ist. Hier wird die Hyazinthe aber von dem Galbanum im Zaum gehalten.
Was aber hat das alles mit Art déco zu tun?
Ein Duft, der Dekadenz, der Formschönheit, edle Materialien und Überfluss ausdrückt? Man zeigte im Art Déco, was man hatte, wenn man zu denjenigen gehören durfte, die etwas hatten.

Passt die Orchidee als Sinnbild für Sehnsucht und Leidenschaft in eine Epoche, in der Leidenschaft und Dekadenz fast hemmungslos gelebt wurden?
Die frühlingshafte Note der Hyazinthe geht nach 30 Minuten wie im natürlichen Ablauf in der Botanik über in die aufblühenden Maiglöckchen.

Es ist offenbar eine weiße Orchidee, die Clive Christian inspirierte, denn er benutzt nur weiße Blüten, um die Orchidee nachzuzeichnen.
Hinzu tritt aromatisch eine Vanille, die edel und nicht zu süß ist, ich rieche hier auch eine leichte Rumnote.
Nun könnte man meinen, es treffen die edle Orchidee als Königin der Blumen und das zweitteuerste Gewürz der Welt, die Königin der Gewürze, die Vanille, aufeinander.
Das tun sie auch, und zwar so wie die Natur sie schuf.
Denn die Vanille ist eine Orchideenart. Vanilleblüten sind weiße wunderschöne Orchideenblüten, allerdings kommt das Vanillearoma aus den gereiften Schoten.
Zum Ende weichen die blumigen Noten einer Mischung aus Sandelholz und Moschus, fein abgestimmt und äußerst sanft.

Am Ende ist es nicht die intensive Black Orchid eines Tom Ford.
Es ist die weiße, die reine und anmutige Orchidee, in einem zügellosen Umfeld der dekadenten 1920er und Anfang 1930er Jahre.

Der Vanilla Orchid zeigt einen schönen Verlauf und ist über 7-8 Stunden sehr gut wahrnehmbar, danach nur noch hautnah.
Es gibt ungefähr 20 weitere Parfums, die das Thema Vanilla Orchid I’m Namen tragen, zB die fruchtigere Variante von The Merchant of Venice oder eine von mir noch nicht getestete neuere von Elizabeth Arden mit White Tea Vanilla Orchid.

Beide Düfte, der Cypress für Herren und der Vanilla Orchid für Damen, harmonieren gut. Gut tragbar bei festlichen Anlässen, es muss keine 1920er Jahre Party sein, aber beide Düfte verlangen definitiv Klasse und Stil, in Garderobe wie auch im Flair.
Der Flakon, wie immer elegant und stilvoll gestaltet. Für mich hat dieser Test gezeigt, dass gerade in der Noble Serie zu jeder Epoche beide Varianten unbedingt getestet werden sollten, da sie für mich zumindest im Art déco stimmige Bilder abgaben.
2 Antworten
11 - 15 von 37