RobGordon

RobGordon

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56 - 59 von 59
RobGordon vor 9 Jahren 8 3
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Unfreiwillige Erlösung!
Der Salvator Salvatore Ferragamo hätte uns, bei früherem Wirken, auf diesem Planeten womöglich auch die Keilschrift hinterlassen und nicht bloß den Keilabsatz, von dem vordergründig die Damenwelt profitiert.

Sein komplexestes Duftvermächtnis im Bereich Herren ist aus meiner Sicht "Salvatore Ferragamo pour Homme", den auch mutige Damen (jenseits der 30, ergo solange sie sich nicht für das Programm "forever 29" eingeschrieben haben), tragen könnten. Vorausgesetzt sie ergattern noch ein Fässchen.

Um beim Thema komplex zu bleiben, auffallend, und zwar nicht nur bei SF ist, die Länge der Zutatenliste älterer Wässerchen im Vergleich zu den jüngeren. Ein Effekt der sich nicht auf das Haus Ferragamo beschränkt. Während sich die alten Haltungsnoten wie der Kader der Nationalmannschaft vor einem wichtigen Fußballspiel lesen, haben die Zutatenlisten der jüngeren Süppchen den Charme eines Doppel-Vierers im Rudern.

Moi fragt sich natürlich wieso dem so ist? Sparpaket? Geplante Degeneration? Weil man sich kaum mehr auf einen Film ohne Werbeunterbrechung konzentrieren kann? Fängt das Übel vielleicht schon in der Schule an, weil mein man dort einfach nicht geschult wird, das Pausenbrot souverän in Deckel- Füllung- und Fundamentnoten zu zerlegen?

Ich habe darauf keine Antwort. Nur hätten mich im diesem Fall die Eindrücke der Kollegenrüssel besondern interessiert, wenn sie nicht die Option gehabt hätten, den olfaktorischen Zeilenspiegel hinsichtlich Zutatenmix vorab einzusehen. Die Sache hat natürlich einen tieferen Beweggrund.

Ich habe seit erscheinen von SFPH 2 Fässer erworben, eines davon sogar noch fast voll. Und immer lag nach dem Auftragen eine Schwade Himbeeren in Nelken eingebettet im Raum. Dafür hab ich noch nie im Leben eine Feige gegessen, die auch nur annähernd nach Salvatore Ferragamo roch.

Ich halte bei diesem Duft auch die Unterteilung in Kopf bis Basisnoten für eine Fleißaufgabe. Ist der kopflastige Alkohol erst mal verdampft, und davon ist reichlich vorhanden, bleibt der Duft in seiner Charakteristik konstant. dezent Fruchtig, würzig, holzig. Auf jeden Fall eigenwillig auf eine Art und Weise wie ich sie sonst nur von Déclaration aus dem Hause Cartier kenne. Nicht wegen Ähnlichkeit der Duftbausteine selbst sondern wegen der leicht medizinischen Aura.

SFPH ist ein Duft der aus meiner Sicht nicht für jede Gelegenheit anbietet. Ansonsten wäre mein letztes Fass längst leer. Für Büro bereits viel zu viel wumms, für Freizeit zu edel und für Abendgestaltung womöglich zu untrendy. Ich selbst verspüre nur 2x im Jahr das Verlangen den Duft aufzutragen und die Momente sind in der Herbst und Winterzeit.

Flakon: Glas mit Torsionsdrehung, edel, Kappe Kunststoff (wahrscheinlich mit Metallüberzug)
Garderobe: Anzug bzw. gleichwertig
Jahreszeit: Herbst Winter
Anlass: Omas 90er oder ihr Begräbnis.

Fazit:
Ich halte den Duft trotz seltener Verwendung für etwas, einzigartiges, das nie zu kopieren versucht wurde und für einen herben Verlust des Parfum-Universums, da wie man liest die Produktion eingestellt wurde. SFPH hat überdurchschnittliche Sillage und Haltbarkeit. Sehr hohen Wiedererkennungswert auf der Straße, nur trägt ihn zumindest niemand in meinem Einzugsgebiet.

Ein besonderer Duft für seltene Anlässe. Für den Alltag empfiehlt sich "F by Ferragamo pour Homme Black" wesentlich eher und orientiert sich auch viel mehr an dem, das Trendnasen und offensichtlich auch ich selbst zuletzt riechen wollten.
3 Antworten
RobGordon vor 9 Jahren 10 3
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7.5
Duft
Tripple-Blind-Studie!
Ich hatte als Kind nie ein Haustier, keine besondere Affinität zu Drachensagen und würde jederzeit abstreiten Siegfried zu heißen, obwohl eher Friede herrscht, solang man mich gewinnen lässt. Ich weiß also bis heute nicht welcher Teufel mich in den 80ern wirklich geritten hat, in die Welt der Drachen von Guy Laroche einzutauchen.

Meine Vermutung soweit:

Hinter jeder erfolgreichen Parfum-Auswahl eines Mannes steht eine potentielle Verlockung in Damengestalt. Und da es viele verlockende Frauen zu geben scheint, hat auch der Mann von Welt heute einen begehbaren Schrein an Düften, idealer Weise vis a vis des Biervorrats.

In einer Zeit, in welcher moi Tageszeitungen noch trauen wollte, las ich von einem von Damen durchgeführten Dufttest einer großformatigen österr. Tageszeitung. Dieser suggerierte mir, Drakkar Noir stünde dunkelhaarigen Männern besonders gut. Na bitte, brauch ich mir die Haare nicht färben, her mit dem Stoff.

Hab ich schon oberlehrerlike erwähnt, man sollte Katzen einen Sack, quatsch, den kleinen Grisus zuerst am Sack riec... *pfff* um Himmels Willen ja nichts blind kaufen!?

Nachdem sich das hier lange vor dem Fernabsatzgesetz zugetragen hatte und die Welt noch heil und analog anmutete (für einen gepflegten shitstorm ging man noch vor die Tür, unvorstellbar heute!), war an Umtausch nicht zu denken. So musste ich naseweis mich mit dem schwarzen Findling anfreunden und bot ihm schon mal das Du-Wort an. Vielleicht lässt sich damit zumindest ein Selbstgebrannter ansetzen oder zumindest der Luster putzen, war ich voller Hoffnung.

Diese Beziehung hielt wie man vielleicht schon erahnt genau 50ml minus Bodensatz und die Zeitspanne kann sehr sehr lange sein, wenn man von etwas nicht überzeugt ist. Das einzig attraktive, das dieser Duft bei mir hinterließ, war das platte, schlichte, bombierte Design des Flakons.

Einige Jährchen später, (immer noch sowas von hetero, so viel zu den Nebenwirkungen dieses Basilikum-Monsters, btw., falls ich je wieder das Bedürfnis verspüre danach zu riechen, robbe ich durch den Alpengarten) entdeckte ich in einer Illustrierten die Guy Laroche "Horizon" Werbung...

Das Flakon weckte sofort Erinnerungen. Rundungen, für welche die Venus von Willendorf einen Zickenkrieg beginnen würde! Eingefasst in kühlem, eisblumenartigem Design. Ich vermute, wenn das Oberteil des Flakons auch aus Glas gewesen wäre und nicht aus billigem Kunststoff, hätte ich zumindest das leere Flakon noch heute und würde nachts heimlich daran saugen.

Hätte ich damals über das hier kolportierte Insider-Wissen hinsichtlich emblematischer Erkennungszeichen verfügt, welches man Drakkar Noir nachsagt, wäre ich sicher vorlaut genug gewesen die Parfumologin zu Fragen, ob Horizon hierfür das Gegengift sei?

Nichtsdestotrotz, eines war klar, die Herausforderung nehme ich alleine schon wegen des Flakons an. Zur Not müsste halt der Luster drann glauben und sich eine Abreibung verdienen. No Risk no Fun, wir sind in den 90ern! Zeit für Blindkauf #2:

Und manchmal lohnt es sich wirklich mutig zu sein. Eine für mich nie dagewesene Form von Frische, abseits von Zitrone. Als ob man reife Grapefruits im Nordatlantik ertränkt, mit einem Minzblättchen einreibt, einem Schuss M. Jabobs "Bang" vollendet, für den krautig pfeffrigen Zusatzkick.

Sehr eigen, kein Allerweltsduft und leider wie viele meiner bevorzugten Düfte nicht mehr zu haben. "Horizon" war schneller aus den Regalen verschwunden, als ich es nachkaufen konnte.

Wir schreiben das Jahr 2015:

Ich schwelge mal wieder in Erinnerungen. Wie es der Zufall so möchte, sehe ich Düfte aus dem Hause Guy Laroche, die es bisher verabsäumt haben, von mir blind gekauft zu werden. Dafür muss man heute nicht mehr hinter den Horizont stiefeln, mittlerweile erledigt das das Internet und ein paar Tage später, et voila:

Für manche Modelle aus dem Hause Laroche, die womöglich emblematisches Erkennungszeichen für "Dieses Zugabteil gehört mir" sein möchten, wird es bereits zu spät sein, aber bei "Drakkar Essence", lege ich das Schicksal hiermit aufs Kreuz und übe mich in Eile.

Deshalb, Prüfgegenstand:

Drakkar Essence 100ml EdT
Baujahr 2014
Flakon immer noch geil, diesmal blau-schwarz
Kappe Kunststoff (*pff*)

Müsste ich das Ergebnis twittern, wäre es mit

"Horizon Pure Grapefruit"
"Horizon Platinum"
"zu 85% Horizon!"

knapp aber wahrscheinlich doch recht präzise für zumindest Allerweltsnasen umschrieben.

Man hat diesem Duft ein wenig der Gonaden beraubt. Die subtile Würze, die damals schon mit der Grapefruit beim nasalen Erstkontakt Sträuße ausfocht, musste 150% Grapefruit weichen. Und diese
Kopfnote hält doch recht lange an. Wahrscheinlich oft länger als man bereit ist mit einem Urteil zu warten.

Die Vielschichtigkeit der Frische, der maritime Anteil ging leider für mein Empfinden verschütt. Bin kurz davor, mir den Duft mit einer Prise Millefiori "sea shore" aufzubessern. (Anmk: bevor hier verzweifelt gesucht, das ist ein Unternehmen, welches sich zur Aufgabe gemacht hat, Wohnräume und Autos anständig riechen zu lassen. Also Kategorie Raumduft & Co ;))

Fazit:

Wer Horizon mochte und bereit ist kleine Abstriche in Kauf zu nehmen, wird mit "Essence" womöglich wie ich in guten Erinnerungen schwelgen. Somit steht es nach 3 Blindkäufen aus dem Haus Laroche 2:1 für mich. Wer dieses Ergebnis ändern möchte, kann mir gerne ein Sample von "Drakkar Dynamic" zukommen lassen. ;) Würde mich freuen.

idealer Einsatzort: daheim, Büro, Sport
idealer Kokon: Anzug, Jeans, Badehose
bevorzugte Jahreszeit: Sommer
Haltbarkeit 4-6 Stunden
3 Antworten
RobGordon vor 11 Jahren 24 7
2.5
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Geplante Obsoleszenz!
Eines darf ich in Hinblick auf die Headline vorwegnehmen, meine Nase fristet weiterhin im galaktischen Zentrum meines Gesichts ihr Dasein, funktioniert, ist guter Dinge und mit 2 schwarzen Löchern ausgestattet. Somit würde jede dahergelaufene Milchstraße vor Neid erblassen.

Mir ist's, als wär's vor 25 Jahren gewesen, das kommt bei genauer Betrachtung auch sehr gut hin und Frau Mama bekam den Auftrag:

"Wenn du nicht möchtest, dass ich fremden Männern auflauere und auf offener Straße waterboarde, bis sie mir ihr Duftgeheimnis gestehen, sei doch bitte so gut (OK, so nett und freundlich war ich damals zu ihr sicher nicht, war ich doch mitten in meiner ersten gediegenen Pupertät) und frag deine Parfumologin, ob sie einen Duft kennt, der irgendwie nach Weihrauch riecht."

Diese Botschaft zerstörte sich zu meinem Vorteil nicht von selbst. Am Folgeabend hielt sie mir einen Duftstreifen entgegen, der wie eine Fronleichnamprozession roch.
Herrrrrrrlich, Mutter wurde, wie es sich für einene wohlerzogenen Fratz gehört, geherzt (wahrscheinlich nicht, aber wegen der Beispielwirkung, lasse ich heute Fünf gerade sein).

Damit Muttern den Namen des Duftes nicht vergessen konnte, war folgender
Text in den Streifen aus Papier gemeisselt: "Cacharel Pour l'Homme".
Hätte die Dame hinter der Duftothek so scharf ausgesehen, wie ich sie mir heute noch vorstellen möchte, hätte ich sie bestimmt Herzen wollen. :)

Der Franzose in mir, baute sich zur Sicherheit eine Eselsbrücke und so wurde aus "Pour l'Homme" sofort ein Armenheim. Taschengeld musste von nun an gespart werden. Schließlich wollte man wegen solchem Nasen-Manna nicht in die Statistik für Beschaffungskriminalität eingehen.

Irgendwann war es dann soweit, mein erstes Cacharel war ergattert. Die Kopfnote (und damals hatte ich alles außer Noten im Kopf) war auf jeden Fall zum Abgewöhnen. Irgendwo zwischen synthetischer Zitrone aus WC-Hygiene Sprüher und Naphthalin-Derivat. Das gab mir auch meine damalige Freundin unmissverständlich zu verstehen. Ich musste nach dem Auftragen dieses Insekten-Kampfstoffes für mind. 15 Minuten aus ihrem Witterungs-Radius. Aber ich kann versichern, danach mochte sie mich umso mehr.

Über die Jahre hinweg gesehen, hatte ich sicher keinen Duft öfter nachgekauft, meistens das 100ml Fass, aber eines ärgert mich an dem großen Flakon bis heute.

Dem Pumpmechanismus geht bei einem "Bodensatz" von etwa 1cm Restlockstoff die Puste aus und verkeilt sich mit dem Glasboden, sodass nichts mehr angesaugt und zerstäubt werden möchte. Das war (bei mir) bisher bei allen 100ml Packungen so. Werden über die Jahre ca. 5 große Einheiten gewesen sein. Die 50ml EdT Sprays haben das Problem, soweit ich mich erinnere, nie gehabt.

Wäre es Tetra-Pack, könnte man es ausdrücken, viel weniger Charme hätte ein solches Behältnis gegenüber dem Original Design wahrscheinlich auch nicht, aber der Inhalt entschädigt mich doch immer wieder auf's Neue. Davon werde ich mich nie sattriechen.

Der Duft kennt bei mir keine Jahreszeit, ich kann mich damit in sengender Hitze genauso, wie auf einer Weihnachtsfeier riechen. Seine Würzigkeit halte ich für
eigenwillig, einzigartig und unerreicht. Ich habe bisher auch nie eine Frau getroffen,
die sich in meinem Duftwindschatten gemischt aus Cacharel und moi nicht wohl gefühlt hätte.

Selbst beim Schwimmengehen, behält der Duft sehr lange die Fassung. Man riecht also nicht gleich nach Sumpf, wenn man nach 18 Löchern in einem schottischen Loch abhängt.

Gäbe es dieses EdT als Duftbaum, ich würde mir einen Land Rover Defender dazu passend kaufen und auf einer Camel Trophy im Marlboro Country, meinen Jakobsweg beschreiten. Wer will schon, dass die Füße riechen!
7 Antworten
RobGordon vor 11 Jahren 8 6
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Just my 2 scent!
Liebe Nasen,

habe festgestellt, bei diesem Duft handelt es sich noch um
unbestelltes Land, welches ich gerne mit meinem Bulbus Ifaktorius für
euch pflügen möchte.

Neulich an der Duftbar, wollte ich mir bloß einen Eindruck verschaffen,
wonach dieses Jahr der Frühling riecht. Allerlei Schwaden der Marke:
"been there, done that" schüttelten meiner Nase die Pfote, obwohl ich
definitiv zur Dame hinter dem Tresen gesagte habe, "Nur den guten Stoff."

Der "blaue Kadett" fiel bei mir beim ersten Eindruck machen genauso durch,
wie viele andere Düfte. Aber dieser durfte zumindest auf meinem rechten Handrücken
Platz nehmen, dort rasten und endete nicht wie die anderen,
als weißer Papierstreifen, mit einer Fahne der anonymen Alkoholiker,
am Friedhof der namenlosen Düfte.

Enttäuscht von der diesjährigen Frühlingsduft-Happy-Hour, machte ich mich
wieder aus dem Staub. Aber je weiter ich mich von der Duftladestation
des Vertrauens entfernte, desto besser roch plötzlich meine rechte Hand.

Ich beschloss den Gegenbeweis nicht anzutreten, aus Angst mein Dorsum manus
könnte genauso schnell wieder an Appeal einbüßen, wenn ich mich zurück an
die Quelle begebe.

Er roch doch so himmlisch und ich wollte mein Duftmal, um keinen Preis
dieser Welt missen. Beim Gedanken an "himmlich" hatte ich ein Déjà-vu.

Auf jeden Fall weiß ich jetzt, woher der Ausspruch: "talk to the
hand!" kommt. Irgend so ein Terminator konnte wohl, nach einem heftigen
Duftrausch, auch nicht die Nase von seinen Pfoten lassen, wie ich an jenem Abend.

Aber um auf das himmlische déjà-vu zurückzukommen: In unmittelbarer
Entfernung, der sogenannten Tuchfüllungsdistanz, entwickelt sich
dieser Duft zu "Heaven" von Chopard. Und aus etwas größerer Distanz
vernimmt man eine weniger aufdringliche, elegantere Version von
Lagerfeld "Man".

Beides Düfte, die nicht mehr produziert werden und die ich sehr
mochte. Diese Mischung erhält man in einem Flakon, der genauso gut
als Behältnis für ein Fleckenteufel-Wässerchen herhalten könnte.

Das macht den Duft für Verlegenheitsgeschenke vielleicht unattraktiver, die
Wahrscheinlichkeit, dass jemand Drittes auf der Strasse genauso
himmlich duftet sinkt dadurch womöglich. Dahingehend sehr hilfreich ist auch die
hässliche Fratze in Form der Kopfnote, die mich anfangs auch an der
Nase heurmgeführt hat.
6 Antworten
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