RobGordon

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RobGordon vor 2 Jahren 17 6
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Flakon
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Duft
Der LOEWE ist eine Copycat!
Location: Familienfeier - das Geschnatter tratschender Angehöriger weist mir den Weg - Eine Duftspur wendelt sich die Stiegenhaustreppe hinab. Bin bei Familien-Events gerne spät dran, falls man mich lässt. Auf halber Treppe bremst mich ein Gedanke: "Kenn ich!" Ein intuitiver Griff in meine Duft-Bibliothek der Erinnerungen vermeldet:

Hier hat jemand einen alten, noch ungezähmten Flakon "Cacharel pour L'Homme" ergattert und will mich um eine Abfüllung betteln sehen. Nachdem alle unter dem Vorwand der Begrüßung nasal verhört wurden, entpuppte sich meine Schwester als Ausgangspunkt der gesuchten Duft-Spur. "Ich hab einen neuen Duft", meinte sie zu mir. Dass es ein Herrenduft ist, hat sie noch nie abgehalten.

Cacharel PH war in den 80ern, einem Jahrzehnt, indem sich niemand für Duftpyramiden, Signaturdüfte, etc... interessierte als Weihrauch-Duft verschrien (Anmk: kurze Geschichte dazu gibt es in meiner alten Rezension zum Cacharel-Duft). Ein ausgefeilter Muskat-Akkord, den man leider im neuen Jahrtausend formeltechnisch den Zahn gezogen und damit auch in die Bedeutungslosigkeit einst großer Herrendüfte verabschiedet hat.

Doch richtig berühmt und damit entsprechend verbreitet, war die Duftvorlage für den LOEWE 7 wohl zumindest in meinen Breiten nie. Das lag wohl mitunter wesentlich daran, dass dieser Duft nie ein Kopfnoten-Weltmeister war und man sich Zeit für die Entwicklung nehmen musste, um Cacharel PH sein "The Secret"® zu entlocken. Dazu, warum ich das hier mit erwähne, komme ich gleich.

Cacharel PH wurde mit dem LOEWE nicht zum ersten Mal kopiert. Gerard Goupys Duft findet sich bereits Auszugsweise, sprich der Kopfnote, in Tom Fords Grey Vetiver. Nur war Harry Frémont so schlau, sie dem Zeitgeist entsprechend soweit abzurunden, nicht vorschnell Opfer der Ungeduld seines Trägers zu werden.

Was wäre aus Cacharel PH geworden, wenn die Kopfnote bereits ein Gedicht gewesen wäre? Wir werden es nie erfahren.

Aber es verwundert zumindest mich nicht, wenn man beim Kopieren das Gute übernimmt und das Naja schon im Vorfeld hinter sich lässt.

Genau das sehe ich bei Emilio Valeros Kreation Loewe 7 soweit erfüllt, die Kopfnote der Vorlage gänzlich zu spritzen (Anmk.: österreichisch für weglassen) und mit der charakteristischen Cacharel PH DNA, einer Nachstellung aus Weihrauch und Eugenol (siehe Pfeffer, Piment, Nelke,..) hinsichtlich Sillage, um die Vorherrschaft einer zeitlosen Duft-DNA zu buhlen. Und das über Stunden.

Pyramiden, lasse ich den Ägyptern. Wer sich am Apfel stört, soll das tun. Der geht nicht wirklich in die Projektion und hat nur eine Kurzauftritt auf der Haut. Die Ur-Version vom Cacharel PH hatte nach Stunden auf der Haut die Eleganz von Robert Piguets "Casbah". Und das gelingt dem LOEWE durch die Eugenol Überbetonung nicht gänzlich.

Nur das ist Jammern auf hohem Niveau. Das wofür ich Cacharel PH einst getragen habe, finde ich heute modernisiert im LOEWE 7. Damals wie heute hagelt es Komplimente.

Nur hat es mich damals nicht interessiert und tut das auch heute nicht. Wenn man mir sagt, ich rieche gut, neige ich immer noch zu entgegnen: "Nein, der Duft riecht gut. Ich trage ihn bloß."

Es verblüfft mich viel mehr, dass der Duft bereits 10 Jahre am Markt sein soll, ohne dass er mir je untergekommen ist. Nun heißt es bunkern. Und ja, der Flakon könnte hübscher sein, ich hab mir jedoch früh angewöhnt, diesen beim Fortgehen nicht unter die Achseln zu klammern. Nur der Duft darf mit.
6 Antworten
RobGordon vor 3 Jahren 14 5
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Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ich bin kein Dupe, holt mich hier raus....
... oder um ein zweites Klischee zu bedienen:

Bückware, für die es sich zu bücken lohnt!

Marbert ist wie Bogner ein Brand der BBI (Beauty Brands International). Somit war es offensichtlich möglich auf die Original Rezeptur von Bogner Man Classic zurückzugreifen. Und damit wäre der Duft bereits hinreichend umschrieben, sofern man Bogner Man Classic kennt oder vielleicht dessen Vorlage den Bogner Man 1990.

Alle Duft-Wege führen nach Rom, wird man sich gedacht haben. Aber egal, solange in der Projektion für die Umwelt diese floral-aromatisch schwebende Leichtigkeit des Seins entsteht, die sonst nur "Heaven (Eau de Toilette) | Chopard" und "Nightflight (Eau de Toilette) | Joop!" mit ihren Veilchenaldehyden hatten.

Der eine Weg versucht das Geschehen mit dezentem Anflug von Seife einzuläuten und mittels Estragon-Assoziation seinen Senf beizusteuern. Für die leicht ätherische Würze (Bogner Man 1990), die Dichte bis weit über die Kopfnote hinaus verleiht.

Oder als alternativer Weg mit dem Grün der Johannisbeere als Lunte aus allen Zitrus-Kanonen zu schießen. Und nun sind wir beim "Bogner Man Classic (Eau de Toilette) | Bogner" oder in seinem neuem Gewande aka Marbert Man Classic Steel Blue angelangt. Und auch der schnörkellos gehaltene Flakon steht dem Duft aus meiner Sicht ausgezeichnet.

Ein Hoch auf das Marketing, heute nicht nur generisches Zuckerwasser für die Hauptzielgruppe (15-19 Jährige) zu launchen sondern den Mut beweisen, auch eingestellte Düfte wieder auf den Markt zu bringen, um die sich eine beharrliche Fan-Base über die Zeit gebildet hat.

Lasst, es duften, bringt Abwechslung in die BdC-Wolken verhängten Büros. ;)






5 Antworten
RobGordon vor 5 Jahren 22 12
8
Flakon
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Duft
Die Steigerung von WOW?
Wenn in der Mainstream-Welt Pfade beschritten werden, die vom Zeitgeist abweichen ist mir das durchaus die Zeit für einen Kommentar wert. Dadurch, dass eben der Intense Flanker released wurde, wird der gleich im Zuge einer Gegenüberstellung mit verarztet.

Der Grund warum mir dieser Duft gefällt liegt darin begründet, dass ich eine Schwäche für holzige Amber Düfte habe. Solange sie nicht in Kuchengewürz ersticken. Im Grunde wurde einem Duft, den ich leider erst nach seiner Einstellung kennengelernt habe, Kiton Napoli das Herz herausgerissen, die Zitrustöne sowie die Maiglöckchen-Simulation reduziert und die Vanille auf Schonkost gesetzt.

Der überbleibende Corpus ist für mich ein linearer hölzerner Amber-Ton, der auf wundervolle Weise hinterlüftet wurde. Hätte ich mich hier auf ein Statement reduziert, hieße das wohl: "Der Zauber liegt in der Luft!" gelautet. Und was diesen Duft für meine Nase herausragend macht, ist nicht die Zutatenliste sondern seine Fähigkeit, trotz des linearen Grundeindrucks zu changieren. Mal schaut eine Wishky-Textur vorbei, mal eine Nuance von Tabak und sehr konsequent ein Anflug von Kirsche. Nie klebrig oder gourmandig, auch nicht erstickend cremig, sondern luftig aufgeschlagen.

Um den Faktor von Eigen-Adaption bereinigt, liegt die Performance bei 7-8 Stunden und damit problemlos in meinem Nutzradius. Die Projektion ist bei normaler Handhabung durchschnittlich und damit alltagsfreundlich.

Damit das Handover zu seinem neuen, großen Bruder. Ich hätte hier kein Intense gebraucht, weil der Direktvergleich mir untrügerisch verrät, dass auch hier eine eigene Formel ins Rennen geschickt wurde. Und das auf Kosten der charakterlichen Eigenständigkeit des Originals.

Wenn Zimt schon in der Pyramide angedroht (schlicht nicht eine meiner Lieblings-Duftnoten) wird, dann erfolgt in der Regel auf sein Einsatz merklich. Eine für mich stark herausstechende Note. Der Pool an Zimt-lastigen Holzdüften, die ähnlich ausklingen, ist deutlich höher.

Deswegen würde ich hier die Empfehlung abgeben: Wer das EdT mag, sollte lieber das übersprühen als zum Intense zu greifen. Die DNA der Vorlage wird durch Zimt deutlich, durch Iris behutsam, entstellt.

Was ich dem Flanker aber zugute halten möchte, ist, dass er nicht in Süße erstickt. Diesen Charakter (des EdT) konnte man aufrecht erhalten. Die Intense Version beginnt wie ein subtiler Butterkeks, riecht dann eine Zeit lang nach frischem Beton und schmiegt sich tangential an die DNA Vorlage des WOW EdT an. Immer den Zimt im Gepäck, der im Gesamteindruck sehr leicht Assoziationen zu anderen Düften zulässt.

Ich kann nicht beurteilen, wie sich die Verdoppelung der Konzentration des EdT auf den Duft selbst ausgewirkt hätte. Und damit, ob ihm die Luftigkeit die diesen Duft erst für mich interessant macht, verloren gegangen wäre.
Wow Intense ist fernab von schlecht, aber für jemand der mit Zimt auf Kriegsfuß steht, keine echte dauerhafte Alternative.

Zum Marketing, einen Duft als "WOW" zu plakatieren, fordert spöttische Kreativität potentieller Kundschaft geradewegs heraus. Da Düfte sehr viel mit Suggestion zu tun haben, hätte sich dieser Duft durchaus einen Namen verdient, der nicht zwischen Parkplatz und Büro "gebrainstormed" wurde.

Es gibt kein Superlativ zu WOW, außer vielleicht Wau Wau"!
12 Antworten
RobGordon vor 5 Jahren 29 13
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Nimm zwei!? (von der Silberrücken-Edition!)
Aus einem zuletzt gelesenem Interview mit F. Kurkdjian ist mir in guter Erinnerung, dass er von sich selbst behauptete in Marketing-Angelegenheiten eine Null zu sein. Hierfür hätte er eine rechte Hand, so schreibt er, die in Marketing-Metier aus meiner Sicht so zaubert, wie er selbst bei manchen seiner Rezepturen.

Mit einem Parallel-Release zweier Flanker von sich selbst, die mit ihrer indirekt proportionalen Groß- und Klein-schreibung zu Fehlkäufen anstiften werden, verwirrt man, so scheint es, auch diejenigen, welchen bei jedem neuen Release das Lied: "schon wieder ein Flanker!" anstimmen.

Von Layern hab ich im Vorfeld beider gentle-Wässerchen gelesen. Das Gold & Silber Fluid-Dingens soll man Layern können. Layern kann man bekanntlich alles, aber davon, wie das Ergebnis riecht, steht nichts geschrieben.
Und vorweg, ich würde es nicht tun. Schade um den Schatz im Silbersee.

Um Kurkdjians Gentle-Goldmarie zu düpieren: "Sprühen ist Silber, (ver)souken ist Gold!" Manchmal verbirgt sich hinter Goldglanz einfach eine verkohlte Plastikvanille, die wie bei Aktionskünstlern aus Kübeln über eine fertigen Komposition geschüttet wird.

Unter Aktionskunst würde ich diesmal auch die Nennung der Pyramide verorten. Irgendwie hat einer im Haus MFK eine Wette verloren und musste sich trauen eine Pyramide zu erfinden, die gar nichts mit dem Duft zu tun hat. Hierbei wurden Zutaten-Schnipsel stochastisch aus einem Hut gezogen.

Deswegen habe ich für euch heute primär ein Duftbild, das sich bei der Duftbeschau jedes Mal von neuem zeigt. Ich sehe eine schneebedeckte Bergspitze (repräsentativ für die sauberen Anteile) im Frühjahr, bei der sich Einstreuungen grüner schneefreier Flecken (feinwürzige Anteile) zeigen. Und in den ersten 10 Minuten sehe ich auch einen Einkehrschwung mit hochprozentigem Alkohol (mit Eigennote), den ich bei MFK Düften so nicht gewohnt bin.

Es wäre auch schade um jeden Papierstreifen. MFKs Silver-Surfer "Gentle fluidity" mag Papier nicht. Duftverlauf wird um Stunden verzögert und bleibt hinter seinen Möglichkeiten. Und gute 10 Minuten sollte man dem Duft auch auf der Haut geben, bis er sich geordnet hat. In der Zeit sind oft schon 5 Statements verfasst!

Müsste ich den Duft in Zutaten rahmen, sähe die Rezeptur wie folgt aus:

Ein Berg voll beta-Damascenone (sorgt für grün-würzige, florale, fruchtige Facetten mit einer Bandbreite von Johannisbeere bis Rose) Deutlich mehr als davon in Aventus enthalten ist. Ein Hauch von Jasmin um das sanft floral-süße zu unterstreichen (zwischen Kopf-und Herznote blinzeln ein paar mal dezent aber doch verräterische leicht indolische Wellen durch) Und zur Basis hin wird die Komposition in strahlend halbcremigem Moschus getunkt und mit Ambroxan Flügel verleiht.

Vom Test am Papier kann ich noch einen Tropfen zitroniges beisteuern, der auf der Haut im Alkohol-Nebel untergeht. Auch bleibt ein verräterischer hartnäckiger Duftbelag von ISO-E-Super zurück, wenn der gute Stoff längst verdampft ist.

Hier werden keine Berge versetzt. Es beginnt grün-alkoholisch, geht über in grün-floral-lieblich-würzig-aromatisch und endet damit, dass der grandiosen Herznote wieder die Luft ausgelassen wird und das zurückbleibende grün-würzige in ein Leintuch aus Moschus fällt.

Rein von der Pyramide her, das muss erwähnt werden, hätte ich mir einen völlig anderen Duft erwartet. Etwas fein-würzig holziges vielleicht. Der Parfumeur hat aber damit bereits für eine Überraschung gesorgt und mich am linken Nasenflügel erwischt.

Wacholder-Wässerchen, mit beliebigem Gürtel aus Küchengewürz, die in Kunstholz ersticken, gibt es selbst in der Nische zuhauf. Chemie ist kein Alleinstellungsmerkmal des "Mainstream", der immer wieder zur Charakterisierung eines Duftes herhalten muss. Ich kann beim besten Willen nichts generisches entdecken und wenn "Frische" alleine bereits für diesen Eindruck sorgt, soll das so sein. Das fiese ist nur, Orientalische Themen gibt es auch im Mainstream. Sei es wie es sei, mir ist jedenfalls noch kein Duft untergekommen, der mit direkt vergleichbaren Proportionen an Zutaten arbeitet wie dieser, nicht einmal bei MFK selbst.

Für einen Duft mit wenig Bewegung halte ich das Ergebnis für sehr gelungen. Noch lieber wäre es mir jedoch gewesen, wenn man die Herznote eingefroren und in die Basis gerettet hätte, bzw. wirklich den Weg von betontem Holz (gerne staubig/spänig) gegangen wären. Auf die genannte Vanille wurde zu meinem Vorteil zumindest in meiner Abfüllung verzichtet (wohl alles für die goldenen Flaschen draufgegangen!)

Fazit: Ein wunderbar runder, leicht zu tragender Grünling, der durch subtil eingesetzte Vielfalt in Erscheinung tritt und so ein angenehmer Begleiter für Sie und Ihn in der wärmeren Jahreszeit ist. Seine Performance macht ihn auch zum verlässlichen Begleiter und die hierfür eingesetzte Chemie nehme ich gerne in Kauf. Einen Kritikpunkt habe ich aber doch. Es gab öfter beim Tragen, so im Bereich der Stunde 6-7 einen Moment, in welchem mir meine Nase kommuniziert, alles schön und gut, aber jetzt brauch ich Erholung. "Anstrengend sauber", wäre meine Umschreibung hierfür. Und diesen Aspekt möchte ich trotz meiner Lobesworte für diesen Duft nicht schuldig bleiben.

Eine besonders üppige Abfüllung "Gentle fluidity" wurde mir von @Flanker zur Verfügung gestellt. Vielen Dank hierfür!

13 Antworten
RobGordon vor 5 Jahren 22 7
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
Walking on Broken Glass!
Keine Sorge, Flakons diesen Saftes sind nicht zum Zerbersten verflucht und ich auch nicht so ungeschickt (noch nicht). Die Textzeile

"You were the sweetest thing that I ever knew
But I don't care for sugar, honey, if I can't have you.."

und die Erwähnung von Glas haben mich diesmal für den Auftakt inspiriert und wie es der Zufall so möchte, auch das zugehörige Album Namens "Diva", das mir den Anker bildet um diesen Stoff von allen Seiten zu beleuchten.

Warum eine Diva? Btw., wenn ich über Diven sinniere, muss ich immer an einen bestimmten Songtitel von Kettcar denken: "So lang die dicke Frau noch singt, ist die Oper nicht zu Ende!" In Zeiten wie diesen politisch nicht korrekt,
aber wenn man sich Stimm-Kaliber wie Montserrat Caballé in Erinnerung ruft, wohl nicht so weit hergeholt.

Im Sternzeichen ist BR540 eine polarisierende Diva. Zu chemisch, zu süß, zu... bitte selbst einsetzen. Für mich ist dieser Duft einer der wenigen Düfte, die mir über die Absicht ihres Erstellers vermitteln, dass Düfte mehr sein können als ein Gebrauchsgegenstand. In dem Sinne, dass Parfums ein Thema gekonnt repräsentieren. Es ist ein Unterschied, ob jemand Blumen würgt, abfüllt und das als Stilleben einer Blumenvase thematisch an Frau/Mann bringen möchte oder wie hier, einen Duft zum Jubiläum einer Kristalldynastie erstellt und nach der Exklusivfrist
neu aufleben lässt.

Und jetzt sind wir beim Thema Glas. Glas/Kristall hat keinen Eigengeruch. Und Transparenz wird man nicht mit einem Schubkarren voll Weihrauch oder einem Scheiterhaufen Vanille vermitteln. Es ist hilfreich, dass das Parfum selbst klar ist. Aber welche Zutaten, aus der Natur, könnten sich dazu eignen, Glas zu simulieren? Nach einer längeren Denkpause, bin ich auf Wasser gestoßen, nur muss man jemanden finden, der für Wasser den Nennpreis hinblättert.

Mir war also relativ rasch klar, dass es hier nicht die Natur richten wird können sondern Synthetik zum Einsatz gelangen muss. Und diese auf eine Weise, dass Fragilität und Transparenz plausibel erscheint. Und das ist aus meiner Sicht dem Parfumeur sehr gelungen. Auch im Falle, dass sich die Wege meiner Nase und dieser Duft mal trennen sollten. Für die Verwirklichung eines Duftthemas gibt es hier kein Bewertung und ich arbeite sie auch nicht in den Duft ein.

Die Diva brauch ich aber noch für einen weiteren Aspekt. Der Umgang mit Parfums die Isomaltol und Ambroxan enthalten haben mir mehrmals gezeigt, wie leicht sich das Ergebnis wieder auftrennt. Sei es durch länger nicht in Verwendung befindliche Flakons, wobei der Zuckerverstärker sich "absetzt" und als besonders kalorienreicher Schwall als erstes ausgespuckt wird, andererseits, nach dem Aussprühen in Taschenzerstäuber, die letzten Tropfen aus diesem Zweitbehältnis wie Putzmittel daherkommen. (gab ein Statement zum EdP, wenn mich die Erinnerung nicht täuscht)

Wer sich etwas gutes tun möchte, inhaliert nicht den ersten Hub und nicht den Letzten. Der "Mittelstrahl" muss es richten, so wie gelegentlich beim Arzt.

Die Diva BR540 hat noch andere launige Charaktereigenschaften. Wer den Duft im Übermaß aufträgt und in Nasennähe appliziert, wird ihn selbst sehr rasch nicht mehr riechen. Die Zutaten sind prädestiniert für nasale Adaption.

Ich habe im Laufe der letzten Monate auch das EdP getestet und beide Düfte direkt miteinander verglichen. Die Haltbarkeit sollte nicht zum Kernargument werden sich für den einen oder anderen Duft zu entscheiden. Die Projektion der beiden Düfte hingegen sehr wohl. Das Extrait ist deutlich leichter zu tragen als das EdP, ohne gleich seine Umwelt vorsätzlich ins Koma zu sprühen. Wer für weniger Geld mehr Power möchte ist mit dem EdP gut beraten und möge meine Kreise wenn möglich nicht stören. Auf Textil halten beide wie Pech.

Ich gebe auf Pyramiden nicht viel. Der Einzige Unterschied im Duftbild selbst ist tatsächlich ein Mandelton im Auftakt, der auch sanft ledrig in Erscheidung tritt, wenn man sich nicht zu sehr auf das Gelesene fixiert. Safran und Jasmin sind für mich Streichresultate, treten nicht deutlich genug in Erscheinung um sie plausibel im Duftsalat zu entdecken. Somit ist auch sehr zu meiner Freude nichts indolisches aktiv.

Den meisterhaft aromatischen Korpus bildet beim Extrait wie beim EdP eine in fruchtigen und holzigen Tönen fast bis zur Unkenntlichkeit ertränkte Tanne (Waldfreunde sind hier falsch). Und dieses Duftbild wird konstant gehalten. Äußerst linear nachdem die Mandel extrahiert wurde. Auch diesen Bogen scheint MFK gelungen gespannt zu haben, weil Glas/Kristall selbst riecht sehr beflissen und konstant nach nichts.
7 Antworten
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