RossiFee

RossiFee

Rezensionen
RossiFee vor 5 Jahren 23 9
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Grillenzirpende Kindheitserinnerungen
Ein Abend im August 1992.
Es war einer dieser unspektakulären Ferientage, die mir ein Leben lang in schönster Erinnerung bleiben werden.
Damals gab es meines Wissens noch keine "Ferienprogramme", die die Kinder ab dem 5. Lebensjahr täglich unterhalten durften.
Ich hab hier nur die Pfadfinder im Kopf, wo die Jungs nach den Ferien ihre Abenteuer erzählten.
Bis zu meinem 13. Lebensjahr wuchs ich am Land auf.
Inmitten von Naturwiesen und Feldern soweit das Auge reichte.
Wir Kinder vom Land waren "einfach nur draussen".
In der Natur.
Ungezwungen, unbeschwert, kreativ und fantasievoll.
Zumindest in den großen Sommerferien hatte ich oft das Gefühl, die große weite Welt lag mir zu Füßen...

Zurück zum Sommerabend im August 1992 oder vielleicht auch 1993 ?...

Ich sitze im elterlichen roten Jetta.
(Wo unsere Fahrt hinging fällt mir beim besten Willen nicht mehr ein.)
Ich kurbel mit beiden Händen das Fenster herunter. Strecke meine Hand in den kühlen Fahrtwind.
Die Sonne sinkt deutlich früher als noch vor ein paar Wochen. Der laue Abend ist durchzogen von den ersten kühlen Vorahnungen des Spätsommers.
Die Haare flattern mir strähnenweise ins Gesicht und kitzeln meine Nase.
Es sind nur wenige unterwegs auf dieser abgelegenen Landstraße.
Vor uns nichts als gemähte Wiesen und Getreidefelder.
Ich halte meine Nase aus dem Fenster und nehme diese wunderschöne abendliche Atmosphäre in mich auf.
Ich rieche noch heute das frische Heu auf diesem kühlen schon feuchtem Feld.
Würzige Kräuter und süße Blüten verströmen ihre schönsten Aromen in der Dämmerung.
Möchte mich reinlegen in dieses traumhafte Bett aus Heu und Stroh.
Ich muss gähnen.
Langsam kurbel ich die Scheibe etwas höher.
Lasse mich in den Sitz fallen.
Streiche mir die Haare aus dem Gesicht und sehe die ersten Sterne aufflackern.
Es ist still im Wagen, meine kleine Schwester neben mir schläft schon.
Ich schließe auch meine Augen und lasse mich ins Heubett fallen.
Ich wünsche mir noch, dieser Sommer und die großen Ferien sollten nie enden.

Der Gesang der zirpenden Grillen wiegt mich in den Schlaf...





9 Antworten
RossiFee vor 6 Jahren 12 4
8
Flakon
4
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Der Chor der Engel?
Iris hält das Gebetsbuch fest in der Hand.
Entschlossen schlägt sie die aufgeforderte Seite im Gotteslob auf.
Zu ihrer großen Freude.
Einem Beben ähnlich erhebt sich die Gemeinde.
Es folgt ein göttlicher Gesang.
Eigentlich ist Iris nicht sehr gläubig.
Sie singt nur gerne melancholische Melodien an diesem alten Ort mit seinen prunkvollen, heiligen Beobachtern, die anscheinend so vieles wissen, um dann doch nichts preiszugeben.
Sie hört die Stimmen der Anderen.
Der Chor der Engel?

Heute traut sie sich!

Sie wird alle übertönen!

Aus voller Kehle, ihre ganze Kraft wird sie brauchen, alle werden zu ihr blicken!
Es prickelt in ihrem ganzen Körper, weiche Knie, die Hände zitternd und feucht drückt sie das schwarze Buch noch fester an sich.
Ihr Herz klopft immer schneller, schwerer Atem. Iris holt tief Luft...

Stille.

Die Menge der Gläubigen lässt sich auf die knarzigen alten Holzbänke nieder und faltet ihre Hände.
Da und dort ein leicht unterdrücktes Husten und Räuspern.
Die gesangsgeschwängerte Luft wird durch dicke Weihrauchschwaden gesäubert. Bis der letzte Ton verklungen ist.
Die erwartungsvolle Stille und die Aufforderung eines in sich kehrenden Gebetes zwingt Iris wieder in die Tiefen der unfreundlichen, harten und ewigen Kirchenbank.

Sie hat ihren Einsatz verpasst.



4 Antworten