Smella

Smella

Rezensionen
Smella vor 12 Jahren 2
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Die Tempeltänzerin...
"Bayadere" oder "Tempeltänzerin" ist m.E.n. ein passender Name für diesen temperamentvoll-"rassigen" Duft...
Hier begegnet mit florientale, weibliche Kraft in hoher Konzentration - ein vollblumiger, herber, leicht seifiger Duftreigen, der es sich erlaubt, nahezu gänzlich auf alles Lieblich-Harmonisierende zu verzichten...
...einzig die spät wahrnehmbare, aber lang-haftende Vanille-Basis entpuppt sich als ein Zugeständnis an die Qualitäten von Weichheit und Sanfmut.

(...mir scheint, als wolle dieser (Duft-)Tanz nicht bloß gefallen, sich einschmeicheln oder Aufmerksamkeit erregen, sondern wäre kompromisslos auf "Höheres" gerrichtet...angesichts seiner inneren Kraft und Reinheit wirkt seine Wirkung nach "Außen" beinahe nebensächlich...)

Während des gesamten Duftverlaufs nehme ich eine reife, dunkle und sehr würzige Rosennote als dominierend wahr...in Verbindung mit Patchouli gewinnt das Bouquet deutlich an Tiefgang und Gewicht....und im Hintergrund bilden Gewürznelke und Ylang-Ylang den exotischen Rahmen eines reizvoll ambivalenten Dufterlebnisses...

(Der Vergleich zu "Cinnabar" wäre mir nicht in den Sinn gekommen..."Bayadere" empfinde ich als deutlich blumiger, transparenter und in diesem Sinne reduzierter als das klassische Gewürz-Vollblut..;-)...
2 Antworten
Smella vor 12 Jahren 5 5
5
Sillage
5
Haltbarkeit
5
Duft
konzeptionelle Pudrigkeit
Puro Talco erscheint mir als interessanter Versuch, ein sehr striktes Duftkonzept umzusetzen.
Einen Duft zu kreiieren, der trotz vielfältigster Ingredienzien ausschließlich an Puder und Seife erinnern soll, stellt zweifellos eine große Herausforderung für den/die ParfumeurIn dar...

In diesem Fall empfinde ich die Umsetzung dieses Vorhabens allerdings als zu konzepttreu...ja, Puro Talco riecht tatsächlich NUR nach Puder und Seife...also: seifig, trocken, etwas staubig und "kosmetisch-künstlich"...
Die besprühten Hautstellen wirken sauber und geradezu "trockengelgt"...dabei vermisse ich jedoch die Weichheit und Lieblichkeit von wirklich edlem, samtigen Puder...ebenso wie den zarten Dufthauch, den erlesene Seifen auf der Haut hinterlassen...

Im Gesamteindruck von Puro Talco vereinen sich eben nur die unvermeidlichen "Basics" von Puder und Seife: die nüchternen Komponenten staubiger Pudrigkeit und basischer Seifigkeit ...auf das kleine bisschen "Mehr", das diese jahrhunderte-alten Pflegeprodukte so reizvoll macht, wurde hier leider verzichtet...
Unmittelbar nach einem kurzen, herben Auftakt entfaltet sich die zentrale und unveränderliche "Sauber-Note" in nüchterner, gänzlich unblumiger Weise...*
Trotzdem ist dieser Duft keineswegs "leicht" oder "dezent"...die staubige Seifigkeit wirkt überraschend intensiv, bei entsprechender Dosierung sicherlich auch erdrückend...

Für FreundInnen des "Parfum-Layerns" könnte Puro Talco allerdings durchaus als Basis-Duft interessant sein...

(Hinsichtlich der Haltbarkeit und allgemeinen Qualität unterscheidet sich das EdP eklatant vom EdT und ist hier in jedem Fall vorzuziehen...!!)

* (die Abwesenheit eines "blumigen Dufteindrucks" ist angesichts der angeführten Inhaltsstoffe jedenfalls bemerkenswert!)
5 Antworten
Smella vor 12 Jahren 6 1
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
...der wüste wilder wind...
In diesem schlichten Flakon verbirgt sich kein zartes D/Lüftchen, sondern ein unverwechselbarer, schroffer, kantiger Duft, der mich tatsächlich augenblicklich in die imaginären Weiten der afrikanischen Wüste versetzt.
Wie der Wüstenwind Scirocco verbreitet sich auch Eau Sahareinne machtvoll und ungebremst ...nicht eigentlich kühlend, empfinde ich seine kompromisslose Trockenheit jedoch ebensowenig als wärmend oder gar "heiß"...
Vergleichbar mit diesem Eindruck einer ambivalenten, unbestimmbaren Temperiertheit bleiben auch die "Duftfamilie", das "Alter" bzw. "Geschlecht" dieses Duftes rätselhaft und unfassbar für mich...
Eindeutig ist hingegen das Abwesende: wo dieser Dufthauch weht, existiert kein Grün, keine Blüte, keine Frucht - nichts Feuchtes, nichts Weiches, nichts Liebliches hat Bestand...
Doch hier markiert dieses Fehlen keinen Mangel: es ist vielmehr Bedingung und Voraussetzung für die Entfaltung eines charakteristischen Zaubers: in der Abwesenheit des Üppigen, zeigt sich die Schönheit des Kargen.
Dabei zeigen sich selbst so vertraute Noten wie Sandelholz, Zeder oder Ambra nicht im gewohnten orientalisch-üppigen Gewand, sondern offenbaren eine herbe, spröde und gewissermaßen "natürliche" Eleganz. Im Hintergrund sind auch Weihrauch und Myrrhe sehr präsent und verleihen dieser Dufterscheinung einen ebenso fremdartig-sphärischen, wie ungemein "erdigen" Charakter...
Abgesehen von seiner enormen Haltbarkeit ist Eau Saharienne im besten Sinn mit einer Fata Morgana zu vergleichen:
...flirrend...zwischen Himmel und Erde...eine hypnotisierende Strahlkraft...ungreifbar präsent...

(...nach solch einseitigen Lobeshymnen darf der ernüchternd nachteilige Nebeneffekt beim Tragen dieses Duftes allerdings auch nicht unerwähnt bleiben:
mutmaßlich ungeübte Nasen kommentieren "Eau Saharienne" nämlich allzu oft mit dem unliebsamen Ausruf: "...hier riecht's aber nach Räucherstäbchen...!"...)
:-0

...die Kennerin ignoriert, schweigt und genießt die nächste Brise Duft...
;-)
1 Antwort
Smella vor 12 Jahren 7
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
...ein olfaktorisches Schmuckstückchen
Als Liebhaberin der seltenen Gattung unblumiger "Puderdüfte" ist mir "Potiche" - trotz Flieder, Mimose & Co. - überraschend sympathisch.

Die hier enthaltenen Blumennoten wirken nämlich so raffiniert zusammen, dass der typische Eindruck von "Blumigkeit" zur Gänze ausbleibt. Was sich stattdessen herausbildet, ist ein deutlich akzentuirter, zugleich aber nobel-dezenter Charakter von reiner, nahezu "unparfumierter", cremig-dichter Pudrigkeit.

Die bergamottige Kopfnote, die den Eindruck von Muffigkeit gekonnt verhindert, verfliegt im Nu...gleich darauf breitet sich eine trockene Butter-Keks-Note aus...etwas Vanille-Tabak mischt sich darunter...die Duftaura eines hözernernen Schaukelstuhls und einer wollenen Decke gibt das ihrige dazu...

Daraus bildet sich ein körpernaher, leiser, Duft, der einerseits sehr vertraut ist, als "Parfum" jedoch eher ungewohnt erscheint: ein kleines, beinahe unscheinbares Schmuckstückchen...

Mit "Potiche" - wie auch mit den anderen Düften der Reihe "Les Voiles Dépliées" - gelingt es Enrico Brucella, sein pittoreskes Duftkonzept einwandfrei zu realisieren, ohne auf der Ebene der bloßen Konzept-Umsetzung steckenzubleiben.

Im Gegensatz zu anderen konzeptionell-gelungenen, jedoch sehr abstrakten, beinahe "leblosen" Duft-Kunststücken, bestechen diese Werke durch ihre Fähigkeit, das dahinterstehende Konzept unmittelbar olfaktorisch erfahrbar zu machen.

So bringt uns auch "Potiche" mit all dem in Verbindung, was anscheinend auch vom Parfumeur intendiert wurde: tatsächlich sind es die "kleinen", bescheidenen, alltäglichen Wohlgerüche, die Heimeligkeit und Geborgenheit vermitteln...
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