Soulmates

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11 - 15 von 53
Soulmates vor 9 Jahren 22 4
9
Duft
Wundervoll "halb"
Fühlt sich an wie Cerruti 1881 pour Homme, ergänzt mit einem modernen Cashmeran-Typ Moschus, der die Weichheit und die Cremigkeit verstärkt und die Falten glättet. Timbuktu ist eine Fougère-Spielart, wässrig und zu zwei Dritteln maskulin, soft maritim, mit reichlich Strahlkraft und einiger Zurückhaltung, weder bahnbrechend andersartig, noch besonderer Crowd Pleaser - irgendwo dazwischen. Irgendwie macht Timbuktu alles "halb" - was ihm zur Stärke gerät: Da ist in erster Linie ein halbes Barbershop-Aromaticfougère, da mischen ein halber Weihrauch und ein halber Vetiver à la Encre Noire/Sycomore mit, da sind halb mediterrane Merresbrisen- und Strohblumennoten, ein halber sauberer Jasmin Sambac, ein zur Hälfte staubiges Terracotta, und ein halbes Oriental mit halber Myrrhe, halbem Safran und halbem Zimt und - man mag es kaum für möglich halten - einem Viertelchen Oud-Süßholz im M7-Stil. Für Duchaufour-Eingeweihte mag es an "Paestum" ohne "Rose" oder "Ka" ohne großes "Dzongh" erinnern - jedenfalls ein schöner, weicher, extrem tragbarer, zugleich wässriger und starker, trotzdem eher introvertierter Duft. Für einen selbst mehr, als für andere. Hoffentlich mögen und kaufen ihn viele noch lange.
(2011 gekaufter Flakon)
4 Antworten
Soulmates vor 9 Jahren 8 2
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Exquisit
Konservatives Oriental, halb Chypre, halb Fougère, das an klassische Damendüfte und alten britischen Barbershop erinnert. Es ist in erster Linie ein heller, seifiger Rosenduft, klar und strahlend. Seine dunklen Elemente - Zibet, kühles Sandelholz - sind sehr homogen verwoben. Aus einer luftigen, bemerkenswert würzigen Zitrusnote zieht es eine gewisse Unverwechselbarkeit. Die Performance ist im Auftakt recht wuchtig, wird bald deutlich zahmer. Dann wirkt alles dicht verwoben, nichts spielt sich in den Vordergrund. Gold Cologne - das auch als "Gentlemen`s Cologne" angeboten wurde - wirkt sehr hochwertig in den Zutaten und verhält sich wie manche guten Naturparfums: Über den Tag verteilt minimale Silage bei ordentlicher Haltbarkeit und dieser eigenartigen Präsenz, die dem Träger weniger nützt, als dessen Umfeld. Seine Stärke liegt in der exquisiten, eher zurückhaltenden Art und kommt auf Kleidung/im Haar am besten zur Geltung. Volle Punktzahl für all das - außergewöhnlich ist es aber nicht. Ein Samsara au masculin würde vielleicht so riechen.
2 Antworten
Soulmates vor 9 Jahren 8 1
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Das cleane Powerhouse
Ein Powerhouse-Fougère im altbekannten Stil à la Marbert, Bijan, Homme de Grès und zunächst ein wenig beliebig. Es ist vegetal, es ist sauer und laut und nicht aus dieser Zeit. Und es gehört zu einer Duftgattung, deren Vertreter sich oft nur im Nanobereich unterscheiden. Aber da ist ganz bald diese extreme "high-pitched", brandelnde - Flintstein/Feuerstein - heißes-Bügeleisen-Moschusnote*, gepaart mit leichten Gewürznelken-, Zimt-, Wintergrün- und bitteren Safrannoten, die diesen Duft besonders machen. Denn dem kargen, extrem herben, bitter-spicy Auftakt von schaligem, öligem Zitrus folgt dieses Mal halt kein allzu dominanter Amber, keine animalische Bombe, nur verhaltener Patchouli, kein wesentliches Moos und nicht auch nur die geringste Süße. Der Unterschied zu seinen Kollegen ist dadurch immens. Bogner schafft es so, gleichzeitig abstrakt-medizinisch und doch zutiefst "Oriental" zu sein. Er geht dabei deutlich in der Herz- und Basisnote in die Richtung von guten Vintagemusks, wie Jovans Sex Appeal. Haltbarkeit, Silage, Wandlung, Komplikation und Eingängigkeit sind enorm. Was für eine Performance, verdammte Kacke. Volle 100.

*Meine Vermutung, wenn auch nur aufgrund von Vergleichen mit Düften, die diesen Stoff tatsächlich enthalten (z.B. Jungle Elephant/Encre Noir/Paestum Rose/Santal Majuscule) ist, dass dafür u. a. Cashmeran zuständig ist. Das wäre in der Tat ungewöhnlich für einen Duft dieses Stils. Ein Vergleich spricht aber deutlich dafür.
1 Antwort
Soulmates vor 9 Jahren 4 1
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Obskur
Dieses obskure Ding ist ein Fund, der in der Bucht angespült worden war. Der Kauf hat sich insofern gelohnt, als dass es sich hierbei tatsächlich um einen Duft mit der DNS des ursprünglichen alten Romeo Gigli (grüne Flüssigkeit, rote Kappe*) handelt - also bitterer Zitrus und eine Art warme, ambratische Minze mit einem wirren Anis-Fenchel-Lakritzton vor reichlich dämpfig weißem Moschus, leichter Aquatik und synthetischen Hölzern mit einem Touch Vanille/Tonka. Der Duft - dessen Name und Herkunft erst mühsam herkonstruiert werden mussten - erinnert an ein weniger kompliziertes Anthracite pour Homme by Jacomo. Die Performance war beim alten Gigli - zumindest in Erinnerung - besser. Dieses hier ist nett, drängt sich nicht in den Vordergrund, bleibt nach einigermaßen originellem Auftakt ein sanfter, etwas beliebiger Hautduft für fünf, sechs Stunden.

*siehe auch den fantastischen Kommentar von Apicius zum Originalduft.

Zum Thema Loft Monaco noch kurz: Ich finde diesen Vertrieb und dessen Portfolio etwas undurchsichtig, wenn man bedenkt, dass sich Marken wie Houbigant, Alyssah Ashley, Perris, die Überbleibsel von MCM und viele andere - so weit ich weiß auch die in Italien genauso beliebten wie berüchtigten Malizia "Bonbons" - damit in Verbindung bringen lassen. Oft wirken die übernommenen Düfte dann nur mittelmäßig reformuliert. Andererseits blieben Klassiker wie Obelisk dadurch zumindest halbwegs intakt erhalten.
1 Antwort
Soulmates vor 9 Jahren 6 2
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Kirschen, Puder, Moschus, Moos
Eine Note, die nicht in der Pyramide erscheint, ist der prägendste Eindruck von Exception, nämlich eine aromatische, trockenpudrige Kirsche in Kirschjoghurt-Manier, also lebendig, fruchtig, weder süß noch sauer, definitiv synthetisch, aber nicht störend und außerhalb des Themas Parfum altbekannt. Das Bild liegt nicht am roten Flakon, der haptisch eine Wucht ist, und zieht sich dafür durch bis zur Basis, unterstützt von der musky Vanille-Facette einer Art Heliotropin/Tonka-Combo. Insgesamt ist Exception sehr musky, sauber-musky, und endet ganz tief unten mit einem kargen Eichenmoos-Weichspülermoschus-Akzent und stark ausgeprägtem luftig-mineralischem Zedernholz. Der Duft ist sehr dicht, Lavendel unterstützt den Puder, einige harzige Töne in der Herznote geben mehr Rückgrat. Es ist kein Powerhouse: Die Haltbarkeit als Hautduft dauert eine Nacht lang. Um Exception zum Strahlen zu bringen, müssen die gängigen 10-ml-Flaschen ziemlich strapaziert werden.
Die beste Performance zeigt Exception auf Stoff und Haaren, wenn man reichlich auf den Sprüher drückt. Dann scheint sich die Projektion zu verdoppeln und es wirkt am ehesten wie ein Oldschool-Fougère (KEIN Aromatic Fougère), gekreuzt mit einem understated Damenduft. Bleibt noch zu sagen, dass Exception ein typischer Vertreter einer seltenen Gattung zwischen den großen Trends ist: Post-Powerhouse, Pre-Aquatic, Semi-Gourmand. Sanders Background ging in eine ähnliche Richtung. Letzter Satz: Von doch einigen gekauften Exceptions der letzten Monate - vielen Minis und guten gebrauchten Flakons - war nichts dumpf oder gar gekippt.
2 Antworten
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