Stanze
Vielleicht auch nur ein oder zwei Artikel
vor 6 Jahren - 26.05.2018
15 37

Die Zollhürde

Als nächste Hürde auf dem Weg zum Sommerduft (gibt es ihn überhaupt?) - nach dem Moschuszweifel - entpuppte sich der Zoll. Am einzigen freien normalen Wochentag in den nächsten Wochen bekam ich einen Brief von DHL und dem Zoll. Ich solle DHL 28,50€ in den Rachen werfen, dann würden sie alles für mich regeln, las ich da. Klingt nach Schutzgelderpressung. Beim Zoll das mussten Parfumproben von Régime des Fleurs sein, die ich wieder ganz naiv bestellt hatte, ohne mir über die Zollfreigrenzen Gedanken zu machen. Am liebsten wäre ich sofort zum Zoll gefahren. Mit dem Zug, denn ich habe kein Auto. Ich hatte aber noch einen Termin um 14Uhr, der bis fast 15Uhr dauerte und der Zollschalter liegt 21 Kilometer entfernt in der nächsten Stadt und macht um 16Uhr zu. Man konnte mich deutlich fluchen hören, als ich um 14Uhr55 am Bahnhof stand und kein Kleingeld hatte, um mir eine Fahrkarte zu holen. Die Bankkarte wollte der Apparat nicht haben (ich ließ mich später belehren warum und wieso und hätte den ganzen Kaufvorgang noch einmal von vorne beginnen müssen). Hinter mir eine Schlange von Leuten, die es auch total eilig hatten und neben mir ein Techniker, der den einzigen anderen Fahrscheinautomat wahrscheinlich reparieren sollte, aber lieber die sozialen Vorgänge in der Schlange beobachtete und Technikerdenkmal spielte. Ich gab auf. Gut so, denn ich hatte gar nicht die nötigen Papiere dabei.

Eigenes Foto. Ein Zug wird kommen und der bringt mir nicht nur die eine, sondern sogar mehrere Proben, beziehungsweise eigentlich bringt er ja mich, aber dann kommt er nicht, sondern geht. Seufz. Was solls.

Zuhause rief ich den Zoll an und diesmal ging jemand dran. Ich hatte es vorher schon vergeblich von unterwegs versucht. Eine sehr nette Frau erklärte mir jetzt, was ich tun muss, um an meine Parfumproben von "Rehgieme dess Fleurs" für 35$ zu kommen. Ich brauche Belege über den Verkauf und die Bezahlung, meinen Ausweis brauche ich natürlich auch. Könnte ja jeder kommen und die Zollgebühren für irgendwen anders bezahlen.

DHL hatte mir gedroht, ich habe 7 Tage Zeit, um ihnen 28,50€ zu bezahlen, damit sie alles regeln. Es klang so, als müsse ich 28,50€ zahlen UND innerhalb von 7 Tagen pünktlich beim Zoll erscheinen, sonst geht alles zurück nach Amiland. Stellte sich dann aber heraus, dass die 28,50€ nur die Gebühr sind, die man entrichten muss, damit man keine nervigen Fahrten machen muss.

Dann habe ich natürlich nachgeschaut, wo die Zollfreigrenze liegt, sie liegt bei einem Warenwert von 22€ für Länder, die nicht in der EU sind. 35$ sind ungefähr 30€. Bei einem Wert über 22€ muss man Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 19% zahlen. Ja Danke auch. Man sollte also schon deshalb nur innerhalb der EU kaufen.

Bei meinem Dienstplan habe ich überhaupt keine Chance jemals vor 16Uhr am Zollschalter zu erscheinen, aber der Zoll hebt meine Proben 90 Tage lang auf, bevor er sie zurückschickt. Ab Tag 12 kostet jeder Tag beim Zollamt 50 Cents. Damit mietet man sich praktisch den Platz, auf dem das Päckchen steht. Und man muss außerdem Bescheid sagen, wann genau man sein Päckchen abholt. Ich hoffe inständig, das Zeug ist es wert (und enthält kein Tier). In wenigen Wochen habe ich Urlaub und werde ihn zu einem Ausflug zum Zollamt nutzen. Die Fahrkarte kostet mich natürlich auch noch etwas, aber insgesamt werde ich wahrscheinlich kurz unter 28,50€ an Zollausgaben bleiben. Es ist zum Haare raufen, aber stattdessen schreibe ich diesen Blogeintrag (die Haare werden ja auch nicht mehr). Stay tuned.. demnächst in diesem Kino.



15 Antworten

Weitere Artikel von Stanze