Strandkind

Ich kann die sehr schwachen Bewertungen dieses Duftes nicht nachvollziehen.
Mir gegenüber zeigt er sich überraschend gut.
Er öffnet mit süßem, aber nicht erschlagendem, Bergamotte-Orangen-Bouquet, geht dann über zu Muskat, der mit einem angebrochenen Wachholderstiel umgerührt wurde und orientalischer Pflaume(!) in Zimt und schließt Stunden später als Wohlfühlduft mit Patchouli, Amber und Labdanum. Letztere Chypre-Honig-Note kenne ich auch von dem wunderbaren Eau de Guerlain.
Gut, Gucci Made to Measure ist nicht laut und aufdringlich aber das bin ich auch nicht.
Er ist ein zurückhaltender charmanter Gentleman, ohne auch nur einen Moment langweilig zu wirken.
Und billige Mainstream-Aqua-Noten finde ich in dem Duft auch nicht, zumal ich diese hasse.
Auch das Duschgel und das Creme-After-Shave sind sehr angenehm und lassen mich gut in den Tag starten.

Der Duft ist zwar mit dem Urduft Aramis homme nicht vergleichbar, dennoch ist es ein schöner Begleiter durch den Tag.
Er beginnt pfeffrig mit holzigen Akkorden, anschließend vereint sich Lavendel mit Tahiti-Vanille. Dabei wirkt er frisch und klar.
Mir gefällt er.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich liebe diesen Duft, aber mein erster Eindruck, den ich beim Auftragen hatte, weckte Kindheitserinnerungen nach Babycreme.

Nach der Rasur greife ich in einen meerblauen Tiegel und trage die pasteuse Aftershave Creme auf. Sie zieht schnell ein und meine entspannte Haut duftet nach einer Mischung von Edel-Nivea, gepaart mit Honig, Leder, Lavendel und Sandelholz.
Vorsicht: Suchtgefahr!
Der Duft entwickelt sich über den Tag sehr harmonisch und ein dezenter Lavendelduft umhüllt den Träger.
Da ich auch noch den Duft im Pumpzerstäuber besitze, helfe ich dem Creme - Aftershave hin und wieder mit einem Sprühstoß aus dem Spender nach.
Mein zweieinhalb Jahre alter Sohn sagt jedesmal , wenn ich diesen Wohlfühlduft auftrage: "Riecht dut!"
Und dieser Expertise schließe ich mich an.

Ich habe mir diesen Duft, gemeinsam mit der fetten Aftershave Creme von Panama 1924 beim Barbier Boellis in der Via Vetriera Chiaia, 9, gekauft, kurz nachdem ich mir den Luxus eines Herrenhaarschnitts gegönnt habe.
- In Zusammenhang mit einem Urlaub in Kampanien im Jahr 2014.
Der Duft war damals erst vor kurzem entwickelt worden und ich war ihm, nach kurzem Aufsprühen, direkt verfallen.
Er öffnet zitrisch, wird dann aber schnell voluminös durch die Rum, Koriander und Zimt Komponenten.
Über den Tag bleibt ein angenehmer Zedernholzduft, wie ein Schuhspanner, der aus handgemachten Schuhen gezogen wurde. Meine Frau sagt zu ihm "Bleistift-Duft". Doch diesen Eindruck teile ich nicht, da diese feine Komposition doch komplex ist und andere Bestandteile wie Vetiver, Moschus und weitere Gewürze den Zedernholzduft stützen. Er hält sich lange. Im Tagesverlauf entwickelt er sich zum wunderschönen und sehr feinen Herrenduft. Auch das After-shave ist klasse, pflegt wunderbar und der Duft hält sich lange auf der Haut.
Er ist auch im Büroalltag sehr angenehm tragbar.

Ich bin Jahrgang 1966 und ein bekennender Freund von Düften aus den 80ern. Denn das war meine Zeit.
Santos de Cartier begleitet mich seit Mitte der 80er und hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.
Er startet atemberaubend stark und entwickelt sich nach kurzer Zeit zu einer komplexen Duftkomposition, die sich harmonisch mit meinem eigenen Körpergeruch verbindet. Nur wenige Düfte kommen an ihn heran. Meine ebenso geschätzten Alternativen sind Luciano Pavarotti pour homme und Habit Rouge von Guerlain. Diese reichen an Komplexität und perfekter Abstimmung der Inhaltsstoffe an Santos de Cartier heran. Pavarotti hat auch einen ähnlichen Stil.