So, dann mach ich mal den Anfang bei Guccis Neuerscheinung Made to Measure. Gleich vorweg: NEUerscheinung triffts nun nicht wirklich, doch dazu gleich mehr. Ich hatte mich gefreut wie Schnitzel, auf den neuen Gucci Duft. Ich mag die aktuelle "contemporary" Philosophie von Gucci ganz gern, deswegen find ich auch die neueren Düfte nicht ganz so mies wie viele andere, obwohl man natürlich dazu sagen muss, dass sie an die alten Großkaliber nicht herankommen. Aber Frida Giannini find ich eine ganz coole, lässige Chef-Designerin, oder wie man heutzutage so schön sagt, "Creative Director".
Also, es geht los. Fangen wir mit dem an, was wir schon ein bisschen länger kennen, mit dem Flakon. Schon seit paar Monaten ist das Bild des Gefäßes mit dem Maß-Wässerchen auf Parfumo zu bewundern. Zugegeben: Der ist absolut vorzeigenswert, aber wenn man genauer hinsieht, ist er aus alten Gucci-Bauteilen zusammengebastelt. Der Flakon an sich, ist der gleiche wie schon bei Gucci by Gucci Pour Homme und beim Sport. Der Sprüher ist auch genauso mikrig und powerless. Da ist echt der Zeigefinger dünn, bis man merkt, dass man etwas aufgesprüht hat. Die Farbe ist vom Gucci Pour Homme II und auch nicht unbedingt hässlich, im Gegenteil: Ich finde der würde mein Duftregal schön zieren, doch ob er das wirklich tun wird in der Realität, ist noch fraglich, da muss ich meine Nase noch von überzeugen, die Augen haben auf jeden Fall schon mal ihr OK gegeben. Der Schriftzug ist von dem Frauen Duft Première. Dieser dünne zackige Gucci-Schriftzug ist auch hier nicht unbedingt ganz ursprünglich. Man hat sich also allein beim optischen schon einmal fast durch die ganze Flaconwelt von Gucci gewurschtelt, doch das Ergebnis ist überzeugend. Ich finde eh, dass Gucci-Flacons mit die schönsten sind.
Made to Measure kommt wie Première aus der Mode-Vergangenheit von Gucci. Beides sind Modelinien und beide Düfte sollen auch zusammen ein Paar bilden, also jetzt nicht, dass einmal Pour Homme und einmal Pour Femme draufsteht, sondern etwas subtiler, über die Modelinien. (Weiß jez nicht, ob Prèt-à-porter oder Haute-Couture.)
So, was sagt die Nase zu der ganzen Angelegenheit? Im Prinzip gehts olfaktorisch so weiter, wie es visuell aufgehört hat. Auch beim Duft lassen sich manche Anleihen an Bekanntes, teils genuin Gucci, teils von woanders her aufgenommen, ausmachen. Anfangen tut der Duft Zitrisch. Das ist das Entrée, und zwar hat man als sicheren Steigbügel was gewählt? Richtig, die Kopfnote von Guilty. Nicht ganz 1 zu 1, sondern ein bisschen aufgehellter, weil bei Guilty ganz schnell Kopf- Herz- und Basisnote zusammengeschoben werden und ich den Amber mit als Duftnote ausmach, und mich hier an Guccis eigene Duftpyramide halte und nicht von der hier von Parfumo ausgehe. Naja, also Bergamotte, Orangenblume, Lavendel. Lavendel ist hier nur nicht so wirklich dominant, eher, leider nicht kratzige (im positiven Sinne), raue Bergamotte und die Orangenblüte. Die Kopfnote hält länger als bei Guilty, doch dann kommt ab und zu der Amber zum Vorschein. Die Duftentwicklung ist hier mehr in die Länge gezogen als bei Guilty, dort ist sofort Land-unter. Auch wenn hier der Amber in der Basisnote ist, ist es der Amber, der die ersten leichten Schattierungen bringt. Also sind wir im Moment bei Bergamotte, Orangenblüte und Amber. Die Wasserlilie konnt ich nun nicht ausmachen, sorry, da hatte meine Nase echt alles gegeben, aber was Wasserlilie angeht, da war sie auch ratlos und lies die (Nasen)Flügel hängen. Die Wacholderbeere, oder etwas herbes, so differenziert wird die Wacholderbeere nicht geboten, lößt die Bergamotte ab, so dass die ganze Veranstaltung nicht abdriftet und stabil bleibt. Dazu kommt der Muskat und plötzlich wurd mein Richer total aufgeregt. Hier wurde MRE (meines Richers erachtens) bei so einer Boss Kugel geklaut. Sofort schleift mich mein Richer in den nächsten Karstadt und schnubbert an dem grau-orangen Boss Motion. Und siehe da, auch hier ist Zimt und Muskat im Spiel. Das Würzig-Fruchtige könnte von Boss Motion herrühren. Es kommt mir so vor, als ob es einen Trend gebe, alte Klassiker, die nicht mehr so oft getragen werden, und man gar nicht mehr so genau weiß, was das eigentlich war, neu gebraucht werden. Und zwar als etwas, was man in etwas Neues einbaut und doch nicht ganz unbekannt zu erscheinen. So auch bei Armani Code Ultimate. Armani Code + Armani Mania (Ich weich von dieser meiner Theorie nicht ab :)
In der Basis ist dann nicht mehr so wirklich viel los. Bei Boss angekommen, klingt der Duft langsam aus. Etwas schwerer geworden ist er, das kann man ihm zu Gute halten, obwohl wirklich gewichtig auch etwas anderes ist. Also Leder da rauszuschnuppern? Naja vielleicht gaaaaanz leicht, ganz fein. Gucci Première? Patchouli kenn ich zum Glück auch anders, im Prinzip gehts einfach würzig-herb weiter, wird undifferenzierter und undeffinierbarer und dann ist aus. Haltbarkeit des Ganzen? Auf der Haut vielleicht 5-6 Stunden, der Duftstreifen hält gut durch bei mir, aber am Ende ist auch nur etwas undifferenziertes wahrzunehmen.
Haltbarkeit also vielleicht 5 von 10 Punkten (Ok, mit bisschen Wohlwollen)
und Projektion ist leider nur bei vielleicht 3 von 10 Punkten, wahrlich kein Sillage-Monster, und das alles bei vielleicht 15 Sprühstößen.
Der Preis ist noch frech, glaub die wollten 49 Euro für den 30 ml Travel-Spray, naja wer´s hat, da spar ich lieber auf meinen Keiko Mecheri.
Meine Theorie ist, dass das hier der Männer Weihnachts Motor Duft für Gucci sein soll, als Herbstduft kann ich ihn mir vorstellen, und als Weihnachtsgeschenk für Hobby-Nasen allemal OK.
Alles in Allem: Ein Duft, der aus Altem etwas Neues machen möchte, dabei das Rad nicht neu erfindet, sondern nur bekannte Parameter anders herumschiebt.