Strapunzl

Strapunzl

Rezensionen
Strapunzl vor 9 Monaten 28 5
8
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Meine Essenz
Erschöpft nach 1,5 Stunden Einschlafbegleitung, entschlossen dem Abend trotzdem noch ein wenig kostbare Me-Time abzugewinnen. Duschen, kopfüber in ein seidiges Nachthemd und rein in das frisch überzogene Bett. Den Kindle in der Hand geht die Auswahl los, wo verschlägt es mich hin. Outlander, Teil 1. Die letzte Schottlandreise ist schon zu lange her. Ich bin noch nicht besonders weit als ich über einen Namen stolpere. L‘heure bleue. Die blaue Stunde. Ich lege den Kindle beiseite und schaue auf Parfumo. Ein Duft von Guerlain, La Petite Robe Noir durfte mich Mitte 20 kurz begleiten, ansonsten habe ich da noch an nichts geschnuppert. Ich lese weiter, der Name geht mir aber nicht aus dem Kopf. 2 Minuten vor Mitternacht bestelle ich - blind. Ich, die ich Düfte mit Safran mag, mit Weihrauch, schwer, mystisch ein bisschen wie eine Kirche riechen will.
Der Duft kommt am übernächsten Tag an, ich bin gespannt. Ich sprühe einmal und werde blass. Ich habe einen Fehlgriff gemacht, ich sehe vor mir alle Omas, die ich jemals gekannt habe, meine und die von Freundinnen. Ich hake es als Erfahrung ab, habe aber keine Zeit zum duschen. Nach nicht mal ganz 5 Minuten wird mir ganz anders. Ich fühle mich umarmt, ganz warm & behütet, geborgen im Duft der Vergangenheit, einer Zeit die irgendwie tröstlich scheint, war sie doch viel entschleunigter als die heutige. Vor dem Schlafengehen lege ich noch einen Sprüher nach. Ich schlafe so gut wie schon lange nicht mehr, L‘heure bleue begleitet mich frühmorgens in das Bad. Ich mache mich fertig, gehe zurück ins Schlafzimmer. Ich werfe einen Blick auf die zwei Männer, der eine groß, der andere noch ganz klein, friedlich schlafend, das Zimmer ganz sanft duftend nach L‘heure bleue. Nein, falsch. Ganz duftend nach MIR, nach dem was ich für die beiden sein will. Eine Insel, ein Anker, ein tröstliches Wort, eine zarte Berührung und unvergänglich. Zeitlos, das Ablaufdatum unbekannt, manchmal vielleicht nicht auf den ersten Moment die große Liebe aber unglaublich viel Potenzial zu wachsen.

L‘heure bleue, die blaue Stunde. Selten war ein Name so passend, selten hat mich ein Duft so berührt. Die Duftnoten zu beschreiben fällt mir schwer, das können andere besser. Ich kann nur meine Gefühle beschreiben wenn ich es trage und rieche. Ich fühle mich ganz bei mir, in mir und glücklich.
Die Haltbarkeit ist top, ich rieche ihn nach Stunden noch an mir, ganz hautnah zumindest. So ist es mir aber am liebsten, ich bin gerne da ohne mich aufzudrängen, eine große Sillage wäre mir wohl unangenehm.

Einzig schade, dass man die „alten“ Guerlains selten wo zum schnuppern erhält. Namen wie Mitsouko, Vol de Nuit, Samsara, Aprés L‘Ondée und Jicky wären ja auch soooo schön, aber hach. Es kann doch nicht jeder Blindkauf gut ausgehen?
5 Antworten
Strapunzl vor 1 Jahr 11 1
10
Flakon
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Verführerisches Understatement
Arancia La Spugnatura. Unter diesem Namen lancierte Acqua di Parma kürzlich seinen neuen, limitierten Duft. Er wird der „modernen“ Blu Mediterraneo Serie zugeordnet, deren Bergamotto di Calabria ein sehr präsenter Begleiter in meinem Leben ist.

Vor einigen Jahren gab es auch die Bergamotto La Spugnatura Edition zu kaufen – diese habe ich damals leider verpasst. Bei der „Spugnatura“ handelt es sich um ein spezielles Extrahierungsverfahren, das nur von wenigen italienischen Handwerkern ausgeübt wird. Der Duft startet meiner Meinung nach sehr ungewöhnlich, am besten beschreibt es hier das Zitat meiner Schwiegermutter „Wow. Der riecht ja sofort gut, da muss man ja gar nicht warten?“. Arancia La Spugnatura ist gleich eines: präsent. Man wird sofort von Orangenduft eingehüllt, dem Duft der entsteht, wenn man die Orangenschale aufbricht. Die ätherischen Öle die leicht klebrig die Hand umhüllen, die intensiv duften und ein Erlebnis der Sinne versprechen. Die starke Kopfnote kann ich eine gute Stunde wahrnehmen. Zitrische Düfte werden jedoch nicht umsonst oftmals mit Schmetterlingen verglichen. Meist verfliegen sie schnell und sind recht bald nur noch in Hautnähe zu erahnen. Darin kann meiner Meinung nach jedoch auch ein Vorteil liegen – man kann nachsprühen ohne befürchten zu müssen bei irgendjemandem in der Nähe Migräne auszulösen. Der Drydown des Parfums ist es jedoch der mir wirklich zusagt. Hier rieche ich die Bittermandel, den Moschus und kann die Zeder erahnen. Der Duft wird an mir weich und zart. Meine Haut riecht nach Urlaub, nach Dolce Vita und nach Geld. Dem alten Geld, das auf Qualität achtet und dem Logos und schreiende Sichtbarkeit ein Gräuel sind. Acqua di Parma ist für mich das Epitom von Eleganz, die immer im Hintergrund schwebt. Wären die Düfte Kleidungsstücke so wären sie maßgeschneidert, schlicht und doch raffiniert, qualitativ hochwertig und langlebig. Es ist nichts Offensichtliches daran und doch merkt ein jeder, dass hier etwas Besonderes vorbeischwebt ….

Wer hier vorhat zuzuschlagen sollte jedoch zweierlei bedenken: am besten nicht zu sehr verlieben, da der Duft limitiert ist und: schnell sein. Das Dufthaus meines Vertrauens hat nur 12 Exemplare zur Verfügung gestellt bekommen. Am nächsten Tag bei meinem Besuch waren noch 3 Stück vorhanden, nach meinem Besuch wird dieser Duft also nur noch zwei weitere Personen erfreuen.

PS: den Tipp meiner lieben „Dealerin“ will ich euch nicht vorenthalten: ein paar Sprüher des Parfums in die „Not a Bodylotion“ von Juliette has a gun und schon hat man den Duft in Cremeform und damit länger was davon.
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