TKO

Wakening Woods of Scandinavia - da ist schon der Name Programm und verspricht viel.
Tatsächlich kanner auch was - er macht mir direkt nach dem auflegen verdammt viel gute Laune - da hatte ich 4711 unterschätzt, bzw. schon lange nicht mehr auf dem Schirm.

Direkt nach dem auflegen nehme ich auf sehr angenehme Art recht intensiv Kräuter wahr, die ich mir gut in den Mischwäldern Skandinaviens vorstellen kann. Das ganze wird mit leichten unaufdringlichen Holznoten unterlegt.
Dabei erschlägt einen die Holznote nicht, sondern verleiht dem Duft etwas frisches, leichtes fernab der Schwere eines Weihnachts(tannen)baumes.

Mit den Herznoten tue ich mich etwas schwer und kann sie kaum bis gar nicht wahrnehmen, was dem Duft für meinen Geschmack keinen Abbruch tut.

Für mich hat er das Zeug zu einen Klassiker und ist allemal einen Test wert. Die Performance ist für ein Cologne auch sehr ordentlich.

Wichtig für mich - es ist ein sehr eigenständiger Duft, der sich wunderbar in meine Sammlung einreiht ohne dabei in eine Richtung herauszuragen.

Montagmorgen, bereits leicht genervt, da ich den Terminkalender für die kommende Woche in der schlaflosen Nacht immer wieder durchgegangen bin. Trostlos. Der Zeit nachtrauernd, als Reisen noch auf der Agenda stand, als der Apero der Start in schöne, lange Abende war.
Geduscht und angezogen greife ich zu On the road, lege den Duft auf, schliesse die Augen und geniesse den Beginn einer wunderbaren Reise.

Man hört förmlich das Feuer, bei dem man im Rauch des Birkenholzes steht. Die Reise beginnt. Die Wärme des Feuers überträgt sich auf den Teer, der seine Aromen mit den des Birkenholzes vermischt.
Irgendwo in der ferne drehen die Reifen eines Autos durch.
Das Feuer neigt sich seinem Ende und ich lege meine Lederjacke um die Schultern meiner Begleitung. Wir entschliessen uns, den Abend in einer Bar fortzusetzen. Bei einem Drink mischt sich der Geruch von Tabak mit den Aromen des Birkenholzes und des Leders meiner Jacke.
Die wunderbare Nacht neigt sich dem Ende, die aufgehende Sonne ist bereits zu sehen. Im Gedanken an zukünftige Reisen, geniesse ich den Sonnenaufgang und den Duft von Zitrone und Lavendel.

Ich hätte nichts dagegen, würde die Reise immer so weitergehen. Mittlerweile ist der Vormittag schon etwas vorangeschritten und ich stelle fest, dass Homeoffice mit dem richtigen Duft erträglicher ist. Die Reise geht bis in den Nachmittag meines Bürotages und klingt dann ganz sanft aus.

Jetzt wird es Zeit noch ein paar Pendenzen des Tages abzuarbeiten. Am Ende stelle ich fest - so schlecht war der Tag eigentlich nicht.

Ich mag wohl so um die 8 -10 Jahre alt gewesen sein und durfte im Frisörsalon meiner Großeltern helfen. Es waren die großen ledernen Stühle im Herrensalon, ja die mit der Nackenlehne sowie die Streichriemen die mir heute noch allgegenwärtig und in meinen Gedanken präsent sind.

Der Damen- und Herrensalon waren penibel getrennt; für jedes Geschlecht eine Eingangstüre.
Das Rasiermesser wurde abgezogen und der Bart eingeseift und säuberlich rasiert, meist auch die Haare geschnitten. Der Damenbereich weckte nicht so mein Interesse, vielmehr war es die Routine, mit der mein Großvater die Rasiermesser für die nächste Rasur schärfte, welche mich in den Bann zogen.

Nun, etwas mehr als 40 Jahre später, fühle ich mich, dank des at the Barbers in diese Zeit zurückversetzt.
Wenn ich den Duft auflege dann habe ich den unverwechslebaren Geruch von Rasierseife in der Nase und wünschte er würde nicht vergehen.

Der Lavendel vermittelt mir das Gefühl von Reinheit- und Sauberkeit. Es schrieb mal jemand sinngemäß - als würde man ein frisches, weißes Hemd anziehen.
Der Auftakt ist genial und markant. Er macht dem Namen alle Ehre.

Leider, und das ist die einzige Kritik, kann er diesen für mich, genialen Auftakt nicht halten und flacht deutlich ab.

Dennoch ein Duft, der einen festen Bestandteil in meiner Sammlung ein nimmt.