Tom14

Tom14

Rezensionen
Filtern & sortieren
11 - 13 von 13
Tom14 vor 12 Jahren 6 4
10
Flakon
4
Duft
Zu Tode reformuliert
Der Flakon ist noch immer so zeitlos schön wie damals, als im Flakon noch das drin war, was heute noch draufsteht: EAU POUR HOMME. Doch was ist mit diesem Duft passiert? Er ist verlorengegangen. Was war das für eine Komposition, die sich auf unnachahmliche Weise von belebender Frische in eine warm-holzige Basis aus Sandelholz, Eichenmoos und noch einigem mehr gedreht hat! Das ist vorbei.
Ich habe in den letzten Wochen mindestens fünf Sprühversuche unternommen; die Flakons standen in verschiedenen Parfümerien, so dass ausgeschlossen werden kann, dass es sich um ein gekipptes Exemplar gehandelt hat. Statt belebender Frische dominiert hier als Kopfnote eine fest zubeißende, etwas billig schmeckende Zitrone. Und wer darauf wartet, dass sich in der Folge die Wendung in die samtene Holzigkeit vollzieht, kann warten, bis er schwarz wird. Das passiert in der aktuell erhältlichen Version nämlich nicht mehr.
Ich weiß nicht, wie oft der Duft reformuliert worden ist, aber sicher ist: Er ist totreformuliert worden. Ein Elend. Glücklich jene, die noch eine alte Version besitzen. Wer, animiert durch die – zurecht – positiven Kritiken der alten Komposition, mit dem Kauf dieses Duftes liebäugelt, muss allerdings gewarnt werden. EAU POUR HOMME existiert nicht mehr.
4 Antworten
Tom14 vor 12 Jahren 12 3
9
Duft
Der Wohltemperierte
Alle sehnen sich nach ihm, und wenn er da ist, geht das Gezeter wieder los. Zu heiß! Zu hell! Ich schwitze! Ich muss die Augen zusammenkneifen! Nein, der Sommer hat’s nicht leicht. Aber auch im schlimmsten Sommer gibt es diese Momente, in denen einfach alles stimmt und alle Elemente um einen herum nur den einen Zweck haben: den Menschen leicht zu machen. L’HOMME DE COEUR entspricht einer solchen wohltemperierten Sommerstunde. Ein Duft, der, wenn er Beine hätte, barfuß über einen warmen, sonnengesättigten Holzsteg im Sand gehen würde. Der, wenn er Haut hätte, eine permanente, sanft kühlende Iris-Brise spüren würde, die jedes Zuviel von Hitze sanft von der Haut bläst, ohne jemals frieren zu machen. Und der seine Augen, wenn er welche hätte, nicht zusammenkneifen müsste, denn es ist zwar sommerhell in dieser HOMME DE COEUR-Stunde, aber hier blendet nichts.

In mehreren Kommentaren wird die mangelnde Haltbarkeit als Grund zur Traurigkeit angeführt. Auch meine Nase macht diese Erfahrung manchmal schon nach drei, vier Stunden. Aber es gibt Trost: Wie mir zuverlässige Fremdnasen versichern, sei der Duft auch nach 8, 9 Stunden – relativ hautnah zwar, aber in seiner ganzen Schönheit – noch wahrnehmbar. Es scheint sich also nicht wirklich um ein Haltbarkeitsproblem zu handeln, aber offenbar gewöhnt sich die eigene Nase relativ schnell an diesen Duft.
(Bemerkung am Rande: Wenn man statt der Haut den Pulli oder das Hemd besprüht, verliert nach meinem Empfinden die warme Basis ein wenig an Kraft, und die kühle Note kommt stärker heraus.)

Ein fein ausbalancierter Duft auf warmer Holzbasis mit dezenter Iris-Kühlung.
3 Antworten
Tom14 vor 12 Jahren 9 7
4
Duft
Verschwitzte Zitrone
Es ist ja im Grunde eine schöne Sache und überhaupt viel zu selten, dass die Kopfnote auch nach Ablauf ihrer ihr zugemessenen Kopfnotenfrist ihr Köpfchen oben behält. Aber... wenn diese Begrüßungsnote wie im Falle von NEW YORK mit einer solchen Hartnäckigkeit vor und in der Nase herumtanzt wie eine Mücke, die sich einfach nicht abwimmeln lassen will und alles daran setzt, das arme Riechorgan mit Zitronengift lahmzulegen, dann reiht man sich doch ganz schnell wieder in die Riege derer ein, die die Basis für das Maß aller Dinge halten. Nur wo bleibt sie denn in diesem Falle? Der Sprühkopf meines 30ml-Flakons, den ich mir aufgrund der vielen überschwänglichen Kommentare gekauft habe, wird alle paar Tage mal wieder kurz betätigt – doch es stellt sich immer wieder dieselbe Enttäuschung ein: Die Zitrone gibt auf meiner Haut auch nach 5 Stunden noch klar das Kommando an. Und leider ist es keine belebende Zitrone, sondern eine, die zu lange zwischen alten Sofakissen (das Bild vom alten Sofakissen das Maris in ihrem Kommentar verwendet, gefällt mir gut) gelegen hat und bereits etwas faulig geworden ist. Sie sticht und müffelt zugleich. Dann taucht – endlich, aber nur für kurze Zeit – die warme und wirklich schön ausbalancierte Basis auf, die überall so hervorgehoben wird (aber nun wirklich überhaupt nichts Orientalisches an sich hat), um innerhalb der nächsten Stunde, ohne Abschied zu nehmen, einfach zu verschwinden.

Hier kommt mir ein Verriss von Apicius in den Sinn, der an ANTIDOTE kritisierte, er wolle nicht eine Stunde stinken, um dann mit einer schwächelnden Basis belohnt zu werden. Mir gehts mit NEW YORK so – mit dem Unterschied, dass ich hier das Gefühl habe, sogar 5 Stunden lang zu stinken, na ja sagen wir mal: ungut zu riechen. Da vermitteln uns unsere Nasen offenbar völlig widersprüchliche Eindrücke, finde ich doch, dass bei ANTIDOTE, das ich nach ersten Eindrücken für ein wenig unterschätzt halte, die wunderbare Basis sehr schnell emporsteigt und gut und gerne 8 Stunden lebendig bleibt.

Für einen wärmenden Duft ist mir bei NEW YORK die Basis zu schwach.
Für einen belebenden Sommerduft hingegen ist mir die zitrische Kopfnote viel zu verschwitzt.
7 Antworten
11 - 13 von 13