Tüdellütti

Meine erste Begegnung mit Eden war die wohl erschreckendste, die ich bis dahin mit Parfum hatte. Meine Neugier für Chacharel durch Anaïs Anaïs und Lou Lou geweckt, wollte ich wissen, was dieses Parfumhaus noch zu bieten hat. Doch auf das, was mich in diesem grünen Flakon erwartet, war ich definitiv nicht vorbereitet.

Nach dem ersten Sprüher verdeutlichte sich direkt ein ganz klares Bild vor meinen Augen: Überreife Früchte ,schon leicht faul, in einem stickigen, warmen Badezimmer in den Abfluss gedrückt. Ein modrig feuchter Gestank, vermischt mit einem viel zu süßen Fruchtgeruch. Sofort war ich mir sicher, dass dies das schlimmste Parfum sein muss, das ich je gerochen habe. Wer trägt denn sowas? Ich schrieb es ab und wollte es vergessen...

...doch ich konnte nicht. Jedes Mal wenn ich die Chance hatte, testete ich es wieder und wieder. Aus der Faszination des Ekels wurde mit der Zeit Gefallen und irgendwann Liebe.

Heute ist es mein Lieblingsparfum für nasse Tage spät im Frühling und Sommer. Eden ist das Gefühl nach einem Regenschauer an einem warmen Morgen, der betörende Duft eines verschwenderisch großem Strauß exotischer Blumen, ein Füllhorn überströmend mit saftigen Früchten aber auch die feuchte Erde in einem tropischen Urwald. Die Aura die einem mit diesem Parfum umhüllt ist nicht zu unterschätzen, zu viel des Guten und der Regenwald verschlingt einen selbst und alles um sich herum. Nicht selten habe ich mich etwas übernommen und wurde bestraft, was besonders hart ausfällt, da Eden eine wahnsinnig gute Haltbarkeit hat und selbst nach dem duschen noch zu vernehmen ist.

Wie aus einer so starken Abneigung letztendlich eine meiner größten Parfumlieben werden konnte ist mir bis heute ein Rätsel, selbst wenn es nicht das erste oder letzte Mal war, dass sowas passierte. Momentan ist es auf Platz 4 meiner am häufigsten getragenen Parfums und ich liebe es jedes Mal nur mehr, wenn ich es aufsprühe.