Zoso

So, ich mache mich jetzt hier mal unbeliebt - ohne Rücksicht auf Verluste...

Habanita erfreut sich hier im Forum offenbar allgemein großer Beliebtheit, aber ich mag den Duft gar nicht.

Das hat zweifellos viel mit den falschen Erwartungen zu tun, die durch den Namen geschürt werden. Die Mutter einer Freundin hat früher oft Habanita getragen und ich habe einen schweren, leicht rauchig-vanilligen und etwas verruchten Orientalen mit dezenter Ledernote in Erinnerung.

Das hier hat damit nichts zu tun. Molinard hat den Begriff der Reformulierung weit ausgelegt und die Rezeptur des Duftes grundlegend verändert und im Grunde einen neuen Duft komponiert. Die oben angeführte Liste ist noch die alte, die neue Dufpyramidie führt völlig andere Komponenten auf und das riecht man auch. Vermarktet wird das neue Parfüm unter dem Namen des berühmten Klassikers. Das ist schlicht Veräppelung der Kunden, eine ziemliche Unverschämtheit und verdient allein schon einen empfindlichen Punktabzug.

Nun zum Duft selber. Wie gesagt, ich räume ein, dass mein negativer Eindruck auch mit enttäuschten Erwartungen zu tun haben mag. Nach dem Aufsprühen wird mir ein gigantischer, undefinierbarer Blumenstrauß ins Gesicht geklatscht. Das ist nicht schön, sondern einfach nur laut und eine Attacke auf mein Riechzentrum. Zu allem Überfluss ist der Blumenstrauß auch noch mit gefühlten fünf Kilo Puder bestäubt, das mir in die Nase steigt und heftigsten Niesreiz auslöst.

Das geht ungefähr eine halbe Stunde so, dann hat sich die Blumen-Puder-Attacke ausgetobt. Vanille und Patschouli treten hervor und mildern die lauten Blumennoten. Das ist schon besser, aber nicht überwältigend. Die Basis ist dann ganz schön. Wieder Vanille und Patschouli, etwas Amber und Moschus und mit viel gutem Willen vielleicht auch etwas Moos. Nicht übel, aber auch nicht unverwechselbar und herausragend.

Das Leder, das einige User beschreiben, kann ich im gesamten Duftverlauf nicht herausriechen. Das ist kein Wunder, in der neuen Rezeptur ist es nämlich auch gar nicht mehr drin. Gleiches gilt für die Früchte.

Ich möchte den Habanita-Fans den Duft wirklich nicht madig machen, aber dieses neue Habanita kommt mir vor wie ein Starlet, das sich mit den Federn einer verstorbenen großen Diva schmückt. Der Duft auf meinem Handgelenk weckt in mir den Wunsch, mit dem Finger auf diese junge Dame zu zeigen und zu rufen: "Die Habanita hat ja gar nichts an!"

Immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich Parfums wahrgenommen werden. Als Patschoulibombe empfinde ich den Duft nicht. Ich rieche vor allem sehr viel (etwas künstliche) Schokolade.

Direkt nach dem Aufsprühen schnuppere ich eine angenehme Kokosnote, die leider allzu schnell wieder verduftet. Dann kommt bei mir Vanille zum Vorschein. Den Patschouli nehme auf meiner Haut nicht dominant wahr, er hält vor allem die Vanille etwas im Zaum.

Die nicht gelistete Schokolade ist für mich der unbestrittene Hauptakteur des Duftes. Sie tritt nach wenigen Minuten hervor und hält an bis zum Schluss. Der Duft verändert sich dann nicht mehr und ist sehr, sehr süß. Für meinen Geschmack zu süß und - wie schon gesagt - ein wenig künstlich. Ich würde ihn nicht tragen. Allerdings habe ich in dieser Duftrichtung schon sehr viel künstlichere Parfums gerochen (siehe Incredible me, puh!).

Für mich der beste Duft von Yves Rocher und für Amberfans ein Muss! Ein sehr femininer, warmer und nicht zu schwerer Orientale.

Kopf- und Herznote sind schön würzig mit einer von Anfang an sehr präsenten Ambernote. Zum Ende hin wird der Duft dann süßer.

In der kalten Jahreszeit bei sparsamer Dosierung auch sehr alltagstauglich und durchaus im Büro tragbar. Im Frühling und Sommer einer schöner Duft für den Abend.

Assoziationen mit dem einst namensgebenden Champagner weckt dieser Duft bei mir nicht. Ich rieche statt dessen einen sehr typischen Chypre und habe deshalb sofort beim ersten Schnüff Klassiker dieser Duftrichtung im Kopf, wie etwa Diors Eau Fraiche oder auch Diorella.

Während diese Düfte für heutige Nasen jedoch ziemlich altmodisch und auf manche auch muffig wirken können, ist Yvresse eine moderne Interpretation dieses Genres.

Fruchtig ist der Duft auf jeden Fall, aber noch deutlicher tritt ein pudrige Note hervor, die wunderbar mit dem klassischen Chypreakkord harmoniert. Ein pudriger Chypre. Gefällt mir gut.

Wieso muss ich die ganze Zeit an Kirschen denken, wenn ich den Duft schnuppere? Dabei ist Kirsche gar nicht gelistet. Und doch steht mir die ganze Zeit eine große tiefrote Kirsche vor Augen. Spielt mir hier mein Geruchssinn einen Streich?

Trotz meiner Kirschassoziation ist das kein fruchtiger Duft, sondern ein süßer Florientale mit einem ordentlichen Schuß Vanille.

Einige der vorherigen Kommentatorinnen haben den Duft als schwer bzw. laut beschrieben. Das stimmt und es stimmt auch wieder nicht.

Schwer und vielleicht auch laut ist die Zusammenstellung der Komponenten. Die meisten Duftnoten sind bereits für sich genommen Schwergewichte. In gewisser Weise ist der Duft dementsprechend natürlich schwer.

Andererseits ist der Duft sehr körpernah, strahlt wenig ab und erschlägt auch die Mitmenschen nicht, wenn man mal einen Spritzer zuviel erwischt hat. Hätte ich nach anfänglichem Schnuppern nicht gedacht.

Ein schöner, warmer und sehr angenehm zu tragender Winterduft. Sehr hoher Wiedererkennungswert, keinesfalls 08/15-Einheitssuppe, wie so vieles, was in den Parfümerieketten und Drogerien so herumsteht.

Und das für so einen geringen Preis.... Der Duft war ein absolutes Schnäppchen. Ein 15 ml-Fläschen für knapp fünf Euro. Einerseits freue ich mich über dieses Schnäppchen, andererseits finde ich es traurig, dass dieser Duft regelrecht verramscht wird. Leider ist es ja so, dass etwas, was sehr wenig kostet in der Regel auch nur eine sehr geringe Wertschätzung erfährt. Und das hat der Duft wirklich nicht verdient.

Wieso geistert mir eigentlich dauernd diese Kirsche im Kopf herum?