Oud 2019 Eau de Parfum

Rupw00d
29.03.2023 - 08:08 Uhr
15
9
Preis
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft

Dunkler italienischer Anzug ohne Overdressment

Zum einjährigen Community-Geburtstag möchte ich gerne meine vierte Rezension verfassen, zumal sich ein dunkler Vertreter des Hauses Aqua di Parma dafür besonders hartnäckig aufdrängt. Bereits in meiner ersten Sample-Runde, ich kann mich noch erinnern, wie vorfreuig ich war, hat mir ein sehr freundlicher Parfumo den AdP 'Oud' als Bonus eingepackt. Nach einem Jahr habe ich schließlich erkannt, dass das hier unausgesprochen zum sympatischen Habitus gehört. In meinem Fall habe ich dadurch tatsächlich einen Duft kennengerlernt, der nenneswertes Signature-Potential ab dem Spätsommer für mich hat, zumal ich für die kälteren Tage einen insgesamt versatilen Duft gesucht hatte, allerdings gänzlich ohne Nuancen von süßen Komponenten. Letztere Facette kommt bei nur exklusiv in der Adventszeit in Form des PDM Herod zum Einsatz, danach reicht es mir wieder mit der Süße. Aufgrund der vielfältigen Arbeit mit Menschen fallen zudem opulente oder gar olfaktorisch fordernde, anspruchsvolle Oud-Kracher aus dem Beuteschema. Unter diesen nicht ganz leichten Prämissen ist der Aqua di Parma schließlich die logische Wahl.

Oud von Aqua di Parma ist aufgrund einer gewissen Autorität, leichter Mystik und der doch sehr exklusiven Kombination aus zitrischen Noten und Oud, wie ein 'dunkler maßgeschneiderter italienischer Anzug'; eher gemäßigt dunkel marineblau als gänzlich dunkel pechschwarz. Besonders aufgrund der Aqua di Parma DNA mit Bergamotte und Orange in der Kopfnote wirkt er aber niemals 'overdressed' und überfordernd. Das Wort 'Overdressment' vom Titel gibt es glaube ich nicht. Egal. Dieser italienische Anzug wird mit einem cleanen, frischen (und vielleicht hautengem) weißen T-Shirt kombiniert, was die Zusammenstellung doch angenehm auflockert oder gar erst richtig smart macht. Mir kommt es so vor, als wäre im anfänglichen Opening eher die Orange präsent, die Bergamotte indes länger durchhaltend. Was mich wundert ist, dass diese ansprechende Harmonie zwischen hellen Zitrusnoten und leicht dunklem Oud so selten auffindbar ist; für weiterführende Tipps dahingehend bin ich sehr dankbar. Leichtes Oud mit zitrisch-frischem Twist. Toll.

Das Oud ist wirklich deutlich zu erkennen, wirkt tief, trocken und holzig - es ist schon ein Keyplayer in der DNA. Dieser Eindruck kommt aber sicherlich auch aus der Kombination mit der Zeder - ein tolles hölzernes Duo. Das Sandelholz rieche ich glücklicherweise kaum, ich mag es eh nicht, wenn es im DD zu cremig wird. Das würde dem Duft auch nicht stehen. In zahlreichen Rezensionen wird ebenso ein Leder-Twist, obwohl nicht in der Duftpyramide angeben, vermerkt. Ich kann mir das nur einbilden, mindestens kann ich aber sagen, dass diese mögliche Nuance keinesfalls so stark ausgeprägt ist, wie bei einem 'Ombre Nomad' oder noch intensiver bei einem 'Nouveau Monde' vom selben Haus, wo übrigens auch keine Leder-Noten gelistet sind.

Die Haltbarkeit ist bei mir außerordentlich, ich rieche ihn noch abends auf der Haut und die Sillage ist mindestens gut! Nicht nur unter diesen Aspekten finde ich das P/L-Verhältnis für die 100ml höchst ansprechend, was es neben der tollen und exklusiven Duft-DNA leicht macht, ihn ins Signature-Sortiment aufzunehmen. Ab dem Spätsommer trage ich den Duft gerne als daily für Job und alltägliche Anlässe mit einer Sprühroutine von 5. Dieser Aqua di Parma bleibt seinem Haus mit dem zitrischen Twist treu und erzeugt mit seinem 'Oud' eine signifikate Duft-DNA, welche dadurch exklusiv, gleichzeitig aber nie zwanghaft orientalisch wird. Insgesamt deutlich mehr formell als für ein Date oder gar sportliche Aktivitäten. Für einen Mann, der beruflich und familär schon mitten im Leben steht und einen durch seine Komposition exklusiven Duft für die kälteren Tage ab dem Spätsommer ohne Nuancen von Süße sucht, ist dieser dunkle Aqua di Pama hochgradig empfehlenswert.
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