Adidas 1985 Eau de Toilette

Henriquatre
10.04.2024 - 15:47 Uhr
5
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft

Adi Dasslers bleibendes Erbe!

Adidas. Ein Name wie Donnerhall – naja, zumindest wie ein Name von früher, alte Bundesrepublik des mittleren 20. Jahrhunderts halt. Neulich sorgte die Nachricht für mittlere, aber dann schnell wieder abebbende Erregung, dass ab jetzt der ewige Ami-Konkurrent NIKE, und nicht mehr die Adi Dassler adidas Sportschuhfabrik im fränkischen Herzogenaurach die Trikots unserer Nationalmannschaft gestalten wird. Zeiten ändern sich.

ADIDAS. Das steht konkret für ADolf DASsler, der vor dem 2. Weltkrieg zusammen mit seinem Bruder Rudolf Sportschuhe produzierte. Nach dem Krieg zerstritten sie sich, und der Bruder gründete den Konkurrenten PUMA. Sportfrage der 1950er bis 1990er: Welchen Turnschuh trägst du? Bist du Team Adi oder Team Rudi?

Nochmal kurz was zur Namensgebung: Man machte es sich auf sympathische Weise einfach in der jungen BRD, wenn man eine Firma gründete. Haribo? Süßwarenfabrik HAns RIegel, BOnn. Aldi? Gebrüder ALbrecht DIscount, Essen. Milupa? Konditorei EMIL LUis PAuly, Frankfurt. TESA? ElSA TEsmer, Beiersdorf / Hamburg. Achja, und da wäre natürlich die ebenfalls bis heute bestehende TRIkotwarenfabriken GEbrüder MAyer, Burladingen – kurz: Trigema. Adi Dassler fügte sich insofern stimmig ein in das anbrechende Wirtschaftswunder der 1950er. Welcher Alex Haferkamp irgendwo hierzulande würde es heute noch wagen, mit der ALHAKA Klamotten oder Lebensmittel welcher Art auch immer unter eigenem Namen anzubieten, und das unabhängig von Marktanalyse und vermuteten Kundenbedürfnissen? Wie gesagt, Zeiten ändern sich.

SO, genug Vortext bis hier. Was macht Adidas heute? Viel: Die drei Streifen sieht man immer noch auf beliebten Turnschuhen. Man macht Düfte mit sportlich-sympathischen Namen wie Victory League oder Pure Game. Was man nicht mehr macht: Den Ur-Duft, mit dem die Duftproduktion der Adi Dassler-Firma begann. 1985 war’s, man nannte ihn – wie? Na, wie wohl: Adidas halt.

So, nach wie üblich langer Vorrede – jetzt zum Duft. Das Zeug bekommt man nur noch Vintage und zum zehnfachen damaligen Preis (Euro-Umstellung nicht mitgerechnet). Zeiten ändern sich. Wenn man es wagt… bekommt mal allerdings ein Stück Zeitgeschichte. Das Zeug ist aus meiner Sicht genial komponiert: EINERSEITS merkt man, dass hier voll das Duftgepräge der Zeit dominiert – viel kräuterige Würze, ein wenig Zitrus, Mitte aus meiner Sicht etwas fruchtig, Basis leicht erdig – und ANDERERSEITS bekommt man den Eindruck, dass hier ein sehr fähiger Mensch die Duftnoten der umliegenden Edelhäuser so zusammenkomponiert hat, dass mehr good vibrations rauskommen. Klar, Jules Eau de Toilette , Antaeus Eau de Toilette usw. sind Meisterwerke – aber der hier benutzt ähnliche Stoffe, und trimmt sie mit ein wenig Beigaben auf sportlich. Aber sportlich nicht im Sinne von „hier bin ich“, sondern eher so: ruhig, lass mal machen. Da müssen wir durch, so isses halt, aber lass gut drauf sein dabei.

Bei keinem Duft bisher habe ich mich bisher so in meine 80er-Kindheit zurückversetzt gefühlt. Womöglich hat den irgendjemand um mich herum getragen, an den ich mich im Guten erinnere. Das verfälscht natürlich auch die Wahrnehmung. ICH SAGE deshalb. Geiles Zeug. Oder anders: Adi Dassler, lass mal mit der Nationalmannschaft. Is halt so, aber dein Duft bleibt.
3 Antworten