Jules 1980 Eau de Toilette

Jules (Eau de Toilette) von Dior
Flakondesign Dior
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8.3 / 10 230 Bewertungen
Jules (Eau de Toilette) ist ein beliebtes Parfum von Dior für Herren und erschien im Jahr 1980. Der Duft ist würzig-holzig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Ledrig
Animalisch
Fougère

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
KreuzkümmelKreuzkümmel EstragonEstragon LavendelLavendel BergamotteBergamotte
Herznote Herznote
BasilikumBasilikum GartennelkeGartennelke ZederZeder AlpenveilchenAlpenveilchen JasminJasmin RoseRose SandelholzSandelholz
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos LederLeder MoschusMoschus WildlederWildleder AmberAmber TonkabohneTonkabohne

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.3230 Bewertungen
Haltbarkeit
8.2195 Bewertungen
Sillage
7.9194 Bewertungen
Flakon
7.4191 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.871 Bewertungen
Eingetragen von Sani, letzte Aktualisierung am 19.04.2024.

Rezensionen

29 ausführliche Duftbeschreibungen
6
Preis
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Axiomatic

100 Rezensionen
Axiomatic
Axiomatic
Top Rezension 40  
Flucht ins 21. Jahrhundert
„Die Reanimation ist geglückt, ich kann es nicht glauben!“

„Keine weitere Zugabe von Epinephrin, sonst jagen wir ihn noch die Wand hoch!“

„Wie ist es nur möglich? Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!“

„Werter Kollege, dies sollte die Forschungsgelder locker machen. So eine Studie wird eine Sensation sein!
Verzeihung, die üble Mischung vom Burschen, mir wird ganz anders.
Entfernen sie den Flakon für ein paar Minuten!“

„Sollten wir lieber nicht abwarten, bis wir grünes Licht bekommen?
Die da oben werden nicht gerade amüsiert sein.
Wir können ihn wieder einfrieren.
Mir ist nicht ganz wohl beim Vorhaben.“

Sachte versucht der Forscher die Verbindung von Jules zu kappen.
Der Schlafende zittert am ganzen Körper wie auf Kommando.

Plötzlich reißt er die Augen auf!
Für einen kurzen Augenblick starrt er orientierungslos das Behandlungszimmer und die beiden Forscher in weißen Kitteln an.
Und dann springt er hoch, schlägt kurz um sich und flieht!

Im vor grellem Sirenengeschrei hallenden Treppenhaus stößt er den Wachhabenden zur Seite. Schäferhunde werden aus ihrem Zwinger gejagt, um die Spur aufzunehmen.

Das chaotische Geschrei der Klinik hinter sich lassend, biegt er hastig in eine dunkle Straße mit schummrigen Klamottenläden ein, splitternackt wie er ist, und sorgt für eine unbequeme Aufmunterung der schnarchenden Langeweile des Publikums.
Nur eine flache Dior-Ampulle an einem Lederriemen hängt am rechten Oberarm festgezurrt. Doch die Kanülen sind längst verloren gegangen während der Flucht.
Sein Puls wird schneller, das Atmen fällt ihm schwer. Schnell, er muss es unorthodox applizieren!

Zisch!

Seine Synapsen stimmen wieder, er ist erneut eingenordet. Er atmet volle Kanne diese rettende Bergamotte mit dem geilen Kreuzkümmel ein, der Lavendel so latrinös wie selten wird vom Estragon ein wenig kaschiert. So wie Pariser Pissoirs gerade mal so diskret wie möglich in der Vergangenheit waren, knieabwärts anatomische Publikumsmagneten.

Schnell, Textilbedeckung muss her!
Die Angestellten des morbiden Jeansladen schweben wie im Trance und lassen ihn gewähren.
Das Nötigste wäre wohl fürs Erste erledigt, T-Shirt und schrittbetonte Blaustoffkaschierung.
Herrenlose Schleicher erleichtern ihm das schnelle Vorankommen.

An der Kasse winken ihm die fast ohnmächtigen The Jam Anhänger - ein verstaubtes Poster der Band hängt an der Wand - zustimmend zu und weisen ihm den sichern Fluchtweg, denn die Hundestaffel schnüffelt schon in der Ferne und fletscht gefährlich die Fangzähne.

„… And the public gets what the public wants
But I want nothing this society's got
I'm going underground…“

Mit seinem typischen stichelnden Alpenveilchen-Killergrinsen und einem Rosenkuss verabschiedet er sich augenzwinkernd von seinen Rettern und läuft elektrisiert davon.
Diese Kanaille!
Und was er für eine Markierung hinterlässt!

Er merkt das Aufkommen der trickreichen Stelle. Diese grünen Kräuter, allen voran der Basilikum, werden vom biologisch erweckten Jasmin, dem Leder und den Hölzern warm und benebelnd. Die gefürchtete Überhitzung des Sakralchakras!
Er passt nicht auf und…

Krach!!!

Er liegt vor einem Auto auf der Straße, der Fahrer, völlig schockiert, kniet neben ihm.
Glück im Unglück, nur eine kleine Schramme am Arm!

Er steht auf und fischt sich den starrenden Typen und zerrt ihn ins Auto.
Ein Martinshorn läutet bedrohlich unweit vom Unfallort.

„Los, Du muss mich hier wegbringen, sonst bin ich geliefert!
Die wollen mich verschwinden lassen!“

Braver „B beim heil heiligen ju Julius, ich habe di Dich angefahren! A Aber Du bist mi mir direkt vors a Auto ge gesprungen!
Ich muss die die po Polizei rufen!“

„Nix da! Mir geht es prima! Los, fahr endlich!“

B „A a aber, wo wohin bl bloß? Ha hast Du ge gerade wa Wasser ge gelassen? M meine Sitzbezüge!“

„Kiddo, das ist mein Duft, keine Bange. Toller Jasmin, was?“

Schnell, noch schneller, denn sie blieben von den Verfolgern nicht unentdeckt!

B „W wie h heißt denn diese pl pl Plörre? Ich br brauche lu Luft!“

„Jules, mein Retter. Kannst ihn aber auch Pisspott Lude nennen. Da ist er locker.“

B „Ra ra raus aus m meinem w wa Wagen!
D Du bist ja nicht ga ganz kn knusper!“

„Locker, mein Braver!
Der Jules tut Dir schon nichts.
Konzentriere Dich bitte, ich muss zum Rheinhafen!“

B „G gut, a aber nur w wenn Du a auf aufhörst z zu riechen!“

„Jeez, mach Dich mal locker! Wie soll ich das denn anstellen?
Außerdem, wenn hier jemand sich erklären müßte, dann aber gewiss Du, d d Du sto stotternde ha Haselnuss cr Creme!“

B „W we wenn i ich a aufg aufgeregt bin, dann st stott stottere ich!“

„Kinners, kein Wunder, wohl zu viel Ethylmaltol geschnüffelt, hä?
Boah ey, wer zwingt Dir diese süße Melasse auf?
Hier was aufs Bauchi!“

Zisch!

B „Bi bist Du ver verrückt?
Moment mal!
Boaaah, wie geil ist dann denn?
Mein Stottern ist weg!“

„Siehste? Lass Dich ruhig daran erinnern, dass es Dich auch in anders gibt!“

Bäääämmmm!!!

Sie werden vom verfolgenden, ordnungshütenden Einsatzwagen von hinten gerammt und geraten etwas ins Schleudern!

B „Na warte, die wissen nicht, mit welchem Freak sie es zu tun haben. Festhalten!“

Heulender Motor, quietschende Reifen, waghalsige Schlenker und schwups, sie verschwinden in Richtung Rheinhafen!
Sie haben die Polente abgehängt!

„Alter, Respekt!
Das ist der nicht ganz liebe Moschus, gell?
Der hat mich auch aus einer brenzlichen Situation vorhin gerettet!
Ich sage Dir, die moosige Basis wird extrem luderhaft mit dem Rest der notgeilen Substanzen!“

B „Yes! Schon Ewigkeiten her, dass ich mich so befreit fühlte!
Wieso ist denn die Polente hinter Dir her?“

„Du, die haben mich 1980 entführt!
Krass, gell?
Ich war gerade am Stand von Dior und hörte mir Tubeway Army vom Walkman an.
Da stand so ne dreckig geile braune Pulle.
Ich zisch zisch und dann…

Alles drehte sich, ich dachte, die Latrinen von ganz Paris am Hals zu tragen, voll krass das Zeug!

Klar, ich habe eine recht unrühmliche Tour abgelegt, aber was sollte ich machen?
Dass die Prüden sich getriggert fühlten, war nur logisch.
Ihre Security hielt mir dann ein Taschentuch mit Chloroform unter die Nase.
Ich wachte in einem Labor auf, festgezurrt auf einem OP-Tisch.
Ein Forscherteam hatte alle meine vitalen Daten genau studiert, mal mit, mal ohne Jules.
Dann ließen sie mich für ein paar Jährchen einfrieren.

Zwischendurch weckten sie mich dann auf, um weitere Tests durchzuführen.
Sie zeigten mir dann die veränderte Abfüllung meines geilen Duftes.
Du glaubst es nicht!
In einem Flakon im Stil von Diorella!
So nach dem Motto, den werden wir schon den Spaß verderben und umerziehen!
Renitent wie ich bin, durfte ich zur Strafe weitere Jahre schlummern.

Nächster Test dann mit dem Langweiler-Flakon von Higher Energy. Der ist jetzt wohl geblieben.
Nur bin ich dieses Mal denen ausgebüxt.

Deswegen muss ich zum Rheinhafen, da kann ich mich heimlich nach Rotterdam einschiffen, das wäre meine Rettung!“

B „Moment, sollen wir Freundschaft schließen?
Du hast meine Blockade gelöst!
Wenn Du wüßtest, wie viele Therapiestunden ich in den Sand gesetzt habe!

„High Five Mister!“

B „Hier, Du coole Kanalratte, ich habe ein Überraschung für Dich!“

Tipp tipp tipp am Bordcomputer.
Dann…

Are Friends Electric in der 2018er Remix-Version von Nena Parti!

„Wie geil ist das denn?
Na, merkst Du wie Jules mitschwingt?

B „Ich schwebe jetzt im Cyber-Tokyo von Jules!“

Am Rheinhafen heißt es dann Abschied fürs Erste nehmen.
Und Jules wird ihnen mit der geilsten Flucht ewig in Erinnerung bleiben.

28 Antworten
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
loewenherz

881 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 28  
Wir waren Helden
Es gibt Düfte, die erscheinen heute wie Relikte aus einer anderen Zeit - denen merkt man vom ersten Schnuppern bis zum letzten Nachklang und in jedem Augenblick dazwischen an, dass sie einer Welt entstammen, die es nicht mehr gibt. Sie alle - besonders die kommerziell erfolgreichen, die die Jahre und ihre Moden überdauerten - geben uns Zeugnis davon, wie das Bild des Mannes (und natürlich auch der Frauen) sich entwickelte.

Diors Jules hat fünfunddreißig Jahre überstanden und ist heute - Segen oder Fluch? - beinahe völlig verschwunden. In Frankreich gibt es ihn noch und im Berliner KaDeWe, wo ich ihn neulich noch mal einen schönen Wintertag lang trug. Ein wahres Geschwader ist er, gleichsam vergessener Blueprint von Saint Laurents berüchtigtem Kouros und des zahmeren, schon deutlich breitentauglicheren Caractère von Daniel Hechter, Fougère-Brüdern im Geiste und allesamt Relikte einer versunkenen Zeit, als Männer aussehen wollten wie Mark Spitz und Jürgen Hingsen, Alleinverdiener waren und samstags den Kombi, der noch Kombi und nicht Touring hieß, auf der Garagenauffahrt wuschen. Als wir Helden waren.

Jules ist von einer Kraft und Intensität, die eine nach den 90ern geschulte Nase leicht verstören kann. Man war nicht schüchtern damals mit Gewürzen, Hölzern, Krautigem - und ganz besonders nicht mit Viehischem, mit Zibet, Moschus, Bibergeil - sollten die Düfte für die Herren sich doch klar abgrenzen von jenen für die Damen. Ich nehme sofort Moschus wahr, er setzt ein Statement gleich zu Anfang und sortiert jene aus, die ihn nicht mögen - wie das so viele tun, die Tierisches ins Zentrum rücken und nicht nur zaghaft in die Basisnote mischen. Das Würzige und Holzige muss kraftvoll sein, um hier bestehen und dem Moschus Körper und Volumen und Gewicht entgegenstellen zu können. Der Duft bleibt lange fordernd, nachgerade anstrengend, erst am Ende seiner nicht unerheblich bemessenen Lebensdauer wird er zahmer, weicher, schließlich doch ein wenig süß.

Fazit: ein Duft wie ein Stier - brünftig, kompromisslos, unbezwungen. Für den, der sich einlässt auf einen wie ihn, der Schritt halten und ihn schließlich für sich gewinnen kann - ein Juwel!
8 Antworten
10
Haltbarkeit
9
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 27  
Riecht das noch, oder stinkt das schon?
16 Jahre nach dem großen Erfolg mit Eau Sauvage kam Dior mit einem neuen maskulinen Parfum auf den Markt: Jules (frz. umgangsprachlich für: der Kerl, der Galan, oder auch der Zuhälter). Die ‚Nase’ hinter diesem Duft: Jean Martel, der wenige Jahre zuvor mit Paco Rabanne pour Homme ein neues Genre begründete, das der aromatischen Fougères. Auch Jules ist ein aromatisches Fougère, und was für eines! Heute wiederum, 30 Jahre nach der Einführung von Jules liegt dieses Genre danieder, quasi im Wachkoma: zum Glück noch gerade so am Leben, aber auch nicht viel mehr. Ob dessen Revitalisierung eines Tages bevorsteht bleibt abzuwarten, aber angesichts des unbedingten Frischedogmas, das die Herrenparfümerie seit vielen Jahren beherrscht, fällt es mehr als schwer sich vorzustellen, dass der junge, metrosexuelle Mann von Heute statt zu Acqua di Giò wieder zu Yatagan, Kouros oder eben Jules greifen sollte. Nun denn, wir werden sehen: Moden kommen, Moden gehen, diese hält sich aber nun schon verdammt lange...

Zum Duft: der Gegensatz zu seinem Vorgänger, Eau Sauvage, könnte kaum größer sein! War letzterer noch ein frisch-herbes Chypre, elegant, dabei zurückhaltend im Auftritt, ist Jules eine echte männliche Diva: laut, fast schrill, alle Blicke auf sich ziehend, keinen Nebenbuhler duldend, von beinahe raumsprengender Präsenz (ähnlich gegensätzlich sind Chanels Pour Monsieur und dessen Nachfolger Antaeus!). Jules nicht wahrzunehmen ist schier unmöglich, aber die Konkurrenz war eben auch eine andere als zu Zeiten von Eau Sauvage.
Yatagan, Paco Rabanne pour Homme, Azzaro pour Homme, Halston Z-14, Patou pour Homme, das waren die Mitstreiter um die Gunst des Käufers – schwere, kraftstrotzende Düfte mit teilweise starken animalischen Akzenten (Azzaro, Yatagan). Da war ein schüchterner Auftritt nicht opportun und so versah man den neuen Duft mit kräftigen Muskeln, einem breiten Kreuz und einem deftigen Schuss Virilität. Wie schon für Eau Sauvage zeichnete René Gruau, der berühmte Illustrator und Freund Christan Diors, den Jules-Mann auf´s Papier, allerdings nicht als schmächtigen Jüngling von lässiger Eleganz, sondern als einen Schrank von Mann in schwarzer Lederjacke, mal alleine, mal eine blonde Frau in den Armen haltend, die ob seines Duftes in Ohnmacht zu sinken scheint.
Ob einem nun angesichts dieses Mannsbildes ('Fort et tendre' war der Werbeslogan) die Sinne schwinden oder nicht, dieser Duft hat es jedenfalls in sich. Kräftige Galbanum-Noten zum Auftakt, balsamisch abgerundet und mit ordentlich Pfeffer und einer Vielzahl von Kräutern gewürzt: Lavendel, Basilikum und jede Menge Salbei. Ein paar Blüten lugen unter all dem Grün hervor und ziemlich rasch wird das Geschehen von einem aufreizend animalischen Aroma durchzogen, das so seine Tücken hat. Russisch-Leder, herb-süßer Honig, Coumarin, Eichenmoos und etwas Amber beenden den Reigen.

Ein inhaltsschwerer Duft, der vor allem seiner animalischen Intensität wegen keinen ungeteilten Beifall findet, heute noch weniger als damals. Im Gegenteil: die meisten stößt er ab, sie fühlen sich häufig an den Geruch von Urin erinnert, an Katzenpisse, an Toilette im Allgemeinen. Selten findet sich jemand der diesem Duft uneingeschränkt Bewunderung zollt. Offenbar ist Jean Martel mit Jules ziemlich weit gegangen in Sachen animalischer Beimischungen, vielleicht zu weit, ich weiß es nicht. Mir geht es da auch nicht anders als den meisten – selten kann ich mich diesem Duft so richtig hingeben. In der Regel sprühe ich nur ein klein wenig auf das Handgelenk und begnüge mich mit einem Jules-Erlebnis im Kleinen. Das reicht mir dann auch meistens: ich bin begeistert und kurz darauf abgeschreckt, es ist – fast – immer das Gleiche. Ganz, ganz selten nur kann ich in diesen Duft förmlich hineintauchen, kann mich an ihm berauschen und ihn in allen Facetten genießen – zumeist steht mir dessen animalische Seite im Wege und ich, der Düfte mit ein bisschen ‚haut goût’ eindeutig schätzt, bin mir nicht mehr sicher: riecht das noch, oder stinkt das schon?

Diese, meine eigenen Unentschiedenheit hält mich dann letztlich davon ab Jules zu tragen, leider. Denn Jules ist, glaube ich, ein richtig gut gemachter Duft – man riecht die Qualität, der Komposition wie der Inhaltstoffe, förmlich. Dies ist, denke ich, auch der Grund warum Dior die Produktion dieses Duftes nie gänzlich eingestellt hat, er war immer zu haben, wenn auch nur an wenigen, ausgewählten Orten, zumeist in Frankreich und Belgien. Man machte sich sogar die Mühe den Duft den Regeln der IFRA gemäß zu reformulieren. Und so hat Jules auch diese Hürde genommen, ohne in den Orkus der vom Markt genommenen Düfte zu verschwinden – offensichtlich ist man sich bei Dior bewusst welchen Schatz man mit Jules im Portfolio hat!

Mein Fläschchen Jules (ich habe sogar ein zweites, da ich mal Angst hatte es würde eingestellt...) werde ich immer in Ehren halten, und mich weiterhin an ihm abarbeiten...
3 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
FabianO

1005 Rezensionen
FabianO
FabianO
Top Rezension 14  
Kräuterige, anfangs animalische Granate
In Paris, wo ich "Jules" gerade getestet habe, gibt es diesen älteren Diorduft in jeder halbwegs gut sortierten Parfümerie.

Bei uns gar nicht (mehr), und ich muss zugeben, nachdem ich ihn zweimal gründlich getestet habe, vielleicht nicht ganz ohne Grund.

Wer schon bei "Kouros" anfängt zu schreien, müsste hier regelrecht brüllen.

Etwas dermaßen Sauig-Animalisches habe ich noch bei keinem Parfum bisher gerochen. Die erste Viertelstunde wird dominiert von einer fast beißenden, wirklich urinig wirkenden Note. Dagegen ist YSLs Klassiker, den ich ohnehin ganz gut finde, fast schon Seife.

Moschus oder Jasmin oder beides in Kombi scheint die Wurzel des Übels zu sein, unheimlich grob und ungeschliffen, die satten Gewürze à la Kümmel und Estragon powern zusätzlich rein.

Nach etwa 20 Minuten beruhigt der Duft sich etwas, bleibt aber recht aufdringlich und herb-würzig-spitz.
Einen solch kantigen Duft hätte ich dem eher fein-weichen Dufthaus Dior gar nicht zugetraut.

Diverse Gewürze, Blumen, moosige und herb-ledrige Töne bestimmen den weiteren Verlauf, mit dem ich mich allerdings zu keinem Zeitpunkt wirklich anfreunden kann.

NACHTRAG: Mitterweile ist "Jules" in meine Sammlung eingezogen. Tatsächlich ein Duft, der eine gewissen Gewöhnung braucht, da schlicht und einfach der Kreuzkümmel anfangs mächtig herumwütet. Nach 20 min. allerdings wird er echt ein Guter, Männlich-Markanter, Würziger mit hintergründigem tierischem Anstrich.
3 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 24  
Klingende Konsonanten – ein Lotte-Lehmann-Duft
Für meinen Kommentar zu Lumière Noire pour homme hatte ich damals gestrenge Antworten geerntet, weil ich die beiden Sänger-Typen Lotte Lehmann und Emma Kirkby einander gegenübergestellt hatte. Wegen seiner… seiner… seiner „eleganten Kurkdjianität“ hatte ich Lumière Noire als Emma-Kirkby-Duft bezeichnet, dem es an einer mitreißend-sinnlichen Lotte-Lehmann-Komponente fehle. Von fachkundiger Seite wurde etwa angemerkt, Lotte Lehmann stamme halt aus einer Zeit, in der nun einmal anders gesungen worden sei. Na gut. Ich bin Amateur, kein Experte, da darf man sowas.

Dass meine Äußerungen zu Lumière Noire per saldo kältester Kaffee sind – inzwischen besitze ich den Duft – tut jetzt hier nichts zur Sache. Ich komme aus anderem Grund auf das Thema zurück.

Zunächst muss ich aber verblüfft hervorheben, dass ich „Jules“ ertragen, ja geradezu leiden kann. Meist habe ich mit den Düften seiner Epoche Schwierigkeiten, fühle mich damit als regelrecht peinlich berührter Zaungast eines Wettgrunzens oder als unfreiwilliger (und chancenloser!) Teilnehmer beim Eurovision-Brusthaar-Contest. Ein Grund für die unerwartete Sympathie mag technischer Natur sein. Ich habe meine Probe (vielen Dank an 0815abc!) als Glasröhrchen erhalten. Da wird zwangsläufig sparsamer dosiert - zwei bis drei kleine Tröpfchen, die freilich völlig genügen. Dann entfaltet der Duft die ihm innewohnende Wucht mit Niveau.

Nun lässt sich die erste Analogie bilden. Lotte Lehmann schrie nämlich auch nicht, das hatte sie nicht nötig. Wohldosierte Kraft ist eindrucksvoller. Wer dramatische Aufnahmen von ihr hört (ich empfehle den ersten Aufzug von Wagners „Walküre“ mit Lauritz Melchior als Partner; Link s. u.), kann erleben, welch‘ vokale Kür einst geboten wurde, als stimmlich noch nicht um die Pflicht gerungen werden musste. Da wurden die Mitlaute so zum Rollen, Summen und Vibrieren gebracht, dass die uralten Tonbänder mir textlich bald besser verständlich scheinen als manches knisterfreies Zigfach-Digital-Neu-Elaborat unserer Zeit. Klingende Konsonanten.

Das erklärt indes nicht, warum ich ausgerechnet auf die Lehmann komme und nicht auf eine oder einen der zahlreichen weiteren Hero(in)en jener glanzvollen Epoche des dramatischen Gesangs Anfang bis Mitte des vorigen Jahrhunderts. Dazu gleich, vorher Näheres zum Duft.

Ich muss eingestehen, dass es mir schier unmöglich ist, auch nur annähernd alle genannten Noten zu identifizieren. Daher erlaube ich mir Beschränkung auf einige mir wichtige Punkte.

Der grün-krautige Start wurde im Auftakt-Kommentar als Galbanum benannt. Mich erinnert er vor allem an Schwarze Johannisbeere, einen profilierten Garten-Stinker. Daneben kräftig-ernsthaftes Gewürz. Mit der Gartennelke wurde eine Protagonistin auserkoren, die fraglos sehr wenig floral wirkt. Nach einer Stunde rieche ich übrigens nicht nur Garten-, sondern außerdem Gewürznelke.

Folgerichtig hält sich die Rose im Hintergrund. Sie ist zwar recht gut spürbar, es handelt sich zudem um eine Sorte mit üppigem Aroma, aber sie kriegt bloß knapp ein Bein an Land gegen das ganze Grünen und Würzen. Etwas Tabakhaftes bilde ich mir zusätzlich ein.

Der Nachmittag setzt mit teerig-moosigem Getue noch einen drauf, doch trotz dieser formalen Verstärkung wird der Duft im Fortgang allmählich weicher, Beitrag von Moos und Moschus.

Der Lotte-Lehmann-Dreh nun besteht aus zweierlei: Eine Prise balsamischer Süße, mal mehr, mal weniger präsent, umschwebt ab dem späten Vormittag den Duft und gibt ihm einen Hauch von Wärme. Zimt? Oder vielleicht das angegebene Sandelholz? Wichtiger als die Süße ist allerdings, dass sich praktisch von Beginn an unter dem Grün eine nicht allzu aufdringliche, gleichwohl deutlich bemerkbar urinöse Note befindet, die erstaunlicherweise auf mich keineswegs abstoßend wirkt. Eine Spur pipihafter Wärme und verschmitzter Unanständigkeit, latent brünftig, vor allem zum Ende hin unterstützt vom Moschus, der den Duft zu vorgerückter Stunde auch beschließen wird.

Sinnlichkeit und Wärme, das ist es jetzt endlich. Musik-Produzent Walter Legge hatte befunden, er habe von Lotte Lehmann nie einen jungfräulichen Klang gehört. Nur um das klarzustellen: Es geht allein um die Künstlerin. Von einem der Stimme analogen Privatleben ist mir nicht das Geringste bekannt.

Wenn Lotte Lehmanns Sieglinde gurrend Siegmunds Gesicht besingt („Wie Dir die Stirn so offen steht, der Adern Geäst um die Schläfen sich schlingt…“), fühlt der Hörer die mühsam gebändigte Liebes-Glut (https://www.youtube.com/watch?v=eM_YSj1nfyA – 55:30). Alsbald stürzen sich die beiden derart leidenschaftlich aufeinander, dass (wie Joachim Kaiser es formulierte) „der Vorhang gar nicht schnell genug fallen kann.“
19 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

42 kurze Meinungen zum Parfum
AxiomaticAxiomatic vor 8 Monaten
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Stört es Dich nicht, nach tierischem Kreuzkümmel, urinösem Jasmin, geilem Estragon und tollen, ledrigen Hölzern zu riechen?
Willkommen! *
71 Antworten
Zauber600Zauber600 vor 4 Jahren
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Für mich der beste in diesem Genre (Antaeus, Kouros, Yatagan, Caractère, G-Man)
Refo gut gelungen
Männerduft! Geht immer noch!!
13 Antworten
SalvaSalva vor 1 Jahr
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Ein großartiger grün-herber Moosling
Mit maskulin-aromatischer Aura
&würzigem Hintergrund
Ein Herren-Duft den es so
heutzutage nicht gibt
22 Antworten
0815abc0815abc vor 9 Jahren
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Ein harter Kerl.Schroff,cool,wahnsinnig lässig und sexy.Nix für Jasager und Sockenstricker.
2 Antworten
ScentwolfScentwolf vor 4 Monaten
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Gewagter Auftakt mit Kreuzkümmel
Schönes Alpenveilchen dazu
Jasmin macht das Ganze ein bisschen schmutzig
Schere im Kopf?
Aber ja doch!*
24 Antworten
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Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Diskussionen zu Jules (Eau de Toilette)

Exhale in Herren-Parfum
Dann erschließen sich mir die überzogenen Preisforderungen in der Bucht etc. erst Recht nicht (um das ging es mir):wink: Ich meinte der Laden...
Subatomica in Herren-Parfum
danke für den Tipp, werde ich gleich mal anfragen ...

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