The Midnight Flower

Bracken Man 2016

Smoetn
07.04.2021 - 23:41 Uhr
17
Top Rezension
7
Preis
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft

Between Two Ferns

Auch wenn die bisherigen Kommentare zu „Bracken“ allesamt durchweg sehr gelungen sind, gab es jetzt doch seit ziemlich genau einem ganzen Jahr keinen Kommentar mehr, so dass ich mir dachte, dass ich dem Duft in Form einer Rezension einmal neue Aufmerksamkeit zuteil lasse.

Selten habe ich einen Duft gerochen, der so naturgetreu und authentisch nach einem bestimmten Thema, hier „Farn“, riecht. Der Name „Bracken“ bedeutet ins Deutsche übersetzt, übrigens genau das, also Farn. Dabei finde ich den Namen für deutsche Ohren etwas unglücklich gewählt, da dieser mich immer an „Brackwasser“ erinnert. Aber keine Angst, damit hat der Duft nichts am Hut.

Farn - so also mögen sich Barack Obama oder auch Charlize Theron gefühlt haben, als diese zwischen zwei Farnen von Zach Galifianakis ins unverschämte Kreuzverhör genommen wurden. Für alle die diese durchaus gelungene Interview-Comedy-Reihe nicht kennen, sei ans Herz gelegt, sich einmal „Between Two Ferns“ auf YouTube anzuschauen.

Nun aber zum Duft.
„Bracken Man“ startet direkt sehr frisch und direkt „farn’ich“. Wem dem nichts sagt, kann sich wahlweise auch trockenes Stroh vorstellen, dies geht in eine ähnliche Richtung. Waldassoziationen kommen bei mir auch auf. Aber Wald ist ja nicht gleich Wald. Der „Bracken“ Wald ist kein dichter, dunkler, nasser Wald, sondern eher ein trockener, lichter Wald. Ich stelle mir hier einen See an einer Waldlichtung vor, an dessen Ufer der Farn wächst. Evtl. hat es auch gerade geregnet, aber nicht sehr stark, eher genieselt, und die Regentropfen kondensieren nun von dem von der Sonne beschienene Farn. Im Opening ist der Duft also sehr grün und Fougère -artig.

So verbleibt der Duft dann auch ca. zwei Stunden bevor sich dann eine leichte Süße dazugesellt. Das ist sicherlich der Zimt, der sich langsam nach vorne kämpft. Auch wird der Duft mit der Zeit etwas dunkler, etwas schwerer, erdiger, gewiss bedingt durch das Patchouli. So als ob die Sonne sich nun etwas stärker zurückzieht und es wieder zu Regnen beginnt. Nun steigt also der Geruch des feuchten Waldbodens mit in die Nase und ergänzt so den trockenen Farngeruch. Hier erinnert der Duft dann etwas an „Rain Wood“.

Nach leider bereits ca. 6-7 Stunden klingt der Duft dann holzig aus, hat dafür aber eine recht angenehme und wahrnehmbare Sillage in den ersten zwei Stunden; danach wird er relativ hautnah. Der Duft passt als Fougère natürlich perfekt in den Frühling bzw. Frühsommer, kann aber sicherlich auch gut das ganze Jahr über getragen werden. Der Duft eignet sich gut für Männer über 30, da er zwar ein Stück weit klassisch daherkommt, dies aber auf eine moderne Art und Weise, so dass ihn auch Jüngere tragen können.

Der Flakon ist Amouage-typisch ein Hingucker und kommt sehr qualitativ hochwertig rüber. Der aufgezeichnete Farn auf dem Flakon gehört zwar nicht zu meinen Lieblingsmotiven, aber passt natürlich perfekt zum Duft.

Apropos Amouage-typisch. Viele bezeichnen ja die neueren Amouage-Düfte gerne als nicht typisch für Amouage und verreißen den Duft allein schon deshalb. Ich persönlich finde es gut, dass Amouage versucht sich weiterzuentwickeln und auch gewagte Wege geht. Das Thema Weihrauch wurde ja mit Interlude, Jubilation, Epic und Journey Man auch genügend bedient. Auch wenn ich nicht alle Neuerscheinungen gut finde (ich kenne inzwischen relativ viele Amouage), gibt es doch auch tolle, gelungene neuere Düfte von Amouage. Und „Bracken Man“ gehört für mich ganz klar dazu, auch wenn er nicht ganz oben mitspielt.
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